ich nicht ganz mit ihm wegen der Güte des Verfahrens übereinstimmen kann, so ist doch viel Geist in der Idee, die Stäbe so zu formen, was der einzige Teil des Verfahrens ist, der Anspruch auf Neuheit hat. Die Sorte Eisen, die Sie beschreiben, ist eine Art von Kaltbruch, den man hier bezeichnend rotten-tough (verdorben -- zäh) nennt. Es war mir längst bekannt, dass man jede Art Kaltbrucheisen in diesen Zustand bringen kann, wenn man es sehr heiss auswalzt, oder wenn man es quer zur Ambossbahn zängt, um die Krystalle in Sehnen zusammenzuspinnen. Man kann auch durch gewisse mechanische Prozesse das Eisen kaltbrüchig machen. Aber in keinem dieser Fälle wird die Qualität des Eisens selbst verändert; das Eisen bleibt fest und der Kaltbruch ist sehr schwach. Ich betrachte Corts Eisen als Kaltbruch, welcher durch Walzen Sehne bekommen hat (is spun out) und das noch mit einer grossen Menge halbmetallischer Erde versetzt ist. Es ist zart für die Feile, weich für den Hammer und rostet sehr leicht. Es sollte nie angewendet werden, wo es sich um starken Zug, wie bei Maschinen u. s. w., handelt. Aber es ist gut für Nägel, obgleich die Nagelschmiede sich über den starken Abgang beschweren, weil es von seiner Schlacke nicht ordentlich befreit ist. Ich rede hier nur von solchem Eisen, das aus kaltbrüchigem nach seinem Verfahren gemacht ist. Gutes Eisen ist hart unter dem Hammer, schwer zu feilen und zu meisseln, bricht weiss, nicht körnig, das allerbeste ist faserig und weiss wie Silber.
.... Cort ist höchst unwürdig von der Handelswelt behandelt worden, es sind unwissende Esel! Aber er setzte sich dem aus, dadurch, dass er ihnen seinen Prozess preisgab, ehe er voll- kommen war: und da sie sahen, dass er in den gewöhnlichen Opera- tionen des Eisengewerbes unwissend war, lachten sie ihn aus und ver- achteten ihn; dennoch werden sie durch eine schmutzige Umgehung sein Verfahren oder solche Teile davon, als ihnen gut scheint, aus- nutzen, ohne ihm dafür erkenntlich zu sein. Ich werde mich freuen, wenn es mir möglich sein sollte, irgend etwas für ihn zu thun."
Die düsteren Voraussagen Watts gingen in Erfüllung, und zwar in noch viel traurigerer Weise. Was den Brief betrifft, so scheint Watt nur das erste Patent Corts gekannt und im Auge gehabt zu haben. Das zweite Patent war viel vollständiger und schützte ihn dadurch mehr vor dem, was Watt befürchtete, dass andere es umgehen würden. Die Interessenten suchten auf andere Weise das Verfahren in ihre Hände zu bekommen und dazu bot sich leider nur zu bald Gelegenheit.
Puddelprozeſs.
ich nicht ganz mit ihm wegen der Güte des Verfahrens übereinstimmen kann, so ist doch viel Geist in der Idee, die Stäbe so zu formen, was der einzige Teil des Verfahrens ist, der Anspruch auf Neuheit hat. Die Sorte Eisen, die Sie beschreiben, ist eine Art von Kaltbruch, den man hier bezeichnend rotten-tough (verdorben — zäh) nennt. Es war mir längst bekannt, daſs man jede Art Kaltbrucheisen in diesen Zustand bringen kann, wenn man es sehr heiſs auswalzt, oder wenn man es quer zur Amboſsbahn zängt, um die Krystalle in Sehnen zusammenzuspinnen. Man kann auch durch gewisse mechanische Prozesse das Eisen kaltbrüchig machen. Aber in keinem dieser Fälle wird die Qualität des Eisens selbst verändert; das Eisen bleibt fest und der Kaltbruch ist sehr schwach. Ich betrachte Corts Eisen als Kaltbruch, welcher durch Walzen Sehne bekommen hat (is spun out) und das noch mit einer groſsen Menge halbmetallischer Erde versetzt ist. Es ist zart für die Feile, weich für den Hammer und rostet sehr leicht. Es sollte nie angewendet werden, wo es sich um starken Zug, wie bei Maschinen u. s. w., handelt. Aber es ist gut für Nägel, obgleich die Nagelschmiede sich über den starken Abgang beschweren, weil es von seiner Schlacke nicht ordentlich befreit ist. Ich rede hier nur von solchem Eisen, das aus kaltbrüchigem nach seinem Verfahren gemacht ist. Gutes Eisen ist hart unter dem Hammer, schwer zu feilen und zu meiſseln, bricht weiſs, nicht körnig, das allerbeste ist faserig und weiſs wie Silber.
