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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Hochöfen Ende des 18. Jahrhunderts.
sind die Bedingungen am besten erfüllt. Diese theoretische Betrach-
tung giebt schon das eine wichtige Resultat, welches die schwedischen
Baumeister auch festhielten, dass, da der Übergang dieser Expansion
und Kontraktion der Hochofengase ein allmählicher, kein sprung-
weiser ist, auch die Übergänge im Querschnitt des Hochofens, die
Erweiterung und Verengerung nicht durch Winkel, sondern durch Kurven
ihren Ausdruck finden müssen. Die richtige Kurve in jedem Falle
theoretisch zu ermitteln, war schwer, da die wirkenden Faktoren zu
wenig bekannt waren. Da trat dann eine praktische Erwägung helfend
ein. Man beobachtete die Form ausgeblasener Hochöfen, die in gutem
Gange gestanden hatten. Alle Öfen verändern während der fort-
gesetzten Schmelzung ihre Gestalt und gehen erst am besten, wenn
diese Veränderung einen gewissen Punkt erreicht hat. Diese Form
könnte man nur dann finden, wenn man den Ofen in dem Augenblick
des besten Ganges ausbliese. Da dies nicht möglich war, so musste
man sich damit begnügen, die Formen ausgeblasener Öfen, wie sie
vorkamen, zu vergleichen.

Diese Untersuchung führte aber doch zu gewissen Ergebnissen,
deren wichtigste Garney, wie folgt, angiebt:

Der grösste Nutzen der Schmelzung wird erhalten, wenn der
Schmelzraum in einem Hochofenschacht soviel Hitze bekommt, als
bewirkt werden kann und wenn der Vorbereitungs- oder Röstraum
so geräumig wie möglich ist. Man muss also den Schmelzraum
zusammenziehen, was durch Verminderung des Inhalts oder Verrückung
des Schmelzpunktes nach innen und unten geschehen kann. Die
andere Regel ist die, dass, obgleich nicht alle Eisensteine von gleicher
Beschaffenheit sind, sie doch darin übereinstimmen, dass sie einen
gleich tiefen Schmelzraum erfordern. Was aber sowohl die ver-
schiedenen Durchmesser des Schmelzraumes auf ungleichen Höhen,
als die Tiefe und verschiedenen Durchmesser des Vorbereitungsraumes
anbetrifft, so muss solches nach der Art und dem Verhalten jedes
Erzes im Feuer eingerichtet werden.

Nach dem Verhalten der schwedischen Erze konstruierte Garney
drei Normalprofile, deren Hauptunterschied in der Schachthöhe,
welche für leichtschmelzige Erze geringer sein kann als für streng-
flüssige, bestand.

Zur richtigen Herstellung des Profils dient die Leiterschablone,
deren Kernstock in Zapfen läuft (Fig. 191), die genau in der Ver-
längerung der Mittellinie des Ofeninneren befestigt werden. Die
Sprossen, welche das Längenprofil bilden, stehen nur 15 cm von-

Hochöfen Ende des 18. Jahrhunderts.
sind die Bedingungen am besten erfüllt. Diese theoretische Betrach-
tung giebt schon das eine wichtige Resultat, welches die schwedischen
Baumeister auch festhielten, daſs, da der Übergang dieser Expansion
und Kontraktion der Hochofengase ein allmählicher, kein sprung-
weiser ist, auch die Übergänge im Querschnitt des Hochofens, die
Erweiterung und Verengerung nicht durch Winkel, sondern durch Kurven
ihren Ausdruck finden müssen. Die richtige Kurve in jedem Falle
theoretisch zu ermitteln, war schwer, da die wirkenden Faktoren zu
wenig bekannt waren. Da trat dann eine praktische Erwägung helfend
ein. Man beobachtete die Form ausgeblasener Hochöfen, die in gutem
Gange gestanden hatten. Alle Öfen verändern während der fort-
gesetzten Schmelzung ihre Gestalt und gehen erst am besten, wenn
diese Veränderung einen gewissen Punkt erreicht hat. Diese Form
könnte man nur dann finden, wenn man den Ofen in dem Augenblick
des besten Ganges ausbliese. Da dies nicht möglich war, so muſste
man sich damit begnügen, die Formen ausgeblasener Öfen, wie sie
vorkamen, zu vergleichen.

