zu Zeit einen Ausgang in das Freie gab. Dieses System von Luftkanälen diente zur Austrocknung des Rauhmauerwerks. Die Verankerung begann erst in der halben Höhe der Gewölbe. Über diese legte man die Anker so, dass einer rechts und einer links an den Luft- schächten vorbeiging, so dass acht Anker in einer Ebene lagen. Sie wurden ausserhalb des Mauerwerks "versplettet" oder mit Riegeln
[Abbildung]
Fig. 194.
versehen. Dazu nahm man oft lange Stäbe, welche die oberen und die unteren Anker zugleich verspletteten. Wo sie übereinander lagen, gab man ihnen einen Falz. Man mauerte sie nicht fest ein, sondern liess ihnen etwas Spielraum, damit sie sich frei ausdehnen konnten und das Mauer- werk nicht auseinander trieben. Den Rauhschacht machte man etwa 0,75 m dick. Oben liess man zwi- schen Rauhgemäuer und Rauh- schacht einen freien Raum von einem Fuss, in welchen die auf- steigenden und die horizontalen Zug- röhren von Back- steinen eingebaut wurden; der Zwi- schenraum wurde mit Sand, Pferde- mist und Schlacken, der sogen. Füllung, ausgefüllt. Diese Füllung verbreiterte sich nach oben, weil das Rauhmauerwerk inwendig senkrecht aufstieg, der Rauhschacht aber enger wurde. In den Gewölben ruhte der Rauhschacht auf starken Trachteisen. Das Ofeninnere legte man durch Ziehen von Schnüren fest, nicht, wie in Schweden, durch eine Schablone. Da das Mauerwerk des Kern- schachtes nach oben zu schwächer wurde, so bildete sich auch hier wieder zwischen Kern- und Rauhschacht ein Hohlraum, der eben- falls mit Steinen und Lehm ausgefüllt wurde. Der Kernschacht
Hochöfen Ende des 18. Jahrhunderts.
zu Zeit einen Ausgang in das Freie gab. Dieses System von Luftkanälen diente zur Austrocknung des Rauhmauerwerks. Die Verankerung begann erst in der halben Höhe der Gewölbe. Über diese legte man die Anker so, daſs einer rechts und einer links an den Luft- schächten vorbeiging, so daſs acht Anker in einer Ebene lagen. Sie wurden auſserhalb des Mauerwerks „versplettet“ oder mit Riegeln
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Fig. 194.
versehen. Dazu nahm man oft lange Stäbe, welche die oberen und die unteren Anker zugleich verspletteten. Wo sie übereinander lagen, gab man ihnen einen Falz. Man mauerte sie nicht fest ein, sondern lieſs ihnen etwas Spielraum, damit sie sich frei ausdehnen konnten und das Mauer- werk nicht auseinander trieben. Den Rauhschacht machte man etwa 0,75 m dick. Oben lieſs man zwi- schen Rauhgemäuer und Rauh- schacht einen freien Raum von einem Fuſs, in welchen die auf- steigenden und die horizontalen Zug- röhren von Back- steinen eingebaut wurden; der Zwi- schenraum wurde mit Sand, Pferde- mist und Schlacken, der sogen. Füllung, ausgefüllt. Diese Füllung verbreiterte sich nach oben, weil das Rauhmauerwerk inwendig senkrecht aufstieg, der Rauhschacht aber enger wurde. In den Gewölben ruhte der Rauhschacht auf starken Trachteisen. Das Ofeninnere legte man durch Ziehen von Schnüren fest, nicht, wie in Schweden, durch eine Schablone. Da das Mauerwerk des Kern- schachtes nach oben zu schwächer wurde, so bildete sich auch hier wieder zwischen Kern- und Rauhschacht ein Hohlraum, der eben- falls mit Steinen und Lehm ausgefüllt wurde. Der Kernschacht
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Hochöfen Ende des 18. Jahrhunderts.
zu Zeit einen Ausgang in das Freie gab. Dieses System von Luftkanälen
diente zur Austrocknung des Rauhmauerwerks. Die Verankerung
begann erst in der halben Höhe der Gewölbe. Über diese legte
man die Anker so, daſs einer rechts und einer links an den Luft-
schächten vorbeiging, so daſs acht Anker in einer Ebene lagen. Sie
wurden auſserhalb des Mauerwerks „versplettet“ oder mit Riegeln
[Abbildung Fig. 194.]
versehen. Dazu nahm man oft lange
Stäbe, welche die oberen und die
unteren Anker zugleich verspletteten.
Wo sie übereinander lagen, gab man
ihnen einen Falz. Man mauerte sie
nicht fest ein, sondern lieſs ihnen
etwas Spielraum, damit sie sich frei
ausdehnen konnten und das Mauer-
werk nicht auseinander trieben.
Den Rauhschacht machte man etwa
0,75 m dick. Oben lieſs man zwi-
schen Rauhgemäuer und Rauh-
schacht einen freien Raum von
einem Fuſs, in welchen die auf-
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horizontalen Zug-
röhren von Back-
steinen eingebaut
wurden; der Zwi-
schenraum wurde
mit Sand, Pferde-
mist und Schlacken,
der sogen. Füllung,
ausgefüllt. Diese
Füllung verbreiterte
sich nach oben, weil
das Rauhmauerwerk
inwendig senkrecht aufstieg, der Rauhschacht aber enger wurde. In
den Gewölben ruhte der Rauhschacht auf starken Trachteisen. Das
Ofeninnere legte man durch Ziehen von Schnüren fest, nicht, wie in
Schweden, durch eine Schablone. Da das Mauerwerk des Kern-
schachtes nach oben zu schwächer wurde, so bildete sich auch hier
wieder zwischen Kern- und Rauhschacht ein Hohlraum, der eben-
falls mit Steinen und Lehm ausgefüllt wurde. Der Kernschacht
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 726. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/740>, abgerufen am 01.07.2024.
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