.... Cort ist höchst unwürdig von der Handelswelt behandelt worden, es sind unwissende Esel! Aber er setzte sich dem aus, dadurch, daſs er ihnen seinen Prozeſs preisgab, ehe er voll- kommen war: und da sie sahen, daſs er in den gewöhnlichen Opera- tionen des Eisengewerbes unwissend war, lachten sie ihn aus und ver- achteten ihn; dennoch werden sie durch eine schmutzige Umgehung sein Verfahren oder solche Teile davon, als ihnen gut scheint, aus- nutzen, ohne ihm dafür erkenntlich zu sein. Ich werde mich freuen, wenn es mir möglich sein sollte, irgend etwas für ihn zu thun.“
Die düsteren Voraussagen Watts gingen in Erfüllung, und zwar in noch viel traurigerer Weise. Was den Brief betrifft, so scheint Watt nur das erste Patent Corts gekannt und im Auge gehabt zu haben. Das zweite Patent war viel vollständiger und schützte ihn dadurch mehr vor dem, was Watt befürchtete, daſs andere es umgehen würden. Die Interessenten suchten auf andere Weise das Verfahren in ihre Hände zu bekommen und dazu bot sich leider nur zu bald Gelegenheit.
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ich nicht ganz mit ihm wegen der Güte des Verfahrens übereinstimmen
kann, so ist doch viel Geist in der Idee, die Stäbe so zu formen, was
der einzige Teil des Verfahrens ist, der Anspruch auf Neuheit hat.
Die Sorte Eisen, die Sie beschreiben, ist eine Art von Kaltbruch, den
man hier bezeichnend rotten-tough (verdorben — zäh) nennt. Es war
mir längst bekannt, daſs man jede Art Kaltbrucheisen in diesen
Zustand bringen kann, wenn man es sehr heiſs auswalzt, oder wenn
man es quer zur Amboſsbahn zängt, um die Krystalle in Sehnen
zusammenzuspinnen. Man kann auch durch gewisse mechanische
Prozesse das Eisen kaltbrüchig machen. Aber in keinem dieser Fälle
wird die Qualität des Eisens selbst verändert; das Eisen bleibt fest
und der Kaltbruch ist sehr schwach. Ich betrachte Corts Eisen als
Kaltbruch, welcher durch Walzen Sehne bekommen hat (is spun out)
und das noch mit einer groſsen Menge halbmetallischer Erde versetzt
ist. Es ist zart für die Feile, weich für den Hammer und rostet sehr
leicht. Es sollte nie angewendet werden, wo es sich um starken Zug,
wie bei Maschinen u. s. w., handelt. Aber es ist gut für Nägel,
obgleich die Nagelschmiede sich über den starken Abgang beschweren,
weil es von seiner Schlacke nicht ordentlich befreit ist. Ich rede hier
nur von solchem Eisen, das aus kaltbrüchigem nach seinem Verfahren
gemacht ist. Gutes Eisen ist hart unter dem Hammer, schwer zu
feilen und zu meiſseln, bricht weiſs, nicht körnig, das allerbeste ist
faserig und weiſs wie Silber.
.... Cort ist höchst unwürdig von der Handelswelt
behandelt worden, es sind unwissende Esel! Aber er setzte sich
dem aus, dadurch, daſs er ihnen seinen Prozeſs preisgab, ehe er voll-
kommen war: und da sie sahen, daſs er in den gewöhnlichen Opera-
tionen des Eisengewerbes unwissend war, lachten sie ihn aus und ver-
achteten ihn; dennoch werden sie durch eine schmutzige Umgehung
sein Verfahren oder solche Teile davon, als ihnen gut scheint, aus-
nutzen, ohne ihm dafür erkenntlich zu sein. Ich werde mich freuen,
wenn es mir möglich sein sollte, irgend etwas für ihn zu thun.“
Die düsteren Voraussagen Watts gingen in Erfüllung, und zwar
in noch viel traurigerer Weise. Was den Brief betrifft, so scheint
Watt nur das erste Patent Corts gekannt und im Auge gehabt zu
haben. Das zweite Patent war viel vollständiger und schützte ihn
dadurch mehr vor dem, was Watt befürchtete, daſs andere es umgehen
würden. Die Interessenten suchten auf andere Weise das Verfahren
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 693. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/707>, abgerufen am 25.11.2024.
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