zu Harburg eine Silberraffinerie an. 1766 wurde er endlich nach langem Warten zum königlich preussischen Berghauptmann ernannt und ihm die Oberaufsicht über die Glas- und Stahlfabriken in den östlichen Provinzen übertragen. Aber seine Gesundheit war bereits erschüttert. Er nahm seinen Wohnsitz zu Vietz in der Neumark, wo königliche Eisenhütten waren. Von jeher ein schlechter Haus- halter, war auch seine Verwaltung dort eine sehr unordentliche. Bei einer Revision ergaben sich Kassendefekte in Höhe von 46000 Thaler.
Auf seinen eigenen Antrag wurde er nach Küstrin als Staats- gefangener gebracht, wo er 1771 an einem Schlaganfall verstarb. Justi war ein Mann von grossen Anlagen, erstaunlichem Fleiss und Gedächtnis und von weitem Blick. Er schrieb ausserordentlich leicht und meist auch gefällig. Auf der anderen Seite war er leichtsinnig, zerfahren, zum Grossthun geneigt, deshalb verschwenderisch und un- ordentlich; doch war sein trauriges Lebensende mehr durch seine Schwächen, als durch wirkliche Unredlichkeit herbeigeführt.
Der zweite bedeutende deutsche Schriftsteller des vorigen Jahr- hunderts, der über Eisen schrieb, war der verdienstvolle königlich preussische Oberberg-Oberrechnungs- und Oberbaurat Dr. Karl Abraham Gerhard. Auch er machte sich zuerst durch die Über- setzung eines französischen Werkes, der metallurgischen Reisen von Gabriel Jars, welches 1777 in Hamburg erschien, bekannt. Er be- reicherte die darin enthaltenen Kapitel über das Eisen durch vor- treffliche Anmerkungen, welche als ein Anhang im zweiten Bande erschienen und die eine gedrängte Übersicht des ganzen Eisenhütten- wesens nach dem damaligen Stande der Kenntnis enthalten.
Die hüttenmännische Reiselitteratur, wie sie Jars begründet hatte, fand in Deutschland grossen Anklang und viel Nachfolge. Unter diesen Schriftstellern ragte besonders Johann Jacob Ferber, von Geburt Schwede, durch Erziehung und Lebensgang ein Deutscher, hervor. Er war am 9. September 1743 zu Karlskrona geboren; zur Medizin bestimmt, studierte er mit Vorliebe Mineralogie unter Wallerius, später unter Cronstedt und Linne in Upsala. Mit Bergman war er befreundet. Seine erste mineralogische Reise machte er durch Schweden. Hierauf bereiste er von 1765 an Deutsch- land, England und Italien, längere Zeit dann Böhmen, Südösterreich und Ungarn. Seine Schrift über das Quecksilberbergwerk zu Idria war Veranlassung, dass er eine Professur in Mietau erhielt. 1774 und 1776 bereiste er die Pfalz und das Saargebiet. 1781 wurde er Professor in Petersburg und 1786 erhielt er eine Berufung nach
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Litteratur im 18. Jahrhundert.
zu Harburg eine Silberraffinerie an. 1766 wurde er endlich nach langem Warten zum königlich preuſsischen Berghauptmann ernannt und ihm die Oberaufsicht über die Glas- und Stahlfabriken in den östlichen Provinzen übertragen. Aber seine Gesundheit war bereits erschüttert. Er nahm seinen Wohnsitz zu Vietz in der Neumark, wo königliche Eisenhütten waren. Von jeher ein schlechter Haus- halter, war auch seine Verwaltung dort eine sehr unordentliche. Bei einer Revision ergaben sich Kassendefekte in Höhe von 46000 Thaler.
Auf seinen eigenen Antrag wurde er nach Küstrin als Staats- gefangener gebracht, wo er 1771 an einem Schlaganfall verstarb. Justi war ein Mann von groſsen Anlagen, erstaunlichem Fleiſs und Gedächtnis und von weitem Blick. Er schrieb auſserordentlich leicht und meist auch gefällig. Auf der anderen Seite war er leichtsinnig, zerfahren, zum Groſsthun geneigt, deshalb verschwenderisch und un- ordentlich; doch war sein trauriges Lebensende mehr durch seine Schwächen, als durch wirkliche Unredlichkeit herbeigeführt.
