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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Stahl Ende des 18. Jahrhunderts.

Die Stahlcementieröfen zu Sheffield, wie sie Jos. Collier
1796 beschrieben und abgebildet hat 1), zeigen allerdings im Vergleich
mit den von Jars beschriebenen eine sorgfältigere Konstruktion. Sie
standen, wie die Glasöfen, in einer konischen Esse.

Der Schwede Broling bereiste England in den Jahren 1797,
1798 und 1799. Aus seinem Reisebericht 2), der erst 1817 erschien,
entnehmen wir nebenstehende Zeichnung eines englischen Gussstahl-

[Abbildung] Fig. 228.
ofens (Fig. 228). Eine Anzahl solcher Wind-
öfen (gewöhnlich 12) lagen an einem gemein-
schaftlichen Zugkanal, welcher in eine hohe
Esse mündete. Man legte die Öfen in der
Regel an einem Abhang an, um dadurch
den Zug noch zu verstärken. Der obere Kranz
des Schmelzofens lag im Niveau der Hütten-
sohle, um die Tiegel besser ausheben zu
können. Die Tiegel, welche 13 Zoll hoch,
oben 8 Zoll, unten 6 Zoll äusseren Durch-
messer hatten, wurden aus dem vorzüglich
feuerfesten Stourbridge-Thon, den man
allein dafür geeignet hielt, hergestellt. Die
Tiegelmasse wurde aus 20 Teilen gebranntem und 9 Teilen unge-
branntem Thon gemischt und dann in eine gusseiserne Form ge-
schlagen, wie es Fig. 229 zeigt. a ist die eiserne Form, b die Kern-
form oder der Stempel von hartem Holz und c der Tiegel. Das
[Abbildung] Fig. 229.
Besetzen der Tiegel geschah teils mit
einer Zange, teils mit einem Trichter.
In letzteren, dessen unteres Ende mit
einem Papierpfropfen verschlossen war,
wurden die kleinen Stahlbröckchen ein-
gefüllt. Wenn man denselben in den
glühenden Tiegel hielt, verbrannte das
Papier und die Füllung rutschte in
denselben. Als Brennmaterial dienten
Koks. Der Zuschlag eines Flussmittels geschah nur zum Schutz des
geschmolzenen Metalls, war aber durchaus nicht nötig. Huntsman
verwendete in seinem berühmten Gussstahlwerk zu Attercliffe nur

1) Siehe Jos. Collier, Observ. on iron and steel, 18. Nov. 1796. Manchester
Memoirs, Vol. V, P. I, p. 109. -- Annales des Arts et manufactures, T. I, p. 34.
2) Broling, Anteckningar under en Resa i England, arn 1797, 1798, och
1799 med snedare Tilläggningar. Stockholm 1817.
Beck, Geschichte des Eisens. 49
Stahl Ende des 18. Jahrhunderts.

Die Stahlcementieröfen zu Sheffield, wie sie Jos. Collier
1796 beschrieben und abgebildet hat 1), zeigen allerdings im Vergleich
mit den von Jars beschriebenen eine sorgfältigere Konstruktion. Sie
standen, wie die Glasöfen, in einer konischen Esse.

Der Schwede Broling bereiste England in den Jahren 1797,
1798 und 1799. Aus seinem Reisebericht 2), der erst 1817 erschien,
entnehmen wir nebenstehende Zeichnung eines englischen Guſsstahl-

