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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Verwendung des Gusseisens -- Eisenbahnen.
Giesserei der Coalbrookdale-Eisenwerke infolge ungünstiger Konjunktur
stockte, liess Reynolds gusseiserne Schienen giessen und dieselben
auf die am meisten befahrenen Strecken der Hüttenbahn aufnageln
(Fig. 217). Der Erfolg war ein so überraschend günstiger, dass
Reynolds noch im Jahre 1767 alle Schienenwege der Bergwerke und
Hütten von Coalbrookdale in dieser Weise umbaute. Der Nutzen
der neuen Eisenbahnen war so augenfällig, dass sie bald in ganz
[Abbildung] Fig. 217.
[Abbildung] Fig. 218.
England eingeführt wurden und zunächst der Giesserei von Coal-
brookdale, später vielen Giessereien des Landes reichlich Beschäftigung
gaben.

Die Form der gusseisernen Schienen wurde 1776 durch Benjamin
Curt
verbessert, der auf den Spurbahnen der Kohlenwerke von
Sheffield Schienen mit gegossenen Spurrändern (Fig. 218) einführte 1).
Jessop führte dann 1789 die Stegschienen mit kopfartiger Verdickung

[Abbildung] Fig. 219.
(Fig. 219) ein. In Deutschland
führte der Maschinendirektor
Friedrichs zu Klausthal zuerst
eiserne Schienen für den Erztrans-
port von der Grube Dorothea zum
Pochwerk in den 70 er Jahren des
18. Jahrhunderts ein und erfand
einen dazu gehörigen Transportwagen. Um die Wende des Jahr-
hunderts wurde die erste Schienenbahn für Kohlentransport in Deutsch-
land bei Hattingen an der Ruhr erbaut.

Gebührt Reynolds das Verdienst, die Eisenbahnen eingeführt
zu haben, so hat sein Nachfolger in Coalbrookdale, Abraham Darby,
der dritte dieses Namens seit Gründung des Eisenwerks, den Ruhm,
die erste eiserne Brücke, und zwar ebenfalls aus Gusseisen, erbaut
zu haben. Das Projekt, eiserne Brücken zu bauen, war nicht neu,

1) Siehe Haarmann, Das Eisenbahn-Geleise, 1891, S. 17.

Verwendung des Guſseisens — Eisenbahnen.
Gieſserei der Coalbrookdale-Eisenwerke infolge ungünstiger Konjunktur
stockte, lieſs Reynolds guſseiserne Schienen gieſsen und dieselben
auf die am meisten befahrenen Strecken der Hüttenbahn aufnageln
(Fig. 217). Der Erfolg war ein so überraschend günstiger, daſs
Reynolds noch im Jahre 1767 alle Schienenwege der Bergwerke und
Hütten von Coalbrookdale in dieser Weise umbaute. Der Nutzen
der neuen Eisenbahnen war so augenfällig, daſs sie bald in ganz
[Abbildung] Fig. 217.
[Abbildung] Fig. 218.
England eingeführt wurden und zunächst der Gieſserei von Coal-
brookdale, später vielen Gieſsereien des Landes reichlich Beschäftigung
gaben.

Die Form der guſseisernen Schienen wurde 1776 durch Benjamin
Curt
verbessert, der auf den Spurbahnen der Kohlenwerke von
Sheffield Schienen mit gegossenen Spurrändern (Fig. 218) einführte 1).
Jessop führte dann 1789 die Stegschienen mit kopfartiger Verdickung

[Abbildung] Fig. 219.
(Fig. 219) ein. In Deutschland
führte der Maschinendirektor
Friedrichs zu Klausthal zuerst
eiserne Schienen für den Erztrans-
port von der Grube Dorothea zum
Pochwerk in den 70 er Jahren des
18. Jahrhunderts ein und erfand
einen dazu gehörigen Transportwagen. Um die Wende des Jahr-
hunderts wurde die erste Schienenbahn für Kohlentransport in Deutsch-
land bei Hattingen an der Ruhr erbaut.

Gebührt Reynolds das Verdienst, die Eisenbahnen eingeführt
zu haben, so hat sein Nachfolger in Coalbrookdale, Abraham Darby,
der dritte dieses Namens seit Gründung des Eisenwerks, den Ruhm,
die erste eiserne Brücke, und zwar ebenfalls aus Guſseisen, erbaut
zu haben. Das Projekt, eiserne Brücken zu bauen, war nicht neu,

1) Siehe Haarmann, Das Eisenbahn-Geleise, 1891, S. 17.
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[757/0771] Verwendung des Guſseisens — Eisenbahnen. Gieſserei der Coalbrookdale-Eisenwerke infolge ungünstiger Konjunktur stockte, lieſs Reynolds guſseiserne Schienen gieſsen und dieselben auf die am meisten befahrenen Strecken der Hüttenbahn aufnageln (Fig. 217). Der Erfolg war ein so überraschend günstiger, daſs Reynolds noch im Jahre 1767 alle Schienenwege der Bergwerke und Hütten von Coalbrookdale in dieser Weise umbaute. Der Nutzen der neuen Eisenbahnen war so augenfällig, daſs sie bald in ganz [Abbildung Fig. 217.] [Abbildung Fig. 218.] England eingeführt wurden und zunächst der Gieſserei von Coal- brookdale, später vielen Gieſsereien des Landes reichlich Beschäftigung gaben. Die Form der guſseisernen Schienen wurde 1776 durch Benjamin Curt verbessert, der auf den Spurbahnen der Kohlenwerke von Sheffield Schienen mit gegossenen Spurrändern (Fig. 218) einführte 1). Jessop führte dann 1789 die Stegschienen mit kopfartiger Verdickung [Abbildung Fig. 219.] (Fig. 219) ein. In Deutschland führte der Maschinendirektor Friedrichs zu Klausthal zuerst eiserne Schienen für den Erztrans- port von der Grube Dorothea zum Pochwerk in den 70 er Jahren des 18. Jahrhunderts ein und erfand einen dazu gehörigen Transportwagen. Um die Wende des Jahr- hunderts wurde die erste Schienenbahn für Kohlentransport in Deutsch- land bei Hattingen an der Ruhr erbaut. Gebührt Reynolds das Verdienst, die Eisenbahnen eingeführt zu haben, so hat sein Nachfolger in Coalbrookdale, Abraham Darby, der dritte dieses Namens seit Gründung des Eisenwerks, den Ruhm, die erste eiserne Brücke, und zwar ebenfalls aus Guſseisen, erbaut zu haben. Das Projekt, eiserne Brücken zu bauen, war nicht neu, 1) Siehe Haarmann, Das Eisenbahn-Geleise, 1891, S. 17.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 757. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/771>, abgerufen am 22.11.2024.