Wassertrommelgebläsen erzeugt, die meist von Holz, zuweilen aber auch gemauert waren. Fig. 180 stellt den Luppenherd der Hütte Guille zu Vic-Dessos nach der Zeichnung von dem Marquis de la Peyrouse von 1789 dar.
Charakteristisch war die Art der Beschickung des Schmelzherdes mit Kohlen und Erz. Diese geschah nach dem Einsetzen einer Platte (la poste) zwischen Form- und Windseite, die von letzterer 5 Zoll abstand. Der Raum auf der Formseite (paredou) wurde mit Kohlen gefüllt, die dicht zusammen geschlagen wurden, der Raum auf der Windseite (ore) mit klein geschlagenem, geröstetem Erz. Durch Höhersetzen der Platte führte man die Erz- und die Kohlenwand bis oben hin, bedeckte dann das Ganze mit Kohlenklein (fraisil), das man festschlug und abböschte (en dos d'ane). Auf diese Weise wurde 2/3 oder 3/4 der Erzcharge, welche 9 Centner (quintaux) betrug, eingesetzt. Nachdem das Feuer entzündet und der Wind angelassen war, wurden die zwei Massel (massoques), in welche die Luppe (masse) der vorhergehenden Charge geteilt worden waren, in den Vorraum (paredou) zum Aus- heizen eingesetzt und in Kölbchen (masselots) ausgeschmiedet. Die verbrannten Kohlen wurden durch neue ersetzt und diese immer gegen die Erzwand geschoben, damit dieselbe nicht umstürzte. Nach etwa drei Stunden war das Ausheizen und Schmieden beendet und die Erzmasse soweit zusammengeschmolzen, dass man jetzt allmählich den Rest des Erzes, aber nicht in Stücken, sondern als Pulver (greillade) aufgab. Dieses wurde auf die Kohlen über den ganzen Herd ausgestreut, an einem Punkte mehr, am anderen weniger, wo es die Kennzeichen, besonders die Farbe der Flamme dem Schmelzer angaben. In dem richtigen Aufgeben dieses Erzpulvers lag die Kunst des Schmelzers. Die Greillade wurde nicht allein ebenfalls reduziert und vermehrte die Luppe, sie bewirkte auch, dass sich das Eisen aus der einschmelzenden Masse abschied und zu Boden setzte, weshalb man es la principe de la masse nannte. Ob das Erz langsamer oder schneller der Form zugeschoben wurde (donner la mine), war auch ein wichtiger Punkt für den Schmelzer. Aus dem Einsatz von 9 Ctr. Erz erhielt man eine Luppe von 4 Ctr., aus welcher 14 masselots geschmiedet wurden, die 31/2 Ctr. fertiges Schmiedeeisen ergaben.
Bei einem Luppenfeuer waren meist acht, zuweilen auch nur sechs Arbeiter beschäftigt. Davon war der erste der foyer oder Ofen- meister, ihm am nächsten stand der Hammerschmied (maillet), dann folgten die beiden Schmelzer (escolas); Gehülfen waren zwei Erzpocher (pique-mines) und zwei Vorläufer (miallous). Beim Ausbrechen der
Beck, Geschichte des Eisens. 42
Luppenfeuer.
Wassertrommelgebläsen erzeugt, die meist von Holz, zuweilen aber auch gemauert waren. Fig. 180 stellt den Luppenherd der Hütte Guille zu Vic-Dessos nach der Zeichnung von dem Marquis de la Peyrouse von 1789 dar.
