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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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James Watt und die Dampfmaschine.
immer weniger genügten. Die Zeit war entschieden günstig. Aber
Boulton wollte nichts Grosses wagen, ehe die Frage der Patent-
verlängerung entschieden war. Auch Watt selbst wurde schwankend.
Er hatte nichts Sicheres und sein Freund Dr. Robinson, welcher
damals als Professor der Mathematik an der Seeschule zu Kronstadt
in russischen Diensten stand, bot ihm eine Anstellung mit 1000 £
jährlich in Russland an. Trotzdem lehnte Watt ab und beschloss zu
bleiben, bis seine Sache im Parlament entschieden war. Am 28. Fe-
bruar 1775 hatte er sein Gesuch eingereicht. Als es zur Verhand-
lung kam, rief zwar die Opposition, kein Monopol! aber Watt hatte
sein Gesuch so vortrefflich und so wirkungsvoll begründet, dass es
mit Majorität angenommen und sein Patent auf 25 Jahre verlängert
wurde. Der Parlamentsbeschluss ist vom 22. Mai 1775 und heisst:
An Act of vesting in James Watt, Engineer, the sole use and pro-
perty of certain steam engines, commonly called fire engines of his
invention, throughout her Majesty's Dominions for a limited time of
25 years.

Jetzt erst setzte sich Boulton mit Roebucks Gläubigern,
welche nachträglich noch Ansprüche auf die 2/3 des Gewinnes von
Watts Erfindung erhoben, vollständig auseinander, indem er ihnen
gegen Verzicht auf alle weiteren Forderungen 1000 £ auszahlte. Er
erwärmte sich für das Unternehmen, experimentierte selbst mit der
Dampfmaschine, während Watt seine Sache in London verfocht. Er
bestellte einen neuen gusseisernen Dampfcylinder bei John Wilkinson
in Bersham, dem genialen Eisenhüttenmann, der eine neue Bohr-
maschine erfunden hatte, um die Cylinder genau ausbohren zu können.
Dieser wurde anstatt des alten Zinncylinders eingesetzt und gab sehr
gute Resultate. Eine grosse Maschinenwerkstätte wurde gebaut, die
bald widerhallte von den Hammerschlägen für die neuen Dampf-
maschinen. Die erste Maschine, welche in Soho auf Bestellung
gemacht wurde, war für John Wilkinson, um damit die Blasebälge
seiner Eisenhütte zu Broseley zu treiben, diente also der Eisen-
industrie! Der Kolben hatte 38 Zoll Durchmesser. Anfangs 1776
wurde sie aufgestellt; mit Spannung erwartete man den Erfolg, der
glänzend ausfiel. Boulton schrieb an Watt, der in Schottland
weilte, um seine Angelegenheiten zu ordnen, um seinen vollständigen
Überzug nach Birmingham zu bewerkstelligen: "Das Geschäft kommt
in Gang. Bitte sagen Sie Wilkinson, dass er ein Dutzend Dampf-
cylinder von 12 bis 50 Zoll Bohrung für uns fertig stellt mit den
entsprechenden Kondensatoren. Letztere müssen hier zusammen-

James Watt und die Dampfmaschine.
immer weniger genügten. Die Zeit war entschieden günstig. Aber
Boulton wollte nichts Groſses wagen, ehe die Frage der Patent-
verlängerung entschieden war. Auch Watt selbst wurde schwankend.
Er hatte nichts Sicheres und sein Freund Dr. Robinson, welcher
damals als Professor der Mathematik an der Seeschule zu Kronstadt
in russischen Diensten stand, bot ihm eine Anstellung mit 1000 £
jährlich in Ruſsland an. Trotzdem lehnte Watt ab und beschloſs zu
bleiben, bis seine Sache im Parlament entschieden war. Am 28. Fe-
bruar 1775 hatte er sein Gesuch eingereicht. Als es zur Verhand-
lung kam, rief zwar die Opposition, kein Monopol! aber Watt hatte
sein Gesuch so vortrefflich und so wirkungsvoll begründet, daſs es
mit Majorität angenommen und sein Patent auf 25 Jahre verlängert
wurde. Der Parlamentsbeschluſs ist vom 22. Mai 1775 und heiſst:
An Act of vesting in James Watt, Engineer, the sole use and pro-
perty of certain steam engines, commonly called fire engines of his
invention, throughout her Majesty’s Dominions for a limited time of
25 years.

