des Arts et Metiers in Paris, welches 1794 gegründet wurde, und besonders Maschinen, Werkzeuge und Industrieprodukte umfasste. Das wichtigste Förderungsmittel waren aber die technischen Lehr- anstalten.
Realschulen für eine wissenschaftliche aber nicht gelehrte Bildung entstanden in Deutschland gegen die Mitte des Jahrhunderts. Eine Anstalt der Art war das 1745 von Abt Jerusalem in Braun- schweig gestiftete Collegium Carolinum, noch mehr aber die 1745 durch Hecker in Berlin gegründete Realschule an der Drei- faltigkeitskirche. Österreich gründete unter Maria Theresia seine Normalhauptschulen, welche unseren höheren Bürgerschulen ent- sprechen. Die erste entstand 1771 in Wien, dieser folgten 1774 andere in Innsbruck, 1775 in Prag, in Gratz, 1776 in Linz u. s. w. Spinn- schulen, also Industrieschulen, hatte Österreich schon früher 1755 und 1764 gegründet. 1765 erliess es eine Spinnschulenordnung für seine deutschen Provinzen. 1787 zählte Böhmen allein über hundert In- dustrieschulen, als Spinn-, Näh-, Strick- u. s. w. Schulen. Ausserdem hatte Österreich bereits 1770 die Realakademie als höhere technische Lehranstalt gegründet.
Für das Berg- und Hüttenwesen hatte Österreich besondere Fachschulen gegründet, und zwar zunächst drei Bergschulen für Ungarn in Nieder-Ungarn, Schmöllnitz und dem Temesvarer Banat. Die Idee zur Gründung einer höheren Lehranstalt wurde 1761 angeregt. Peithner hatte damals ein Promemoria über die Errichtung einer besonderen Professur der Bergwissenschaft an der Universität Prag bei dem Kaiser eingereicht und erhielt ein Jahr später den Auftrag, einen Entwurf auszuarbeiten. Damals kam zum erstenmale die Frage der Gründung einer Bergakademie zur Sprache. Aber erst 1763 wurde ein Plan zur Gründung einer "ordentlichen höheren Bergwesens Anstalt" zu Schemnitz gefasst und teil- weise zur Ausführung gebracht (1. September 1763). Am 1. Sep- tember begann der öffentliche Unterricht, und zwar mit Vorträgen über Chemie, wozu als Lehrer Nicolaus von Jacquin mit dem Charakter eines wirklichen k. k. Bergrates angestellt worden war. Er sollte zugleich geeignete Personen heranziehen und sie für das chemisch-mineralogische Lehrfach heranbilden. Der Unterricht wurde in einem gemieteten Hause erteilt. Jacquin wirkte bis 1769 an der neuen Schemnitzer Berganstalt, von wo er als Professor nach Wien berufen wurde. Sein Nachfolger war Dr. Johann Scopoli, früher Professor der Chemie, Physikus und Bergamtsbeisitzer in Idria.
Wissenschaftliche Anstalten.
des Arts et Métiers in Paris, welches 1794 gegründet wurde, und besonders Maschinen, Werkzeuge und Industrieprodukte umfaſste. Das wichtigste Förderungsmittel waren aber die technischen Lehr- anstalten.
Realschulen für eine wissenschaftliche aber nicht gelehrte Bildung entstanden in Deutschland gegen die Mitte des Jahrhunderts. Eine Anstalt der Art war das 1745 von Abt Jerusalem in Braun- schweig gestiftete Collegium Carolinum, noch mehr aber die 1745 durch Hecker in Berlin gegründete Realschule an der Drei- faltigkeitskirche. Österreich gründete unter Maria Theresia seine Normalhauptschulen, welche unseren höheren Bürgerschulen ent- sprechen. Die erste entstand 1771 in Wien, dieser folgten 1774 andere in Innsbruck, 1775 in Prag, in Gratz, 1776 in Linz u. s. w. Spinn- schulen, also Industrieschulen, hatte Österreich schon früher 1755 und 1764 gegründet. 1765 erlieſs es eine Spinnschulenordnung für seine deutschen Provinzen. 1787 zählte Böhmen allein über hundert In- dustrieschulen, als Spinn-, Näh-, Strick- u. s. w. Schulen. Auſserdem hatte Österreich bereits 1770 die Realakademie als höhere technische Lehranstalt gegründet.
