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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Puddelprozess.
(Nr. 1420) am 13. Februar 1784 1). Es hat fast dieselbe allgemein
gehaltene Bezeichnung wie sein erstes Patent, nämlich für "Zängen,
Schweissen und Bereiten von Eisen- und Stahlstangen, Platten,
Nuten u. s. w. durch Anwendung von Feuer und Maschinen".

"Das Rohmaterial kann Roh- und Gusseisen aller Art sein (Erz,
Schaleneisen, Abschnitzel eingeschlossen). Der Ofen ist ein Flamm-
ofen von entsprechender Grösse, dessen Boden schüsselförmig aus-
gehöhlt ist (is dished out), um das geschmolzene Metall aufzunehmen.
Mein Ofen wird erst mit roher Steinkohle oder anderem Brennmaterial
auf den entsprechenden Hitzegrad gebracht und dann das flüssige
Metall mit Hülfe von Löffeln oder auf andere Art in den Ofen
gebracht. Wird der Ofen mit (festem) Roheisen oder sonstigem Guss-

[Abbildung] Fig. 182.
eisen besetzt, so verschliesst man die Thür oder die Thüren des Ofens,
bis das Metall hinreichend flüssig eingeschmolzen ist, und wenn der
Arbeiter (durch ein Loch, das er zeitweilig öffnet) bemerkt, dass die
Hitze genügend auf das Metall eingewirkt hat, öffnet er die kleine
Öffnung oder Öffnungen, welche man zweckmässig am Boden der
Thür angebracht hat (die aber ebenso wie die Thür selbst, während
dem Einschmelzen der kalten Eisencharge dicht verschlossen bleiben),
worauf die ganze Masse mit eisernen Stangen oder anderen Instru-
menten durch diese Öffnungen durchgearbeitet und herumbewegt wird,
und diese Operation wird in entsprechender Weise bis zum Schluss
des Prozesses fortgesetzt. -- Hat sich das Metall einige Zeit in
flüssigem Zustande befunden, so tritt ein Kochen, Aufschäumen oder
eine ähnliche innerliche Bewegung ein, während welcher blaue

1) Siehe Abridgments, p. 21; Percy, Iron and Steel, p. 627; Wedding,
Eisenhüttenkunde, Bd. III, S. 114.
Beck, Geschichte des Eisens. 44

Puddelprozeſs.
(Nr. 1420) am 13. Februar 1784 1). Es hat fast dieselbe allgemein
gehaltene Bezeichnung wie sein erstes Patent, nämlich für „Zängen,
Schweiſsen und Bereiten von Eisen- und Stahlstangen, Platten,
Nuten u. s. w. durch Anwendung von Feuer und Maschinen“.

„Das Rohmaterial kann Roh- und Guſseisen aller Art sein (Erz,
Schaleneisen, Abschnitzel eingeschlossen). Der Ofen ist ein Flamm-
ofen von entsprechender Gröſse, dessen Boden schüsselförmig aus-
gehöhlt ist (is dished out), um das geschmolzene Metall aufzunehmen.
Mein Ofen wird erst mit roher Steinkohle oder anderem Brennmaterial
auf den entsprechenden Hitzegrad gebracht und dann das flüssige
Metall mit Hülfe von Löffeln oder auf andere Art in den Ofen
gebracht. Wird der Ofen mit (festem) Roheisen oder sonstigem Guſs-

[Abbildung] Fig. 182.
eisen besetzt, so verschlieſst man die Thür oder die Thüren des Ofens,
bis das Metall hinreichend flüssig eingeschmolzen ist, und wenn der
Arbeiter (durch ein Loch, das er zeitweilig öffnet) bemerkt, daſs die
Hitze genügend auf das Metall eingewirkt hat, öffnet er die kleine
Öffnung oder Öffnungen, welche man zweckmäſsig am Boden der
Thür angebracht hat (die aber ebenso wie die Thür selbst, während
dem Einschmelzen der kalten Eisencharge dicht verschlossen bleiben),
worauf die ganze Masse mit eisernen Stangen oder anderen Instru-
menten durch diese Öffnungen durchgearbeitet und herumbewegt wird,
und diese Operation wird in entsprechender Weise bis zum Schluſs
des Prozesses fortgesetzt. — Hat sich das Metall einige Zeit in
flüssigem Zustande befunden, so tritt ein Kochen, Aufschäumen oder
eine ähnliche innerliche Bewegung ein, während welcher blaue

1) Siehe Abridgments, p. 21; Percy, Iron and Steel, p. 627; Wedding,
Eisenhüttenkunde, Bd. III, S. 114.
Beck, Geschichte des Eisens. 44
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[689/0703] Puddelprozeſs. (Nr. 1420) am 13. Februar 1784 1). Es hat fast dieselbe allgemein gehaltene Bezeichnung wie sein erstes Patent, nämlich für „Zängen, Schweiſsen und Bereiten von Eisen- und Stahlstangen, Platten, Nuten u. s. w. durch Anwendung von Feuer und Maschinen“. „Das Rohmaterial kann Roh- und Guſseisen aller Art sein (Erz, Schaleneisen, Abschnitzel eingeschlossen). Der Ofen ist ein Flamm- ofen von entsprechender Gröſse, dessen Boden schüsselförmig aus- gehöhlt ist (is dished out), um das geschmolzene Metall aufzunehmen. Mein Ofen wird erst mit roher Steinkohle oder anderem Brennmaterial auf den entsprechenden Hitzegrad gebracht und dann das flüssige Metall mit Hülfe von Löffeln oder auf andere Art in den Ofen gebracht. Wird der Ofen mit (festem) Roheisen oder sonstigem Guſs- [Abbildung Fig. 182.] eisen besetzt, so verschlieſst man die Thür oder die Thüren des Ofens, bis das Metall hinreichend flüssig eingeschmolzen ist, und wenn der Arbeiter (durch ein Loch, das er zeitweilig öffnet) bemerkt, daſs die Hitze genügend auf das Metall eingewirkt hat, öffnet er die kleine Öffnung oder Öffnungen, welche man zweckmäſsig am Boden der Thür angebracht hat (die aber ebenso wie die Thür selbst, während dem Einschmelzen der kalten Eisencharge dicht verschlossen bleiben), worauf die ganze Masse mit eisernen Stangen oder anderen Instru- menten durch diese Öffnungen durchgearbeitet und herumbewegt wird, und diese Operation wird in entsprechender Weise bis zum Schluſs des Prozesses fortgesetzt. — Hat sich das Metall einige Zeit in flüssigem Zustande befunden, so tritt ein Kochen, Aufschäumen oder eine ähnliche innerliche Bewegung ein, während welcher blaue 1) Siehe Abridgments, p. 21; Percy, Iron and Steel, p. 627; Wedding, Eisenhüttenkunde, Bd. III, S. 114. Beck, Geschichte des Eisens. 44

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 689. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/703>, abgerufen am 25.11.2024.