100 Teile weisses Roheisen nach der Auflösung in ver- dünnter Schwefelsäure 1 5/8 Proz.
100 Tle. weissgraues Roheisen 23/4 "
100 " graues Roheisen 3 7/8 "
100 " schwarzgraues Roheisen 41/4 "
gekohltes Eisen.
Lampadius nimmt an, dass dieser Rückstand den ganzen Kohlenstoffgehalt des Eisens enthalte.
Der Frischprozess verläuft nach Lampadius in der Weise, dass: 1. Der Sauerstoff der Luft sich bei einem gewissen Temperaturgrade mit dem gekohlten Eisen in dem Roheisen verbindet und die Kohle in Luftsäure, das damit verbundene Eisen in Eisenkalk verwandelt. Erstere wird verflüchtigt, letztere geht in die Schlacke über. 2. Der in dem Roheisen enthaltene Eisenkalk (Sauerstoff und Eisen) wird abgesondert und in die Schlacke geschmolzen, da verkalktes Eisen viel leichter fliesst als reduziertes. 3. Die in dem Roheisen enthaltenen Erden lösen sich mit dem Eisenkalk chemisch auf und gehen in die Schlacke über. 4. Ein geringer Teil gekohltes Eisen geht unverändert mit in die Frischschlacke über, weil es ebenfalls leichtflüssiger ist, wie das Frischeisen, doch ist es gewissermassen nur mechanisch in demselben enthalten. 5. Weil das Eisen überhaupt eine starke Affinität gegen den Sauerstoff hat, so wird auch noch ein Teil in dem Frisch- herd verkalkt und geht mit als Bestandteil in die Frischschlacke über. Enthält das Roheisen noch Braunstein, Phosphor oder Schwefel, so werden auch diese oxydiert und verschlackt. Demnach ist die Eisen- frischarbeit ein wirklicher Oxydationsprozess. Der Gewichtsverlust, welchen das Roheisen beim Verfrischen erleidet, entsteht: 1. Durch Verkalkung des Eisens, welches mit dem Kohlenstoff verbunden war. 2. Durch die Absonderung des mit Sauerstoff schon verbundenen Eisens. 3. Durch zufällige Verkalkung von Eisen während der ganzen Arbeit. 4. Durch die Absonderung des Kohlenstoffs. 5. Durch die Absonderung der Erden, des Braunsteins, Phosphors u. s. w.
Lampadius nimmt also bestimmt an, dass noch eine nicht unbeträchtliche Menge Sauerstoff im Roheisen enthalten sei, ebenso aber auch die Abscheidung desselben bei dem Frischprozess.
Von Interesse ist noch folgende, von ihm mitgeteilte Analyse einer Frischschlacke. In 100 Teilen waren enthalten:
77 Eisenkalk,
101/4 Kieselerde,
3 Thonerde,
Lavoisier und die antiphlogistische Chemie.
100 Teile weiſses Roheisen nach der Auflösung in ver- dünnter Schwefelsäure 1⅝ Proz.
100 Tle. weiſsgraues Roheisen 2¾ „
100 „ graues Roheisen 3⅞ „
100 „ schwarzgraues Roheisen 4¼ „
gekohltes Eisen.
Lampadius nimmt an, daſs dieser Rückstand den ganzen Kohlenstoffgehalt des Eisens enthalte.
Der Frischprozeſs verläuft nach Lampadius in der Weise, daſs: 1. Der Sauerstoff der Luft sich bei einem gewissen Temperaturgrade mit dem gekohlten Eisen in dem Roheisen verbindet und die Kohle in Luftsäure, das damit verbundene Eisen in Eisenkalk verwandelt. Erstere wird verflüchtigt, letztere geht in die Schlacke über. 2. Der in dem Roheisen enthaltene Eisenkalk (Sauerstoff und Eisen) wird abgesondert und in die Schlacke geschmolzen, da verkalktes Eisen viel leichter flieſst als reduziertes. 3. Die in dem Roheisen enthaltenen Erden lösen sich mit dem Eisenkalk chemisch auf und gehen in die Schlacke über. 4. Ein geringer Teil gekohltes Eisen geht unverändert mit in die Frischschlacke über, weil es ebenfalls leichtflüssiger ist, wie das Frischeisen, doch ist es gewissermaſsen nur mechanisch in demselben enthalten. 5. Weil das Eisen überhaupt eine starke Affinität gegen den Sauerstoff hat, so wird auch noch ein Teil in dem Frisch- herd verkalkt und geht mit als Bestandteil in die Frischschlacke über. Enthält das Roheisen noch Braunstein, Phosphor oder Schwefel, so werden auch diese oxydiert und verschlackt. Demnach ist die Eisen- frischarbeit ein wirklicher Oxydationsprozeſs. Der Gewichtsverlust, welchen das Roheisen beim Verfrischen erleidet, entsteht: 1. Durch Verkalkung des Eisens, welches mit dem Kohlenstoff verbunden war. 2. Durch die Absonderung des mit Sauerstoff schon verbundenen Eisens. 3. Durch zufällige Verkalkung von Eisen während der ganzen Arbeit. 4. Durch die Absonderung des Kohlenstoffs. 5. Durch die Absonderung der Erden, des Braunsteins, Phosphors u. s. w.
