Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

James Watt und die Dampfmaschine.
Expansionsmaschine ist das non plus ultra unserer Kunst." Horn-
blower
erhielt auch 1781 ein Patent auf eine Expansionsmaschine,
welches aber von Boulton und Watt angegriffen wurde.

Watt war damals sehr fleissig. Innerhalb 14 Tagen vollendete
er die Zeichnungen für seine zum Patent angemeldete Rotations-
maschine. Um dieselbe Zeit machte er eine Reihe von Erfindungen,
darunter eine plötzliche Arretierung für die grosse Dalcoathmaschine
im Falle eines Grubenunglücks, ferner den Ausgleichungsbalancier
(equalising beam), das verbundene Radgetriebe (top working gear) und
die Excenterscheibe mit horizontaler Achse (a horizontal-axled elliptical
with one pulley); daneben erfand er einen vortrefflichen Metallkitt.

Am 25. Oktober 1781 wurde das Patent für seine rotierende
Dampfmaschine erteilt. Er hatte bei dieser die Anwendung der Kurbel

[Abbildung] Fig. 130.
(wegen Pickards Patent) durch
fünf verschiedene Methoden von
Radbewegungen ersetzt. Das,
was in der Praxis den Vorzug
erhielt, war das zuerst von
W. Murdock erfundene Plane-
tenrad (Sun and Planet Motion),
welches zwei Umdrehungen machte
bei einem Hub (siehe Fig. 130).
Am 23. Februar 1782 wurde das
Patent, nach Einlieferung der
Specifikation, ordnungsmässig ein-
getragen. Es erstreckte sich auf einfache, Verbund-, halbrotierende
und rotierende Maschinen mit und ohne Expansion.

In Briefen aus jener Zeit verfolgte er die Idee der Überhitzung
des Dampfes unmittelbar vor dem Eintritt in den Cylinder. -- Im
März war der Entwurf seiner Expansions-Wechselmaschine fertig, für
welche ihm am 4. Juli das Patent erteilt wurde.

In diesem Patent war die doppeltwirkende Maschine, oder Hoch-
druckmaschine, bei welcher der Dampf durch Druck unter und über
dem Kolben wirkt, mit einbegriffen, ferner das Princip der Expansion,
verschiedene Methoden der Kraftausgleichung, die Geradführung der
Kolbenstange durch Zahngetriebe und eine rotierende Maschine oder
Dampfrad. -- Bei dieser angestrengten Thätigkeit war Watt viel
leidend und während er seine Erfindungen ausarbeitete, ging vieles
verkehrt in den Werkstätten. Hier bewährte sich wieder William
Murdock
, der überall hin gerufen wurde, wo es fehlte.


James Watt und die Dampfmaschine.
Expansionsmaschine ist das non plus ultra unserer Kunst.“ Horn-
blower
erhielt auch 1781 ein Patent auf eine Expansionsmaschine,
welches aber von Boulton und Watt angegriffen wurde.

Watt war damals sehr fleiſsig. Innerhalb 14 Tagen vollendete
er die Zeichnungen für seine zum Patent angemeldete Rotations-
maschine. Um dieselbe Zeit machte er eine Reihe von Erfindungen,
darunter eine plötzliche Arretierung für die groſse Dalcoathmaschine
im Falle eines Grubenunglücks, ferner den Ausgleichungsbalancier
(equalising beam), das verbundene Radgetriebe (top working gear) und
die Excenterscheibe mit horizontaler Achse (a horizontal-axled elliptical
with one pulley); daneben erfand er einen vortrefflichen Metallkitt.

