Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

Werkzeugmaschinen. Öfen.
ofens waren zwei Flammöfen verbunden, welche die Schmelzung und
Reinigung des Eisens bewirken sollten. Die Reduktion im Schacht-
ofen sollte mit Holzkohlen, die Schmelzung in den Flammöfen mit
Steinkohlen erfolgen. Das Aufgeben der Erze und Kohlen im Schacht
geschah genau wie bei dem Hochofen. Der Ofenschacht sollte zugleich
als Esse für die Flammöfen dienen. Die zerkleinerten, mit Holzkohle
geschichteten Erze sanken in dem gut vorgewärmten Hochofenschacht,
wo sie gleichzeitig mit den glühenden Feuergasen der Flammöfen in
Berührung kamen, langsam nieder und gelangten als eine gut geröstete
und teilweise schon reduzierte halbflüssige Masse durch zwei weite
Öffnungen, welche gleichzeitig den Flammöfen als Füchse dienten,
[Abbildung] Fig. 178.
auf die Schmelzherde, wo sie durch das heftige Feuer der Stein-
kohlen, welche auf den geräumigen Rosten verbrannten, in dünnen
Fluss gebracht wurden. Eisen und Schlacken wurden von Zeit zu
Zeit abgestochen. Künstlicher Wind war nicht vorgesehen. Der Holz-
kohlensatz im Schachtofen sollte ein möglichst kleiner sein und der
ganze Schmelzprozess einen sehr geringen Aufwand an Brennstoff
erfordern. Versuche, welche Graf Sternberg im kleinen vornahm,
sollen dies, sowie überhaupt die Ausführbarkeit des Projektes, erwiesen
haben. Es ist aber niemals in der Praxis zur Anwendung gekommen
und ist es überflüssig, die Gründe, die gegen dasselbe sprechen, aus-
einander zu setzen.

Graf Sternberg hat in seiner Schrift 1) auch einen Normalhoch-
ofen, aus welchem sich durch Berechnung die richtigen Dimensionen
und das entsprechende Windquantum für jeden einzelnen Fall ableiten
lassen sollen, angegeben. Als ein Versuch ist dies immerhin
erwähnenswert.




1) Graf Joachim von Sternberg, Versuch über das vorteilhafteste Aus-
schmelzen des Roheisens u. s. w., Prag 1795.
Beck, Geschichte des Eisens. 40

Werkzeugmaschinen. Öfen.
ofens waren zwei Flammöfen verbunden, welche die Schmelzung und
Reinigung des Eisens bewirken sollten. Die Reduktion im Schacht-
ofen sollte mit Holzkohlen, die Schmelzung in den Flammöfen mit
Steinkohlen erfolgen. Das Aufgeben der Erze und Kohlen im Schacht
geschah genau wie bei dem Hochofen. Der Ofenschacht sollte zugleich
als Esse für die Flammöfen dienen. Die zerkleinerten, mit Holzkohle
geschichteten Erze sanken in dem gut vorgewärmten Hochofenschacht,
wo sie gleichzeitig mit den glühenden Feuergasen der Flammöfen in
Berührung kamen, langsam nieder und gelangten als eine gut geröstete
und teilweise schon reduzierte halbflüssige Masse durch zwei weite
Öffnungen, welche gleichzeitig den Flammöfen als Füchse dienten,
[Abbildung] Fig. 178.
auf die Schmelzherde, wo sie durch das heftige Feuer der Stein-
kohlen, welche auf den geräumigen Rosten verbrannten, in dünnen
Fluſs gebracht wurden. Eisen und Schlacken wurden von Zeit zu
Zeit abgestochen. Künstlicher Wind war nicht vorgesehen. Der Holz-
kohlensatz im Schachtofen sollte ein möglichst kleiner sein und der
ganze Schmelzprozeſs einen sehr geringen Aufwand an Brennstoff
erfordern. Versuche, welche Graf Sternberg im kleinen vornahm,
sollen dies, sowie überhaupt die Ausführbarkeit des Projektes, erwiesen
haben. Es ist aber niemals in der Praxis zur Anwendung gekommen
und ist es überflüssig, die Gründe, die gegen dasſelbe sprechen, aus-
einander zu setzen.

Graf Sternberg hat in seiner Schrift 1) auch einen Normalhoch-
ofen, aus welchem sich durch Berechnung die richtigen Dimensionen
und das entsprechende Windquantum für jeden einzelnen Fall ableiten
lassen sollen, angegeben. Als ein Versuch ist dies immerhin
erwähnenswert.




