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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Puddelprozess.

Diesem ersten Patent Corts folgte ein Jahr später am 13. Febr.
1784 sein zweites, bekannteres Patent, in welchem der Puddelprozess,
um dessen Erfindung und Einführung Cort das grösste Verdienst hat,
genau beschrieben ist. Aber bereits vorher, nämlich am 7. Mai 1783,
hatte Peter Onions von Merthyr Tydwill ebenfalls auf einen ganz
ähnlichen Prozess ein Patent 1) erhalten. Das Patent lautet "für
Verarbeiten und Frischen von Gusseisen und Umwandlung desselben
in flüssigem Zustande in Schmiede- oder Stabeisen".

"Geschmolzenes Eisen wird von einem Schmelzofen in den
Raffinierofen (refining furnace) gebracht. Letzterer wird aus Bruch-
und Backsteinen erbaut und mit Eisen gebunden; er hat einen
Feuerungsrost, unter dem ein Windstrom eintritt und über dem
Schmelzraum oder Bett befindet sich ein gewölbtes Dach. Man kann
auch zwei Roste, einen auf jeder Seite, anbringen. Nachdem das
geschmolzene Metall eingegossen ist, wird die Thür des Ofens geschlossen;
das Feuer wird durch den Windstrom angefacht, bis das Metall weniger
flüssig wird und sich zu einer Art Teig verdickt, welchen der Arbeiter
mit einer eisernen Stange wendet und umrührt; er schliesst sodann
die Thür und verstärkt das Feuer, bis eine Gärung (ferment) in dem
Metall beginnt, und wenn diese Gärung nicht eintritt, so lässt er
einen Windstrom durch eine im Gewölbe angebrachte Öffnung darauf
blasen, um sie hervorzurufen. Während der Arbeiter das Metall
rührt und wendet, scheiden sich Eisenteile von der sie begleitenden
Schlacke ab und sammeln sich zu einer Masse, welche, nachdem sie
bis zur Weissglut erhitzt ist, aus dem Ofen unter den Hammer
gebracht wird. Durch Aushämmern wird die darin verbliebene Schlacke
ausgepresst und die Masse zu einer Luppe geformt, welche, von neuem
erhitzt, in Stäbe u. s. w. ausgeschmiedet werden kann. Das Guss-
eisen kann auch in dem Raffinierofen eingeschmolzen werden, anstatt
vorher."

Fig. 182 ist die Zeichnung des Ofens, welche Onions seiner
Patentbeschreibung beigefügt hat und welche aus der Beschreibung
genügend verständlich sein wird.

In Onions Patent war das Wesentliche des Puddelprozesses: das
Rühren, Verkochen und Luppenmachen, schon enthalten. -- Es ist
aber nicht darin gesagt, dass die Feuerung mit Steinkohlen unter-
halten wurde. -- Jedenfalls hatte Cort denselben Prozess im Jahre
1783 bereits angewendet und erhielt darauf sein berühmtes Patent

1) Engl. Pat. Nr. 1370, s. Abridgments, p. 18.
Puddelprozeſs.

Diesem ersten Patent Corts folgte ein Jahr später am 13. Febr.
1784 sein zweites, bekannteres Patent, in welchem der Puddelprozeſs,
um dessen Erfindung und Einführung Cort das gröſste Verdienst hat,
genau beschrieben ist. Aber bereits vorher, nämlich am 7. Mai 1783,
hatte Peter Onions von Merthyr Tydwill ebenfalls auf einen ganz
ähnlichen Prozeſs ein Patent 1) erhalten. Das Patent lautet „für
Verarbeiten und Frischen von Guſseisen und Umwandlung desſelben
in flüssigem Zustande in Schmiede- oder Stabeisen“.

