wärts, besonders nach Italien. Am Vordernberg hatten die Gewerke ihre Selbständigkeit bewahrt. Hier stand der Stückofenbetrieb in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts in hoher Blüte, wie Reaumur und Swedenborg bezeugen. Der Herzog von Orleans schickte 1719 einen Sachverständigen nach Vordernberg, um den Stückofenbetrieb an Ort und Stelle zu studieren. Es gab damals in Vordernberg (nach Swedenborg) 16 Stücköfen, während man um die Mitte des Jahrhunderts nur 14 Hüttenwerke zählte, welche folgenden Besitzern zugehörten: 1. Grasberger, 2. Georg von Pebal, 3. Hochkofler, 4. Stegmüller, 5. Gressl, 6. die Kommunität, 7. die Stadt Leoben (der Oberrobegger Flossofen), 8. Schragl, 9. die Stadt Leoben (der Unterrobegger Ofen), 10. Brandstätter, 11. Fürst Schwarzenberg, 12. von Ebenthal, 13. von Eggenwald, 14. Baron von Egger. Soviel Radgewerke es gab, soviel Grubenmasse bebauten dieselben in dem oberen Teile des Erzberges, welcher ca. 2/5 der ganzen Höhe ausmachte. Um die Mitte des Jahr- hunderts entschloss man sich endlich, die Stücköfen abzuschaffen und Flossöfen nach kärntner Art einzuführen. Dazu wurde man haupt- sächlich veranlasst durch den grossen Verbrauch an Holzkohlen, welche um so mehr im Preise stiegen, je mehr die Gegend um den Erzberg entwaldet wurde. Die Zahl der Stücköfen betrug damals in Eisenerz 12, in Vordernberg 14. Ein Teil derselben wurde 1750 und die übrigen 1762 abgeschafft.
Reaumur und Swedenborg haben den Betrieb der Stücköfen in Steiermark beschrieben. Wir haben zu dem bereits Mitgeteilten nur weniges nachzutragen. Die Erze des Erzberges hatten einen durch- schnittlichen Gehalt von 37 bis 38 Prozent; man teilte sie ein in Pflinz, Brauneisenstein und Ocker. Der Pflinz, das ursprüngliche Erz, war Spateisenstein, aus welchem die braunen Erze durch Ver- witterung gebildet waren. Da der Brauneisenstein am leichtflüssigsten war, so wurde er am meisten gesucht und in alter Zeit ausschliesslich verhüttet. Die Pflinze konnte man ungeröstet früher gar nicht ver- schmelzen. Sie erforderten stärkeren Wind und mehr Kohlen. Beim Stückofenbetrieb wurden sie überhaupt nicht verwendet. Auch wurde alles Erz in gemauerten Rostfeldern (Stadeln) geröstet.
Die Höhe der Stücköfen zu Eisenerz überstieg nicht 10 Fuss 1), weil die Erfahrung lehrte, dass durch grössere Höhe die Güte des Pro- duktes beeinträchtigt wurde. Die Weite des oft runden, oft viereckigen
1) Die Höhe der Stücköfen zu Vordernberg betrug nach Swedenborgs An- gabe 14 Fuss.
Österreich.
wärts, besonders nach Italien. Am Vordernberg hatten die Gewerke ihre Selbständigkeit bewahrt. Hier stand der Stückofenbetrieb in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts in hoher Blüte, wie Reaumur und Swedenborg bezeugen. Der Herzog von Orleans schickte 1719 einen Sachverständigen nach Vordernberg, um den Stückofenbetrieb an Ort und Stelle zu studieren. Es gab damals in Vordernberg (nach Swedenborg) 16 Stücköfen, während man um die Mitte des Jahrhunderts nur 14 Hüttenwerke zählte, welche folgenden Besitzern zugehörten: 1. Grasberger, 2. Georg von Pebal, 3. Hochkofler, 4. Stegmüller, 5. Gressl, 6. die Kommunität, 7. die Stadt Leoben (der Oberrobegger Floſsofen), 8. Schragl, 9. die Stadt Leoben (der Unterrobegger Ofen), 10. Brandstätter, 11. Fürst Schwarzenberg, 12. von Ebenthal, 13. von Eggenwald, 14. Baron von Egger. Soviel Radgewerke es gab, soviel Grubenmaſse bebauten dieselben in dem oberen Teile des Erzberges, welcher ca. ⅖ der ganzen Höhe ausmachte. Um die Mitte des Jahr- hunderts entschloſs man sich endlich, die Stücköfen abzuschaffen und Floſsöfen nach kärntner Art einzuführen. Dazu wurde man haupt- sächlich veranlaſst durch den groſsen Verbrauch an Holzkohlen, welche um so mehr im Preise stiegen, je mehr die Gegend um den Erzberg entwaldet wurde. Die Zahl der Stücköfen betrug damals in Eisenerz 12, in Vordernberg 14. Ein Teil derselben wurde 1750 und die übrigen 1762 abgeschafft.