Charakteristisch war die Art der Beschickung des Schmelzherdes mit Kohlen und Erz. Diese geschah nach dem Einsetzen einer Platte (la posté) zwischen Form- und Windseite, die von letzterer 5 Zoll abstand. Der Raum auf der Formseite (parédou) wurde mit Kohlen gefüllt, die dicht zusammen geschlagen wurden, der Raum auf der Windseite (ore) mit klein geschlagenem, geröstetem Erz. Durch Höhersetzen der Platte führte man die Erz- und die Kohlenwand bis oben hin, bedeckte dann das Ganze mit Kohlenklein (fraisil), das man festschlug und abböschte (en dos d’âne). Auf diese Weise wurde ⅔ oder ¾ der Erzcharge, welche 9 Centner (quintaux) betrug, eingesetzt. Nachdem das Feuer entzündet und der Wind angelassen war, wurden die zwei Massel (massoques), in welche die Luppe (massé) der vorhergehenden Charge geteilt worden waren, in den Vorraum (parédou) zum Aus- heizen eingesetzt und in Kölbchen (masselots) ausgeschmiedet. Die verbrannten Kohlen wurden durch neue ersetzt und diese immer gegen die Erzwand geschoben, damit dieselbe nicht umstürzte. Nach etwa drei Stunden war das Ausheizen und Schmieden beendet und die Erzmasse soweit zusammengeschmolzen, daſs man jetzt allmählich den Rest des Erzes, aber nicht in Stücken, sondern als Pulver (greillade) aufgab. Dieses wurde auf die Kohlen über den ganzen Herd ausgestreut, an einem Punkte mehr, am anderen weniger, wo es die Kennzeichen, besonders die Farbe der Flamme dem Schmelzer angaben. In dem richtigen Aufgeben dieses Erzpulvers lag die Kunst des Schmelzers. Die Greillade wurde nicht allein ebenfalls reduziert und vermehrte die Luppe, sie bewirkte auch, daſs sich das Eisen aus der einschmelzenden Masse abschied und zu Boden setzte, weshalb man es la principe de la massé nannte. Ob das Erz langsamer oder schneller der Form zugeschoben wurde (donner la mine), war auch ein wichtiger Punkt für den Schmelzer. Aus dem Einsatz von 9 Ctr. Erz erhielt man eine Luppe von 4 Ctr., aus welcher 14 masselots geschmiedet wurden, die 3½ Ctr. fertiges Schmiedeeisen ergaben.
Bei einem Luppenfeuer waren meist acht, zuweilen auch nur sechs Arbeiter beschäftigt. Davon war der erste der foyer oder Ofen- meister, ihm am nächsten stand der Hammerschmied (maillet), dann folgten die beiden Schmelzer (escolas); Gehülfen waren zwei Erzpocher (pique-mines) und zwei Vorläufer (miallous). Beim Ausbrechen der
Beck, Geschichte des Eisens. 42
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0671"n="657"/><fwplace="top"type="header">Luppenfeuer.</fw><lb/>
Wassertrommelgebläsen erzeugt, die meist von Holz, zuweilen aber<lb/>
auch gemauert waren. Fig. 180 stellt den Luppenherd der Hütte<lb/>
Guille zu Vic-Dessos nach der Zeichnung von dem Marquis <hirendition="#g">de la<lb/>
Peyrouse</hi> von 1789 dar.</p><lb/><p>Charakteristisch war die Art der Beschickung des Schmelzherdes<lb/>
mit Kohlen und Erz. Diese geschah nach dem Einsetzen einer Platte (la<lb/>
posté) zwischen Form- und Windseite, die von letzterer 5 Zoll abstand.<lb/>
Der Raum auf der Formseite (parédou) wurde mit Kohlen gefüllt,<lb/>
die dicht zusammen geschlagen wurden, der Raum auf der Windseite<lb/>
(ore) mit klein geschlagenem, geröstetem Erz. Durch Höhersetzen der<lb/>
Platte führte man die Erz- und die Kohlenwand bis oben hin, bedeckte<lb/>
dann das Ganze mit Kohlenklein (fraisil), das man festschlug und<lb/>
abböschte (en dos d’âne). Auf diese Weise wurde ⅔ oder ¾ der<lb/>
Erzcharge, welche 9 Centner (quintaux) betrug, eingesetzt. Nachdem<lb/>
das Feuer entzündet und der Wind angelassen war, wurden die zwei<lb/>
Massel (massoques), in welche die Luppe (massé) der vorhergehenden<lb/>
Charge geteilt worden waren, in den Vorraum (parédou) zum Aus-<lb/>
heizen eingesetzt und in Kölbchen (masselots) ausgeschmiedet. Die<lb/>
verbrannten Kohlen wurden durch neue ersetzt und diese immer<lb/>
gegen die Erzwand geschoben, damit dieselbe nicht umstürzte. Nach<lb/>
etwa drei Stunden war das Ausheizen und Schmieden beendet und<lb/>
die Erzmasse soweit zusammengeschmolzen, daſs man jetzt allmählich<lb/>
den Rest des Erzes, aber nicht in Stücken, sondern als Pulver<lb/>
(greillade) aufgab. Dieses wurde auf die Kohlen über den ganzen<lb/>
Herd ausgestreut, an einem Punkte mehr, am anderen weniger, wo<lb/>
es die Kennzeichen, besonders die Farbe der Flamme dem Schmelzer<lb/>
angaben. In dem richtigen Aufgeben dieses Erzpulvers lag die Kunst<lb/>
des Schmelzers. Die Greillade wurde nicht allein ebenfalls reduziert<lb/>
und vermehrte die Luppe, sie bewirkte auch, daſs sich das Eisen aus<lb/>
der einschmelzenden Masse abschied und zu Boden setzte, weshalb<lb/>
man es la principe de la massé nannte. Ob das Erz langsamer oder<lb/>
schneller der Form zugeschoben wurde (donner la mine), war auch<lb/>
ein wichtiger Punkt für den Schmelzer. Aus dem Einsatz von<lb/>
9 Ctr. Erz erhielt man eine Luppe von 4 Ctr., aus welcher 14 masselots<lb/>
geschmiedet wurden, die 3½ Ctr. fertiges Schmiedeeisen ergaben.</p><lb/><p>Bei einem Luppenfeuer waren meist acht, zuweilen auch nur<lb/>
sechs Arbeiter beschäftigt. Davon war der erste der foyer oder Ofen-<lb/>
meister, ihm am nächsten stand der Hammerschmied (maillet), dann<lb/>
folgten die beiden Schmelzer (escolas); Gehülfen waren zwei Erzpocher<lb/>
(pique-mines) und zwei Vorläufer (miallous). Beim Ausbrechen der<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#g">Beck</hi>, Geschichte des Eisens. 42</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[657/0671]
Luppenfeuer.
