Brücken in England ganz zurückgedrängt. In Amerika war dagegen die erste eiserne Brücke eine Kettenbrücke, die Finley 1790 über den Jacobs-Creek baute.
Die erste eiserne Brücke in Deutschland war ebenfalls aus Guss- eisen. Sie wurde im Jahre 1796 in Schlesien auf Kosten des Grafen v. Burghaus zu Lassan, sechs Meilen von Breslau, im Striegauer Kreise erbaut. Das Gewicht derselben betrug 946 Ctr. 181/2 Pfd. Eisen und die ganzen Kosten dafür betrugen 6711 Thaler. Der Bogen war 40 Fuss weit, 9 Fuss hoch und die Brücke selbst 18 Fuss breit. Die Eisenteile wurden auf der Eisenhütte zu Malapane durch Herrn Boildon gegossen. Zum Andenken an diesen Brückenbau wurde eine Denkmünze geschlagen.
Inzwischen hatte man auch begonnen, schmiedeeiserne Brücken zu bauen, doch wollen wir hiervon an einer anderen Stelle berichten.
Auch viele kleine Artikel suchte man aus Eisenguss herzustellen, welche man früher aus Schmiedeeisen gemacht hatte. Roste, Gitter, Geländer u. s. w., die man früher geschmiedet hatte, wurden gegossen. In England goss man Ketten, Nägel, Fensterrahmen, Räder, Garten- walzen und viele andere Gegenstände. Die Ketten wurden auf zweierlei Weise verfertigt, einmal in einzelnen Gliedern, welche durch Stifte verbunden wurden, das andre Mal aber so, dass man lange und auf gewöhnliche Art gegliederte Ketten in eins goss, so dass sie unmittelbar nach dem Guss fertig, sogar ohne Gusszapfen waren. Diese Ketten dienten besonders zu Einfassungen und Verzierungen, wozu sie öfter verzinnt und mit Goldfirnis überzogen wurden (siehe Tölle u. Gärtner, S. 11). Über die Fabrikation gegossener Nägel in England haben wir schon gesprochen (S. 447). Auf dem Eisen- werk zu Vietz in der Mark goss man eiserne Glocken, welche wegen ihrer Billigkeit beliebt waren. Zwei Glocken dieser Art waren in Zang- hausen aufgehängt 1). In verziertem Guss zeichneten sich die Harzer Hütten, namentlich die Ilsenburger- und die Königshütte, aus. Im Kunstguss leistete Lauchhammer Hervorragendes. Der Graf v. Einsiedel that dort viel für den Bildguss. 1780 begann er eine Sammlung der besten Antiken, Basreliefs, Köpfen, Büsten, Statuen und Gruppen, die er mit grossen Kosten in Italien u. s. w. abformen liess, anzulegen. 1781 engagierte er den Bildhauer Wiskotjil, um Formen zum Kunstguss in Eisen anzufertigen. 1784 ward zu Lauchhammer die von den Bild- hauern Wiskotjil und Mällensberger nach der Antike in Wachs
1) Siehe Handelszeitung 1785.
Eisengieſserei Ende des 18. Jahrhunderts.
Brücken in England ganz zurückgedrängt. In Amerika war dagegen die erste eiserne Brücke eine Kettenbrücke, die Finley 1790 über den Jacobs-Creek baute.
Die erste eiserne Brücke in Deutschland war ebenfalls aus Guſs- eisen. Sie wurde im Jahre 1796 in Schlesien auf Kosten des Grafen v. Burghaus zu Lassan, sechs Meilen von Breslau, im Striegauer Kreise erbaut. Das Gewicht derselben betrug 946 Ctr. 18½ Pfd. Eisen und die ganzen Kosten dafür betrugen 6711 Thaler. Der Bogen war 40 Fuſs weit, 9 Fuſs hoch und die Brücke selbst 18 Fuſs breit. Die Eisenteile wurden auf der Eisenhütte zu Malapane durch Herrn Boildon gegossen. Zum Andenken an diesen Brückenbau wurde eine Denkmünze geschlagen.
Inzwischen hatte man auch begonnen, schmiedeeiserne Brücken zu bauen, doch wollen wir hiervon an einer anderen Stelle berichten.
