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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Walzwerke. Scheren.

Purnells Anteil an der Einführung des Puddelprozesses war so
gross, dass man in Schriften jener Zeit, namentlich in deutschen, diesen
Prozess oft als Corts- und Parnells- (statt Purnells) Prozess, ja
manchmal bloss als Parnells Prozess bezeichnet findet.

Cort beschreibt die Anwendung der Walzen zum Strecken der
Schweisspakete (fagots) in seinem ersten Patent vom 17. Januar 1783
folgendermassen: "Man walzt die Pakete, welche an einem Ende
dünner sind als an dem anderen, um die Operation zu erleichtern,
durch die Walzen eines gewöhnlichen Walz- und Schneidewerkes, wo-
durch die Schlacken ausgepresst und das Metall in einen faserigen
und zähen Zustand gedrückt wird; ein Hammer ist dabei unnötig.
Platten, Stäbe, Bolzen, Flacheisen, Reifeisen u. s. w. kann man ent-
weder mit flachen oder kannelierten (with grooves and collars) Walzen,
wobei man das Eisen, wenn erforderlich, schneiden kann, herstellen." --
In seinem zweiten Patent vom 13. Februar 1784 schlägt Cort vor,
die Luppen schweisswarm unter einem Hammer zu zängen in Kolben,
Brammen oder andere Formen (half blooms, slabs or other forms),
welche von neuem erhitzt in Stangen, Plattinen oder zu anderen
Formen ausgezogen werden; die Brammen aber werden, nachdem sie
auf die richtige Form gezängt sind, in gefurchten Walzen zu beliebigen
Eisensorten in Schweisshitze ausgestreckt.

Cort benutzte also die Walzen hier erst, nachdem die Kolben
vorgeschmiedet und zum zweitenmal ausgeheizt waren.

Das heutige Verfahren entwickelte sich erst allmählich in der
Praxis. Beachtenswert ist in dieser Beziehung ein Patent von John
Butler
vom 4. März 1786 für Herstellung von Bolzen und Rundeisen.
"Ein paar gusseiserne Walzen, befestigt wie Plattenwalzen, aber mit
eingeschnittenen Rinnen von verschiedener Grösse und Gestalt, werden
nahe zwei Flammöfen aufgestellt, in deren einem man eine gute
Schweisshitze, in dem anderen eine mässigere Hitze erzeugt. Bündel
eiserner Abschnitzel (shearings), mit Bändern zusammengebunden,
werden in dem ersten Ofen zur Schweissglut und dann zwei- oder
mehrere Male durch die grösste Öffnung und dann durch die nächste
grosse Öffnung durchgewalzt. Hierauf werden sie in dem zweiten
Ofen erhitzt und durch die kleineren Kaliber bis zu der gewünschten
Stärke ausgezogen. Stabeisen erhitzt man nur in dem zweiten Ofen,
um es zu strecken. Rund-, Flach-, Quadrateisen macht man in ent-
sprechenden Rinnen. Jedesmal giebt man dem Eisen, sobald es die
Walzen passiert hat, eine Drehung.

John Wilkinson nahm am 2. März 1792 ein Patent, Eisen mit

Walzwerke. Scheren.

Purnells Anteil an der Einführung des Puddelprozesses war so
groſs, daſs man in Schriften jener Zeit, namentlich in deutschen, diesen
Prozeſs oft als Corts- und Parnells- (statt Purnells) Prozeſs, ja
manchmal bloſs als Parnells Prozeſs bezeichnet findet.

Cort beschreibt die Anwendung der Walzen zum Strecken der
Schweiſspakete (fagots) in seinem ersten Patent vom 17. Januar 1783
folgendermaſsen: „Man walzt die Pakete, welche an einem Ende
dünner sind als an dem anderen, um die Operation zu erleichtern,
durch die Walzen eines gewöhnlichen Walz- und Schneidewerkes, wo-
durch die Schlacken ausgepreſst und das Metall in einen faserigen
und zähen Zustand gedrückt wird; ein Hammer ist dabei unnötig.
Platten, Stäbe, Bolzen, Flacheisen, Reifeisen u. s. w. kann man ent-
weder mit flachen oder kannelierten (with grooves and collars) Walzen,
wobei man das Eisen, wenn erforderlich, schneiden kann, herstellen.“ —
In seinem zweiten Patent vom 13. Februar 1784 schlägt Cort vor,
die Luppen schweiſswarm unter einem Hammer zu zängen in Kolben,
Brammen oder andere Formen (half blooms, slabs or other forms),
welche von neuem erhitzt in Stangen, Plattinen oder zu anderen
Formen ausgezogen werden; die Brammen aber werden, nachdem sie
auf die richtige Form gezängt sind, in gefurchten Walzen zu beliebigen
Eisensorten in Schweiſshitze ausgestreckt.