Wassertrommelgebläsen erzeugt, die meist von Holz, zuweilen aber
auch gemauert waren. Fig. 180 stellt den Luppenherd der Hütte
Guille zu Vic-Dessos nach der Zeichnung von dem Marquis de la
Peyrouse von 1789 dar.
Charakteristisch war die Art der Beschickung des Schmelzherdes
mit Kohlen und Erz. Diese geschah nach dem Einsetzen einer Platte (la
posté) zwischen Form- und Windseite, die von letzterer 5 Zoll abstand.
Der Raum auf der Formseite (parédou) wurde mit Kohlen gefüllt,
die dicht zusammen geschlagen wurden, der Raum auf der Windseite
(ore) mit klein geschlagenem, geröstetem Erz. Durch Höhersetzen der
Platte führte man die Erz- und die Kohlenwand bis oben hin, bedeckte
dann das Ganze mit Kohlenklein (fraisil), das man festschlug und
abböschte (en dos d’âne). Auf diese Weise wurde ⅔ oder ¾ der
Erzcharge, welche 9 Centner (quintaux) betrug, eingesetzt. Nachdem
das Feuer entzündet und der Wind angelassen war, wurden die zwei
Massel (massoques), in welche die Luppe (massé) der vorhergehenden
Charge geteilt worden waren, in den Vorraum (parédou) zum Aus-
heizen eingesetzt und in Kölbchen (masselots) ausgeschmiedet. Die
verbrannten Kohlen wurden durch neue ersetzt und diese immer
gegen die Erzwand geschoben, damit dieselbe nicht umstürzte. Nach
etwa drei Stunden war das Ausheizen und Schmieden beendet und
die Erzmasse soweit zusammengeschmolzen, daſs man jetzt allmählich
den Rest des Erzes, aber nicht in Stücken, sondern als Pulver
(greillade) aufgab. Dieses wurde auf die Kohlen über den ganzen
Herd ausgestreut, an einem Punkte mehr, am anderen weniger, wo
es die Kennzeichen, besonders die Farbe der Flamme dem Schmelzer
angaben. In dem richtigen Aufgeben dieses Erzpulvers lag die Kunst
des Schmelzers. Die Greillade wurde nicht allein ebenfalls reduziert
und vermehrte die Luppe, sie bewirkte auch, daſs sich das Eisen aus
der einschmelzenden Masse abschied und zu Boden setzte, weshalb
man es la principe de la massé nannte. Ob das Erz langsamer oder
schneller der Form zugeschoben wurde (donner la mine), war auch
ein wichtiger Punkt für den Schmelzer. Aus dem Einsatz von
9 Ctr. Erz erhielt man eine Luppe von 4 Ctr., aus welcher 14 masselots
geschmiedet wurden, die 3½ Ctr. fertiges Schmiedeeisen ergaben.
Bei einem Luppenfeuer waren meist acht, zuweilen auch nur
sechs Arbeiter beschäftigt. Davon war der erste der foyer oder Ofen-
meister, ihm am nächsten stand der Hammerschmied (maillet), dann
folgten die beiden Schmelzer (escolas); Gehülfen waren zwei Erzpocher
(pique-mines) und zwei Vorläufer (miallous). Beim Ausbrechen der
Beck, Geschichte des Eisens. 42
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 657. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/671>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.