[Abbildung] Fig. 228.
ofens (Fig. 228). Eine Anzahl solcher Wind-
öfen (gewöhnlich 12) lagen an einem gemein-
schaftlichen Zugkanal, welcher in eine hohe
Esse mündete. Man legte die Öfen in der
Regel an einem Abhang an, um dadurch
den Zug noch zu verstärken. Der obere Kranz
des Schmelzofens lag im Niveau der Hütten-
sohle, um die Tiegel besser ausheben zu
können. Die Tiegel, welche 13 Zoll hoch,
oben 8 Zoll, unten 6 Zoll äuſseren Durch-
messer hatten, wurden aus dem vorzüglich
feuerfesten Stourbridge-Thon, den man
allein dafür geeignet hielt, hergestellt. Die
Tiegelmasse wurde aus 20 Teilen gebranntem und 9 Teilen unge-
branntem Thon gemischt und dann in eine guſseiserne Form ge-
schlagen, wie es Fig. 229 zeigt. a ist die eiserne Form, b die Kern-
form oder der Stempel von hartem Holz und c der Tiegel. Das
[Abbildung] Fig. 229.
Besetzen der Tiegel geschah teils mit
einer Zange, teils mit einem Trichter.
In letzteren, dessen unteres Ende mit
einem Papierpfropfen verschlossen war,
wurden die kleinen Stahlbröckchen ein-
gefüllt. Wenn man denselben in den
glühenden Tiegel hielt, verbrannte das
Papier und die Füllung rutschte in
denselben. Als Brennmaterial dienten
Koks. Der Zuschlag eines Fluſsmittels geschah nur zum Schutz des
geschmolzenen Metalls, war aber durchaus nicht nötig. Huntsman
verwendete in seinem berühmten Guſsstahlwerk zu Attercliffe nur

1) Siehe Jos. Collier, Observ. on iron and steel, 18. Nov. 1796. Manchester
Memoirs, Vol. V, P. I, p. 109. — Annales des Arts et manufactures, T. I, p. 34.
2) Broling, Anteckningar under en Resa i England, årn 1797, 1798, och
1799 med snedare Tilläggningar. Stockholm 1817.
Beck, Geschichte des Eisens. 49
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[769/0783] Stahl Ende des 18. Jahrhunderts. Die Stahlcementieröfen zu Sheffield, wie sie Jos. Collier 1796 beschrieben und abgebildet hat 1), zeigen allerdings im Vergleich mit den von Jars beschriebenen eine sorgfältigere Konstruktion. Sie standen, wie die Glasöfen, in einer konischen Esse. Der Schwede Broling bereiste England in den Jahren 1797, 1798 und 1799. Aus seinem Reisebericht 2), der erst 1817 erschien, entnehmen wir nebenstehende Zeichnung eines englischen Guſsstahl- [Abbildung Fig. 228.] ofens (Fig. 228). Eine Anzahl solcher Wind- öfen (gewöhnlich 12) lagen an einem gemein- schaftlichen Zugkanal, welcher in eine hohe Esse mündete. Man legte die Öfen in der Regel an einem Abhang an, um dadurch den Zug noch zu verstärken. Der obere Kranz des Schmelzofens lag im Niveau der Hütten- sohle, um die Tiegel besser ausheben zu können. Die Tiegel, welche 13 Zoll hoch, oben 8 Zoll, unten 6 Zoll äuſseren Durch- messer hatten, wurden aus dem vorzüglich feuerfesten Stourbridge-Thon, den man allein dafür geeignet hielt, hergestellt. Die Tiegelmasse wurde aus 20 Teilen gebranntem und 9 Teilen unge- branntem Thon gemischt und dann in eine guſseiserne Form ge- schlagen, wie es Fig. 229 zeigt. a ist die eiserne Form, b die Kern- form oder der Stempel von hartem Holz und c der Tiegel. Das [Abbildung Fig. 229.] Besetzen der Tiegel geschah teils mit einer Zange, teils mit einem Trichter. In letzteren, dessen unteres Ende mit einem Papierpfropfen verschlossen war, wurden die kleinen Stahlbröckchen ein- gefüllt. Wenn man denselben in den glühenden Tiegel hielt, verbrannte das Papier und die Füllung rutschte in denselben. Als Brennmaterial dienten Koks. Der Zuschlag eines Fluſsmittels geschah nur zum Schutz des geschmolzenen Metalls, war aber durchaus nicht nötig. Huntsman verwendete in seinem berühmten Guſsstahlwerk zu Attercliffe nur 1) Siehe Jos. Collier, Observ. on iron and steel, 18. Nov. 1796. Manchester Memoirs, Vol. V, P. I, p. 109. — Annales des Arts et manufactures, T. I, p. 34. 2) Broling, Anteckningar under en Resa i England, årn 1797, 1798, och 1799 med snedare Tilläggningar. Stockholm 1817. Beck, Geschichte des Eisens. 49

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 769. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/783>, abgerufen am 22.11.2024.