30 Pfd. Eisen im Centner und 30 Pfd. Kalkzuschlag und einer Pro- duktion von 3600 Pfd. Eisen pro Tag würden nahezu 12000 Pfd. Schlacke gebildet werden. Das Gewicht der Schlacke zu dem des Eisens ver- hielte sich wie 10 zu 3. Dem Volum nach würde aber die Schlacken- menge das sechs- bis siebenfache von dem Volum des Eisens betragen. Duhamel hatte aus vielen Beobachtungen den Schluss gezogen, dass mindestens die vier- bis fünffache Menge Schlacke dem Volum nach erforderlich sei, um eine gute Schmelzung im Hochofen zu bewirken. Man müsse also bei sehr reichen Erzen nicht nur die der Gangart entsprechende Menge Fluss zusetzen, sondern noch soviel Kalk und Thonerde, als zu der erforderlichen Schlackenmenge noch fehle. Solche Erze liessen sich allerdings nach Duhamels Meinung mit grösserem Vorteil in Katalonschmieden verschmelzen, indem hierbei der Kohlen- verbrauch nur 1/2 bis 2/3 beträgt.
Der Gedanke, das Roheisen in Hochöfen mit Koksbetrieb durch Einblasen von Dampf zu verbessern, welcher späterhin öfter wieder aufgetaucht ist, erscheint in England zuerst in einem Patent von John Barber vom 21. April 1773. Seine "Maschine" zur Reinigung der Steinkohlen im Schmelzofen besteht ausser einer Art von Wasser- säulmaschine, welche ein Cylindergebläse bewegt, darin, dass über einem niedrigen Schachtofen ein Dampfkessel angebracht wird, welcher mit Urin oder mit einer Lösung von flüchtigem Alkali (Ammoniak?), oder einer sonstigen reinigenden Substanz gefüllt ist. Der Dampf aus dem Kessel wird in den Ofen geleitet, unmittelbar über den Wind. Hierdurch soll die Reinigung während der Schmelzung vor sich gehen. Der Patentbeschreibung (Nr. 1041) ist eine etwas phanta- stische Zeichnung beigegeben.
Das Roheisen beim Verfrischen durch Zusatz von Chemikalien zu reinigen, wurde beim Tiegelfrischen ausgeführt. Ker, Chapman und Ireland nahmen 1776 ein gemeinschaftliches Patent für die chemische Reinigung des Eisens, wodurch es so hart wie Brennstahl würde, ohne seine Zähigkeit zu verlieren. Sie bedienten sich dazu eines Cementierofens und ihre Zusätze bestanden in Holzkohle, vege- tabilischen Salzen und Ölen.
Hochöfen Ende des 18. Jahrhunderts.
30 Pfd. Eisen im Centner und 30 Pfd. Kalkzuschlag und einer Pro- duktion von 3600 Pfd. Eisen pro Tag würden nahezu 12000 Pfd. Schlacke gebildet werden. Das Gewicht der Schlacke zu dem des Eisens ver- hielte sich wie 10 zu 3. Dem Volum nach würde aber die Schlacken- menge das sechs- bis siebenfache von dem Volum des Eisens betragen. Duhamel hatte aus vielen Beobachtungen den Schluſs gezogen, daſs mindestens die vier- bis fünffache Menge Schlacke dem Volum nach erforderlich sei, um eine gute Schmelzung im Hochofen zu bewirken. Man müsse also bei sehr reichen Erzen nicht nur die der Gangart entsprechende Menge Fluſs zusetzen, sondern noch soviel Kalk und Thonerde, als zu der erforderlichen Schlackenmenge noch fehle. Solche Erze lieſsen sich allerdings nach Duhamels Meinung mit gröſserem Vorteil in Katalonschmieden verschmelzen, indem hierbei der Kohlen- verbrauch nur ½ bis ⅔ beträgt.
