Sven Rinman1) war am 12. Juni 1720 in Upsala geboren und wendete sich früh der praktischen Hüttenkunde zu. Obgleich von seinem früheren Leben wenig bekannt ist, können wir doch mit Be- stimmtheit annehmen, dass ihm Polhem, von dem er in seinen Schriften immer mit grösster Hochachtung spricht, Lehrer und Vor- bild war. Sein Blick ging schon früh über die zunftmässigen Ueber- lieferungen des schwedischen Hüttenwesens hinaus, was er zuerst 1745 in einer Abhandlung über die beste Form der Schachtöfen, besonders der Eisen- Röst- und Schmelzöfen bewies. Er machte darin den be- merkenswerten Vorschlag, Hochofen und Frischherd so anzulegen, dass man das geschmolzene Eisen direkt in den Frischherd laufen lasse. Damals war Rinman Auskultant beim Bergkollegium. 1746 bis 1747 bereiste er auf Kosten einiger Hüttenbesitzer das Ausland. 1748 finden wir ihn bei Iggesunds Bruck in der Provinz Helsinge- land thätig, wo er das erste "doppelte" Walz- und Schneidewerk in Schweden aufstellte. 1749 wurde er von der Bruck-Societät (Hütten- gesellschaft), beziehungsweise von dem 1745 gegründeten Eisen- comptoir nach Roslagen geschickt, um die dortigen Hochofenhütten und die Eisenerzeugung zu beaufsichtigen. 1750 war er Direktor des Silberbergwerkes zu Hellefors und 1751 wurde er zum ersten Ober- hochofenmeister in Schweden, welche Stelle damals vom Jernkontor neugeschaffen worden war, ernannt. 1753 wählte ihn die königliche Akademie der Wissenschaften zum Mitgliede. 1760 wurde er Direktor der Schwarzschmiede, d. h. der Eisenhammerhütten oder der Stab- eisenbereitung. Er wurde (vor 1772) Ritter des Wasaordens, und 1782 königlicher Bergrat, 1779 wurde ihm vom Eisencomptoir auch die Aufsicht über die Stahl- und Eisenfabriken in Eskilstuna übertragen. Ausser einer grossen Anzahl Abhandlungen, welche meistens in den Schriften der königlich schwedischen Akademie der Wissenschaften abgedruckt sind, schrieb er folgende Hauptwerke:
1. Anledning till Stal-och Jernsförädlingen och des förbättring 8°. Stockholm 1772, deutsch 1790 unter dem Titel: Anleitung zur Kenntnis der gröberen Eisen- und Stahlveredlung und deren Ver- besserung. Wien 1790.
2. Försök till Jernets historia. 2 Vol. 4°. 1782; deutsch: Versuch einer Geschichte des Eisens, von welcher wir nachher eingehender sprechen werden.
1) Die ausführlichste Biographie findet sich im ersten Bande der deutschen Übersetzung seines Bergwerkslexikons.
Litteratur im 18. Jahrhundert.
Sven Rinman1) war am 12. Juni 1720 in Upsala geboren und wendete sich früh der praktischen Hüttenkunde zu. Obgleich von seinem früheren Leben wenig bekannt ist, können wir doch mit Be- stimmtheit annehmen, daſs ihm Polhem, von dem er in seinen Schriften immer mit gröſster Hochachtung spricht, Lehrer und Vor- bild war. Sein Blick ging schon früh über die zunftmäſsigen Ueber- lieferungen des schwedischen Hüttenwesens hinaus, was er zuerst 1745 in einer Abhandlung über die beste Form der Schachtöfen, besonders der Eisen- Röst- und Schmelzöfen bewies. Er machte darin den be- merkenswerten Vorschlag, Hochofen und Frischherd so anzulegen, daſs man das geschmolzene Eisen direkt in den Frischherd laufen lasse. Damals war Rinman Auskultant beim Bergkollegium. 1746 bis 1747 bereiste er auf Kosten einiger Hüttenbesitzer das Ausland. 1748 finden wir ihn bei Iggesunds Bruck in der Provinz Helsinge- land thätig, wo er das erste „doppelte“ Walz- und Schneidewerk in Schweden aufstellte. 1749 wurde er von der Bruck-Societät (Hütten- gesellschaft), beziehungsweise von dem 1745 gegründeten Eisen- comptoir nach Roslagen geschickt, um die dortigen Hochofenhütten und die Eisenerzeugung zu beaufsichtigen. 1750 war er Direktor des Silberbergwerkes zu Hellefors und 1751 wurde er zum ersten Ober- hochofenmeister in Schweden, welche Stelle damals vom Jernkontor neugeschaffen worden war, ernannt. 1753 wählte ihn die königliche Akademie der Wissenschaften zum Mitgliede. 1760 wurde er Direktor der Schwarzschmiede, d. h. der Eisenhammerhütten oder der Stab- eisenbereitung. Er wurde (vor 1772) Ritter des Wasaordens, und 1782 königlicher Bergrat, 1779 wurde ihm vom Eisencomptoir auch die Aufsicht über die Stahl- und Eisenfabriken in Eskilstuna übertragen. Auſser einer groſsen Anzahl Abhandlungen, welche meistens in den Schriften der königlich schwedischen Akademie der Wissenschaften abgedruckt sind, schrieb er folgende Hauptwerke:
1. Anledning till Stål-och Jernsförädlingen och des förbättring 8°. Stockholm 1772, deutsch 1790 unter dem Titel: Anleitung zur Kenntnis der gröberen Eisen- und Stahlveredlung und deren Ver- besserung. Wien 1790.
