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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Walzwerke. Scheren.
Fajolle 1728 angegebenen zum Auswalzen von Blei zu Bleiblech 1).
(Fig. 150, a. v. S.)

Im Jahre 1728 nahm John Payne in England sein merkwürdiges
Patent, welches wir S. 250 mitgeteilt haben und in welchem klar und
deutlich kalibrierte Walzen zum Auswalzen von Eisen beschrieben
sind. Paynes Patent enthält aber gleichzeitig soviel andere Dinge,
dass das Einzelne dadurch an Bedeutung verliert. Jedenfalls war aber
die Vorstellung von Faconwalzen zum Auswalzen des Eisens schon
vorhanden.

Wichtiger ist das, was wir aus Polhems Schriften erfahren, denn
dieser ausgezeichnete Mechanikus, der so viele maschinelle Vorrich-
tungen erfunden hat, beschäftigte sich mit besonderer Vorliebe mit
den Walzwerken, deren grosse Bedeutung für die Eisenindustrie er
zuerst hervorgehoben und erklärt hat. Unter den von ihm erfundenen
Maschinen wird besonders ein grosses Walzwerk für Platten und
Bandeisen aufgeführt, ferner eine Maschine, um gegossene Eisenwalzen
zu schleifen. Diese Maschinen waren auf seinen Werken in Stjern-
sund, welche er im Jahre 1704 gegründet hatte, in Thätigkeit.
Polhem kannte bereits die profilierten Walzen. Er erwähnt, dass es
leicht sei, Eisen in der Form von Degenklingen, mit einem Grat in
der Mitte, zu walzen, was doch nur durch entsprechende Furchung
der Walzen möglich ist. Ebenso spricht er von gewalztem Rund- und
Vierkanteisen.

Walzen für Feinbleche wurden ferner bei der Fabrikation lackierter
Blechwaren, sogenannter japanischer Waren, in England angewendet.
Hierfür erhielt John Baskerville am 16. Januar 1742 ein Patent.
Es heisst darin: Wenn die Bleche von den Walzen kommen, so ent-
fernt man den Glühspan durch Wasser, in welchem Salmiak gelöst
ist, und darauffolgendes Erwärmen über einem grossen Feuer und
Abscheuern. Die Bleche sind dann fertig zum Glätten durch Walzen;
letztere erhalten den erforderlichen Druck mit Hülfe eines belasteten
Hebels, ähnlich einer Stahlelle, anstatt durch Schrauben. -- Der
belastete Hebel war ausreichend, wo es sich nur um Glätten oder
Polieren handelte; wo man aber bestimmte Stärken walzen musste,
wurden die Walzen mit Keilen oder Schrauben gestellt.

Calvör hat in seinem Werke über die Maschinen des Oberharzes
(1763) ein Walz- oder Streckwerk für eine Münze abgebildet 2). Das

1) Siehe Machines et inventions approuvees de l'Academie etc. V, p. 43,
Nr. 307 bis 330.
2) Calvör, a. a. O., II, Tab. 23 und 24.

Walzwerke. Scheren.
Fajolle 1728 angegebenen zum Auswalzen von Blei zu Bleiblech 1).
(Fig. 150, a. v. S.)

Im Jahre 1728 nahm John Payne in England sein merkwürdiges
Patent, welches wir S. 250 mitgeteilt haben und in welchem klar und
deutlich kalibrierte Walzen zum Auswalzen von Eisen beschrieben
sind. Paynes Patent enthält aber gleichzeitig soviel andere Dinge,
daſs das Einzelne dadurch an Bedeutung verliert. Jedenfalls war aber
die Vorstellung von Façonwalzen zum Auswalzen des Eisens schon
vorhanden.

Wichtiger ist das, was wir aus Polhems Schriften erfahren, denn
dieser ausgezeichnete Mechanikus, der so viele maschinelle Vorrich-
tungen erfunden hat, beschäftigte sich mit besonderer Vorliebe mit
den Walzwerken, deren groſse Bedeutung für die Eisenindustrie er
zuerst hervorgehoben und erklärt hat. Unter den von ihm erfundenen
Maschinen wird besonders ein groſses Walzwerk für Platten und
Bandeisen aufgeführt, ferner eine Maschine, um gegossene Eisenwalzen
zu schleifen. Diese Maschinen waren auf seinen Werken in Stjern-
sund, welche er im Jahre 1704 gegründet hatte, in Thätigkeit.
Polhem kannte bereits die profilierten Walzen. Er erwähnt, daſs es
leicht sei, Eisen in der Form von Degenklingen, mit einem Grat in
der Mitte, zu walzen, was doch nur durch entsprechende Furchung
der Walzen möglich ist. Ebenso spricht er von gewalztem Rund- und
Vierkanteisen.

