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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Lavoisier und die antiphlogistische Chemie.
des Phlogiston mit dem Wasserstoff fand damals willige Annahme.
Um diese Zeit hatte sich Pristley, Geistlicher durch Beruf, Chemiker
durch Genie, mit Eifer auf das Studium der Gase geworfen.

Joseph Pristley war 1733 als Sohn eines Kaufmanns in dem
Dorfe Fieldhead bei Leeds in Yorkshire geboren. Er sollte dem
Beruf des Vaters folgen, aber eine Leidenschaft zum Studium ver-
anlasste ihn, im 19. Jahre sich der Theologie zu widmen. Er studierte
drei Jahre auf der Akademie zu Daventry und sog da den seiner
zarten, liebenswürdigen Natur widersprechenden Geist der Unduldsam-
keit und starren Eigensinns in geistlichen Dingen ein, der ihm in
seinem späteren Leben so viele Kümmernisse bereitete. Er war
Dissenter im strengsten Sinne des Wortes. Früh erwachte seine Liebe
zu den Naturwissenschaften. Zuerst waren es die Erscheinungen der
Elektricität, denen er seine ganze freie Zeit widmete. Als Frucht
seiner Studien erschien 1767 seine Geschichte der Elektricitätslehre,
ein damals auch in Frankreich und Deutschland hochgeschätztes
Werk, welches ihm in England die Mitgliedschaft der königlichen
Gesellschaft und in Schottland das Diplom eines Doktors der Rechte
der Universität Edinburg einbrachte; ferner erhielt er eine Prediger-
stelle in Leeds. Diese gab er auf, als ihn 1773 ein reicher Adliger,
Graf Shelburne, später Marquis von Lansdowne, anstellte, haupt-
sächlich als Reisebegleiter. Dieses Verhältnis dauerte bis 1780 und
in diese Zeit fallen seine berühmtesten Entdeckungen auf chemischem
Gebiet. Obgleich er von Lord Shelburne, mit dem er sich auch
durch seine beständigen theologischen Streitigkeiten entfremdet hatte,
noch unterstützt wurde, kam er doch in so bedrängte Verhältnisse,
dass seine Freunde, die Mitglieder der oben erwähnten Vollmond-
Gesellschaft, zu der namentlich Boulton und Watt gehörten, eine
Subskription für ihn eröffneten, aus deren Erträgnis sie ihm ein
Haus bauten und ihm eine Rente zuwendeten. Später erhielt er auch,
besonders durch Boultons Bemühungen, die Stelle eines Predigers
der dissentierenden Gemeinde in Birmingham. Aber auch hier ver-
wickelte er sich wieder in zahlreiche theologische und politische
Streitigkeiten. Er schwärmte für die französische Revolution und
trug dies oft in sehr unpassender Weise zur Schau. Der Hass des
aufgehetzten Pöbels von Birmingham kam 1791 am Jahrestage der
Zerstörung der Bastille, welchen er in seinem Hause festlich begehen
wollte, zum Ausbruch. Sein Haus wurde überfallen, geplündert und
niedergebrannt, ebenso seine Kirche in Birmingham und die Wohnungen
einiger seiner Freunde. Pristley rettete mit knapper Not das nackte

Lavoisier und die antiphlogistische Chemie.
des Phlogiston mit dem Wasserstoff fand damals willige Annahme.
Um diese Zeit hatte sich Pristley, Geistlicher durch Beruf, Chemiker
durch Genie, mit Eifer auf das Studium der Gase geworfen.

