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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Frischfeuer 1775 bis 1800.
beträgt 3 Tonnen. Man verschmilzt namentlich schwach halbiertes
und grau gesprenkeltes Roheisen. Beim Recken müssen die Reck-
schmiede aber auf den Grad des Glühens oder auf die Farbe des
Eisens sehr genau Achtung geben, denn wenn das Eisen zu dunkel-
rot glüht, so lässt es sich nicht recken, und wenn es zu weisswarm
ist, so fällt es unter dem Hammer auseinander.

Das beste Eisen soll in Lancastershire aus Blutsteinerzen (Hämatit)
und aus Erzen von Forrest of Dean erzeugt werden. Auch das Eisen
aus einigen Flötzerzen bei Pontypool und den umliegenden Werken
soll ziemlich gut sein; an allen diesen Orten wird aber das Roheisen
sowohl als auch das Stabeisen bei Holzkohlen, welche dort von vor-
züglicher Güte sind, produziert. Wo man wenig Holzkohlen hat, ver-
wendet man in den Reckherden Steinkohlen. In den Frischherden
lässt sich die Steinkohle nicht anwenden.

Percy teilt in seiner Eisenhüttenkunde auf grund von Angaben
eines Herrn Rogers mit, dass das Frischverfahren im Jahre 1807
eine wesentliche Verbesserung erfahren habe, dass aber vor dieser
Zeit, bis zum Jahre 1720 zurück, das Verfahren noch ein sehr
einfaches gewesen sei. Man habe mit 11/2 Ctr. Roheisen Einsatz
Luppen in einem Frischherd mit Holzkohlen erzeugt, diese seien unter
einem schweren Hammer gezängt und dann unter leichten, rasch
gehenden Schwanzhämmern ausgeschmiedet worden. Das Heizfeuer
oder der Reckherd hiess chaferie, von dem französischen chaufferie. --
Dies sind die knappen Nachrichten über das Herdfrischen in England
im vorigen Jahrhundert.

In Frankreich entwickelte sich in Nivernais, wo man Qualitäts-
eisen machte, eine verbesserte Bergamaskschmiede, die sich von dem
alten Verfahren dadurch unterschied, dass das Hartzerennen und
Frischen in zwei getrennten Herden vorgenommen wurde.

Baron Dietrich hat dieses Verfahren, welches von einem Beamten
aus Nivernais auch in dem Dep. des Landes, etwa in den 70 er Jahren
des vorigen Jahrhunderts, eingeführt worden war, in der Weise, wie er
es dort auf der Hütte von Uza bei dem Dorfe Lys kennen lernte,
näher beschrieben 1):

Von den zwei Hochöfen von Uza war immer nur einer, meistens
6 Monate lang, im Betrieb. Es wurde in 24 Stunden zweimal abge-
stochen, jeder Abstich gab etwa 1000 kg. Eine Tonne Eisen erforderte

1) Baron de Dietrich, Description des forges etc. des Pyrenees 1787
p. 530.

Frischfeuer 1775 bis 1800.
beträgt 3 Tonnen. Man verschmilzt namentlich schwach halbiertes
und grau gesprenkeltes Roheisen. Beim Recken müssen die Reck-
schmiede aber auf den Grad des Glühens oder auf die Farbe des
Eisens sehr genau Achtung geben, denn wenn das Eisen zu dunkel-
rot glüht, so läſst es sich nicht recken, und wenn es zu weiſswarm
ist, so fällt es unter dem Hammer auseinander.

Das beste Eisen soll in Lancastershire aus Blutsteinerzen (Hämatit)
und aus Erzen von Forrest of Dean erzeugt werden. Auch das Eisen
aus einigen Flötzerzen bei Pontypool und den umliegenden Werken
soll ziemlich gut sein; an allen diesen Orten wird aber das Roheisen
sowohl als auch das Stabeisen bei Holzkohlen, welche dort von vor-
züglicher Güte sind, produziert. Wo man wenig Holzkohlen hat, ver-
wendet man in den Reckherden Steinkohlen. In den Frischherden
läſst sich die Steinkohle nicht anwenden.