Jetzt erst setzte sich Boulton mit Roebucks Gläubigern,
welche nachträglich noch Ansprüche auf die ⅔ des Gewinnes von
Watts Erfindung erhoben, vollständig auseinander, indem er ihnen
gegen Verzicht auf alle weiteren Forderungen 1000 £ auszahlte. Er
erwärmte sich für das Unternehmen, experimentierte selbst mit der
Dampfmaschine, während Watt seine Sache in London verfocht. Er
bestellte einen neuen guſseisernen Dampfcylinder bei John Wilkinson
in Bersham, dem genialen Eisenhüttenmann, der eine neue Bohr-
maschine erfunden hatte, um die Cylinder genau ausbohren zu können.
Dieser wurde anstatt des alten Zinncylinders eingesetzt und gab sehr
gute Resultate. Eine groſse Maschinenwerkstätte wurde gebaut, die
bald widerhallte von den Hammerschlägen für die neuen Dampf-
maschinen. Die erste Maschine, welche in Soho auf Bestellung
gemacht wurde, war für John Wilkinson, um damit die Blasebälge
seiner Eisenhütte zu Broseley zu treiben, diente also der Eisen-
industrie! Der Kolben hatte 38 Zoll Durchmesser. Anfangs 1776
wurde sie aufgestellt; mit Spannung erwartete man den Erfolg, der
glänzend ausfiel. Boulton schrieb an Watt, der in Schottland
weilte, um seine Angelegenheiten zu ordnen, um seinen vollständigen
Überzug nach Birmingham zu bewerkstelligen: „Das Geschäft kommt
in Gang. Bitte sagen Sie Wilkinson, daſs er ein Dutzend Dampf-
cylinder von 12 bis 50 Zoll Bohrung für uns fertig stellt mit den
entsprechenden Kondensatoren. Letztere müssen hier zusammen-

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[520/0534] James Watt und die Dampfmaschine. immer weniger genügten. Die Zeit war entschieden günstig. Aber Boulton wollte nichts Groſses wagen, ehe die Frage der Patent- verlängerung entschieden war. Auch Watt selbst wurde schwankend. Er hatte nichts Sicheres und sein Freund Dr. Robinson, welcher damals als Professor der Mathematik an der Seeschule zu Kronstadt in russischen Diensten stand, bot ihm eine Anstellung mit 1000 £ jährlich in Ruſsland an. Trotzdem lehnte Watt ab und beschloſs zu bleiben, bis seine Sache im Parlament entschieden war. Am 28. Fe- bruar 1775 hatte er sein Gesuch eingereicht. Als es zur Verhand- lung kam, rief zwar die Opposition, kein Monopol! aber Watt hatte sein Gesuch so vortrefflich und so wirkungsvoll begründet, daſs es mit Majorität angenommen und sein Patent auf 25 Jahre verlängert wurde. Der Parlamentsbeschluſs ist vom 22. Mai 1775 und heiſst: An Act of vesting in James Watt, Engineer, the sole use and pro- perty of certain steam engines, commonly called fire engines of his invention, throughout her Majesty’s Dominions for a limited time of 25 years. Jetzt erst setzte sich Boulton mit Roebucks Gläubigern, welche nachträglich noch Ansprüche auf die ⅔ des Gewinnes von Watts Erfindung erhoben, vollständig auseinander, indem er ihnen gegen Verzicht auf alle weiteren Forderungen 1000 £ auszahlte. Er erwärmte sich für das Unternehmen, experimentierte selbst mit der Dampfmaschine, während Watt seine Sache in London verfocht. Er bestellte einen neuen guſseisernen Dampfcylinder bei John Wilkinson in Bersham, dem genialen Eisenhüttenmann, der eine neue Bohr- maschine erfunden hatte, um die Cylinder genau ausbohren zu können. Dieser wurde anstatt des alten Zinncylinders eingesetzt und gab sehr gute Resultate. Eine groſse Maschinenwerkstätte wurde gebaut, die bald widerhallte von den Hammerschlägen für die neuen Dampf- maschinen. Die erste Maschine, welche in Soho auf Bestellung gemacht wurde, war für John Wilkinson, um damit die Blasebälge seiner Eisenhütte zu Broseley zu treiben, diente also der Eisen- industrie! Der Kolben hatte 38 Zoll Durchmesser. Anfangs 1776 wurde sie aufgestellt; mit Spannung erwartete man den Erfolg, der glänzend ausfiel. Boulton schrieb an Watt, der in Schottland weilte, um seine Angelegenheiten zu ordnen, um seinen vollständigen Überzug nach Birmingham zu bewerkstelligen: „Das Geschäft kommt in Gang. Bitte sagen Sie Wilkinson, daſs er ein Dutzend Dampf- cylinder von 12 bis 50 Zoll Bohrung für uns fertig stellt mit den entsprechenden Kondensatoren. Letztere müssen hier zusammen-

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 520. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/534>, abgerufen am 22.11.2024.