Reaumur und Swedenborg haben den Betrieb der Stücköfen in Steiermark beschrieben. Wir haben zu dem bereits Mitgeteilten nur weniges nachzutragen. Die Erze des Erzberges hatten einen durch- schnittlichen Gehalt von 37 bis 38 Prozent; man teilte sie ein in Pflinz, Brauneisenstein und Ocker. Der Pflinz, das ursprüngliche Erz, war Spateisenstein, aus welchem die braunen Erze durch Ver- witterung gebildet waren. Da der Brauneisenstein am leichtflüssigsten war, so wurde er am meisten gesucht und in alter Zeit ausschlieſslich verhüttet. Die Pflinze konnte man ungeröstet früher gar nicht ver- schmelzen. Sie erforderten stärkeren Wind und mehr Kohlen. Beim Stückofenbetrieb wurden sie überhaupt nicht verwendet. Auch wurde alles Erz in gemauerten Rostfeldern (Stadeln) geröstet.
Die Höhe der Stücköfen zu Eisenerz überstieg nicht 10 Fuſs 1), weil die Erfahrung lehrte, daſs durch gröſsere Höhe die Güte des Pro- duktes beeinträchtigt wurde. Die Weite des oft runden, oft viereckigen
1) Die Höhe der Stücköfen zu Vordernberg betrug nach Swedenborgs An- gabe 14 Fuſs.
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[791/0805]
Österreich.
wärts, besonders nach Italien. Am Vordernberg hatten die Gewerke
ihre Selbständigkeit bewahrt. Hier stand der Stückofenbetrieb in den
ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts in hoher Blüte, wie Reaumur
und Swedenborg bezeugen. Der Herzog von Orleans schickte 1719
einen Sachverständigen nach Vordernberg, um den Stückofenbetrieb
an Ort und Stelle zu studieren. Es gab damals in Vordernberg (nach
Swedenborg) 16 Stücköfen, während man um die Mitte des Jahrhunderts
nur 14 Hüttenwerke zählte, welche folgenden Besitzern zugehörten:
1. Grasberger, 2. Georg von Pebal, 3. Hochkofler, 4. Stegmüller,
5. Gressl, 6. die Kommunität, 7. die Stadt Leoben (der Oberrobegger
Floſsofen), 8. Schragl, 9. die Stadt Leoben (der Unterrobegger Ofen),
10. Brandstätter, 11. Fürst Schwarzenberg, 12. von Ebenthal, 13. von
Eggenwald, 14. Baron von Egger. Soviel Radgewerke es gab, soviel
Grubenmaſse bebauten dieselben in dem oberen Teile des Erzberges,
welcher ca. ⅖ der ganzen Höhe ausmachte. Um die Mitte des Jahr-
hunderts entschloſs man sich endlich, die Stücköfen abzuschaffen und
Floſsöfen nach kärntner Art einzuführen. Dazu wurde man haupt-
sächlich veranlaſst durch den groſsen Verbrauch an Holzkohlen,
welche um so mehr im Preise stiegen, je mehr die Gegend um den
Erzberg entwaldet wurde. Die Zahl der Stücköfen betrug damals in
Eisenerz 12, in Vordernberg 14. Ein Teil derselben wurde 1750 und
die übrigen 1762 abgeschafft.
Reaumur und Swedenborg haben den Betrieb der Stücköfen
in Steiermark beschrieben. Wir haben zu dem bereits Mitgeteilten nur
weniges nachzutragen. Die Erze des Erzberges hatten einen durch-
schnittlichen Gehalt von 37 bis 38 Prozent; man teilte sie ein in
Pflinz, Brauneisenstein und Ocker. Der Pflinz, das ursprüngliche
Erz, war Spateisenstein, aus welchem die braunen Erze durch Ver-
witterung gebildet waren. Da der Brauneisenstein am leichtflüssigsten
war, so wurde er am meisten gesucht und in alter Zeit ausschlieſslich
verhüttet. Die Pflinze konnte man ungeröstet früher gar nicht ver-
schmelzen. Sie erforderten stärkeren Wind und mehr Kohlen. Beim
Stückofenbetrieb wurden sie überhaupt nicht verwendet. Auch wurde
alles Erz in gemauerten Rostfeldern (Stadeln) geröstet.
Die Höhe der Stücköfen zu Eisenerz überstieg nicht 10 Fuſs 1),
weil die Erfahrung lehrte, daſs durch gröſsere Höhe die Güte des Pro-
duktes beeinträchtigt wurde. Die Weite des oft runden, oft viereckigen
1) Die Höhe der Stücköfen zu Vordernberg betrug nach Swedenborgs An-
gabe 14 Fuſs.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 791. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/805>, abgerufen am 22.11.2024.
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