2. Försök till Jernets historia. 2 Vol. 4°. 1782; deutsch: Versuch einer Geschichte des Eisens, von welcher wir nachher eingehender sprechen werden.
1) Die ausführlichste Biographie findet sich im ersten Bande der deutschen Übersetzung seines Bergwerkslexikons.
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Litteratur im 18. Jahrhundert.
Sven Rinman 1) war am 12. Juni 1720 in Upsala geboren und
wendete sich früh der praktischen Hüttenkunde zu. Obgleich von
seinem früheren Leben wenig bekannt ist, können wir doch mit Be-
stimmtheit annehmen, daſs ihm Polhem, von dem er in seinen
Schriften immer mit gröſster Hochachtung spricht, Lehrer und Vor-
bild war. Sein Blick ging schon früh über die zunftmäſsigen Ueber-
lieferungen des schwedischen Hüttenwesens hinaus, was er zuerst 1745
in einer Abhandlung über die beste Form der Schachtöfen, besonders
der Eisen- Röst- und Schmelzöfen bewies. Er machte darin den be-
merkenswerten Vorschlag, Hochofen und Frischherd so anzulegen,
daſs man das geschmolzene Eisen direkt in den Frischherd laufen
lasse. Damals war Rinman Auskultant beim Bergkollegium. 1746
bis 1747 bereiste er auf Kosten einiger Hüttenbesitzer das Ausland.
1748 finden wir ihn bei Iggesunds Bruck in der Provinz Helsinge-
land thätig, wo er das erste „doppelte“ Walz- und Schneidewerk in
Schweden aufstellte. 1749 wurde er von der Bruck-Societät (Hütten-
gesellschaft), beziehungsweise von dem 1745 gegründeten Eisen-
comptoir nach Roslagen geschickt, um die dortigen Hochofenhütten
und die Eisenerzeugung zu beaufsichtigen. 1750 war er Direktor des
Silberbergwerkes zu Hellefors und 1751 wurde er zum ersten Ober-
hochofenmeister in Schweden, welche Stelle damals vom Jernkontor
neugeschaffen worden war, ernannt. 1753 wählte ihn die königliche
Akademie der Wissenschaften zum Mitgliede. 1760 wurde er Direktor
der Schwarzschmiede, d. h. der Eisenhammerhütten oder der Stab-
eisenbereitung. Er wurde (vor 1772) Ritter des Wasaordens, und 1782
königlicher Bergrat, 1779 wurde ihm vom Eisencomptoir auch die
Aufsicht über die Stahl- und Eisenfabriken in Eskilstuna übertragen.
Auſser einer groſsen Anzahl Abhandlungen, welche meistens in den
Schriften der königlich schwedischen Akademie der Wissenschaften
abgedruckt sind, schrieb er folgende Hauptwerke:
1. Anledning till Stål-och Jernsförädlingen och des förbättring
8°. Stockholm 1772, deutsch 1790 unter dem Titel: Anleitung zur
Kenntnis der gröberen Eisen- und Stahlveredlung und deren Ver-
besserung. Wien 1790.
2. Försök till Jernets historia. 2 Vol. 4°. 1782; deutsch: Versuch
einer Geschichte des Eisens, von welcher wir nachher eingehender
sprechen werden.
1) Die ausführlichste Biographie findet sich im ersten Bande der deutschen
Übersetzung seines Bergwerkslexikons.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/55>, abgerufen am 24.11.2024.
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