Es würde zu weit führen, die Geschichte der zahlreichen Eisen- verarbeitungen im einzelnen schildern zu wollen. Wir müssen uns auf kurze Notizen über einige derselben beschränken. Die Ver- wendung von Schmiedeeisen zu Baukonstruktionen war im vorigen Jahrhundert noch sehr gering. Öfter wendete man hierfür schon Gusseisen an, namentlich in England. Die erste bekannte selbständige Deckenkonstruktion von Schmiedeeisen rührte von dem französischen Baugeschworenen Ango her, der 1785 in einem Hause zu Boulogne Decken mit Hülfe eines Eisengerippes, bestehend aus mehreren durch Querstäbe miteinander verbundenen gesprengten Flacheisenträgern, hergestellt hatte. Diese wurden von einer besonderen Kommission der Pariser Akademie geprüft und vortrefflich befunden. Die Kon- struktion fand Nachahmung. Ango war auch der erste, der in Frankreich schmiedeeiserne Dachstühle konstruierte, worin ihm Labarre nachfolgte.
Über die Verwendung von Guss- und Schmiedeeisen zum Brücken- bau haben wir bereits berichtet, ebenso über die Verwendung von Schmiedeeisen zu Grubenseilen. Kettentaue statt der Hanfseile für Schiffe zu verwenden, hatte Philipp White in England 1634 zuerst vorgeschlagen, desgleichen Collin Mackenzie 1791.
W. Hancock zu Birmingham stellte 1790 die Kettenglieder aus Draht dar. Sonst waren in England gegossene Ketten um diese Zeit vielfach in Gebrauch.
Schlosser beschäftigten sich vielfach mit der Herstellung eiserner Geländer, Balkone u. s. w. Dieselben wurden zuweilen aus Blech aus- gehauen (balcons a tole ciselee). Die Schlösser selbst erfuhren eine wichtige Verbesserung durch Regniers Mahlschloss (cadenat a rou- leaux). Derselbe erfand auch die Schlüssellochdeckel (cache-entree). In Deutschland hatte Freytag zu Gera schon in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts die dreimal schliessenden runden Schlösser, welche in der Folge fälschlich französische Schlösser genannt wurden, angefertigt. Künstliche Kombinationsschlösser erfanden 1778 Boissier und der Prinz von Beaufond in Frankreich und Robert Barron in England. 1784 trat Bramah mit seinem berühmten Sicherheitsschloss auf.
Weitere Angaben werden bei den einzelnen Ländern folgen.
Stahl Ende des 18. Jahrhunderts.
Verarbeitung von Eisen und Stahl.
Es würde zu weit führen, die Geschichte der zahlreichen Eisen- verarbeitungen im einzelnen schildern zu wollen. Wir müssen uns auf kurze Notizen über einige derselben beschränken. Die Ver- wendung von Schmiedeeisen zu Baukonstruktionen war im vorigen Jahrhundert noch sehr gering. Öfter wendete man hierfür schon Guſseisen an, namentlich in England. Die erste bekannte selbständige Deckenkonstruktion von Schmiedeeisen rührte von dem französischen Baugeschworenen Ango her, der 1785 in einem Hause zu Boulogne Decken mit Hülfe eines Eisengerippes, bestehend aus mehreren durch Querstäbe miteinander verbundenen gesprengten Flacheisenträgern, hergestellt hatte. Diese wurden von einer besonderen Kommission der Pariser Akademie geprüft und vortrefflich befunden. Die Kon- struktion fand Nachahmung. Ango war auch der erste, der in Frankreich schmiedeeiserne Dachstühle konstruierte, worin ihm Labarre nachfolgte.
Über die Verwendung von Guſs- und Schmiedeeisen zum Brücken- bau haben wir bereits berichtet, ebenso über die Verwendung von Schmiedeeisen zu Grubenseilen. Kettentaue statt der Hanfseile für Schiffe zu verwenden, hatte Philipp White in England 1634 zuerst vorgeschlagen, desgleichen Collin Mackenzie 1791.
