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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Puddelprozess und Feineisenfeuer.
beim Feinen fast vollständig entfernt und das Wesen des Puddel-
prozesses bestände nicht in der Entkohlung, sondern in der Desoxy-
dation des Roheisens, indem er der Flamme des Steinkohlenfeuers
mehr eine desoxydierende als eine oxydierende Wirkung zuschrieb.

Zu diesem Berichte Bonnards hat O'Reilly, welcher um die-
selbe Zeit England bereiste, erläuternde und ergänzende Bemerkungen
gemacht 1), aus denen ebenfalls hervorgeht, dass die älteren Puddel-
öfen Corts zwei Schornsteine hatten, dass man aber den kleineren über
der Feuerung, der sich als nicht haltbar erwies, später abwarf; statt
dessen brachte man Schieber oder Register (dampers) an. Die Regu-
lierung der Hitze im Puddelofen war eine besonders wichtige Sache.
Zu diesem Zwecke bediente man sich in Wales und Staffordshire ver-
schiedener Mittel. In Wales hatte man zwei Thüren, die zu dem
Schmelzherde führten, von denen die eine an der Rückseite nur
zur Regulierung der Hitze diente, d. h. sie wurde aufgezogen, um den
Ofen abzukühlen, wobei man gleichzeitig den Zugschieber schloss.
Dies geschah besonders während des Rührens, um das Frischen des
Eisens zu verzögern. In Staffordshire, wo man ausser der Feuerthüre
nur eine Thüre am Ofen hatte, wurde dies durch Aufgiessen von Wasser
erreicht. Dies Verfahren war namentlich auf Wilkinsons Puddel-
werken gebräuchlich, und Wilkinsons Direktor Allen erklärte es
für wirksamer und vorteilhafter als das Öffnen der Thüre. In Staf-
fordshire befanden sich die Register oben auf den Essen und wurden
von unten auf- oder nieder gezogen. Die Puddelöfen besassen keine
ständigen Herde, weil der Boden jede Woche frisch bereitet werden
musste. Man warf nämlich jeden Samstag die trocken gemauerten
Ziegelpfeiler, auf welchen die den Boden oder Herd tragenden Guss-
platten ruhten, um und richtete den Boden über Sonntag neu zu.
Man räumte erst die Reste des alten Bodens weg, führte die Trag-
pfeiler von Ziegeln frisch auf, legte die Gussplatten darauf und be-
deckte diese 6 Zoll hoch mit Asche (Lösche), schlug sie fest und
trug etwa 3 Zoll feuchten Sand darüber. Da man bei jedem Ein-
satz frischen Sand nachtrug, so wurde der Herd gegen Ende der
Woche so hoch, dass die Arbeit dadurch behindert und ein neuer
Herd notwendig wurde. Der Sand war schmelzbar, und man brachte
den Eisensatz erst ein, nachdem die Hitze so gestiegen war, dass der
Sand anfing zu schmelzen, was sich durch den Glanz der Oberfläche

1) Annales des arts et manufactures 1805, Nr. 2. Molls Ephemeriden der
Berg- u. Hüttenkunde, Bd. III, S. 505.

Puddelprozeſs und Feineisenfeuer.
beim Feinen fast vollständig entfernt und das Wesen des Puddel-
prozesses bestände nicht in der Entkohlung, sondern in der Desoxy-
dation des Roheisens, indem er der Flamme des Steinkohlenfeuers
mehr eine desoxydierende als eine oxydierende Wirkung zuschrieb.

