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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Hochöfen Ende des 18. Jahrhunderts.
von 1750 bis 1790 ausführlich geschildert hat. Danach gab es, wie
schon erwähnt, um die Mitte des Jahrhunderts zwei Arten von Hoch-
öfen, die deutschen und die französischen, die wesentlich voneinander
verschieden waren. Beide Arten von Öfen waren nach der neuen
Hüttenordnung von 1766 gestattet.

Die deutschen Hochöfen waren in der Regel am Abhang eines
Hügels erbaut und in denselben eingegraben. Die Eckpfeiler der
Abstichseite und die Balgseite wurden aus Balken gezimmert und der
Raum innerhalb dieses Zimmerwerks bis zum Ofenfutter mit Steinen
und Thonmörtel ausgefüllt. Ebenso wurde der Rauhschacht durch ein
Zimmerwerk von Holz mit ähnlicher Füllung, dem sogenannten Erd-
gezimmer (Mulltimmer) ersetzt. Innerhalb dieser Wände wurde dann der
eigentliche Ofenschacht aus feuerfesten Steinen eingemauert. Die Höhe
der Öfen überstieg nie 12 Ellen (6,92 m). Die Rast begann 45 cm unter
der halben Ofenhöhe. Die Gestalt war meist achteckig und wurde
nach einer von Riegeln und Latten in Form einer Leiter zusammen-
geschlagenen Schablone aufgeführt. Die Fundamentierung war oft
mangelhaft, aber für Luftcirkulation unter dem Gestell wurde immer
gesorgt. Man beförderte diese womöglich durch fliessendes Wasser,
weshalb man den Ofen gern über einer Quelle erbaute. Die Zustellung
war breiter, kürzer und niedriger unter der Form als bei den Öfen
der Wallonen, auch machte man Form, Tümpel und Damm von Guss-
eisen. Letzteren hatte man nach und nach durch einen Wallstein,
meist aus Kalkstein, mit einem Stichloch und einem Lacht- oder
Schlackenloch auf der gegenüberliegenden Seite ersetzt. Der eigent-
liche Abstich lag nach der Formseite zu. Die hölzernen Bälge waren
nur 6 Ellen (3,46 m) lang. Einen wesentlichen Unterschied im Betriebe
machte es, dass die Schlacke nicht frei abfloss, sondern förmlich
abgezapft oder abgezogen werden musste. Man arbeitete auf hellgraues
bis halbiertes ("mässig hartgrelles") Roheisen, welches für die deutsche
Frischschmiede am geeignetsten war.

Der wallonische oder französische Hochofen unterschied sich
zunächst dadurch, dass er ganz in Stein aufgeführt wurde. Dies
erforderte ein stärkeres Fundament. Man stellte den Ofen nicht an
den Berg, sondern frei. Schon aus diesem Grunde musste man das
Fundament mehr heraus bauen, um für die Abzüchte das nötige
Gefäll zu bekommen. Der Schacht war geräumig und kreisförmig.
Die Ofenhöhe betrug 14 bis 15 Ellen (8 bis 8,65 m). Der Kohlensack
lag auch hier 42 cm unter der mittleren Ofenhöhe. Die Ofenbrust
wurde auf eisernen Tragbalken (Trachten) aufgeführt und so geräumig,

Hochöfen Ende des 18. Jahrhunderts.
von 1750 bis 1790 ausführlich geschildert hat. Danach gab es, wie
schon erwähnt, um die Mitte des Jahrhunderts zwei Arten von Hoch-
öfen, die deutschen und die französischen, die wesentlich voneinander
verschieden waren. Beide Arten von Öfen waren nach der neuen
Hüttenordnung von 1766 gestattet.

Die deutschen Hochöfen waren in der Regel am Abhang eines
Hügels erbaut und in denselben eingegraben. Die Eckpfeiler der
Abstichseite und die Balgseite wurden aus Balken gezimmert und der
Raum innerhalb dieses Zimmerwerks bis zum Ofenfutter mit Steinen
und Thonmörtel ausgefüllt. Ebenso wurde der Rauhschacht durch ein
Zimmerwerk von Holz mit ähnlicher Füllung, dem sogenannten Erd-
gezimmer (Mulltimmer) ersetzt. Innerhalb dieser Wände wurde dann der
eigentliche Ofenschacht aus feuerfesten Steinen eingemauert. Die Höhe
der Öfen überstieg nie 12 Ellen (6,92 m). Die Rast begann 45 cm unter
der halben Ofenhöhe. Die Gestalt war meist achteckig und wurde
nach einer von Riegeln und Latten in Form einer Leiter zusammen-
geschlagenen Schablone aufgeführt. Die Fundamentierung war oft
mangelhaft, aber für Luftcirkulation unter dem Gestell wurde immer
gesorgt. Man beförderte diese womöglich durch flieſsendes Wasser,
weshalb man den Ofen gern über einer Quelle erbaute. Die Zustellung
war breiter, kürzer und niedriger unter der Form als bei den Öfen
der Wallonen, auch machte man Form, Tümpel und Damm von Guſs-
eisen. Letzteren hatte man nach und nach durch einen Wallstein,
meist aus Kalkstein, mit einem Stichloch und einem Lacht- oder
Schlackenloch auf der gegenüberliegenden Seite ersetzt. Der eigent-
liche Abstich lag nach der Formseite zu. Die hölzernen Bälge waren
nur 6 Ellen (3,46 m) lang. Einen wesentlichen Unterschied im Betriebe
machte es, daſs die Schlacke nicht frei abfloſs, sondern förmlich
abgezapft oder abgezogen werden muſste. Man arbeitete auf hellgraues
bis halbiertes („mäſsig hartgrelles“) Roheisen, welches für die deutsche
Frischschmiede am geeignetsten war.