Am 25. Oktober 1781 wurde das Patent für seine rotierende
Dampfmaschine erteilt. Er hatte bei dieser die Anwendung der Kurbel

[Abbildung] Fig. 130.
(wegen Pickards Patent) durch
fünf verschiedene Methoden von
Radbewegungen ersetzt. Das,
was in der Praxis den Vorzug
erhielt, war das zuerst von
W. Murdock erfundene Plane-
tenrad (Sun and Planet Motion),
welches zwei Umdrehungen machte
bei einem Hub (siehe Fig. 130).
Am 23. Februar 1782 wurde das
Patent, nach Einlieferung der
Specifikation, ordnungsmäſsig ein-
getragen. Es erstreckte sich auf einfache, Verbund-, halbrotierende
und rotierende Maschinen mit und ohne Expansion.

In Briefen aus jener Zeit verfolgte er die Idee der Überhitzung
des Dampfes unmittelbar vor dem Eintritt in den Cylinder. — Im
März war der Entwurf seiner Expansions-Wechselmaschine fertig, für
welche ihm am 4. Juli das Patent erteilt wurde.

In diesem Patent war die doppeltwirkende Maschine, oder Hoch-
druckmaschine, bei welcher der Dampf durch Druck unter und über
dem Kolben wirkt, mit einbegriffen, ferner das Princip der Expansion,
verschiedene Methoden der Kraftausgleichung, die Geradführung der
Kolbenstange durch Zahngetriebe und eine rotierende Maschine oder
Dampfrad. — Bei dieser angestrengten Thätigkeit war Watt viel
leidend und während er seine Erfindungen ausarbeitete, ging vieles
verkehrt in den Werkstätten. Hier bewährte sich wieder William
Murdock
, der überall hin gerufen wurde, wo es fehlte.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0541" n="527"/><fw place="top" type="header">James Watt und die Dampfmaschine.</fw><lb/>
Expansionsmaschine ist das non plus ultra unserer Kunst.&#x201C; <hi rendition="#g">Horn-<lb/>
blower</hi> erhielt auch 1781 ein Patent auf eine Expansionsmaschine,<lb/>
welches aber von <hi rendition="#g">Boulton</hi> und <hi rendition="#g">Watt</hi> angegriffen wurde.</p><lb/>
                <p><hi rendition="#g">Watt</hi> war damals sehr flei&#x017F;sig. Innerhalb 14 Tagen vollendete<lb/>
er die Zeichnungen für seine zum Patent angemeldete Rotations-<lb/>
maschine. Um dieselbe Zeit machte er eine Reihe von Erfindungen,<lb/>
darunter eine plötzliche Arretierung für die gro&#x017F;se Dalcoathmaschine<lb/>
im Falle eines Grubenunglücks, ferner den Ausgleichungsbalancier<lb/>
(equalising beam), das verbundene Radgetriebe (top working gear) und<lb/>
die Excenterscheibe mit horizontaler Achse (a horizontal-axled elliptical<lb/>
with one pulley); daneben erfand er einen vortrefflichen Metallkitt.</p><lb/>
                <p>Am 25. Oktober 1781 wurde das Patent für seine rotierende<lb/>
Dampfmaschine erteilt. Er hatte bei dieser die Anwendung der Kurbel<lb/><figure><head>Fig. 130.</head></figure><lb/>
(wegen <hi rendition="#g">Pickards</hi> Patent) durch<lb/>
fünf verschiedene Methoden von<lb/>
Radbewegungen ersetzt. Das,<lb/>
was in der Praxis den Vorzug<lb/>
erhielt, war das zuerst von<lb/>
W. <hi rendition="#g">Murdock</hi> erfundene Plane-<lb/>
tenrad (Sun and Planet Motion),<lb/>
welches zwei Umdrehungen machte<lb/>
bei einem Hub (siehe Fig. 130).<lb/>
Am 23. Februar 1782 wurde das<lb/>
Patent, nach Einlieferung der<lb/>
Specifikation, ordnungsmä&#x017F;sig ein-<lb/>
getragen. Es erstreckte sich auf einfache, Verbund-, halbrotierende<lb/>
und rotierende Maschinen mit und ohne Expansion.</p><lb/>
                <p>In Briefen aus jener Zeit verfolgte er die Idee der Überhitzung<lb/>