Der Gedanke, das Roheisen in Hochöfen mit Koksbetrieb durch Einblasen von Dampf zu verbessern, welcher späterhin öfter wieder aufgetaucht ist, erscheint in England zuerst in einem Patent von John Barber vom 21. April 1773. Seine „Maschine“ zur Reinigung der Steinkohlen im Schmelzofen besteht auſser einer Art von Wasser- säulmaschine, welche ein Cylindergebläse bewegt, darin, daſs über einem niedrigen Schachtofen ein Dampfkessel angebracht wird, welcher mit Urin oder mit einer Lösung von flüchtigem Alkali (Ammoniak?), oder einer sonstigen reinigenden Substanz gefüllt ist. Der Dampf aus dem Kessel wird in den Ofen geleitet, unmittelbar über den Wind. Hierdurch soll die Reinigung während der Schmelzung vor sich gehen. Der Patentbeschreibung (Nr. 1041) ist eine etwas phanta- stische Zeichnung beigegeben.
Das Roheisen beim Verfrischen durch Zusatz von Chemikalien zu reinigen, wurde beim Tiegelfrischen ausgeführt. Ker, Chapman und Ireland nahmen 1776 ein gemeinschaftliches Patent für die chemische Reinigung des Eisens, wodurch es so hart wie Brennstahl würde, ohne seine Zähigkeit zu verlieren. Sie bedienten sich dazu eines Cementierofens und ihre Zusätze bestanden in Holzkohle, vege- tabilischen Salzen und Ölen.
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Hochöfen Ende des 18. Jahrhunderts.
30 Pfd. Eisen im Centner und 30 Pfd. Kalkzuschlag und einer Pro-
duktion von 3600 Pfd. Eisen pro Tag würden nahezu 12000 Pfd. Schlacke
gebildet werden. Das Gewicht der Schlacke zu dem des Eisens ver-
hielte sich wie 10 zu 3. Dem Volum nach würde aber die Schlacken-
menge das sechs- bis siebenfache von dem Volum des Eisens betragen.
Duhamel hatte aus vielen Beobachtungen den Schluſs gezogen, daſs
mindestens die vier- bis fünffache Menge Schlacke dem Volum nach
erforderlich sei, um eine gute Schmelzung im Hochofen zu bewirken.
Man müsse also bei sehr reichen Erzen nicht nur die der Gangart
entsprechende Menge Fluſs zusetzen, sondern noch soviel Kalk und
Thonerde, als zu der erforderlichen Schlackenmenge noch fehle. Solche
Erze lieſsen sich allerdings nach Duhamels Meinung mit gröſserem
Vorteil in Katalonschmieden verschmelzen, indem hierbei der Kohlen-
verbrauch nur ½ bis ⅔ beträgt.
Der Gedanke, das Roheisen in Hochöfen mit Koksbetrieb durch
Einblasen von Dampf zu verbessern, welcher späterhin öfter wieder
aufgetaucht ist, erscheint in England zuerst in einem Patent von
John Barber vom 21. April 1773. Seine „Maschine“ zur Reinigung
der Steinkohlen im Schmelzofen besteht auſser einer Art von Wasser-
säulmaschine, welche ein Cylindergebläse bewegt, darin, daſs über
einem niedrigen Schachtofen ein Dampfkessel angebracht wird, welcher
mit Urin oder mit einer Lösung von flüchtigem Alkali (Ammoniak?),
oder einer sonstigen reinigenden Substanz gefüllt ist. Der Dampf
aus dem Kessel wird in den Ofen geleitet, unmittelbar über den
Wind. Hierdurch soll die Reinigung während der Schmelzung vor
sich gehen. Der Patentbeschreibung (Nr. 1041) ist eine etwas phanta-
stische Zeichnung beigegeben.
Das Roheisen beim Verfrischen durch Zusatz von Chemikalien
zu reinigen, wurde beim Tiegelfrischen ausgeführt. Ker, Chapman
und Ireland nahmen 1776 ein gemeinschaftliches Patent für die
chemische Reinigung des Eisens, wodurch es so hart wie Brennstahl
würde, ohne seine Zähigkeit zu verlieren. Sie bedienten sich dazu
eines Cementierofens und ihre Zusätze bestanden in Holzkohle, vege-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 747. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/761>, abgerufen am 22.11.2024.
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