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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Litteratur im 18. Jahrhundert.
halten hauptsächlich eine gute Darstellung des Eisenfrischens am
Harz, 1797.

Als die wichtigsten theoretischen Schriften über das Eisen und
die Eisengewinnung, welche im vorigen Jahrhundert in Deutschland
erschienen sind, dürfen wir die drei Abhandlungen über die Preis-
frage: Worin besteht der Unterschied zwischen Roheisen
aus Hohenöfen und geschmeidigem Eisen aus Frischherden
?
von Lampadius, Hermann und Schindler bezeichnen. Sie stehen
auf dem Boden der modernen Chemie und führen in die neue Zeit
über.

Am Schlusse des Jahrhunderts erschien dann die erste "Systema-
tische Eisenhüttenkunde
mit Anwendung der neueren chemischen
Theorie" von Wilhelm Albrecht Tiemann. Die Vorrede ist im Jahre
1800 geschrieben, weshalb wir das Buch, das 1801 erschien, noch dem
vorigen Jahrhundert zurechnen. "Bis jetzt existiert noch kein Buch",
schreibt der Verfasser in seiner Vorerinnerung, "worin die mit dem
Hüttenwesen in enger Verbindung stehenden Wissenschaften im Zu-
sammenhange vorgetragen würden und welches einen Überblick des
Ganzen liefert. Ich unternahm es daher, einen solchen Versuch
wenigstens mit dem Eisenhüttenwesen (da dies in jeder Hinsicht die
Seele alles übrigen ist) zu machen, und diesen Versuch Eisen-
hüttenkunde
zu nennen."

Deutschland hat also das erste systematische Lehrbuch dieses
Teils der technischen Wissenschaft geliefert und Tiemann gebührt
das Verdienst der Autorschaft sowohl dieses Buches, als des Namens
der Wissenschaft, welcher seit der Zeit allgemein angenommen wurde.

Das Buch ist mit Fleiss und Verständnis geschrieben und erfüllt
durchaus seinen Zweck. Es ist jedenfalls nur dadurch so bald in
Vergessenheit geraten, weil das vortreffliche Handbuch der Eisen-
hüttenkunde von Karsten, dessen erste Auflage 1816 erschien, es
gänzlich in den Schatten stellte. Auch muss zugestanden werden,
dass es, obgleich es die neue chemische Theorie im Auszuge vor-
trägt, doch keinen Fortschritt darstellt, sondern ganz auf dem
alten Standpunkte des Betriebes, wie er damals am Harz in Übung
war, steht. Die neuen Fortschritte, die doch schon in Deutschland
damals wenigstens versuchsweise Eingang gefunden hatten, die Kokes-
hochöfen, der Puddelbetrieb, die Dampfmaschine, das Walzwerk,
werden nicht einmal erwähnt. Den Hülfswissenschaften, Chemie und
Mineralogie, welche die beiden ersten Abschnitte des Werkes bilden,
ist ein viel zu breiter Raum gewährt. Die drei anderen Abschnitte

Litteratur im 18. Jahrhundert.
halten hauptsächlich eine gute Darstellung des Eisenfrischens am
Harz, 1797.

Als die wichtigsten theoretischen Schriften über das Eisen und
die Eisengewinnung, welche im vorigen Jahrhundert in Deutschland
erschienen sind, dürfen wir die drei Abhandlungen über die Preis-
frage: Worin besteht der Unterschied zwischen Roheisen
aus Hohenöfen und geschmeidigem Eisen aus Frischherden
?
von Lampadius, Hermann und Schindler bezeichnen. Sie stehen
auf dem Boden der modernen Chemie und führen in die neue Zeit
über.

Am Schlusse des Jahrhunderts erschien dann die erste „Systema-
tische Eisenhüttenkunde
mit Anwendung der neueren chemischen
Theorie“ von Wilhelm Albrecht Tiemann. Die Vorrede ist im Jahre
1800 geschrieben, weshalb wir das Buch, das 1801 erschien, noch dem
vorigen Jahrhundert zurechnen. „Bis jetzt existiert noch kein Buch“,
schreibt der Verfasser in seiner Vorerinnerung, „worin die mit dem
Hüttenwesen in enger Verbindung stehenden Wissenschaften im Zu-
sammenhange vorgetragen würden und welches einen Überblick des
Ganzen liefert. Ich unternahm es daher, einen solchen Versuch
wenigstens mit dem Eisenhüttenwesen (da dies in jeder Hinsicht die
Seele alles übrigen ist) zu machen, und diesen Versuch Eisen-
hüttenkunde
zu nennen.“

Deutschland hat also das erste systematische Lehrbuch dieses
Teils der technischen Wissenschaft geliefert und Tiemann gebührt
das Verdienst der Autorschaft sowohl dieses Buches, als des Namens
der Wissenschaft, welcher seit der Zeit allgemein angenommen wurde.

