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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Werkzeugmaschinen. Öfen.
konstruiert hatte. Dies war der Anfang des grossartigen Geschäftes,
welches Wilkinson mit gebohrten eisernen Dampf- und Gebläse-
cylindern machte, welche seinen Namen durch ganz Europa trugen.

An genauen Angaben über die älteren englischen Bohrbänke
fehlt es; aber schon Jars erwähnt dieselben in seiner Reise nach
England (1765). Er beschreibt (Bd. I, S. 357) das Ausbohren eiserner
Rohre, welche bis zu 22 Zoll Durchmesser zu Newcastle gegossen
wurden. "Die Maschine, deren man sich zum Bohren und Polieren
der eisernen Rohre bedient, besteht aus einer vertikal stehenden
Welle, welche ungefähr 1 Fuss im Quadrat hat und an welcher ein
Rad von 1 Fuss Durchmesser befestigt ist, dessen obere Fläche der
Erde gleich ist. Die untere Fläche ist mit Zähnen versehen, welche
in einem Trilling von ungefähr 2 Fuss im Durchmesser eingreifen
und dessen Achse so weit verlängert ist, dass sie sehr bequem zu
einer Bohrstange, etwa 16 bis 17 Fuss lang, dienen kann. An dem
äusseren Ende dieser Achse befindet sich ein kleines Rad oder eine
Art von eiserner Walze, die dem Durchmesser des auszubohrenden
Rohres entsprechend eingerichtet ist. Dieses kleine Rad hat rundum
verschiedene Einschnitte, in welche stählerne Schneiden eingesetzt
und mit eisernen Keilen befestigt werden, die man nach Gefallen
herausnehmen kann, wenn man sie auf einem dabei befindlichen
Schleifstein scharf machen will. Unter diesem Rade ist an der
stehenden Welle ein 8 Fuss langer Baum angebracht, an welchen,
wenn die Maschine gehen soll, ein Pferd angespannt wird.

Man bringt alsdann das Stück, das gebohrt werden soll, in einen
Schlitten, welcher willkürlich vor- und rückwärts geschoben werden
kann. Zu diesem Zwecke bedient man sich einer beweglichen stehenden
Welle, durch welche ein Hebel hindurchgeht, und vermittelst eines
Seiles, welches an dem Schlitten befestigt ist und über eine unter
dem Trilling befindliche Rolle herüber läuft, kann ein Mensch, indem
er an dem Hebel zieht, das Seil auf die stehende Welle aufwickeln
und in dem Verhältnis, wie der Bohrer fortrückt, den Schlitten mit
dem Rohre verschieben. Zu dieser Arbeit gehören zwei Leute; einer
regiert den Bohrer und der andere dreht den Hebel; der erstere treibt
und hält auch die Pferde nach Beschaffenheit der Umstände an."

Die Röhren wurden also senkrecht stehend gebohrt, ähnlich wie
die Kanonen zu jener Zeit. John Smeaton konstruierte für die
Eisenhütte zu Carron eine doppelte Bohrmaschine für Cylinder und
Kanonen.

Coalbrookdale, welches lange die grösste und berühmteste Eisen-

Werkzeugmaschinen. Öfen.
konstruiert hatte. Dies war der Anfang des groſsartigen Geschäftes,
welches Wilkinson mit gebohrten eisernen Dampf- und Gebläse-
cylindern machte, welche seinen Namen durch ganz Europa trugen.

An genauen Angaben über die älteren englischen Bohrbänke
fehlt es; aber schon Jars erwähnt dieselben in seiner Reise nach
England (1765). Er beschreibt (Bd. I, S. 357) das Ausbohren eiserner
Rohre, welche bis zu 22 Zoll Durchmesser zu Newcastle gegossen
wurden. „Die Maschine, deren man sich zum Bohren und Polieren
der eisernen Rohre bedient, besteht aus einer vertikal stehenden
Welle, welche ungefähr 1 Fuſs im Quadrat hat und an welcher ein
Rad von 1 Fuſs Durchmesser befestigt ist, dessen obere Fläche der
Erde gleich ist. Die untere Fläche ist mit Zähnen versehen, welche
in einem Trilling von ungefähr 2 Fuſs im Durchmesser eingreifen
und dessen Achse so weit verlängert ist, daſs sie sehr bequem zu
einer Bohrstange, etwa 16 bis 17 Fuſs lang, dienen kann. An dem
äuſseren Ende dieser Achse befindet sich ein kleines Rad oder eine
Art von eiserner Walze, die dem Durchmesser des auszubohrenden
Rohres entsprechend eingerichtet ist. Dieses kleine Rad hat rundum
verschiedene Einschnitte, in welche stählerne Schneiden eingesetzt
und mit eisernen Keilen befestigt werden, die man nach Gefallen
herausnehmen kann, wenn man sie auf einem dabei befindlichen
Schleifstein scharf machen will. Unter diesem Rade ist an der
stehenden Welle ein 8 Fuſs langer Baum angebracht, an welchen,
wenn die Maschine gehen soll, ein Pferd angespannt wird.

