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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Eisengiesserei Ende des 18. Jahrhunderts.
zusammengesetzt, die Stücke gegossen und dann ausgebohrt und
abgedreht, wie es verlangt wird."

Die äussere Form dieser Formkasten entsprach ungefähr dem
früheren Gerippe aus Eisenstäben. Sie waren der Länge nach und
quer geteilt und hiessen Flaschen (flasks) oder Kapseln (boxes).
Fig. 213 zeigt den zusammengeschraubten Kasten von aussen (nach
Monge), Fig. 214 den Querschnitt mit dem Modell. Letzteres war
ebenfalls geteilt. Fig. 215 stellt die Flasche für die Schildzapfen
dar. Der Zwischenraum zwischen Modell und Kasten wurde mit
fettem Formsand ausgestampft und die Formkasten einzeln getrocknet
und dann zusammengeschraubt. Sie wurden senkrecht aufgestellt und
ohne Eindämmen gegossen. Es ging dies so viel rascher, dass man
an einem Tage ebensoviel Kanonen giessen konnte, als in Lehm in
einem Monat. Die Formen mussten so tief stehen, dass das geschmolzene
Eisen in Rinnen denselben zugeführt werden konnte.

In England erwarb sich das Eisenwerk zu Carron besonderen Ruf
durch seinen Geschützguss. Wie grossartig die Giesserei schon zu
Jars' Zeit dort angelegt war, haben wir bereits beschrieben. Im
Jahre 1779 erfand General Robert Melville 1) eine neue Art schwerer
Schiffskanonen, die Zerschmetterer (Smashers) genannt. Sie schossen
Kugeln von 68 Pfund mit geringer Pulverladung, wodurch eine
grössere zertrümmernde oder zerschmetternde Wirkung ausgeübt
wurde. Das erste Stück dieser Art wurde auf der Eisenhütte zu
Carron 1779 gegossen. Gascoigne führte den Guss derselben dort
ein. In dem Besitz der Familie Melville befindet sich noch das
kleine Modell einer Kanone mit folgender Aufschrift: "Geschenk der
Carron-Gesellschaft an Generalleutnant Melville, Erfinder der Zer-
schmetterer und der kleineren Carronaden für einfachen Schiffs-,
Granat- und Brandkugel-Schuss u. s. w., welche zuerst 1779 gegen
die französischen Schiffe verwendet wurden 2)." Diese gefährlichen
Geschütze für den Nahekampf zur See, welche damals in grosser Zahl
gegossen wurden, erhielten ganz allgemein den Namen Carronaden,
weil sie von der Hütte zu Carron geliefert wurden.

Ein nicht minder wichtiger und weit schwierigerer Artikel, welcher
in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts auf den englischen
Eisenhütten gegossen wurde, waren die grossen Cylinder erst für die

1) Andere Nachrichten nennen einen Miller von Dalwinton als den
Erfinder.
2) Nach einer anderen Nachricht soll Melville dieselben 1752 im Hafen
von Cork erfunden haben (?).
Beck, Geschichte des Eisens. 48

Eisengieſserei Ende des 18. Jahrhunderts.
zusammengesetzt, die Stücke gegossen und dann ausgebohrt und
abgedreht, wie es verlangt wird.“

Die äuſsere Form dieser Formkasten entsprach ungefähr dem
früheren Gerippe aus Eisenstäben. Sie waren der Länge nach und
quer geteilt und hieſsen Flaschen (flasks) oder Kapseln (boxes).
Fig. 213 zeigt den zusammengeschraubten Kasten von auſsen (nach
Monge), Fig. 214 den Querschnitt mit dem Modell. Letzteres war
ebenfalls geteilt. Fig. 215 stellt die Flasche für die Schildzapfen
dar. Der Zwischenraum zwischen Modell und Kasten wurde mit
fettem Formsand ausgestampft und die Formkasten einzeln getrocknet
und dann zusammengeschraubt. Sie wurden senkrecht aufgestellt und
ohne Eindämmen gegossen. Es ging dies so viel rascher, daſs man
an einem Tage ebensoviel Kanonen gieſsen konnte, als in Lehm in
einem Monat. Die Formen muſsten so tief stehen, daſs das geschmolzene
Eisen in Rinnen denselben zugeführt werden konnte.