Percy teilt in seiner Eisenhüttenkunde auf grund von Angaben
eines Herrn Rogers mit, daſs das Frischverfahren im Jahre 1807
eine wesentliche Verbesserung erfahren habe, daſs aber vor dieser
Zeit, bis zum Jahre 1720 zurück, das Verfahren noch ein sehr
einfaches gewesen sei. Man habe mit 1½ Ctr. Roheisen Einsatz
Luppen in einem Frischherd mit Holzkohlen erzeugt, diese seien unter
einem schweren Hammer gezängt und dann unter leichten, rasch
gehenden Schwanzhämmern ausgeschmiedet worden. Das Heizfeuer
oder der Reckherd hieſs chaferie, von dem französischen chaufferie. —
Dies sind die knappen Nachrichten über das Herdfrischen in England
im vorigen Jahrhundert.

In Frankreich entwickelte sich in Nivernais, wo man Qualitäts-
eisen machte, eine verbesserte Bergamaskschmiede, die sich von dem
alten Verfahren dadurch unterschied, daſs das Hartzerennen und
Frischen in zwei getrennten Herden vorgenommen wurde.

Baron Dietrich hat dieses Verfahren, welches von einem Beamten
aus Nivernais auch in dem Dep. des Landes, etwa in den 70 er Jahren
des vorigen Jahrhunderts, eingeführt worden war, in der Weise, wie er
es dort auf der Hütte von Uza bei dem Dorfe Lys kennen lernte,
näher beschrieben 1):

Von den zwei Hochöfen von Uza war immer nur einer, meistens
6 Monate lang, im Betrieb. Es wurde in 24 Stunden zweimal abge-
stochen, jeder Abstich gab etwa 1000 kg. Eine Tonne Eisen erforderte

1) Baron de Dietrich, Description des forges etc. des Pyrenées 1787
p. 530.
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[666/0680] Frischfeuer 1775 bis 1800. beträgt 3 Tonnen. Man verschmilzt namentlich schwach halbiertes und grau gesprenkeltes Roheisen. Beim Recken müssen die Reck- schmiede aber auf den Grad des Glühens oder auf die Farbe des Eisens sehr genau Achtung geben, denn wenn das Eisen zu dunkel- rot glüht, so läſst es sich nicht recken, und wenn es zu weiſswarm ist, so fällt es unter dem Hammer auseinander. Das beste Eisen soll in Lancastershire aus Blutsteinerzen (Hämatit) und aus Erzen von Forrest of Dean erzeugt werden. Auch das Eisen aus einigen Flötzerzen bei Pontypool und den umliegenden Werken soll ziemlich gut sein; an allen diesen Orten wird aber das Roheisen sowohl als auch das Stabeisen bei Holzkohlen, welche dort von vor- züglicher Güte sind, produziert. Wo man wenig Holzkohlen hat, ver- wendet man in den Reckherden Steinkohlen. In den Frischherden läſst sich die Steinkohle nicht anwenden. Percy teilt in seiner Eisenhüttenkunde auf grund von Angaben eines Herrn Rogers mit, daſs das Frischverfahren im Jahre 1807 eine wesentliche Verbesserung erfahren habe, daſs aber vor dieser Zeit, bis zum Jahre 1720 zurück, das Verfahren noch ein sehr einfaches gewesen sei. Man habe mit 1½ Ctr. Roheisen Einsatz Luppen in einem Frischherd mit Holzkohlen erzeugt, diese seien unter einem schweren Hammer gezängt und dann unter leichten, rasch gehenden Schwanzhämmern ausgeschmiedet worden. Das Heizfeuer oder der Reckherd hieſs chaferie, von dem französischen chaufferie. — Dies sind die knappen Nachrichten über das Herdfrischen in England im vorigen Jahrhundert. In Frankreich entwickelte sich in Nivernais, wo man Qualitäts- eisen machte, eine verbesserte Bergamaskschmiede, die sich von dem alten Verfahren dadurch unterschied, daſs das Hartzerennen und Frischen in zwei getrennten Herden vorgenommen wurde. Baron Dietrich hat dieses Verfahren, welches von einem Beamten aus Nivernais auch in dem Dep. des Landes, etwa in den 70 er Jahren des vorigen Jahrhunderts, eingeführt worden war, in der Weise, wie er es dort auf der Hütte von Uza bei dem Dorfe Lys kennen lernte, näher beschrieben 1): Von den zwei Hochöfen von Uza war immer nur einer, meistens 6 Monate lang, im Betrieb. Es wurde in 24 Stunden zweimal abge- stochen, jeder Abstich gab etwa 1000 kg. Eine Tonne Eisen erforderte 1) Baron de Dietrich, Description des forges etc. des Pyrenées 1787 p. 530.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 666. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/680>, abgerufen am 25.11.2024.