Man bringt alsdann das Stück, das gebohrt werden soll, in einen
Schlitten, welcher willkürlich vor- und rückwärts geschoben werden
kann. Zu diesem Zwecke bedient man sich einer beweglichen stehenden
Welle, durch welche ein Hebel hindurchgeht, und vermittelst eines
Seiles, welches an dem Schlitten befestigt ist und über eine unter
dem Trilling befindliche Rolle herüber läuft, kann ein Mensch, indem
er an dem Hebel zieht, das Seil auf die stehende Welle aufwickeln
und in dem Verhältnis, wie der Bohrer fortrückt, den Schlitten mit
dem Rohre verschieben. Zu dieser Arbeit gehören zwei Leute; einer
regiert den Bohrer und der andere dreht den Hebel; der erstere treibt
und hält auch die Pferde nach Beschaffenheit der Umstände an.“

Die Röhren wurden also senkrecht stehend gebohrt, ähnlich wie
die Kanonen zu jener Zeit. John Smeaton konstruierte für die
Eisenhütte zu Carron eine doppelte Bohrmaschine für Cylinder und
Kanonen.

Coalbrookdale, welches lange die gröſste und berühmteste Eisen-

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[608/0622] Werkzeugmaschinen. Öfen. konstruiert hatte. Dies war der Anfang des groſsartigen Geschäftes, welches Wilkinson mit gebohrten eisernen Dampf- und Gebläse- cylindern machte, welche seinen Namen durch ganz Europa trugen. An genauen Angaben über die älteren englischen Bohrbänke fehlt es; aber schon Jars erwähnt dieselben in seiner Reise nach England (1765). Er beschreibt (Bd. I, S. 357) das Ausbohren eiserner Rohre, welche bis zu 22 Zoll Durchmesser zu Newcastle gegossen wurden. „Die Maschine, deren man sich zum Bohren und Polieren der eisernen Rohre bedient, besteht aus einer vertikal stehenden Welle, welche ungefähr 1 Fuſs im Quadrat hat und an welcher ein Rad von 1 Fuſs Durchmesser befestigt ist, dessen obere Fläche der Erde gleich ist. Die untere Fläche ist mit Zähnen versehen, welche in einem Trilling von ungefähr 2 Fuſs im Durchmesser eingreifen und dessen Achse so weit verlängert ist, daſs sie sehr bequem zu einer Bohrstange, etwa 16 bis 17 Fuſs lang, dienen kann. An dem äuſseren Ende dieser Achse befindet sich ein kleines Rad oder eine Art von eiserner Walze, die dem Durchmesser des auszubohrenden Rohres entsprechend eingerichtet ist. Dieses kleine Rad hat rundum verschiedene Einschnitte, in welche stählerne Schneiden eingesetzt und mit eisernen Keilen befestigt werden, die man nach Gefallen herausnehmen kann, wenn man sie auf einem dabei befindlichen Schleifstein scharf machen will. Unter diesem Rade ist an der stehenden Welle ein 8 Fuſs langer Baum angebracht, an welchen, wenn die Maschine gehen soll, ein Pferd angespannt wird. Man bringt alsdann das Stück, das gebohrt werden soll, in einen Schlitten, welcher willkürlich vor- und rückwärts geschoben werden kann. Zu diesem Zwecke bedient man sich einer beweglichen stehenden Welle, durch welche ein Hebel hindurchgeht, und vermittelst eines Seiles, welches an dem Schlitten befestigt ist und über eine unter dem Trilling befindliche Rolle herüber läuft, kann ein Mensch, indem er an dem Hebel zieht, das Seil auf die stehende Welle aufwickeln und in dem Verhältnis, wie der Bohrer fortrückt, den Schlitten mit dem Rohre verschieben. Zu dieser Arbeit gehören zwei Leute; einer regiert den Bohrer und der andere dreht den Hebel; der erstere treibt und hält auch die Pferde nach Beschaffenheit der Umstände an.“ Die Röhren wurden also senkrecht stehend gebohrt, ähnlich wie die Kanonen zu jener Zeit. John Smeaton konstruierte für die Eisenhütte zu Carron eine doppelte Bohrmaschine für Cylinder und Kanonen. Coalbrookdale, welches lange die gröſste und berühmteste Eisen-

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 608. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/622>, abgerufen am 22.11.2024.