Lampadius nimmt also bestimmt an, daſs noch eine nicht unbeträchtliche Menge Sauerstoff im Roheisen enthalten sei, ebenso aber auch die Abscheidung desſelben bei dem Frischprozeſs.
Von Interesse ist noch folgende, von ihm mitgeteilte Analyse einer Frischschlacke. In 100 Teilen waren enthalten:
77 Eisenkalk,
10¼ Kieselerde,
3 Thonerde,
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[644/0658]
Lavoisier und die antiphlogistische Chemie.
100 Teile weiſses Roheisen nach der Auflösung in ver-
dünnter Schwefelsäure 1⅝ Proz.
100 Tle. weiſsgraues Roheisen 2¾ „
100 „ graues Roheisen 3⅞ „
100 „ schwarzgraues Roheisen 4¼ „
gekohltes Eisen.
Lampadius nimmt an, daſs dieser Rückstand den ganzen
Kohlenstoffgehalt des Eisens enthalte.
Der Frischprozeſs verläuft nach Lampadius in der Weise, daſs:
1. Der Sauerstoff der Luft sich bei einem gewissen Temperaturgrade
mit dem gekohlten Eisen in dem Roheisen verbindet und die Kohle
in Luftsäure, das damit verbundene Eisen in Eisenkalk verwandelt.
Erstere wird verflüchtigt, letztere geht in die Schlacke über. 2. Der
in dem Roheisen enthaltene Eisenkalk (Sauerstoff und Eisen) wird
abgesondert und in die Schlacke geschmolzen, da verkalktes Eisen
viel leichter flieſst als reduziertes. 3. Die in dem Roheisen enthaltenen
Erden lösen sich mit dem Eisenkalk chemisch auf und gehen in die
Schlacke über. 4. Ein geringer Teil gekohltes Eisen geht unverändert
mit in die Frischschlacke über, weil es ebenfalls leichtflüssiger ist,
wie das Frischeisen, doch ist es gewissermaſsen nur mechanisch in
demselben enthalten. 5. Weil das Eisen überhaupt eine starke Affinität
gegen den Sauerstoff hat, so wird auch noch ein Teil in dem Frisch-
herd verkalkt und geht mit als Bestandteil in die Frischschlacke über.
Enthält das Roheisen noch Braunstein, Phosphor oder Schwefel, so
werden auch diese oxydiert und verschlackt. Demnach ist die Eisen-
frischarbeit ein wirklicher Oxydationsprozeſs. Der Gewichtsverlust,
welchen das Roheisen beim Verfrischen erleidet, entsteht: 1. Durch
Verkalkung des Eisens, welches mit dem Kohlenstoff verbunden war.
2. Durch die Absonderung des mit Sauerstoff schon verbundenen
Eisens. 3. Durch zufällige Verkalkung von Eisen während der ganzen
Arbeit. 4. Durch die Absonderung des Kohlenstoffs. 5. Durch die
Absonderung der Erden, des Braunsteins, Phosphors u. s. w.
Lampadius nimmt also bestimmt an, daſs noch eine nicht
unbeträchtliche Menge Sauerstoff im Roheisen enthalten sei, ebenso
aber auch die Abscheidung desſelben bei dem Frischprozeſs.
Von Interesse ist noch folgende, von ihm mitgeteilte Analyse
einer Frischschlacke. In 100 Teilen waren enthalten:
77 Eisenkalk,
10¼ Kieselerde,
3 Thonerde,
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 644. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/658>, abgerufen am 25.11.2024.
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