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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Hochöfen Ende des 18. Jahrhunderts.

Wie verschieden die Produktion der Hochöfen war, zeigt folgende
Zusammenstellung des wöchentlichen Ausbringens 1):

Johann-Georgenstadt, Sachsen     103 Ctr.
Heinrichsgrün, Böhmen     125 bis 130 "
Königshütte, Harz     185 "
Königsbronn, Württemberg     305 "
Söderfors in Roslagen     348 bis 360 "
Torgelow, Pommern     405 "
Siegen     462 bis 484 "
Russland, Sibirien     666 "

Die späteren grossen Öfen in Russland von 35 bis 42 Fuss Höhe
schmolzen sogar 1200, 1300 bis 1700 Ctr. die Woche.

Wie vorteilhaft sich der Betrieb der grossen sibirischen Öfen
hinsichtlich des Kohlenverbrauchs stellte, geht aus folgender Zusammen-
stellung Hermanns hervor:

Nischnetagilsk     1 1/15 Kohle auf 1 Eisen
Polowskoi     1 5/96 " " "
Kaslinsk     1 12/25 " " "
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Kammenegoriza (Krain)     4 1/13 " " "
Alivard     2 44/100 " " "
Articol     2 88/100 " " "

In Frankreich bediente man sich noch um 1775 ziemlich
allgemein der niedrigen Öfen von 17 bis 18 Fuss Höhe, welche sogar
theoretisch von Bouchu als die besten für die Erze von Burgund
und der Champagne verteidigt worden waren. Grignon suchte eine
Reform herbeizuführen, indem er Öfen von 24 Fuss (7,80 m) Höhe
mit elliptischem Querschnitt, bei welchem Gicht und Rast ineinander
übergingen, vorschlug 2). Er eiferte besonders gegen das in Frank-
reich allgemein übliche Einziehen der Formseite bis in die Mittel-
linie des Ofens, indem er mit Recht darauf hinwies, dass nicht die
Form, sondern der Focus der Verbrennung in der Mitte des Gestelles
liegen müsse, was viel richtiger erreicht würde, wenn die Mittellinie

1) Becher, a. a. O., S. 575.
2) Siehe Grignon, Memoires de Physique, p. 95.
Hochöfen Ende des 18. Jahrhunderts.

Wie verschieden die Produktion der Hochöfen war, zeigt folgende
Zusammenstellung des wöchentlichen Ausbringens 1):

Johann-Georgenstadt, Sachsen     103 Ctr.
Heinrichsgrün, Böhmen     125 bis 130 „
Königshütte, Harz     185 „
Königsbronn, Württemberg     305 „
Söderfors in Roslagen     348 bis 360 „
Torgelow, Pommern     405 „
Siegen     462 bis 484 „
Ruſsland, Sibirien     666 „

Die späteren groſsen Öfen in Ruſsland von 35 bis 42 Fuſs Höhe
schmolzen sogar 1200, 1300 bis 1700 Ctr. die Woche.

Wie vorteilhaft sich der Betrieb der groſsen sibirischen Öfen
hinsichtlich des Kohlenverbrauchs stellte, geht aus folgender Zusammen-
stellung Hermanns hervor:

Nischnetagilsk     1 1/15 Kohle auf 1 Eisen
Polowskoi     1 5/96 „ „ „
Kaslinsk     1 12/25 „ „ „
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Turrach     4 1/12 „ „ „
Tschuber     4⅙ „ „ „
Kammenegoriza (Krain)     4 1/13 „ „ „
Alivard     2 44/100 „ „ „
Articol     2 88/100 „ „ „

In Frankreich bediente man sich noch um 1775 ziemlich
allgemein der niedrigen Öfen von 17 bis 18 Fuſs Höhe, welche sogar
theoretisch von Bouchu als die besten für die Erze von Burgund
und der Champagne verteidigt worden waren. Grignon suchte eine
Reform herbeizuführen, indem er Öfen von 24 Fuſs (7,80 m) Höhe
mit elliptischem Querschnitt, bei welchem Gicht und Rast ineinander
übergingen, vorschlug 2). Er eiferte besonders gegen das in Frank-
reich allgemein übliche Einziehen der Formseite bis in die Mittel-
linie des Ofens, indem er mit Recht darauf hinwies, daſs nicht die
Form, sondern der Focus der Verbrennung in der Mitte des Gestelles
liegen müsse, was viel richtiger erreicht würde, wenn die Mittellinie

1) Becher, a. a. O., S. 575.
2) Siehe Grignon, Mémoires de Physique, p. 95.
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[733/0747] Hochöfen Ende des 18. Jahrhunderts. Wie verschieden die Produktion der Hochöfen war, zeigt folgende Zusammenstellung des wöchentlichen Ausbringens 1): Johann-Georgenstadt, Sachsen 103 Ctr. Heinrichsgrün, Böhmen 125 bis 130 „ Königshütte, Harz 185 „ Königsbronn, Württemberg 305 „ Söderfors in Roslagen 348 bis 360 „ Torgelow, Pommern 405 „ Siegen 462 bis 484 „ Ruſsland, Sibirien 666 „ Die späteren groſsen Öfen in Ruſsland von 35 bis 42 Fuſs Höhe schmolzen sogar 1200, 1300 bis 1700 Ctr. die Woche. Wie vorteilhaft sich der Betrieb der groſsen sibirischen Öfen hinsichtlich des Kohlenverbrauchs stellte, geht aus folgender Zusammen- stellung Hermanns hervor: Nischnetagilsk 1 1/15 Kohle auf 1 Eisen Polowskoi 1 5/96 „ „ „ Kaslinsk 1 12/25 „ „ „ Newiansk 1⅔ „ „ „ Siegen 1⅗ „ „ „ Steiermark (Eisenerz u. Vordernberg) 2 4/7 bis 2¾ „ „ „ Turrach 4 1/12 „ „ „ Tschuber 4⅙ „ „ „ Kammenegoriza (Krain) 4 1/13 „ „ „ Alivard 2 44/100 „ „ „ Articol 2 88/100 „ „ „ In Frankreich bediente man sich noch um 1775 ziemlich allgemein der niedrigen Öfen von 17 bis 18 Fuſs Höhe, welche sogar theoretisch von Bouchu als die besten für die Erze von Burgund und der Champagne verteidigt worden waren. Grignon suchte eine Reform herbeizuführen, indem er Öfen von 24 Fuſs (7,80 m) Höhe mit elliptischem Querschnitt, bei welchem Gicht und Rast ineinander übergingen, vorschlug 2). Er eiferte besonders gegen das in Frank- reich allgemein übliche Einziehen der Formseite bis in die Mittel- linie des Ofens, indem er mit Recht darauf hinwies, daſs nicht die Form, sondern der Focus der Verbrennung in der Mitte des Gestelles liegen müsse, was viel richtiger erreicht würde, wenn die Mittellinie 1) Becher, a. a. O., S. 575. 2) Siehe Grignon, Mémoires de Physique, p. 95.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 733. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/747>, abgerufen am 16.07.2024.