(fourneau de maceration). Ein gewöhnlicher französischer Hochofen hielt höchstens 25 Ctr. Eisen, und dieses war unrein und zum Guss guter Kanonen ungeeignet.
Grignons Ofen bestand aus Gestell, Rast und Schacht. Der Schacht war 5 Fuss hoch, elliptisch an der Basis, 4 Fuss auf 5 Fuss weit; dieselbe Weite hatte die Rast, die 3 Fuss hoch war und sich im Gestell auf 24 Zoll auf 25 Zoll zusammenzog. Das Gestell war 2 Fuss hoch; die Länge des Herdes vom Wall bis zur Hinterwand betrug 41/2 Fuss, der Eisenkasten also beträchtlich grösser als bei den gebräuchlichen Hochöfen. Für eine Kanone von 4000 Pfund Gewicht schmolz man 5600 Pfund Roheisen, Wascheisen und Eisenabfälle ein. Grignon empfahl zur weiteren Reinigung in das flüssige Eisenbad mittels einer hohlen Stange von Gusseisen Salpeter einzurühren. Es ist nichts darüber bekannt, ob diese Umschmelzöfen Grignons in Frankreich in Anwendung gekommen sind. Der Vorschlag hat aber ein geschicht- liches Interesse, sowohl wegen dem Ansehen Grignons, als wegen der späteren Einführung unserer Kupolöfen.
In Österreich geschah etwas ähnliches. Dort schmolz man Frischereiroheisen in Hochöfen um, um Giessereieisen zu erhalten. v. Marcher, der darüber berichtet, sieht in dem Vorgang eine höhere Kohlung des Frischrohgutes. Er führte selbst dieses Verfahren auf dem kaiserlichen Gusswerk bei Mariazell im Jahre 1789 aus, indem er für die Hammerarbeit erzeugte Flossen von Gollrath zu Gusseisen umschmolz 1). Das Schmelzgut bestand aus 36/78 zerkleinerten Goll- rather Flossen, 11/78 Gollrather Waschwerk und 30/78 von der bei den Gussöfen gewöhnlichen Erzmöllerung. Das Gusseisen wurde haupt- sächlich zu Munition vergossen. Auf 10 Ctr. Gusseisen wurden 22 19/28 Fass Holzkohlen verbraucht gegen 62 2/5 Fass im Hochofen. Man konnte in vier Stunden vier Abgüsse von 50 bis 60 Centner machen, während man sonst nur zwei von 28 bis 32 Centner erhalten hatte. Das Gusseisen war von vorzüglicher Qualität. Bei dem 1790 von Mai bis Juli fortgesetzten Probeschmelzen stellte sich der so erzeugte Guss um 303/4 Kreuzer billiger, als wenn man ihn nur aus Eisensteinen geschmolzen hätte.
Auf der Eisenhütte zu Peitz in Brandenburg benutzte man eben- falls den Hochofen, um grössere Mengen Brucheisen umzuschmelzen.
Man goss die Geschütze in der zweiten Hälfte des 18. Jahr- hunderts massiv und bohrte sie aus dem Vollen aus, indem man die
1)Marcher, Beiträge zur Eisenhüttenkunde, I. Tl., Bd. XII, S. 113.
Eisengieſserei Ende des 18. Jahrhunderts.
(fourneau de maceration). Ein gewöhnlicher französischer Hochofen hielt höchstens 25 Ctr. Eisen, und dieses war unrein und zum Guſs guter Kanonen ungeeignet.
Grignons Ofen bestand aus Gestell, Rast und Schacht. Der Schacht war 5 Fuſs hoch, elliptisch an der Basis, 4 Fuſs auf 5 Fuſs weit; dieselbe Weite hatte die Rast, die 3 Fuſs hoch war und sich im Gestell auf 24 Zoll auf 25 Zoll zusammenzog. Das Gestell war 2 Fuſs hoch; die Länge des Herdes vom Wall bis zur Hinterwand betrug 4½ Fuſs, der Eisenkasten also beträchtlich gröſser als bei den gebräuchlichen Hochöfen. Für eine Kanone von 4000 Pfund Gewicht schmolz man 5600 Pfund Roheisen, Wascheisen und Eisenabfälle ein. Grignon empfahl zur weiteren Reinigung in das flüssige Eisenbad mittels einer hohlen Stange von Guſseisen Salpeter einzurühren. Es ist nichts darüber bekannt, ob diese Umschmelzöfen Grignons in Frankreich in Anwendung gekommen sind. Der Vorschlag hat aber ein geschicht- liches Interesse, sowohl wegen dem Ansehen Grignons, als wegen der späteren Einführung unserer Kupolöfen.
