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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Werkzeugmaschinen. Öfen.
die Eisenindustrie durch den Puddelprozess. Die Flammöfen, deren
man sich hierbei bediente, stimmten in der Form anfänglich ganz
mit den in den Giessereien angewendeten überein. Wie bei diesen
bildete der Herd eine ausgeschweifte Höhlung, wie aus Fig. 172 zu
ersehen ist. Dadurch war das Metallbad ungleich und in der Mitte
ziemlich tief, was für den Puddelprozess nicht vorteilhaft war und das
Frischen verzögerte. Erst sehr allmählich kam man zu der flachen
[Abbildung] Fig. 172.
Form des Herdes, die
später gebräuchlich
wurde. Die neben-
stehende Zeichnung
stellt einen Puddel-
ofen aus dem An-
fang dieses Jahr-
hunderts dar 1).

Wie aus der
Zeichnung ersicht-
lich, war der
Ofen durchweg aus
Mauerwerk herge-
stellt, selbst der
Rost, auf dem die
Steinkohlen ver-
brannten, war ein
gemauertes Gewölbe
mit viereckigen Öff-
nungen e e. Die
Kohlen wurden von
oben in einen
schachtförmigen
Raum eingefüllt
und verbrannten durch die Luft, welche durch die Aschenlöcher
im Rost und durch die Züge h unmittelbar über dem Rost zuge-
führt wurde. Eine Feuerbrücke war ebensowenig vorhanden wie
eine Fuchsbrücke; die Feuergase entwichen unmittelbar durch den
Schornstein b, welcher 25 bis 30 Fuss hoch war. An der Rückseite
des Ofens, da wo die Flamme in die Esse schlug, befand sich eine
Öffnung, durch welche man mittels einer Thür c in den Ofen sehen

1) Aus Lampadius, Handbuch der Hüttenkunde, Tl. II, Tab. L.

Werkzeugmaschinen. Öfen.
die Eisenindustrie durch den Puddelprozeſs. Die Flammöfen, deren
man sich hierbei bediente, stimmten in der Form anfänglich ganz
mit den in den Gieſsereien angewendeten überein. Wie bei diesen
bildete der Herd eine ausgeschweifte Höhlung, wie aus Fig. 172 zu
ersehen ist. Dadurch war das Metallbad ungleich und in der Mitte
ziemlich tief, was für den Puddelprozeſs nicht vorteilhaft war und das
Frischen verzögerte. Erst sehr allmählich kam man zu der flachen
[Abbildung] Fig. 172.
Form des Herdes, die
später gebräuchlich
wurde. Die neben-
stehende Zeichnung
stellt einen Puddel-
ofen aus dem An-
fang dieses Jahr-
hunderts dar 1).

Wie aus der
Zeichnung ersicht-
lich, war der
Ofen durchweg aus
Mauerwerk herge-
stellt, selbst der
Rost, auf dem die
Steinkohlen ver-
brannten, war ein
gemauertes Gewölbe
mit viereckigen Öff-
nungen e e. Die
Kohlen wurden von
oben in einen
schachtförmigen
Raum eingefüllt
und verbrannten durch die Luft, welche durch die Aschenlöcher
im Rost und durch die Züge h unmittelbar über dem Rost zuge-
führt wurde. Eine Feuerbrücke war ebensowenig vorhanden wie
eine Fuchsbrücke; die Feuergase entwichen unmittelbar durch den
Schornstein b, welcher 25 bis 30 Fuſs hoch war. An der Rückseite
des Ofens, da wo die Flamme in die Esse schlug, befand sich eine
Öffnung, durch welche man mittels einer Thür c in den Ofen sehen

1) Aus Lampadius, Handbuch der Hüttenkunde, Tl. II, Tab. L.
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[618/0632] Werkzeugmaschinen. Öfen. die Eisenindustrie durch den Puddelprozeſs. Die Flammöfen, deren man sich hierbei bediente, stimmten in der Form anfänglich ganz mit den in den Gieſsereien angewendeten überein. Wie bei diesen bildete der Herd eine ausgeschweifte Höhlung, wie aus Fig. 172 zu ersehen ist. Dadurch war das Metallbad ungleich und in der Mitte ziemlich tief, was für den Puddelprozeſs nicht vorteilhaft war und das Frischen verzögerte. Erst sehr allmählich kam man zu der flachen [Abbildung Fig. 172.] Form des Herdes, die später gebräuchlich wurde. Die neben- stehende Zeichnung stellt einen Puddel- ofen aus dem An- fang dieses Jahr- hunderts dar 1). Wie aus der Zeichnung ersicht- lich, war der Ofen durchweg aus Mauerwerk herge- stellt, selbst der Rost, auf dem die Steinkohlen ver- brannten, war ein gemauertes Gewölbe mit viereckigen Öff- nungen e e. Die Kohlen wurden von oben in einen schachtförmigen Raum eingefüllt und verbrannten durch die Luft, welche durch die Aschenlöcher im Rost und durch die Züge h unmittelbar über dem Rost zuge- führt wurde. Eine Feuerbrücke war ebensowenig vorhanden wie eine Fuchsbrücke; die Feuergase entwichen unmittelbar durch den Schornstein b, welcher 25 bis 30 Fuſs hoch war. An der Rückseite des Ofens, da wo die Flamme in die Esse schlug, befand sich eine Öffnung, durch welche man mittels einer Thür c in den Ofen sehen 1) Aus Lampadius, Handbuch der Hüttenkunde, Tl. II, Tab. L.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 618. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/632>, abgerufen am 22.11.2024.