W. Hancock zu Birmingham stellte 1790 die Kettenglieder aus Draht dar. Sonst waren in England gegossene Ketten um diese Zeit vielfach in Gebrauch.
Schlosser beschäftigten sich vielfach mit der Herstellung eiserner Geländer, Balkone u. s. w. Dieselben wurden zuweilen aus Blech aus- gehauen (balcons à tole ciselée). Die Schlösser selbst erfuhren eine wichtige Verbesserung durch Regniers Mahlschloſs (cadenat à rou- leaux). Derselbe erfand auch die Schlüssellochdeckel (cache-entrée). In Deutschland hatte Freytag zu Gera schon in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts die dreimal schlieſsenden runden Schlösser, welche in der Folge fälschlich französische Schlösser genannt wurden, angefertigt. Künstliche Kombinationsschlösser erfanden 1778 Boissier und der Prinz von Beaufond in Frankreich und Robert Barron in England. 1784 trat Bramah mit seinem berühmten Sicherheitsschloſs auf.
Weitere Angaben werden bei den einzelnen Ländern folgen.
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Stahl Ende des 18. Jahrhunderts.
Verarbeitung von Eisen und Stahl.
Es würde zu weit führen, die Geschichte der zahlreichen Eisen-
verarbeitungen im einzelnen schildern zu wollen. Wir müssen uns
auf kurze Notizen über einige derselben beschränken. Die Ver-
wendung von Schmiedeeisen zu Baukonstruktionen war im vorigen
Jahrhundert noch sehr gering. Öfter wendete man hierfür schon
Guſseisen an, namentlich in England. Die erste bekannte selbständige
Deckenkonstruktion von Schmiedeeisen rührte von dem französischen
Baugeschworenen Ango her, der 1785 in einem Hause zu Boulogne
Decken mit Hülfe eines Eisengerippes, bestehend aus mehreren durch
Querstäbe miteinander verbundenen gesprengten Flacheisenträgern,
hergestellt hatte. Diese wurden von einer besonderen Kommission
der Pariser Akademie geprüft und vortrefflich befunden. Die Kon-
struktion fand Nachahmung. Ango war auch der erste, der in
Frankreich schmiedeeiserne Dachstühle konstruierte, worin ihm
Labarre nachfolgte.
Über die Verwendung von Guſs- und Schmiedeeisen zum Brücken-
bau haben wir bereits berichtet, ebenso über die Verwendung von
Schmiedeeisen zu Grubenseilen. Kettentaue statt der Hanfseile für
Schiffe zu verwenden, hatte Philipp White in England 1634 zuerst
vorgeschlagen, desgleichen Collin Mackenzie 1791.
W. Hancock zu Birmingham stellte 1790 die Kettenglieder aus
Draht dar. Sonst waren in England gegossene Ketten um diese Zeit
vielfach in Gebrauch.
Schlosser beschäftigten sich vielfach mit der Herstellung eiserner
Geländer, Balkone u. s. w. Dieselben wurden zuweilen aus Blech aus-
gehauen (balcons à tole ciselée). Die Schlösser selbst erfuhren eine
wichtige Verbesserung durch Regniers Mahlschloſs (cadenat à rou-
leaux). Derselbe erfand auch die Schlüssellochdeckel (cache-entrée).
In Deutschland hatte Freytag zu Gera schon in der ersten Hälfte des
18. Jahrhunderts die dreimal schlieſsenden runden Schlösser, welche in
der Folge fälschlich französische Schlösser genannt wurden, angefertigt.
Künstliche Kombinationsschlösser erfanden 1778 Boissier und der
Prinz von Beaufond in Frankreich und Robert Barron in England.
1784 trat Bramah mit seinem berühmten Sicherheitsschloſs auf.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 777. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/791>, abgerufen am 22.11.2024.
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