In Österreich geschah etwas ähnliches. Dort schmolz man Frischereiroheisen in Hochöfen um, um Gieſsereieisen zu erhalten. v. Marcher, der darüber berichtet, sieht in dem Vorgang eine höhere Kohlung des Frischrohgutes. Er führte selbst dieses Verfahren auf dem kaiserlichen Guſswerk bei Mariazell im Jahre 1789 aus, indem er für die Hammerarbeit erzeugte Flossen von Gollrath zu Guſseisen umschmolz 1). Das Schmelzgut bestand aus 36/78 zerkleinerten Goll- rather Flossen, 11/78 Gollrather Waschwerk und 30/78 von der bei den Guſsöfen gewöhnlichen Erzmöllerung. Das Guſseisen wurde haupt- sächlich zu Munition vergossen. Auf 10 Ctr. Guſseisen wurden 22 19/28 Faſs Holzkohlen verbraucht gegen 62⅖ Faſs im Hochofen. Man konnte in vier Stunden vier Abgüsse von 50 bis 60 Centner machen, während man sonst nur zwei von 28 bis 32 Centner erhalten hatte. Das Guſseisen war von vorzüglicher Qualität. Bei dem 1790 von Mai bis Juli fortgesetzten Probeschmelzen stellte sich der so erzeugte Guſs um 30¾ Kreuzer billiger, als wenn man ihn nur aus Eisensteinen geschmolzen hätte.
Auf der Eisenhütte zu Peitz in Brandenburg benutzte man eben- falls den Hochofen, um gröſsere Mengen Brucheisen umzuschmelzen.
Man goſs die Geschütze in der zweiten Hälfte des 18. Jahr- hunderts massiv und bohrte sie aus dem Vollen aus, indem man die
1)Marcher, Beiträge zur Eisenhüttenkunde, I. Tl., Bd. XII, S. 113.
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Eisengieſserei Ende des 18. Jahrhunderts.
(fourneau de maceration). Ein gewöhnlicher französischer Hochofen
hielt höchstens 25 Ctr. Eisen, und dieses war unrein und zum Guſs
guter Kanonen ungeeignet.
Grignons Ofen bestand aus Gestell, Rast und Schacht. Der
Schacht war 5 Fuſs hoch, elliptisch an der Basis, 4 Fuſs auf 5 Fuſs
weit; dieselbe Weite hatte die Rast, die 3 Fuſs hoch war und sich
im Gestell auf 24 Zoll auf 25 Zoll zusammenzog. Das Gestell war
2 Fuſs hoch; die Länge des Herdes vom Wall bis zur Hinterwand
betrug 4½ Fuſs, der Eisenkasten also beträchtlich gröſser als bei den
gebräuchlichen Hochöfen. Für eine Kanone von 4000 Pfund Gewicht
schmolz man 5600 Pfund Roheisen, Wascheisen und Eisenabfälle ein.
Grignon empfahl zur weiteren Reinigung in das flüssige Eisenbad mittels
einer hohlen Stange von Guſseisen Salpeter einzurühren. Es ist nichts
darüber bekannt, ob diese Umschmelzöfen Grignons in Frankreich
in Anwendung gekommen sind. Der Vorschlag hat aber ein geschicht-
liches Interesse, sowohl wegen dem Ansehen Grignons, als wegen
der späteren Einführung unserer Kupolöfen.
In Österreich geschah etwas ähnliches. Dort schmolz man
Frischereiroheisen in Hochöfen um, um Gieſsereieisen zu erhalten.
v. Marcher, der darüber berichtet, sieht in dem Vorgang eine höhere
Kohlung des Frischrohgutes. Er führte selbst dieses Verfahren auf
dem kaiserlichen Guſswerk bei Mariazell im Jahre 1789 aus, indem
er für die Hammerarbeit erzeugte Flossen von Gollrath zu Guſseisen
umschmolz 1). Das Schmelzgut bestand aus 36/78 zerkleinerten Goll-
rather Flossen, 11/78 Gollrather Waschwerk und 30/78 von der bei den
Guſsöfen gewöhnlichen Erzmöllerung. Das Guſseisen wurde haupt-
sächlich zu Munition vergossen. Auf 10 Ctr. Guſseisen wurden
22 19/28 Faſs Holzkohlen verbraucht gegen 62⅖ Faſs im Hochofen.
Man konnte in vier Stunden vier Abgüsse von 50 bis 60 Centner
machen, während man sonst nur zwei von 28 bis 32 Centner erhalten
hatte. Das Guſseisen war von vorzüglicher Qualität. Bei dem 1790
von Mai bis Juli fortgesetzten Probeschmelzen stellte sich der so
erzeugte Guſs um 30¾ Kreuzer billiger, als wenn man ihn nur aus
Eisensteinen geschmolzen hätte.
Auf der Eisenhütte zu Peitz in Brandenburg benutzte man eben-
falls den Hochofen, um gröſsere Mengen Brucheisen umzuschmelzen.
Man goſs die Geschütze in der zweiten Hälfte des 18. Jahr-
hunderts massiv und bohrte sie aus dem Vollen aus, indem man die
1) Marcher, Beiträge zur Eisenhüttenkunde, I. Tl., Bd. XII, S. 113.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 750. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/764>, abgerufen am 22.11.2024.
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