Zu diesem Berichte Bonnards hat O’Reilly, welcher um die-
selbe Zeit England bereiste, erläuternde und ergänzende Bemerkungen
gemacht 1), aus denen ebenfalls hervorgeht, daſs die älteren Puddel-
öfen Corts zwei Schornsteine hatten, daſs man aber den kleineren über
der Feuerung, der sich als nicht haltbar erwies, später abwarf; statt
dessen brachte man Schieber oder Register (dampers) an. Die Regu-
lierung der Hitze im Puddelofen war eine besonders wichtige Sache.
Zu diesem Zwecke bediente man sich in Wales und Staffordshire ver-
schiedener Mittel. In Wales hatte man zwei Thüren, die zu dem
Schmelzherde führten, von denen die eine an der Rückseite nur
zur Regulierung der Hitze diente, d. h. sie wurde aufgezogen, um den
Ofen abzukühlen, wobei man gleichzeitig den Zugschieber schloſs.
Dies geschah besonders während des Rührens, um das Frischen des
Eisens zu verzögern. In Staffordshire, wo man auſser der Feuerthüre
nur eine Thüre am Ofen hatte, wurde dies durch Aufgieſsen von Wasser
erreicht. Dies Verfahren war namentlich auf Wilkinsons Puddel-
werken gebräuchlich, und Wilkinsons Direktor Allen erklärte es
für wirksamer und vorteilhafter als das Öffnen der Thüre. In Staf-
fordshire befanden sich die Register oben auf den Essen und wurden
von unten auf- oder nieder gezogen. Die Puddelöfen besaſsen keine
ständigen Herde, weil der Boden jede Woche frisch bereitet werden
muſste. Man warf nämlich jeden Samstag die trocken gemauerten
Ziegelpfeiler, auf welchen die den Boden oder Herd tragenden Guſs-
platten ruhten, um und richtete den Boden über Sonntag neu zu.
Man räumte erst die Reste des alten Bodens weg, führte die Trag-
pfeiler von Ziegeln frisch auf, legte die Guſsplatten darauf und be-
deckte diese 6 Zoll hoch mit Asche (Lösche), schlug sie fest und
trug etwa 3 Zoll feuchten Sand darüber. Da man bei jedem Ein-
satz frischen Sand nachtrug, so wurde der Herd gegen Ende der
Woche so hoch, daſs die Arbeit dadurch behindert und ein neuer
Herd notwendig wurde. Der Sand war schmelzbar, und man brachte
den Eisensatz erst ein, nachdem die Hitze so gestiegen war, daſs der
Sand anfing zu schmelzen, was sich durch den Glanz der Oberfläche

1) Annales des arts et manufactures 1805, Nr. 2. Molls Ephemeriden der
Berg- u. Hüttenkunde, Bd. III, S. 505.
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[709/0723] Puddelprozeſs und Feineisenfeuer. beim Feinen fast vollständig entfernt und das Wesen des Puddel- prozesses bestände nicht in der Entkohlung, sondern in der Desoxy- dation des Roheisens, indem er der Flamme des Steinkohlenfeuers mehr eine desoxydierende als eine oxydierende Wirkung zuschrieb. Zu diesem Berichte Bonnards hat O’Reilly, welcher um die- selbe Zeit England bereiste, erläuternde und ergänzende Bemerkungen gemacht 1), aus denen ebenfalls hervorgeht, daſs die älteren Puddel- öfen Corts zwei Schornsteine hatten, daſs man aber den kleineren über der Feuerung, der sich als nicht haltbar erwies, später abwarf; statt dessen brachte man Schieber oder Register (dampers) an. Die Regu- lierung der Hitze im Puddelofen war eine besonders wichtige Sache. Zu diesem Zwecke bediente man sich in Wales und Staffordshire ver- schiedener Mittel. In Wales hatte man zwei Thüren, die zu dem Schmelzherde führten, von denen die eine an der Rückseite nur zur Regulierung der Hitze diente, d. h. sie wurde aufgezogen, um den Ofen abzukühlen, wobei man gleichzeitig den Zugschieber schloſs. Dies geschah besonders während des Rührens, um das Frischen des Eisens zu verzögern. In Staffordshire, wo man auſser der Feuerthüre nur eine Thüre am Ofen hatte, wurde dies durch Aufgieſsen von Wasser erreicht. Dies Verfahren war namentlich auf Wilkinsons Puddel- werken gebräuchlich, und Wilkinsons Direktor Allen erklärte es für wirksamer und vorteilhafter als das Öffnen der Thüre. In Staf- fordshire befanden sich die Register oben auf den Essen und wurden von unten auf- oder nieder gezogen. Die Puddelöfen besaſsen keine ständigen Herde, weil der Boden jede Woche frisch bereitet werden muſste. Man warf nämlich jeden Samstag die trocken gemauerten Ziegelpfeiler, auf welchen die den Boden oder Herd tragenden Guſs- platten ruhten, um und richtete den Boden über Sonntag neu zu. Man räumte erst die Reste des alten Bodens weg, führte die Trag- pfeiler von Ziegeln frisch auf, legte die Guſsplatten darauf und be- deckte diese 6 Zoll hoch mit Asche (Lösche), schlug sie fest und trug etwa 3 Zoll feuchten Sand darüber. Da man bei jedem Ein- satz frischen Sand nachtrug, so wurde der Herd gegen Ende der Woche so hoch, daſs die Arbeit dadurch behindert und ein neuer Herd notwendig wurde. Der Sand war schmelzbar, und man brachte den Eisensatz erst ein, nachdem die Hitze so gestiegen war, daſs der Sand anfing zu schmelzen, was sich durch den Glanz der Oberfläche 1) Annales des arts et manufactures 1805, Nr. 2. Molls Ephemeriden der Berg- u. Hüttenkunde, Bd. III, S. 505.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 709. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/723>, abgerufen am 25.11.2024.