Auch viele kleine Artikel suchte man aus Eisenguſs herzustellen, welche man früher aus Schmiedeeisen gemacht hatte. Roste, Gitter, Geländer u. s. w., die man früher geschmiedet hatte, wurden gegossen. In England goſs man Ketten, Nägel, Fensterrahmen, Räder, Garten- walzen und viele andere Gegenstände. Die Ketten wurden auf zweierlei Weise verfertigt, einmal in einzelnen Gliedern, welche durch Stifte verbunden wurden, das andre Mal aber so, daſs man lange und auf gewöhnliche Art gegliederte Ketten in eins goſs, so daſs sie unmittelbar nach dem Guſs fertig, sogar ohne Guſszapfen waren. Diese Ketten dienten besonders zu Einfassungen und Verzierungen, wozu sie öfter verzinnt und mit Goldfirnis überzogen wurden (siehe Tölle u. Gärtner, S. 11). Über die Fabrikation gegossener Nägel in England haben wir schon gesprochen (S. 447). Auf dem Eisen- werk zu Vietz in der Mark goſs man eiserne Glocken, welche wegen ihrer Billigkeit beliebt waren. Zwei Glocken dieser Art waren in Zang- hausen aufgehängt 1). In verziertem Guſs zeichneten sich die Harzer Hütten, namentlich die Ilsenburger- und die Königshütte, aus. Im Kunstguſs leistete Lauchhammer Hervorragendes. Der Graf v. Einsiedel that dort viel für den Bildguſs. 1780 begann er eine Sammlung der besten Antiken, Basreliefs, Köpfen, Büsten, Statuen und Gruppen, die er mit groſsen Kosten in Italien u. s. w. abformen lieſs, anzulegen. 1781 engagierte er den Bildhauer Wiskotjil, um Formen zum Kunstguſs in Eisen anzufertigen. 1784 ward zu Lauchhammer die von den Bild- hauern Wiskotjil und Mällensberger nach der Antike in Wachs
1) Siehe Handelszeitung 1785.
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Eisengieſserei Ende des 18. Jahrhunderts.
Brücken in England ganz zurückgedrängt. In Amerika war dagegen
die erste eiserne Brücke eine Kettenbrücke, die Finley 1790 über
den Jacobs-Creek baute.
Die erste eiserne Brücke in Deutschland war ebenfalls aus Guſs-
eisen. Sie wurde im Jahre 1796 in Schlesien auf Kosten des Grafen
v. Burghaus zu Lassan, sechs Meilen von Breslau, im Striegauer
Kreise erbaut. Das Gewicht derselben betrug 946 Ctr. 18½ Pfd. Eisen
und die ganzen Kosten dafür betrugen 6711 Thaler. Der Bogen war
40 Fuſs weit, 9 Fuſs hoch und die Brücke selbst 18 Fuſs breit. Die
Eisenteile wurden auf der Eisenhütte zu Malapane durch Herrn
Boildon gegossen. Zum Andenken an diesen Brückenbau wurde
eine Denkmünze geschlagen.
Inzwischen hatte man auch begonnen, schmiedeeiserne Brücken
zu bauen, doch wollen wir hiervon an einer anderen Stelle berichten.
Auch viele kleine Artikel suchte man aus Eisenguſs herzustellen,
welche man früher aus Schmiedeeisen gemacht hatte. Roste, Gitter,
Geländer u. s. w., die man früher geschmiedet hatte, wurden gegossen.
In England goſs man Ketten, Nägel, Fensterrahmen, Räder, Garten-
walzen und viele andere Gegenstände. Die Ketten wurden auf
zweierlei Weise verfertigt, einmal in einzelnen Gliedern, welche durch
Stifte verbunden wurden, das andre Mal aber so, daſs man lange
und auf gewöhnliche Art gegliederte Ketten in eins goſs, so daſs sie
unmittelbar nach dem Guſs fertig, sogar ohne Guſszapfen waren.
Diese Ketten dienten besonders zu Einfassungen und Verzierungen,
wozu sie öfter verzinnt und mit Goldfirnis überzogen wurden (siehe
Tölle u. Gärtner, S. 11). Über die Fabrikation gegossener Nägel
in England haben wir schon gesprochen (S. 447). Auf dem Eisen-
werk zu Vietz in der Mark goſs man eiserne Glocken, welche wegen
ihrer Billigkeit beliebt waren. Zwei Glocken dieser Art waren in Zang-
hausen aufgehängt 1). In verziertem Guſs zeichneten sich die Harzer
Hütten, namentlich die Ilsenburger- und die Königshütte, aus. Im
Kunstguſs leistete Lauchhammer Hervorragendes. Der Graf v. Einsiedel
that dort viel für den Bildguſs. 1780 begann er eine Sammlung der
besten Antiken, Basreliefs, Köpfen, Büsten, Statuen und Gruppen, die
er mit groſsen Kosten in Italien u. s. w. abformen lieſs, anzulegen. 1781
engagierte er den Bildhauer Wiskotjil, um Formen zum Kunstguſs in
Eisen anzufertigen. 1784 ward zu Lauchhammer die von den Bild-
hauern Wiskotjil und Mällensberger nach der Antike in Wachs
1) Siehe Handelszeitung 1785.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 763. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/777>, abgerufen am 22.11.2024.
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