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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Walzwerke. Scheren.
wie beim Kanonenguss und bereitete die Formen aus gutem, feuer-
festem Lehm. Die Form durfte nicht geteilt sein, weil sonst die
Walze leicht unrund wurde. Um sie ganz rund zu erhalten, nahm
man einen ganz glatten Cylinder von Holz, der genau die Dicke des
Zapfens hatte; diesen umwickelte man mit Strohseil, worauf man die
Form der Walze in mehreren Lagen auftrug. Dann wurde die äussere
Form gemacht, welche man in Sand eindämmte und nachdem diese
[Abbildung] Fig. 153.
gut trocken war, wurde
der Holzcylinder her-
ausgezogen, die innere
Form ausgebrochen
und die verbleibende
Form der Walze gut
getrocknet u. s. w.

Über die Grösse
der Walzen macht
Rinman folgende An-
gaben: Die Walzen
für Schneideeisen und
Bandeisen mussten
0,187 m lang und von
0,200 m Durchmesser
in der Bahn sein, wo-
bei jeder runde Zapfen
0,125 m lang und dick,
die viereckigen Zapfen
ebenso lang und qua-
dratisch nach der Dia-
gonale waren.

Für eiserne Dachbleche machte man die Walzen auf der Bahn
wenigstens 0,550 m lang und 0,250 m im Durchmesser stark, an den
Zapfen 0,162 m lang und dick; die ganze Länge der Walze betrug 1,050 m.
Das waren freilich Zwerge gegen unsere modernen Walzen. Auch
waren die Luppenwalzen, die man in England beim Puddelprozess
verwendete, beträchtlich stärker. Den Walzstuhl, so nannte man das
Walzengerüst, machte man von Eisen. Für Schneide- und Band-
eisen genügten vier geschmiedete, eiserne Säulen, wobei der Abstand
der Walzen voneinander oder die Dicke des Bandes durch die in
den Säulen befindlichen Löcher mittels eiserner Keile gerichtet wurde,
wie es auch bei den Walzwerken in Flandern und Frankreich gebräuchlich

Walzwerke. Scheren.
wie beim Kanonenguſs und bereitete die Formen aus gutem, feuer-
festem Lehm. Die Form durfte nicht geteilt sein, weil sonst die
Walze leicht unrund wurde. Um sie ganz rund zu erhalten, nahm
man einen ganz glatten Cylinder von Holz, der genau die Dicke des
Zapfens hatte; diesen umwickelte man mit Strohseil, worauf man die
Form der Walze in mehreren Lagen auftrug. Dann wurde die äuſsere
Form gemacht, welche man in Sand eindämmte und nachdem diese
[Abbildung] Fig. 153.
gut trocken war, wurde
der Holzcylinder her-
ausgezogen, die innere
Form ausgebrochen
und die verbleibende
Form der Walze gut
getrocknet u. s. w.

Über die Gröſse
der Walzen macht
Rinman folgende An-
gaben: Die Walzen
für Schneideeisen und
Bandeisen muſsten
0,187 m lang und von
0,200 m Durchmesser
in der Bahn sein, wo-
bei jeder runde Zapfen
0,125 m lang und dick,
die viereckigen Zapfen
ebenso lang und qua-
dratisch nach der Dia-
gonale waren.

Für eiserne Dachbleche machte man die Walzen auf der Bahn
wenigstens 0,550 m lang und 0,250 m im Durchmesser stark, an den
Zapfen 0,162 m lang und dick; die ganze Länge der Walze betrug 1,050 m.
Das waren freilich Zwerge gegen unsere modernen Walzen. Auch
waren die Luppenwalzen, die man in England beim Puddelprozeſs
verwendete, beträchtlich stärker. Den Walzstuhl, so nannte man das
Walzengerüst, machte man von Eisen. Für Schneide- und Band-
eisen genügten vier geschmiedete, eiserne Säulen, wobei der Abstand
der Walzen voneinander oder die Dicke des Bandes durch die in
den Säulen befindlichen Löcher mittels eiserner Keile gerichtet wurde,
wie es auch bei den Walzwerken in Flandern und Frankreich gebräuchlich

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[594/0608] Walzwerke. Scheren. wie beim Kanonenguſs und bereitete die Formen aus gutem, feuer- festem Lehm. Die Form durfte nicht geteilt sein, weil sonst die Walze leicht unrund wurde. Um sie ganz rund zu erhalten, nahm man einen ganz glatten Cylinder von Holz, der genau die Dicke des Zapfens hatte; diesen umwickelte man mit Strohseil, worauf man die Form der Walze in mehreren Lagen auftrug. Dann wurde die äuſsere Form gemacht, welche man in Sand eindämmte und nachdem diese [Abbildung Fig. 153.] gut trocken war, wurde der Holzcylinder her- ausgezogen, die innere Form ausgebrochen und die verbleibende Form der Walze gut getrocknet u. s. w. Über die Gröſse der Walzen macht Rinman folgende An- gaben: Die Walzen für Schneideeisen und Bandeisen muſsten 0,187 m lang und von 0,200 m Durchmesser in der Bahn sein, wo- bei jeder runde Zapfen 0,125 m lang und dick, die viereckigen Zapfen ebenso lang und qua- dratisch nach der Dia- gonale waren. Für eiserne Dachbleche machte man die Walzen auf der Bahn wenigstens 0,550 m lang und 0,250 m im Durchmesser stark, an den Zapfen 0,162 m lang und dick; die ganze Länge der Walze betrug 1,050 m. Das waren freilich Zwerge gegen unsere modernen Walzen. Auch waren die Luppenwalzen, die man in England beim Puddelprozeſs verwendete, beträchtlich stärker. Den Walzstuhl, so nannte man das Walzengerüst, machte man von Eisen. Für Schneide- und Band- eisen genügten vier geschmiedete, eiserne Säulen, wobei der Abstand der Walzen voneinander oder die Dicke des Bandes durch die in den Säulen befindlichen Löcher mittels eiserner Keile gerichtet wurde, wie es auch bei den Walzwerken in Flandern und Frankreich gebräuchlich

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 594. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/608>, abgerufen am 22.11.2024.