Der wallonische oder französische Hochofen unterschied sich
zunächst dadurch, daſs er ganz in Stein aufgeführt wurde. Dies
erforderte ein stärkeres Fundament. Man stellte den Ofen nicht an
den Berg, sondern frei. Schon aus diesem Grunde muſste man das
Fundament mehr heraus bauen, um für die Abzüchte das nötige
Gefäll zu bekommen. Der Schacht war geräumig und kreisförmig.
Die Ofenhöhe betrug 14 bis 15 Ellen (8 bis 8,65 m). Der Kohlensack
lag auch hier 42 cm unter der mittleren Ofenhöhe. Die Ofenbrust
wurde auf eisernen Tragbalken (Trachten) aufgeführt und so geräumig,

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[714/0728] Hochöfen Ende des 18. Jahrhunderts. von 1750 bis 1790 ausführlich geschildert hat. Danach gab es, wie schon erwähnt, um die Mitte des Jahrhunderts zwei Arten von Hoch- öfen, die deutschen und die französischen, die wesentlich voneinander verschieden waren. Beide Arten von Öfen waren nach der neuen Hüttenordnung von 1766 gestattet. Die deutschen Hochöfen waren in der Regel am Abhang eines Hügels erbaut und in denselben eingegraben. Die Eckpfeiler der Abstichseite und die Balgseite wurden aus Balken gezimmert und der Raum innerhalb dieses Zimmerwerks bis zum Ofenfutter mit Steinen und Thonmörtel ausgefüllt. Ebenso wurde der Rauhschacht durch ein Zimmerwerk von Holz mit ähnlicher Füllung, dem sogenannten Erd- gezimmer (Mulltimmer) ersetzt. Innerhalb dieser Wände wurde dann der eigentliche Ofenschacht aus feuerfesten Steinen eingemauert. Die Höhe der Öfen überstieg nie 12 Ellen (6,92 m). Die Rast begann 45 cm unter der halben Ofenhöhe. Die Gestalt war meist achteckig und wurde nach einer von Riegeln und Latten in Form einer Leiter zusammen- geschlagenen Schablone aufgeführt. Die Fundamentierung war oft mangelhaft, aber für Luftcirkulation unter dem Gestell wurde immer gesorgt. Man beförderte diese womöglich durch flieſsendes Wasser, weshalb man den Ofen gern über einer Quelle erbaute. Die Zustellung war breiter, kürzer und niedriger unter der Form als bei den Öfen der Wallonen, auch machte man Form, Tümpel und Damm von Guſs- eisen. Letzteren hatte man nach und nach durch einen Wallstein, meist aus Kalkstein, mit einem Stichloch und einem Lacht- oder Schlackenloch auf der gegenüberliegenden Seite ersetzt. Der eigent- liche Abstich lag nach der Formseite zu. Die hölzernen Bälge waren nur 6 Ellen (3,46 m) lang. Einen wesentlichen Unterschied im Betriebe machte es, daſs die Schlacke nicht frei abfloſs, sondern förmlich abgezapft oder abgezogen werden muſste. Man arbeitete auf hellgraues bis halbiertes („mäſsig hartgrelles“) Roheisen, welches für die deutsche Frischschmiede am geeignetsten war. Der wallonische oder französische Hochofen unterschied sich zunächst dadurch, daſs er ganz in Stein aufgeführt wurde. Dies erforderte ein stärkeres Fundament. Man stellte den Ofen nicht an den Berg, sondern frei. Schon aus diesem Grunde muſste man das Fundament mehr heraus bauen, um für die Abzüchte das nötige Gefäll zu bekommen. Der Schacht war geräumig und kreisförmig. Die Ofenhöhe betrug 14 bis 15 Ellen (8 bis 8,65 m). Der Kohlensack lag auch hier 42 cm unter der mittleren Ofenhöhe. Die Ofenbrust wurde auf eisernen Tragbalken (Trachten) aufgeführt und so geräumig,

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 714. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/728>, abgerufen am 16.07.2024.