12 Stücköfen. Der Kohlenverbrauch auf den Centner betrug 16,93 Kubikfuss. Ein Centner Eisenstein gab 36,66 Pfund Roheisen. Die Wasserräder folgender Hütten der Innerberger Hauptgewerkschaft wurden in Eisenerz von dem vereinigten Erz- und Lasitzenbach be- trieben: 1. der Altweissenberger, 2. der Rupprechtsche, 3. der von Wrbnasche, 4. der Jungweissenberger, und 5. der Wendensteiner Ofen.
Die Produktion in Vordernberg und Eisenerz zusammen giebt Kling- hammer 1774 auf jährlich 280000 Centner Roheisen. In Vordern- berg waren damals 12 bis 14 Flossöfen im Betrieb, welche 160000 Centner Roheisen lieferten. Die dortigen Öfen waren viereckig und ganz mit Steinzustellung, während die Eisenerzer einen weiteren elliptischen Quer- schnitt hatten und mit Thon ausgestampft waren. Erstere nannte man Steinöfen, letztere Blauöfen; letztere hatten die grössere Produktion.
Das Roheisen galt 1774 nur 1 Thlr. 6 Gr. 8 Pfg. der Centner. Der "Frohn" wurde sowohl vom Roheisen, wie vom geschlagenen Eisen erhoben. Es entfielen auf die Flossen 2/3 , auf das Graglach 1/3 . Er betrug für Flossen pro Centner 49 Kreuzer, für Graglach und Waschwerk 43 Kreuzer. Die Innerberger Kammer vereinnahmte 80000 Gulden im Jahre. Der Verschleiss hatte teils an die Hämmer der Hauptgewerkschaft, teils an die drei "Proviantmärkte" in Österreich zu Scheibs, Purgstall und Gresten, an die Stadt Weidhofen und an privilegierte "Extraparteien" statt.
Waren die Innerberger und Vordernberger Eisenhütten weitaus die wichtigsten in Steiermark, so waren es doch durchaus nicht die ein- zigen, vielmehr gab es in den obersteirischen Bergen noch eine Anzahl mehr oder weniger bedeutende Werke. Von diesen verdient das in der Radmär, 31/2 Stunden von Eisenerz gelegene, seiner Bedeutung und seines eigenartigen Schmelzofens wegen unsere Beachtung. Das reiche Erzvorkommen von Spat- und Brauneisensteinen im Buchek- oder Erzberg in der hinteren Radmär wurde 1711 von einem Berg- knappen Hans Adam Stangerer, der bei dem Kupferwerk Radmär in Dienst stand, entdeckt und von dem Verweser dieses Werkes, Johann Kappenberger, in seiner Bedeutung erkannt 1). Letzterer baute alsbald in der vorderen Radmär einen 16 Schuh hohen Blauofen, welchen er auf den beiden Seiten mit je zwei Spitzbälgen versah, von denen der Wind durch Lehmformen wirkte. "Die Formgewölbe waren zum Öffnen eingerichtet, und dieser zu jener Zeit geschickte Eisenhütten-
1) S. v. Pantz und Atzl, Beschreibung der Berg- und Hüttenwerke von Steiermark 1814, S. 328.
Österreich.
12 Stücköfen. Der Kohlenverbrauch auf den Centner betrug 16,93 Kubikfuſs. Ein Centner Eisenstein gab 36,66 Pfund Roheisen. Die Wasserräder folgender Hütten der Innerberger Hauptgewerkschaft wurden in Eisenerz von dem vereinigten Erz- und Lasitzenbach be- trieben: 1. der Altweiſsenberger, 2. der Rupprechtsche, 3. der von Wrbnasche, 4. der Jungweiſsenberger, und 5. der Wendensteiner Ofen.
Die Produktion in Vordernberg und Eisenerz zusammen giebt Kling- hammer 1774 auf jährlich 280000 Centner Roheisen. In Vordern- berg waren damals 12 bis 14 Floſsöfen im Betrieb, welche 160000 Centner Roheisen lieferten. Die dortigen Öfen waren viereckig und ganz mit Steinzustellung, während die Eisenerzer einen weiteren elliptischen Quer- schnitt hatten und mit Thon ausgestampft waren. Erstere nannte man Steinöfen, letztere Blauöfen; letztere hatten die gröſsere Produktion.
Das Roheisen galt 1774 nur 1 Thlr. 6 Gr. 8 Pfg. der Centner. Der „Frohn“ wurde sowohl vom Roheisen, wie vom geschlagenen Eisen erhoben. Es entfielen auf die Flossen ⅔, auf das Graglach ⅓. Er betrug für Flossen pro Centner 49 Kreuzer, für Graglach und Waschwerk 43 Kreuzer. Die Innerberger Kammer vereinnahmte 80000 Gulden im Jahre. Der Verschleiſs hatte teils an die Hämmer der Hauptgewerkschaft, teils an die drei „Proviantmärkte“ in Österreich zu Scheibs, Purgstall und Gresten, an die Stadt Weidhofen und an privilegierte „Extraparteien“ statt.