Cort benutzte also die Walzen hier erst, nachdem die Kolben
vorgeschmiedet und zum zweitenmal ausgeheizt waren.

Das heutige Verfahren entwickelte sich erst allmählich in der
Praxis. Beachtenswert ist in dieser Beziehung ein Patent von John
Butler
vom 4. März 1786 für Herstellung von Bolzen und Rundeisen.
„Ein paar guſseiserne Walzen, befestigt wie Plattenwalzen, aber mit
eingeschnittenen Rinnen von verschiedener Gröſse und Gestalt, werden
nahe zwei Flammöfen aufgestellt, in deren einem man eine gute
Schweiſshitze, in dem anderen eine mäſsigere Hitze erzeugt. Bündel
eiserner Abschnitzel (shearings), mit Bändern zusammengebunden,
werden in dem ersten Ofen zur Schweiſsglut und dann zwei- oder
mehrere Male durch die gröſste Öffnung und dann durch die nächste
groſse Öffnung durchgewalzt. Hierauf werden sie in dem zweiten
Ofen erhitzt und durch die kleineren Kaliber bis zu der gewünschten
Stärke ausgezogen. Stabeisen erhitzt man nur in dem zweiten Ofen,
um es zu strecken. Rund-, Flach-, Quadrateisen macht man in ent-
sprechenden Rinnen. Jedesmal giebt man dem Eisen, sobald es die
Walzen passiert hat, eine Drehung.

John Wilkinson nahm am 2. März 1792 ein Patent, Eisen mit

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[591/0605] Walzwerke. Scheren. Purnells Anteil an der Einführung des Puddelprozesses war so groſs, daſs man in Schriften jener Zeit, namentlich in deutschen, diesen Prozeſs oft als Corts- und Parnells- (statt Purnells) Prozeſs, ja manchmal bloſs als Parnells Prozeſs bezeichnet findet. Cort beschreibt die Anwendung der Walzen zum Strecken der Schweiſspakete (fagots) in seinem ersten Patent vom 17. Januar 1783 folgendermaſsen: „Man walzt die Pakete, welche an einem Ende dünner sind als an dem anderen, um die Operation zu erleichtern, durch die Walzen eines gewöhnlichen Walz- und Schneidewerkes, wo- durch die Schlacken ausgepreſst und das Metall in einen faserigen und zähen Zustand gedrückt wird; ein Hammer ist dabei unnötig. Platten, Stäbe, Bolzen, Flacheisen, Reifeisen u. s. w. kann man ent- weder mit flachen oder kannelierten (with grooves and collars) Walzen, wobei man das Eisen, wenn erforderlich, schneiden kann, herstellen.“ — In seinem zweiten Patent vom 13. Februar 1784 schlägt Cort vor, die Luppen schweiſswarm unter einem Hammer zu zängen in Kolben, Brammen oder andere Formen (half blooms, slabs or other forms), welche von neuem erhitzt in Stangen, Plattinen oder zu anderen Formen ausgezogen werden; die Brammen aber werden, nachdem sie auf die richtige Form gezängt sind, in gefurchten Walzen zu beliebigen Eisensorten in Schweiſshitze ausgestreckt. Cort benutzte also die Walzen hier erst, nachdem die Kolben vorgeschmiedet und zum zweitenmal ausgeheizt waren. Das heutige Verfahren entwickelte sich erst allmählich in der Praxis. Beachtenswert ist in dieser Beziehung ein Patent von John Butler vom 4. März 1786 für Herstellung von Bolzen und Rundeisen. „Ein paar guſseiserne Walzen, befestigt wie Plattenwalzen, aber mit eingeschnittenen Rinnen von verschiedener Gröſse und Gestalt, werden nahe zwei Flammöfen aufgestellt, in deren einem man eine gute Schweiſshitze, in dem anderen eine mäſsigere Hitze erzeugt. Bündel eiserner Abschnitzel (shearings), mit Bändern zusammengebunden, werden in dem ersten Ofen zur Schweiſsglut und dann zwei- oder mehrere Male durch die gröſste Öffnung und dann durch die nächste groſse Öffnung durchgewalzt. Hierauf werden sie in dem zweiten Ofen erhitzt und durch die kleineren Kaliber bis zu der gewünschten Stärke ausgezogen. Stabeisen erhitzt man nur in dem zweiten Ofen, um es zu strecken. Rund-, Flach-, Quadrateisen macht man in ent- sprechenden Rinnen. Jedesmal giebt man dem Eisen, sobald es die Walzen passiert hat, eine Drehung. John Wilkinson nahm am 2. März 1792 ein Patent, Eisen mit

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 591. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/605>, abgerufen am 22.11.2024.