Für das Berg- und Hüttenwesen hatte Österreich besondere Fachschulen gegründet, und zwar zunächst drei Bergschulen für Ungarn in Nieder-Ungarn, Schmöllnitz und dem Temesvarer Banat. Die Idee zur Gründung einer höheren Lehranstalt wurde 1761 angeregt. Peithner hatte damals ein Promemoria über die Errichtung einer besonderen Professur der Bergwissenschaft an der Universität Prag bei dem Kaiser eingereicht und erhielt ein Jahr später den Auftrag, einen Entwurf auszuarbeiten. Damals kam zum erstenmale die Frage der Gründung einer Bergakademie zur Sprache. Aber erst 1763 wurde ein Plan zur Gründung einer „ordentlichen höheren Bergwesens Anstalt“ zu Schemnitz gefaſst und teil- weise zur Ausführung gebracht (1. September 1763). Am 1. Sep- tember begann der öffentliche Unterricht, und zwar mit Vorträgen über Chemie, wozu als Lehrer Nicolaus von Jacquin mit dem Charakter eines wirklichen k. k. Bergrates angestellt worden war. Er sollte zugleich geeignete Personen heranziehen und sie für das chemisch-mineralogische Lehrfach heranbilden. Der Unterricht wurde in einem gemieteten Hause erteilt. Jacquin wirkte bis 1769 an der neuen Schemnitzer Berganstalt, von wo er als Professor nach Wien berufen wurde. Sein Nachfolger war Dr. Johann Scopoli, früher Professor der Chemie, Physikus und Bergamtsbeisitzer in Idria.
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Wissenschaftliche Anstalten.
des Arts et Métiers in Paris, welches 1794 gegründet wurde,
und besonders Maschinen, Werkzeuge und Industrieprodukte umfaſste.
Das wichtigste Förderungsmittel waren aber die technischen Lehr-
anstalten.
Realschulen für eine wissenschaftliche aber nicht gelehrte
Bildung entstanden in Deutschland gegen die Mitte des Jahrhunderts.
Eine Anstalt der Art war das 1745 von Abt Jerusalem in Braun-
schweig gestiftete Collegium Carolinum, noch mehr aber die
1745 durch Hecker in Berlin gegründete Realschule an der Drei-
faltigkeitskirche. Österreich gründete unter Maria Theresia seine
Normalhauptschulen, welche unseren höheren Bürgerschulen ent-
sprechen. Die erste entstand 1771 in Wien, dieser folgten 1774 andere
in Innsbruck, 1775 in Prag, in Gratz, 1776 in Linz u. s. w. Spinn-
schulen, also Industrieschulen, hatte Österreich schon früher 1755 und
1764 gegründet. 1765 erlieſs es eine Spinnschulenordnung für seine
deutschen Provinzen. 1787 zählte Böhmen allein über hundert In-
dustrieschulen, als Spinn-, Näh-, Strick- u. s. w. Schulen. Auſserdem
hatte Österreich bereits 1770 die Realakademie als höhere technische
Lehranstalt gegründet.
Für das Berg- und Hüttenwesen hatte Österreich besondere
Fachschulen gegründet, und zwar zunächst drei Bergschulen
für Ungarn in Nieder-Ungarn, Schmöllnitz und dem Temesvarer
Banat. Die Idee zur Gründung einer höheren Lehranstalt wurde
1761 angeregt. Peithner hatte damals ein Promemoria über die
Errichtung einer besonderen Professur der Bergwissenschaft an der
Universität Prag bei dem Kaiser eingereicht und erhielt ein Jahr
später den Auftrag, einen Entwurf auszuarbeiten. Damals kam zum
erstenmale die Frage der Gründung einer Bergakademie zur Sprache.
Aber erst 1763 wurde ein Plan zur Gründung einer „ordentlichen
höheren Bergwesens Anstalt“ zu Schemnitz gefaſst und teil-
weise zur Ausführung gebracht (1. September 1763). Am 1. Sep-
tember begann der öffentliche Unterricht, und zwar mit Vorträgen
über Chemie, wozu als Lehrer Nicolaus von Jacquin mit dem
Charakter eines wirklichen k. k. Bergrates angestellt worden war.
Er sollte zugleich geeignete Personen heranziehen und sie für
das chemisch-mineralogische Lehrfach heranbilden. Der Unterricht
wurde in einem gemieteten Hause erteilt. Jacquin wirkte bis 1769
an der neuen Schemnitzer Berganstalt, von wo er als Professor nach
Wien berufen wurde. Sein Nachfolger war Dr. Johann Scopoli,
früher Professor der Chemie, Physikus und Bergamtsbeisitzer in Idria.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/73>, abgerufen am 26.11.2024.
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