1) Graf Joachim von Sternberg, Versuch über das vorteilhafteste Aus-
schmelzen des Roheisens u. s. w., Prag 1795.
Beck, Geschichte des Eisens. 40
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <p><pb facs="#f0639" n="625"/><fw place="top" type="header">Werkzeugmaschinen. Öfen.</fw><lb/>
ofens waren zwei Flammöfen verbunden, welche die Schmelzung und<lb/>
Reinigung des Eisens bewirken sollten. Die Reduktion im Schacht-<lb/>
ofen sollte mit Holzkohlen, die Schmelzung in den Flammöfen mit<lb/>
Steinkohlen erfolgen. Das Aufgeben der Erze und Kohlen im Schacht<lb/>
geschah genau wie bei dem Hochofen. Der Ofenschacht sollte zugleich<lb/>
als Esse für die Flammöfen dienen. Die zerkleinerten, mit Holzkohle<lb/>
geschichteten Erze sanken in dem gut vorgewärmten Hochofenschacht,<lb/>
wo sie gleichzeitig mit den glühenden Feuergasen der Flammöfen in<lb/>
Berührung kamen, langsam nieder und gelangten als eine gut geröstete<lb/>
und teilweise schon reduzierte halbflüssige Masse durch zwei weite<lb/>
Öffnungen, welche gleichzeitig den Flammöfen als Füchse dienten,<lb/><figure><head>Fig. 178.</head></figure><lb/>
auf die Schmelzherde, wo sie durch das heftige Feuer der Stein-<lb/>
kohlen, welche auf den geräumigen Rosten verbrannten, in dünnen<lb/>
Flu&#x017F;s gebracht wurden. Eisen und Schlacken wurden von Zeit zu<lb/>
Zeit abgestochen. Künstlicher Wind war nicht vorgesehen. Der Holz-<lb/>
kohlensatz im Schachtofen sollte ein möglichst kleiner sein und der<lb/>
ganze Schmelzproze&#x017F;s einen sehr geringen Aufwand an Brennstoff<lb/>
erfordern. Versuche, welche Graf <hi rendition="#g">Sternberg</hi> im kleinen vornahm,<lb/>
sollen dies, sowie überhaupt die Ausführbarkeit des Projektes, erwiesen<lb/>
haben. Es ist aber niemals in der Praxis zur Anwendung gekommen<lb/>
und ist es überflüssig, die Gründe, die gegen das&#x017F;elbe sprechen, aus-<lb/>
einander zu setzen.</p><lb/>
                  <p>Graf <hi rendition="#g">Sternberg</hi> hat in seiner Schrift <note place="foot" n="1)">Graf <hi rendition="#g">Joachim von Sternberg</hi>, Versuch über das vorteilhafteste Aus-<lb/>
schmelzen des Roheisens u. s. w., Prag 1795.</note> auch einen Normalhoch-<lb/>
ofen, aus welchem sich durch Berechnung die richtigen Dimensionen<lb/>
und das entsprechende Windquantum für jeden einzelnen Fall ableiten<lb/>
lassen sollen, angegeben. Als ein Versuch ist dies immerhin<lb/>
erwähnenswert.</p>
                </div>
              </div>
            </div><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Beck</hi>, Geschichte des Eisens. 40</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[625/0639] Werkzeugmaschinen. Öfen. ofens waren zwei Flammöfen verbunden, welche die Schmelzung und Reinigung des Eisens bewirken sollten. Die Reduktion im Schacht- ofen sollte mit Holzkohlen, die Schmelzung in den Flammöfen mit Steinkohlen erfolgen. Das Aufgeben der Erze und Kohlen im Schacht geschah genau wie bei dem Hochofen. Der Ofenschacht sollte zugleich als Esse für die Flammöfen dienen. Die zerkleinerten, mit Holzkohle geschichteten Erze sanken in dem gut vorgewärmten Hochofenschacht, wo sie gleichzeitig mit den glühenden Feuergasen der Flammöfen in Berührung kamen, langsam nieder und gelangten als eine gut geröstete und teilweise schon reduzierte halbflüssige Masse durch zwei weite Öffnungen, welche gleichzeitig den Flammöfen als Füchse dienten, [Abbildung Fig. 178.] auf die Schmelzherde, wo sie durch das heftige Feuer der Stein- kohlen, welche auf den geräumigen Rosten verbrannten, in dünnen Fluſs gebracht wurden. Eisen und Schlacken wurden von Zeit zu Zeit abgestochen. Künstlicher Wind war nicht vorgesehen. Der Holz- kohlensatz im Schachtofen sollte ein möglichst kleiner sein und der ganze Schmelzprozeſs einen sehr geringen Aufwand an Brennstoff erfordern. Versuche, welche Graf Sternberg im kleinen vornahm, sollen dies, sowie überhaupt die Ausführbarkeit des Projektes, erwiesen haben. Es ist aber niemals in der Praxis zur Anwendung gekommen und ist es überflüssig, die Gründe, die gegen dasſelbe sprechen, aus- einander zu setzen. Graf Sternberg hat in seiner Schrift 1) auch einen Normalhoch- ofen, aus welchem sich durch Berechnung die richtigen Dimensionen und das entsprechende Windquantum für jeden einzelnen Fall ableiten lassen sollen, angegeben. Als ein Versuch ist dies immerhin erwähnenswert. 1) Graf Joachim von Sternberg, Versuch über das vorteilhafteste Aus- schmelzen des Roheisens u. s. w., Prag 1795. Beck, Geschichte des Eisens. 40

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/639
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 625. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/639>, abgerufen am 22.11.2024.