Der zweite bedeutende deutsche Schriftsteller des vorigen Jahr- hunderts, der über Eisen schrieb, war der verdienstvolle königlich preuſsische Oberberg-Oberrechnungs- und Oberbaurat Dr. Karl Abraham Gerhard. Auch er machte sich zuerst durch die Über- setzung eines französischen Werkes, der metallurgischen Reisen von Gabriel Jars, welches 1777 in Hamburg erschien, bekannt. Er be- reicherte die darin enthaltenen Kapitel über das Eisen durch vor- treffliche Anmerkungen, welche als ein Anhang im zweiten Bande erschienen und die eine gedrängte Übersicht des ganzen Eisenhütten- wesens nach dem damaligen Stande der Kenntnis enthalten.
Die hüttenmännische Reiselitteratur, wie sie Jars begründet hatte, fand in Deutschland groſsen Anklang und viel Nachfolge. Unter diesen Schriftstellern ragte besonders Johann Jacob Ferber, von Geburt Schwede, durch Erziehung und Lebensgang ein Deutscher, hervor. Er war am 9. September 1743 zu Karlskrona geboren; zur Medizin bestimmt, studierte er mit Vorliebe Mineralogie unter Wallerius, später unter Cronstedt und Linne in Upsala. Mit Bergman war er befreundet. Seine erste mineralogische Reise machte er durch Schweden. Hierauf bereiste er von 1765 an Deutsch- land, England und Italien, längere Zeit dann Böhmen, Südösterreich und Ungarn. Seine Schrift über das Quecksilberbergwerk zu Idria war Veranlassung, daſs er eine Professur in Mietau erhielt. 1774 und 1776 bereiste er die Pfalz und das Saargebiet. 1781 wurde er Professor in Petersburg und 1786 erhielt er eine Berufung nach
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Litteratur im 18. Jahrhundert.
zu Harburg eine Silberraffinerie an. 1766 wurde er endlich nach
langem Warten zum königlich preuſsischen Berghauptmann ernannt
und ihm die Oberaufsicht über die Glas- und Stahlfabriken in den
östlichen Provinzen übertragen. Aber seine Gesundheit war bereits
erschüttert. Er nahm seinen Wohnsitz zu Vietz in der Neumark,
wo königliche Eisenhütten waren. Von jeher ein schlechter Haus-
halter, war auch seine Verwaltung dort eine sehr unordentliche. Bei
einer Revision ergaben sich Kassendefekte in Höhe von 46000 Thaler.
Auf seinen eigenen Antrag wurde er nach Küstrin als Staats-
gefangener gebracht, wo er 1771 an einem Schlaganfall verstarb.
Justi war ein Mann von groſsen Anlagen, erstaunlichem Fleiſs und
Gedächtnis und von weitem Blick. Er schrieb auſserordentlich leicht
und meist auch gefällig. Auf der anderen Seite war er leichtsinnig,
zerfahren, zum Groſsthun geneigt, deshalb verschwenderisch und un-
ordentlich; doch war sein trauriges Lebensende mehr durch seine
Schwächen, als durch wirkliche Unredlichkeit herbeigeführt.
Der zweite bedeutende deutsche Schriftsteller des vorigen Jahr-
hunderts, der über Eisen schrieb, war der verdienstvolle königlich
preuſsische Oberberg-Oberrechnungs- und Oberbaurat Dr. Karl
Abraham Gerhard. Auch er machte sich zuerst durch die Über-
setzung eines französischen Werkes, der metallurgischen Reisen von
Gabriel Jars, welches 1777 in Hamburg erschien, bekannt. Er be-
reicherte die darin enthaltenen Kapitel über das Eisen durch vor-
treffliche Anmerkungen, welche als ein Anhang im zweiten Bande
erschienen und die eine gedrängte Übersicht des ganzen Eisenhütten-
wesens nach dem damaligen Stande der Kenntnis enthalten.
Die hüttenmännische Reiselitteratur, wie sie Jars begründet
hatte, fand in Deutschland groſsen Anklang und viel Nachfolge. Unter
diesen Schriftstellern ragte besonders Johann Jacob Ferber, von
Geburt Schwede, durch Erziehung und Lebensgang ein Deutscher,
hervor. Er war am 9. September 1743 zu Karlskrona geboren; zur
Medizin bestimmt, studierte er mit Vorliebe Mineralogie unter
Wallerius, später unter Cronstedt und Linne in Upsala. Mit
Bergman war er befreundet. Seine erste mineralogische Reise
machte er durch Schweden. Hierauf bereiste er von 1765 an Deutsch-
land, England und Italien, längere Zeit dann Böhmen, Südösterreich
und Ungarn. Seine Schrift über das Quecksilberbergwerk zu Idria
war Veranlassung, daſs er eine Professur in Mietau erhielt. 1774
und 1776 bereiste er die Pfalz und das Saargebiet. 1781 wurde er
Professor in Petersburg und 1786 erhielt er eine Berufung nach
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/65>, abgerufen am 25.11.2024.
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