Das Buch ist mit Fleiſs und Verständnis geschrieben und erfüllt
durchaus seinen Zweck. Es ist jedenfalls nur dadurch so bald in
Vergessenheit geraten, weil das vortreffliche Handbuch der Eisen-
hüttenkunde von Karsten, dessen erste Auflage 1816 erschien, es
gänzlich in den Schatten stellte. Auch muſs zugestanden werden,
daſs es, obgleich es die neue chemische Theorie im Auszuge vor-
trägt, doch keinen Fortschritt darstellt, sondern ganz auf dem
alten Standpunkte des Betriebes, wie er damals am Harz in Übung
war, steht. Die neuen Fortschritte, die doch schon in Deutschland
damals wenigstens versuchsweise Eingang gefunden hatten, die Kokes-
hochöfen, der Puddelbetrieb, die Dampfmaschine, das Walzwerk,
werden nicht einmal erwähnt. Den Hülfswissenschaften, Chemie und
Mineralogie, welche die beiden ersten Abschnitte des Werkes bilden,
ist ein viel zu breiter Raum gewährt. Die drei anderen Abschnitte

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[55/0069] Litteratur im 18. Jahrhundert. halten hauptsächlich eine gute Darstellung des Eisenfrischens am Harz, 1797. Als die wichtigsten theoretischen Schriften über das Eisen und die Eisengewinnung, welche im vorigen Jahrhundert in Deutschland erschienen sind, dürfen wir die drei Abhandlungen über die Preis- frage: Worin besteht der Unterschied zwischen Roheisen aus Hohenöfen und geschmeidigem Eisen aus Frischherden? von Lampadius, Hermann und Schindler bezeichnen. Sie stehen auf dem Boden der modernen Chemie und führen in die neue Zeit über. Am Schlusse des Jahrhunderts erschien dann die erste „Systema- tische Eisenhüttenkunde mit Anwendung der neueren chemischen Theorie“ von Wilhelm Albrecht Tiemann. Die Vorrede ist im Jahre 1800 geschrieben, weshalb wir das Buch, das 1801 erschien, noch dem vorigen Jahrhundert zurechnen. „Bis jetzt existiert noch kein Buch“, schreibt der Verfasser in seiner Vorerinnerung, „worin die mit dem Hüttenwesen in enger Verbindung stehenden Wissenschaften im Zu- sammenhange vorgetragen würden und welches einen Überblick des Ganzen liefert. Ich unternahm es daher, einen solchen Versuch wenigstens mit dem Eisenhüttenwesen (da dies in jeder Hinsicht die Seele alles übrigen ist) zu machen, und diesen Versuch Eisen- hüttenkunde zu nennen.“ Deutschland hat also das erste systematische Lehrbuch dieses Teils der technischen Wissenschaft geliefert und Tiemann gebührt das Verdienst der Autorschaft sowohl dieses Buches, als des Namens der Wissenschaft, welcher seit der Zeit allgemein angenommen wurde. Das Buch ist mit Fleiſs und Verständnis geschrieben und erfüllt durchaus seinen Zweck. Es ist jedenfalls nur dadurch so bald in Vergessenheit geraten, weil das vortreffliche Handbuch der Eisen- hüttenkunde von Karsten, dessen erste Auflage 1816 erschien, es gänzlich in den Schatten stellte. Auch muſs zugestanden werden, daſs es, obgleich es die neue chemische Theorie im Auszuge vor- trägt, doch keinen Fortschritt darstellt, sondern ganz auf dem alten Standpunkte des Betriebes, wie er damals am Harz in Übung war, steht. Die neuen Fortschritte, die doch schon in Deutschland damals wenigstens versuchsweise Eingang gefunden hatten, die Kokes- hochöfen, der Puddelbetrieb, die Dampfmaschine, das Walzwerk, werden nicht einmal erwähnt. Den Hülfswissenschaften, Chemie und Mineralogie, welche die beiden ersten Abschnitte des Werkes bilden, ist ein viel zu breiter Raum gewährt. Die drei anderen Abschnitte

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/69>, abgerufen am 26.11.2024.