„Geschmolzenes Eisen wird von einem Schmelzofen in den
Raffinierofen (refining furnace) gebracht. Letzterer wird aus Bruch-
und Backsteinen erbaut und mit Eisen gebunden; er hat einen
Feuerungsrost, unter dem ein Windstrom eintritt und über dem
Schmelzraum oder Bett befindet sich ein gewölbtes Dach. Man kann
auch zwei Roste, einen auf jeder Seite, anbringen. Nachdem das
geschmolzene Metall eingegossen ist, wird die Thür des Ofens geschlossen;
das Feuer wird durch den Windstrom angefacht, bis das Metall weniger
flüssig wird und sich zu einer Art Teig verdickt, welchen der Arbeiter
mit einer eisernen Stange wendet und umrührt; er schlieſst sodann
die Thür und verstärkt das Feuer, bis eine Gärung (ferment) in dem
Metall beginnt, und wenn diese Gärung nicht eintritt, so läſst er
einen Windstrom durch eine im Gewölbe angebrachte Öffnung darauf
blasen, um sie hervorzurufen. Während der Arbeiter das Metall
rührt und wendet, scheiden sich Eisenteile von der sie begleitenden
Schlacke ab und sammeln sich zu einer Masse, welche, nachdem sie
bis zur Weiſsglut erhitzt ist, aus dem Ofen unter den Hammer
gebracht wird. Durch Aushämmern wird die darin verbliebene Schlacke
ausgepreſst und die Masse zu einer Luppe geformt, welche, von neuem
erhitzt, in Stäbe u. s. w. ausgeschmiedet werden kann. Das Guſs-
eisen kann auch in dem Raffinierofen eingeschmolzen werden, anstatt
vorher.“

Fig. 182 ist die Zeichnung des Ofens, welche Onions seiner
Patentbeschreibung beigefügt hat und welche aus der Beschreibung
genügend verständlich sein wird.

In Onions Patent war das Wesentliche des Puddelprozesses: das
Rühren, Verkochen und Luppenmachen, schon enthalten. — Es ist
aber nicht darin gesagt, daſs die Feuerung mit Steinkohlen unter-
halten wurde. — Jedenfalls hatte Cort denselben Prozeſs im Jahre
1783 bereits angewendet und erhielt darauf sein berühmtes Patent

1) Engl. Pat. Nr. 1370, s. Abridgments, p. 18.
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[688/0702] Puddelprozeſs. Diesem ersten Patent Corts folgte ein Jahr später am 13. Febr. 1784 sein zweites, bekannteres Patent, in welchem der Puddelprozeſs, um dessen Erfindung und Einführung Cort das gröſste Verdienst hat, genau beschrieben ist. Aber bereits vorher, nämlich am 7. Mai 1783, hatte Peter Onions von Merthyr Tydwill ebenfalls auf einen ganz ähnlichen Prozeſs ein Patent 1) erhalten. Das Patent lautet „für Verarbeiten und Frischen von Guſseisen und Umwandlung desſelben in flüssigem Zustande in Schmiede- oder Stabeisen“. „Geschmolzenes Eisen wird von einem Schmelzofen in den Raffinierofen (refining furnace) gebracht. Letzterer wird aus Bruch- und Backsteinen erbaut und mit Eisen gebunden; er hat einen Feuerungsrost, unter dem ein Windstrom eintritt und über dem Schmelzraum oder Bett befindet sich ein gewölbtes Dach. Man kann auch zwei Roste, einen auf jeder Seite, anbringen. Nachdem das geschmolzene Metall eingegossen ist, wird die Thür des Ofens geschlossen; das Feuer wird durch den Windstrom angefacht, bis das Metall weniger flüssig wird und sich zu einer Art Teig verdickt, welchen der Arbeiter mit einer eisernen Stange wendet und umrührt; er schlieſst sodann die Thür und verstärkt das Feuer, bis eine Gärung (ferment) in dem Metall beginnt, und wenn diese Gärung nicht eintritt, so läſst er einen Windstrom durch eine im Gewölbe angebrachte Öffnung darauf blasen, um sie hervorzurufen. Während der Arbeiter das Metall rührt und wendet, scheiden sich Eisenteile von der sie begleitenden Schlacke ab und sammeln sich zu einer Masse, welche, nachdem sie bis zur Weiſsglut erhitzt ist, aus dem Ofen unter den Hammer gebracht wird. Durch Aushämmern wird die darin verbliebene Schlacke ausgepreſst und die Masse zu einer Luppe geformt, welche, von neuem erhitzt, in Stäbe u. s. w. ausgeschmiedet werden kann. Das Guſs- eisen kann auch in dem Raffinierofen eingeschmolzen werden, anstatt vorher.“ Fig. 182 ist die Zeichnung des Ofens, welche Onions seiner Patentbeschreibung beigefügt hat und welche aus der Beschreibung genügend verständlich sein wird. In Onions Patent war das Wesentliche des Puddelprozesses: das Rühren, Verkochen und Luppenmachen, schon enthalten. — Es ist aber nicht darin gesagt, daſs die Feuerung mit Steinkohlen unter- halten wurde. — Jedenfalls hatte Cort denselben Prozeſs im Jahre 1783 bereits angewendet und erhielt darauf sein berühmtes Patent 1) Engl. Pat. Nr. 1370, s. Abridgments, p. 18.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 688. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/702>, abgerufen am 25.11.2024.