Die Eisenbereitung im letzten Viertel des 18. Jahr- hunderts. Luppenfeuer 1775 bis 1800.
Weitere Entwickelung der Schmiedeeisenbereitung in Luppen- und Frischfeuern. 1775 bis 1800.
Indem wir in den folgenden Kapiteln einen Überblick über den Stand und die Fortschritte der Eisenbereitung im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts geben, beginnen wir mit der direkten Gewinnung schmiedbaren Eisens aus den Erzen, die zwar an Bedeutung mehr und mehr verloren hatte, aber doch immer noch eine Rolle spielte.
Dass die Luppenfeuer auf adligen Gütern in Deutschland in dieser Zeit noch gebräuchlich waren, geht aus dem Artikel in Krünitz' Encyklopädie (1785) und einer Abhandlung von Justi von 1771 1) hervor.
Nach Beschreibung der ältesten Luppenfeuer, welche an Berg- abhängen angelegt worden seien und aus einem grösseren Schmelz- loch und einem tiefer gelegenen kleineren Schlackenloch bestanden hätten, heisst es:
"Von dieser leichten und einfältigen Art, das Eisen auszuschmelzen, sind vermutlich die sogenannten Luppenfeuer entstanden, die schon seit vielen Jahrhunderten in Deutschland stattfinden und deren sich die Adligen, welche auf ihren Gütern mit dem Bergwerksregal oder mit dem Eisenhüttenrechte beliehen sind, noch heutigen Tages sehr häufig bedienen. Bei diesen Luppenfeuern findet dieselbe Einrichtung statt: ein oben solches rundes und unten ovales Loch zum Einschmelzen; ein oben dergleichen, aber weniger tiefes Loch in einem Orte der Eisenhütte, welcher 5 bis 6 Fuss tiefer ist als die Erhöhung, in welcher sich das Schmelzloch befindet und in welches die Schlacken aus dem letzteren ablaufen; nur ist man bemüht gewesen, den Anstalten zum Luppenfeuer eine grössere Dauerhaftig- keit zu geben. Sowohl das Schmelz- als Schlackenloch sind mit feuerbeständigen Ziegelsteinen ausgemauert und anstatt des Zugloches der Alten hat man 4 bis 5 Zoll von dem obersten Rande des Schmelz- loches ein doppeltes Gebläse, jedoch gemeiniglich nur von Leder,
1) Siehe v. Justi, Ges. chymische Schriften, III, S. 323.
Luppenfeuer.
Die Eisenbereitung im letzten Viertel des 18. Jahr- hunderts. Luppenfeuer 1775 bis 1800.
Weitere Entwickelung der Schmiedeeisenbereitung in Luppen- und Frischfeuern. 1775 bis 1800.
Indem wir in den folgenden Kapiteln einen Überblick über den Stand und die Fortschritte der Eisenbereitung im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts geben, beginnen wir mit der direkten Gewinnung schmiedbaren Eisens aus den Erzen, die zwar an Bedeutung mehr und mehr verloren hatte, aber doch immer noch eine Rolle spielte.
Daſs die Luppenfeuer auf adligen Gütern in Deutschland in dieser Zeit noch gebräuchlich waren, geht aus dem Artikel in Krünitz’ Encyklopädie (1785) und einer Abhandlung von Justi von 1771 1) hervor.
Nach Beschreibung der ältesten Luppenfeuer, welche an Berg- abhängen angelegt worden seien und aus einem gröſseren Schmelz- loch und einem tiefer gelegenen kleineren Schlackenloch bestanden hätten, heiſst es:
„Von dieser leichten und einfältigen Art, das Eisen auszuschmelzen, sind vermutlich die sogenannten Luppenfeuer entstanden, die schon seit vielen Jahrhunderten in Deutschland stattfinden und deren sich die Adligen, welche auf ihren Gütern mit dem Bergwerksregal oder mit dem Eisenhüttenrechte beliehen sind, noch heutigen Tages sehr häufig bedienen. Bei diesen Luppenfeuern findet dieselbe Einrichtung statt: ein oben solches rundes und unten ovales Loch zum Einschmelzen; ein oben dergleichen, aber weniger tiefes Loch in einem Orte der Eisenhütte, welcher 5 bis 6 Fuſs tiefer ist als die Erhöhung, in welcher sich das Schmelzloch befindet und in welches die Schlacken aus dem letzteren ablaufen; nur ist man bemüht gewesen, den Anstalten zum Luppenfeuer eine gröſsere Dauerhaftig- keit zu geben. Sowohl das Schmelz- als Schlackenloch sind mit feuerbeständigen Ziegelsteinen ausgemauert und anstatt des Zugloches der Alten hat man 4 bis 5 Zoll von dem obersten Rande des Schmelz- loches ein doppeltes Gebläse, jedoch gemeiniglich nur von Leder,
1) Siehe v. Justi, Ges. chymische Schriften, III, S. 323.
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Luppenfeuer.
Die Eisenbereitung im letzten Viertel des 18. Jahr-
hunderts. Luppenfeuer 1775 bis 1800.
Weitere Entwickelung der Schmiedeeisenbereitung in
Luppen- und Frischfeuern. 1775 bis 1800.
Indem wir in den folgenden Kapiteln einen Überblick über den
Stand und die Fortschritte der Eisenbereitung im letzten Viertel des
18. Jahrhunderts geben, beginnen wir mit der direkten Gewinnung
schmiedbaren Eisens aus den Erzen, die zwar an Bedeutung mehr
und mehr verloren hatte, aber doch immer noch eine Rolle spielte.
Daſs die Luppenfeuer auf adligen Gütern in Deutschland in
dieser Zeit noch gebräuchlich waren, geht aus dem Artikel in Krünitz’
Encyklopädie (1785) und einer Abhandlung von Justi von 1771 1)
hervor.
Nach Beschreibung der ältesten Luppenfeuer, welche an Berg-
abhängen angelegt worden seien und aus einem gröſseren Schmelz-
loch und einem tiefer gelegenen kleineren Schlackenloch bestanden
hätten, heiſst es:
„Von dieser leichten und einfältigen Art, das Eisen auszuschmelzen,
sind vermutlich die sogenannten Luppenfeuer entstanden, die schon
seit vielen Jahrhunderten in Deutschland stattfinden und deren sich
die Adligen, welche auf ihren Gütern mit dem Bergwerksregal oder
mit dem Eisenhüttenrechte beliehen sind, noch heutigen Tages
sehr häufig bedienen. Bei diesen Luppenfeuern findet dieselbe
Einrichtung statt: ein oben solches rundes und unten ovales Loch
zum Einschmelzen; ein oben dergleichen, aber weniger tiefes Loch
in einem Orte der Eisenhütte, welcher 5 bis 6 Fuſs tiefer ist als die
Erhöhung, in welcher sich das Schmelzloch befindet und in welches
die Schlacken aus dem letzteren ablaufen; nur ist man bemüht
gewesen, den Anstalten zum Luppenfeuer eine gröſsere Dauerhaftig-
keit zu geben. Sowohl das Schmelz- als Schlackenloch sind mit
feuerbeständigen Ziegelsteinen ausgemauert und anstatt des Zugloches
der Alten hat man 4 bis 5 Zoll von dem obersten Rande des Schmelz-
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1) Siehe v. Justi, Ges. chymische Schriften, III, S. 323.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 648. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/662>, abgerufen am 25.11.2024.
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