Walzen für Feinbleche wurden ferner bei der Fabrikation lackierter
Blechwaren, sogenannter japanischer Waren, in England angewendet.
Hierfür erhielt John Baskerville am 16. Januar 1742 ein Patent.
Es heiſst darin: Wenn die Bleche von den Walzen kommen, so ent-
fernt man den Glühspan durch Wasser, in welchem Salmiak gelöst
ist, und darauffolgendes Erwärmen über einem groſsen Feuer und
Abscheuern. Die Bleche sind dann fertig zum Glätten durch Walzen;
letztere erhalten den erforderlichen Druck mit Hülfe eines belasteten
Hebels, ähnlich einer Stahlelle, anstatt durch Schrauben. — Der
belastete Hebel war ausreichend, wo es sich nur um Glätten oder
Polieren handelte; wo man aber bestimmte Stärken walzen muſste,
wurden die Walzen mit Keilen oder Schrauben gestellt.

Calvör hat in seinem Werke über die Maschinen des Oberharzes
(1763) ein Walz- oder Streckwerk für eine Münze abgebildet 2). Das

1) Siehe Machines et inventions approuvées de l’Académie etc. V, p. 43,
Nr. 307 bis 330.
2) Calvör, a. a. O., II, Tab. 23 und 24.
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[580/0594] Walzwerke. Scheren. Fajolle 1728 angegebenen zum Auswalzen von Blei zu Bleiblech 1). (Fig. 150, a. v. S.) Im Jahre 1728 nahm John Payne in England sein merkwürdiges Patent, welches wir S. 250 mitgeteilt haben und in welchem klar und deutlich kalibrierte Walzen zum Auswalzen von Eisen beschrieben sind. Paynes Patent enthält aber gleichzeitig soviel andere Dinge, daſs das Einzelne dadurch an Bedeutung verliert. Jedenfalls war aber die Vorstellung von Façonwalzen zum Auswalzen des Eisens schon vorhanden. Wichtiger ist das, was wir aus Polhems Schriften erfahren, denn dieser ausgezeichnete Mechanikus, der so viele maschinelle Vorrich- tungen erfunden hat, beschäftigte sich mit besonderer Vorliebe mit den Walzwerken, deren groſse Bedeutung für die Eisenindustrie er zuerst hervorgehoben und erklärt hat. Unter den von ihm erfundenen Maschinen wird besonders ein groſses Walzwerk für Platten und Bandeisen aufgeführt, ferner eine Maschine, um gegossene Eisenwalzen zu schleifen. Diese Maschinen waren auf seinen Werken in Stjern- sund, welche er im Jahre 1704 gegründet hatte, in Thätigkeit. Polhem kannte bereits die profilierten Walzen. Er erwähnt, daſs es leicht sei, Eisen in der Form von Degenklingen, mit einem Grat in der Mitte, zu walzen, was doch nur durch entsprechende Furchung der Walzen möglich ist. Ebenso spricht er von gewalztem Rund- und Vierkanteisen. Walzen für Feinbleche wurden ferner bei der Fabrikation lackierter Blechwaren, sogenannter japanischer Waren, in England angewendet. Hierfür erhielt John Baskerville am 16. Januar 1742 ein Patent. Es heiſst darin: Wenn die Bleche von den Walzen kommen, so ent- fernt man den Glühspan durch Wasser, in welchem Salmiak gelöst ist, und darauffolgendes Erwärmen über einem groſsen Feuer und Abscheuern. Die Bleche sind dann fertig zum Glätten durch Walzen; letztere erhalten den erforderlichen Druck mit Hülfe eines belasteten Hebels, ähnlich einer Stahlelle, anstatt durch Schrauben. — Der belastete Hebel war ausreichend, wo es sich nur um Glätten oder Polieren handelte; wo man aber bestimmte Stärken walzen muſste, wurden die Walzen mit Keilen oder Schrauben gestellt. Calvör hat in seinem Werke über die Maschinen des Oberharzes (1763) ein Walz- oder Streckwerk für eine Münze abgebildet 2). Das 1) Siehe Machines et inventions approuvées de l’Académie etc. V, p. 43, Nr. 307 bis 330. 2) Calvör, a. a. O., II, Tab. 23 und 24.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 580. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/594>, abgerufen am 16.07.2024.