Waren die Innerberger und Vordernberger Eisenhütten weitaus die wichtigsten in Steiermark, so waren es doch durchaus nicht die ein- zigen, vielmehr gab es in den obersteirischen Bergen noch eine Anzahl mehr oder weniger bedeutende Werke. Von diesen verdient das in der Radmär, 3½ Stunden von Eisenerz gelegene, seiner Bedeutung und seines eigenartigen Schmelzofens wegen unsere Beachtung. Das reiche Erzvorkommen von Spat- und Brauneisensteinen im Buchek- oder Erzberg in der hinteren Radmär wurde 1711 von einem Berg- knappen Hans Adam Stangerer, der bei dem Kupferwerk Radmär in Dienst stand, entdeckt und von dem Verweser dieses Werkes, Johann Kappenberger, in seiner Bedeutung erkannt 1). Letzterer baute alsbald in der vorderen Radmär einen 16 Schuh hohen Blauofen, welchen er auf den beiden Seiten mit je zwei Spitzbälgen versah, von denen der Wind durch Lehmformen wirkte. „Die Formgewölbe waren zum Öffnen eingerichtet, und dieser zu jener Zeit geschickte Eisenhütten-
1) S. v. Pantz und Atzl, Beschreibung der Berg- und Hüttenwerke von Steiermark 1814, S. 328.
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Österreich.
12 Stücköfen. Der Kohlenverbrauch auf den Centner betrug 16,93
Kubikfuſs. Ein Centner Eisenstein gab 36,66 Pfund Roheisen. Die
Wasserräder folgender Hütten der Innerberger Hauptgewerkschaft
wurden in Eisenerz von dem vereinigten Erz- und Lasitzenbach be-
trieben: 1. der Altweiſsenberger, 2. der Rupprechtsche, 3. der von
Wrbnasche, 4. der Jungweiſsenberger, und 5. der Wendensteiner Ofen.
Die Produktion in Vordernberg und Eisenerz zusammen giebt Kling-
hammer 1774 auf jährlich 280000 Centner Roheisen. In Vordern-
berg waren damals 12 bis 14 Floſsöfen im Betrieb, welche 160000 Centner
Roheisen lieferten. Die dortigen Öfen waren viereckig und ganz mit
Steinzustellung, während die Eisenerzer einen weiteren elliptischen Quer-
schnitt hatten und mit Thon ausgestampft waren. Erstere nannte man
Steinöfen, letztere Blauöfen; letztere hatten die gröſsere Produktion.
Das Roheisen galt 1774 nur 1 Thlr. 6 Gr. 8 Pfg. der Centner.
Der „Frohn“ wurde sowohl vom Roheisen, wie vom geschlagenen
Eisen erhoben. Es entfielen auf die Flossen ⅔, auf das Graglach ⅓.
Er betrug für Flossen pro Centner 49 Kreuzer, für Graglach und
Waschwerk 43 Kreuzer. Die Innerberger Kammer vereinnahmte
80000 Gulden im Jahre. Der Verschleiſs hatte teils an die Hämmer
der Hauptgewerkschaft, teils an die drei „Proviantmärkte“ in Österreich
zu Scheibs, Purgstall und Gresten, an die Stadt Weidhofen und an
privilegierte „Extraparteien“ statt.
Waren die Innerberger und Vordernberger Eisenhütten weitaus die
wichtigsten in Steiermark, so waren es doch durchaus nicht die ein-
zigen, vielmehr gab es in den obersteirischen Bergen noch eine Anzahl
mehr oder weniger bedeutende Werke. Von diesen verdient das in
der Radmär, 3½ Stunden von Eisenerz gelegene, seiner Bedeutung
und seines eigenartigen Schmelzofens wegen unsere Beachtung. Das
reiche Erzvorkommen von Spat- und Brauneisensteinen im Buchek-
oder Erzberg in der hinteren Radmär wurde 1711 von einem Berg-
knappen Hans Adam Stangerer, der bei dem Kupferwerk Radmär in
Dienst stand, entdeckt und von dem Verweser dieses Werkes, Johann
Kappenberger, in seiner Bedeutung erkannt 1). Letzterer baute alsbald
in der vorderen Radmär einen 16 Schuh hohen Blauofen, welchen er
auf den beiden Seiten mit je zwei Spitzbälgen versah, von denen
der Wind durch Lehmformen wirkte. „Die Formgewölbe waren zum
Öffnen eingerichtet, und dieser zu jener Zeit geschickte Eisenhütten-
1) S. v. Pantz und Atzl, Beschreibung der Berg- und Hüttenwerke von
Steiermark 1814, S. 328.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 794. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/808>, abgerufen am 22.11.2024.
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