Diese Untersuchung führte aber doch zu gewissen Ergebnissen,
deren wichtigste Garney, wie folgt, angiebt:

Der gröſste Nutzen der Schmelzung wird erhalten, wenn der
Schmelzraum in einem Hochofenschacht soviel Hitze bekommt, als
bewirkt werden kann und wenn der Vorbereitungs- oder Röstraum
so geräumig wie möglich ist. Man muſs also den Schmelzraum
zusammenziehen, was durch Verminderung des Inhalts oder Verrückung
des Schmelzpunktes nach innen und unten geschehen kann. Die
andere Regel ist die, daſs, obgleich nicht alle Eisensteine von gleicher
Beschaffenheit sind, sie doch darin übereinstimmen, daſs sie einen
gleich tiefen Schmelzraum erfordern. Was aber sowohl die ver-
schiedenen Durchmesser des Schmelzraumes auf ungleichen Höhen,
als die Tiefe und verschiedenen Durchmesser des Vorbereitungsraumes
anbetrifft, so muſs solches nach der Art und dem Verhalten jedes
Erzes im Feuer eingerichtet werden.

Nach dem Verhalten der schwedischen Erze konstruierte Garney
drei Normalprofile, deren Hauptunterschied in der Schachthöhe,
welche für leichtschmelzige Erze geringer sein kann als für streng-
flüssige, bestand.

Zur richtigen Herstellung des Profils dient die Leiterschablone,
deren Kernstock in Zapfen läuft (Fig. 191), die genau in der Ver-
längerung der Mittellinie des Ofeninneren befestigt werden. Die
Sprossen, welche das Längenprofil bilden, stehen nur 15 cm von-

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[720/0734] Hochöfen Ende des 18. Jahrhunderts. sind die Bedingungen am besten erfüllt. Diese theoretische Betrach- tung giebt schon das eine wichtige Resultat, welches die schwedischen Baumeister auch festhielten, daſs, da der Übergang dieser Expansion und Kontraktion der Hochofengase ein allmählicher, kein sprung- weiser ist, auch die Übergänge im Querschnitt des Hochofens, die Erweiterung und Verengerung nicht durch Winkel, sondern durch Kurven ihren Ausdruck finden müssen. Die richtige Kurve in jedem Falle theoretisch zu ermitteln, war schwer, da die wirkenden Faktoren zu wenig bekannt waren. Da trat dann eine praktische Erwägung helfend ein. Man beobachtete die Form ausgeblasener Hochöfen, die in gutem Gange gestanden hatten. Alle Öfen verändern während der fort- gesetzten Schmelzung ihre Gestalt und gehen erst am besten, wenn diese Veränderung einen gewissen Punkt erreicht hat. Diese Form könnte man nur dann finden, wenn man den Ofen in dem Augenblick des besten Ganges ausbliese. Da dies nicht möglich war, so muſste man sich damit begnügen, die Formen ausgeblasener Öfen, wie sie vorkamen, zu vergleichen. Diese Untersuchung führte aber doch zu gewissen Ergebnissen, deren wichtigste Garney, wie folgt, angiebt: Der gröſste Nutzen der Schmelzung wird erhalten, wenn der Schmelzraum in einem Hochofenschacht soviel Hitze bekommt, als bewirkt werden kann und wenn der Vorbereitungs- oder Röstraum so geräumig wie möglich ist. Man muſs also den Schmelzraum zusammenziehen, was durch Verminderung des Inhalts oder Verrückung des Schmelzpunktes nach innen und unten geschehen kann. Die andere Regel ist die, daſs, obgleich nicht alle Eisensteine von gleicher Beschaffenheit sind, sie doch darin übereinstimmen, daſs sie einen gleich tiefen Schmelzraum erfordern. Was aber sowohl die ver- schiedenen Durchmesser des Schmelzraumes auf ungleichen Höhen, als die Tiefe und verschiedenen Durchmesser des Vorbereitungsraumes anbetrifft, so muſs solches nach der Art und dem Verhalten jedes Erzes im Feuer eingerichtet werden. Nach dem Verhalten der schwedischen Erze konstruierte Garney drei Normalprofile, deren Hauptunterschied in der Schachthöhe, welche für leichtschmelzige Erze geringer sein kann als für streng- flüssige, bestand. Zur richtigen Herstellung des Profils dient die Leiterschablone, deren Kernstock in Zapfen läuft (Fig. 191), die genau in der Ver- längerung der Mittellinie des Ofeninneren befestigt werden. Die Sprossen, welche das Längenprofil bilden, stehen nur 15 cm von-

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 720. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/734>, abgerufen am 16.07.2024.