des Dampfes unmittelbar vor dem Eintritt in den Cylinder. &#x2014; Im<lb/>
März war der Entwurf seiner Expansions-Wechselmaschine fertig, für<lb/>
welche ihm am 4. Juli das Patent erteilt wurde.</p><lb/>
                <p>In diesem Patent war die doppeltwirkende Maschine, oder Hoch-<lb/>
druckmaschine, bei welcher der Dampf durch Druck unter und über<lb/>
dem Kolben wirkt, mit einbegriffen, ferner das Princip der Expansion,<lb/>
verschiedene Methoden der Kraftausgleichung, die Geradführung der<lb/>
Kolbenstange durch Zahngetriebe und eine rotierende Maschine oder<lb/>
Dampfrad. &#x2014; Bei dieser angestrengten Thätigkeit war <hi rendition="#g">Watt</hi> viel<lb/>
leidend und während er seine Erfindungen ausarbeitete, ging vieles<lb/>
verkehrt in den Werkstätten. Hier bewährte sich wieder <hi rendition="#g">William<lb/>
Murdock</hi>, der überall hin gerufen wurde, wo es fehlte.</p><lb/>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[527/0541] James Watt und die Dampfmaschine. Expansionsmaschine ist das non plus ultra unserer Kunst.“ Horn- blower erhielt auch 1781 ein Patent auf eine Expansionsmaschine, welches aber von Boulton und Watt angegriffen wurde. Watt war damals sehr fleiſsig. Innerhalb 14 Tagen vollendete er die Zeichnungen für seine zum Patent angemeldete Rotations- maschine. Um dieselbe Zeit machte er eine Reihe von Erfindungen, darunter eine plötzliche Arretierung für die groſse Dalcoathmaschine im Falle eines Grubenunglücks, ferner den Ausgleichungsbalancier (equalising beam), das verbundene Radgetriebe (top working gear) und die Excenterscheibe mit horizontaler Achse (a horizontal-axled elliptical with one pulley); daneben erfand er einen vortrefflichen Metallkitt. Am 25. Oktober 1781 wurde das Patent für seine rotierende Dampfmaschine erteilt. Er hatte bei dieser die Anwendung der Kurbel [Abbildung Fig. 130.] (wegen Pickards Patent) durch fünf verschiedene Methoden von Radbewegungen ersetzt. Das, was in der Praxis den Vorzug erhielt, war das zuerst von W. Murdock erfundene Plane- tenrad (Sun and Planet Motion), welches zwei Umdrehungen machte bei einem Hub (siehe Fig. 130). Am 23. Februar 1782 wurde das Patent, nach Einlieferung der Specifikation, ordnungsmäſsig ein- getragen. Es erstreckte sich auf einfache, Verbund-, halbrotierende und rotierende Maschinen mit und ohne Expansion. In Briefen aus jener Zeit verfolgte er die Idee der Überhitzung des Dampfes unmittelbar vor dem Eintritt in den Cylinder. — Im März war der Entwurf seiner Expansions-Wechselmaschine fertig, für welche ihm am 4. Juli das Patent erteilt wurde. In diesem Patent war die doppeltwirkende Maschine, oder Hoch- druckmaschine, bei welcher der Dampf durch Druck unter und über dem Kolben wirkt, mit einbegriffen, ferner das Princip der Expansion, verschiedene Methoden der Kraftausgleichung, die Geradführung der Kolbenstange durch Zahngetriebe und eine rotierende Maschine oder Dampfrad. — Bei dieser angestrengten Thätigkeit war Watt viel leidend und während er seine Erfindungen ausarbeitete, ging vieles verkehrt in den Werkstätten. Hier bewährte sich wieder William Murdock, der überall hin gerufen wurde, wo es fehlte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/541
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 527. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/541>, abgerufen am 22.11.2024.