In England erwarb sich das Eisenwerk zu Carron besonderen Ruf
durch seinen Geschützguſs. Wie groſsartig die Gieſserei schon zu
Jars’ Zeit dort angelegt war, haben wir bereits beschrieben. Im
Jahre 1779 erfand General Robert Melville 1) eine neue Art schwerer
Schiffskanonen, die Zerschmetterer (Smashers) genannt. Sie schossen
Kugeln von 68 Pfund mit geringer Pulverladung, wodurch eine
gröſsere zertrümmernde oder zerschmetternde Wirkung ausgeübt
wurde. Das erste Stück dieser Art wurde auf der Eisenhütte zu
Carron 1779 gegossen. Gascoigne führte den Guſs derselben dort
ein. In dem Besitz der Familie Melville befindet sich noch das
kleine Modell einer Kanone mit folgender Aufschrift: „Geschenk der
Carron-Gesellschaft an Generalleutnant Melville, Erfinder der Zer-
schmetterer und der kleineren Carronaden für einfachen Schiffs-,
Granat- und Brandkugel-Schuſs u. s. w., welche zuerst 1779 gegen
die französischen Schiffe verwendet wurden 2).“ Diese gefährlichen
Geschütze für den Nahekampf zur See, welche damals in groſser Zahl
gegossen wurden, erhielten ganz allgemein den Namen Carronaden,
weil sie von der Hütte zu Carron geliefert wurden.

Ein nicht minder wichtiger und weit schwierigerer Artikel, welcher
in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts auf den englischen
Eisenhütten gegossen wurde, waren die groſsen Cylinder erst für die

1) Andere Nachrichten nennen einen Miller von Dalwinton als den
Erfinder.
2) Nach einer anderen Nachricht soll Melville dieselben 1752 im Hafen
von Cork erfunden haben (?).
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[753/0767] Eisengieſserei Ende des 18. Jahrhunderts. zusammengesetzt, die Stücke gegossen und dann ausgebohrt und abgedreht, wie es verlangt wird.“ Die äuſsere Form dieser Formkasten entsprach ungefähr dem früheren Gerippe aus Eisenstäben. Sie waren der Länge nach und quer geteilt und hieſsen Flaschen (flasks) oder Kapseln (boxes). Fig. 213 zeigt den zusammengeschraubten Kasten von auſsen (nach Monge), Fig. 214 den Querschnitt mit dem Modell. Letzteres war ebenfalls geteilt. Fig. 215 stellt die Flasche für die Schildzapfen dar. Der Zwischenraum zwischen Modell und Kasten wurde mit fettem Formsand ausgestampft und die Formkasten einzeln getrocknet und dann zusammengeschraubt. Sie wurden senkrecht aufgestellt und ohne Eindämmen gegossen. Es ging dies so viel rascher, daſs man an einem Tage ebensoviel Kanonen gieſsen konnte, als in Lehm in einem Monat. Die Formen muſsten so tief stehen, daſs das geschmolzene Eisen in Rinnen denselben zugeführt werden konnte. In England erwarb sich das Eisenwerk zu Carron besonderen Ruf durch seinen Geschützguſs. Wie groſsartig die Gieſserei schon zu Jars’ Zeit dort angelegt war, haben wir bereits beschrieben. Im Jahre 1779 erfand General Robert Melville 1) eine neue Art schwerer Schiffskanonen, die Zerschmetterer (Smashers) genannt. Sie schossen Kugeln von 68 Pfund mit geringer Pulverladung, wodurch eine gröſsere zertrümmernde oder zerschmetternde Wirkung ausgeübt wurde. Das erste Stück dieser Art wurde auf der Eisenhütte zu Carron 1779 gegossen. Gascoigne führte den Guſs derselben dort ein. In dem Besitz der Familie Melville befindet sich noch das kleine Modell einer Kanone mit folgender Aufschrift: „Geschenk der Carron-Gesellschaft an Generalleutnant Melville, Erfinder der Zer- schmetterer und der kleineren Carronaden für einfachen Schiffs-, Granat- und Brandkugel-Schuſs u. s. w., welche zuerst 1779 gegen die französischen Schiffe verwendet wurden 2).“ Diese gefährlichen Geschütze für den Nahekampf zur See, welche damals in groſser Zahl gegossen wurden, erhielten ganz allgemein den Namen Carronaden, weil sie von der Hütte zu Carron geliefert wurden. Ein nicht minder wichtiger und weit schwierigerer Artikel, welcher in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts auf den englischen Eisenhütten gegossen wurde, waren die groſsen Cylinder erst für die 1) Andere Nachrichten nennen einen Miller von Dalwinton als den Erfinder. 2) Nach einer anderen Nachricht soll Melville dieselben 1752 im Hafen von Cork erfunden haben (?). Beck, Geschichte des Eisens. 48

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 753. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/767>, abgerufen am 22.11.2024.