Joseph Pristley war 1733 als Sohn eines Kaufmanns in dem
Dorfe Fieldhead bei Leeds in Yorkshire geboren. Er sollte dem
Beruf des Vaters folgen, aber eine Leidenschaft zum Studium ver-
anlaſste ihn, im 19. Jahre sich der Theologie zu widmen. Er studierte
drei Jahre auf der Akademie zu Daventry und sog da den seiner
zarten, liebenswürdigen Natur widersprechenden Geist der Unduldsam-
keit und starren Eigensinns in geistlichen Dingen ein, der ihm in
seinem späteren Leben so viele Kümmernisse bereitete. Er war
Dissenter im strengsten Sinne des Wortes. Früh erwachte seine Liebe
zu den Naturwissenschaften. Zuerst waren es die Erscheinungen der
Elektricität, denen er seine ganze freie Zeit widmete. Als Frucht
seiner Studien erschien 1767 seine Geschichte der Elektricitätslehre,
ein damals auch in Frankreich und Deutschland hochgeschätztes
Werk, welches ihm in England die Mitgliedschaft der königlichen
Gesellschaft und in Schottland das Diplom eines Doktors der Rechte
der Universität Edinburg einbrachte; ferner erhielt er eine Prediger-
stelle in Leeds. Diese gab er auf, als ihn 1773 ein reicher Adliger,
Graf Shelburne, später Marquis von Lansdowne, anstellte, haupt-
sächlich als Reisebegleiter. Dieses Verhältnis dauerte bis 1780 und
in diese Zeit fallen seine berühmtesten Entdeckungen auf chemischem
Gebiet. Obgleich er von Lord Shelburne, mit dem er sich auch
durch seine beständigen theologischen Streitigkeiten entfremdet hatte,
noch unterstützt wurde, kam er doch in so bedrängte Verhältnisse,
daſs seine Freunde, die Mitglieder der oben erwähnten Vollmond-
Gesellschaft, zu der namentlich Boulton und Watt gehörten, eine
Subskription für ihn eröffneten, aus deren Erträgnis sie ihm ein
Haus bauten und ihm eine Rente zuwendeten. Später erhielt er auch,
besonders durch Boultons Bemühungen, die Stelle eines Predigers
der dissentierenden Gemeinde in Birmingham. Aber auch hier ver-
wickelte er sich wieder in zahlreiche theologische und politische
Streitigkeiten. Er schwärmte für die französische Revolution und
trug dies oft in sehr unpassender Weise zur Schau. Der Haſs des
aufgehetzten Pöbels von Birmingham kam 1791 am Jahrestage der
Zerstörung der Bastille, welchen er in seinem Hause festlich begehen
wollte, zum Ausbruch. Sein Haus wurde überfallen, geplündert und
niedergebrannt, ebenso seine Kirche in Birmingham und die Wohnungen
einiger seiner Freunde. Pristley rettete mit knapper Not das nackte

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[629/0643] Lavoisier und die antiphlogistische Chemie. des Phlogiston mit dem Wasserstoff fand damals willige Annahme. Um diese Zeit hatte sich Pristley, Geistlicher durch Beruf, Chemiker durch Genie, mit Eifer auf das Studium der Gase geworfen. Joseph Pristley war 1733 als Sohn eines Kaufmanns in dem Dorfe Fieldhead bei Leeds in Yorkshire geboren. Er sollte dem Beruf des Vaters folgen, aber eine Leidenschaft zum Studium ver- anlaſste ihn, im 19. Jahre sich der Theologie zu widmen. Er studierte drei Jahre auf der Akademie zu Daventry und sog da den seiner zarten, liebenswürdigen Natur widersprechenden Geist der Unduldsam- keit und starren Eigensinns in geistlichen Dingen ein, der ihm in seinem späteren Leben so viele Kümmernisse bereitete. Er war Dissenter im strengsten Sinne des Wortes. Früh erwachte seine Liebe zu den Naturwissenschaften. Zuerst waren es die Erscheinungen der Elektricität, denen er seine ganze freie Zeit widmete. Als Frucht seiner Studien erschien 1767 seine Geschichte der Elektricitätslehre, ein damals auch in Frankreich und Deutschland hochgeschätztes Werk, welches ihm in England die Mitgliedschaft der königlichen Gesellschaft und in Schottland das Diplom eines Doktors der Rechte der Universität Edinburg einbrachte; ferner erhielt er eine Prediger- stelle in Leeds. Diese gab er auf, als ihn 1773 ein reicher Adliger, Graf Shelburne, später Marquis von Lansdowne, anstellte, haupt- sächlich als Reisebegleiter. Dieses Verhältnis dauerte bis 1780 und in diese Zeit fallen seine berühmtesten Entdeckungen auf chemischem Gebiet. Obgleich er von Lord Shelburne, mit dem er sich auch durch seine beständigen theologischen Streitigkeiten entfremdet hatte, noch unterstützt wurde, kam er doch in so bedrängte Verhältnisse, daſs seine Freunde, die Mitglieder der oben erwähnten Vollmond- Gesellschaft, zu der namentlich Boulton und Watt gehörten, eine Subskription für ihn eröffneten, aus deren Erträgnis sie ihm ein Haus bauten und ihm eine Rente zuwendeten. Später erhielt er auch, besonders durch Boultons Bemühungen, die Stelle eines Predigers der dissentierenden Gemeinde in Birmingham. Aber auch hier ver- wickelte er sich wieder in zahlreiche theologische und politische Streitigkeiten. Er schwärmte für die französische Revolution und trug dies oft in sehr unpassender Weise zur Schau. Der Haſs des aufgehetzten Pöbels von Birmingham kam 1791 am Jahrestage der Zerstörung der Bastille, welchen er in seinem Hause festlich begehen wollte, zum Ausbruch. Sein Haus wurde überfallen, geplündert und niedergebrannt, ebenso seine Kirche in Birmingham und die Wohnungen einiger seiner Freunde. Pristley rettete mit knapper Not das nackte

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 629. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/643>, abgerufen am 26.11.2024.