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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Chemie des Eisens.
Graues, grobkörniges aus Smalandischen Wiesenerzen     6,800
Weisses Eisen aus sehr wenig gerösteten Quicksteinen von
Forsbeck     7,747
Ähnliches Eisen aus denselben Erzen, die aber stark geröstet
waren     7,495

Im Frischfeuer verhalten sich die verschiedenen Roheisensorten
wie folgt:

a) Graues oder gares Roheisen ist strengflüssig und frischt lang-
sam, erleidet aber wenig Abbrand. Es wird besonders beim deutschen
Frischprozess verwendet.
b) Halbiertes Roheisen frischt rascher und leichter, weshalb es
die Frischer mit Vorliebe nehmen.
c) Weisses, grelles Roheisen ist leichtflüssig und frischt rasch,
allein es erleidet den stärksten Abbrand. Er wird besonders in den
Wallonschmieden verarbeitet.
d) Gehärtetes Roheisen, d. i. gares Eisen, welches nach dem
Erstarren rotglühend in fliessendem Wasser abgelöscht wurde, ist
meist frei von anhängendem Sande und schmilzt und frischt leichter
wie a).

Dass die Anwesenheit von Schlacke beim Schmelzen des Eisens,
um dasselbe vor dem Verbrennen zu schützen, notwendig ist, behauptet
Rinman mit Bestimmtheit. "Nach allen Versuchen ist es entschieden",
sagt er, "dass der unmittelbare Zutritt der Kohle schon hinreicht, das
Eisen in metallischer Gestalt darzustellen, dass sich das Eisen aber
ebenso schnell wieder verschlackt, oder dass es sogleich verbrennt,
wenn es nicht augenblicklich mit einer glasartigen, das Eisen in der
Hitze nicht angreifenden Substanz, welche das einzige wirksame Mittel
ist, um das Metall gegen das Verbrennen zu schützen, bedeckt wird."
Manche Erze führen die Schlackenbestandteile in der richtigen Mischung
mit sich, wie die von Dannemora; die meisten bedürfen aber eines
Zuschlages und zwar gewöhnlich des Kalkes. Rinman warnt aber
sehr vor unreinem Kalk, wozu er als Schwede besondere Veranlassung
hatte, da viele schwedischen Kalke Schwefelmetalle eingesprengt
enthalten.

Gerhard hat zur Aufklärung über die Lehre von der Schlacken-
bildung und der Beschickung der Erze beim Schmelzen beigetragen,
indem er Schmelzversuche mit den Gangarten, welche die Erze
gewöhnlich begleiten, anstellte 1). Er machte seine Versuche in Tiegeln

1) Berichte der Berliner Akademie, Jahrgang 1781, S. 80.
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Chemie des Eisens.
Graues, grobkörniges aus Smålandischen Wiesenerzen     6,800
Weiſses Eisen aus sehr wenig gerösteten Quicksteinen von
Forsbeck     7,747
Ähnliches Eisen aus denselben Erzen, die aber stark geröstet
waren     7,495

Im Frischfeuer verhalten sich die verschiedenen Roheisensorten
wie folgt:

a) Graues oder gares Roheisen ist strengflüssig und frischt lang-
sam, erleidet aber wenig Abbrand. Es wird besonders beim deutschen
Frischprozeſs verwendet.
b) Halbiertes Roheisen frischt rascher und leichter, weshalb es
die Frischer mit Vorliebe nehmen.
c) Weiſses, grelles Roheisen ist leichtflüssig und frischt rasch,
allein es erleidet den stärksten Abbrand. Er wird besonders in den
Wallonschmieden verarbeitet.
d) Gehärtetes Roheisen, d. i. gares Eisen, welches nach dem
Erstarren rotglühend in flieſsendem Wasser abgelöscht wurde, ist
meist frei von anhängendem Sande und schmilzt und frischt leichter
wie a).

Daſs die Anwesenheit von Schlacke beim Schmelzen des Eisens,
um dasſelbe vor dem Verbrennen zu schützen, notwendig ist, behauptet
Rinman mit Bestimmtheit. „Nach allen Versuchen ist es entschieden“,
sagt er, „daſs der unmittelbare Zutritt der Kohle schon hinreicht, das
Eisen in metallischer Gestalt darzustellen, daſs sich das Eisen aber
ebenso schnell wieder verschlackt, oder daſs es sogleich verbrennt,
wenn es nicht augenblicklich mit einer glasartigen, das Eisen in der
Hitze nicht angreifenden Substanz, welche das einzige wirksame Mittel
ist, um das Metall gegen das Verbrennen zu schützen, bedeckt wird.“
Manche Erze führen die Schlackenbestandteile in der richtigen Mischung
mit sich, wie die von Dannemora; die meisten bedürfen aber eines
Zuschlages und zwar gewöhnlich des Kalkes. Rinman warnt aber
sehr vor unreinem Kalk, wozu er als Schwede besondere Veranlassung
hatte, da viele schwedischen Kalke Schwefelmetalle eingesprengt
enthalten.

Gerhard hat zur Aufklärung über die Lehre von der Schlacken-
bildung und der Beschickung der Erze beim Schmelzen beigetragen,
indem er Schmelzversuche mit den Gangarten, welche die Erze
gewöhnlich begleiten, anstellte 1). Er machte seine Versuche in Tiegeln

1) Berichte der Berliner Akademie, Jahrgang 1781, S. 80.
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[499/0513] Chemie des Eisens. Graues, grobkörniges aus Smålandischen Wiesenerzen 6,800 Weiſses Eisen aus sehr wenig gerösteten Quicksteinen von Forsbeck 7,747 Ähnliches Eisen aus denselben Erzen, die aber stark geröstet waren 7,495 Im Frischfeuer verhalten sich die verschiedenen Roheisensorten wie folgt: a) Graues oder gares Roheisen ist strengflüssig und frischt lang- sam, erleidet aber wenig Abbrand. Es wird besonders beim deutschen Frischprozeſs verwendet. b) Halbiertes Roheisen frischt rascher und leichter, weshalb es die Frischer mit Vorliebe nehmen. c) Weiſses, grelles Roheisen ist leichtflüssig und frischt rasch, allein es erleidet den stärksten Abbrand. Er wird besonders in den Wallonschmieden verarbeitet. d) Gehärtetes Roheisen, d. i. gares Eisen, welches nach dem Erstarren rotglühend in flieſsendem Wasser abgelöscht wurde, ist meist frei von anhängendem Sande und schmilzt und frischt leichter wie a). Daſs die Anwesenheit von Schlacke beim Schmelzen des Eisens, um dasſelbe vor dem Verbrennen zu schützen, notwendig ist, behauptet Rinman mit Bestimmtheit. „Nach allen Versuchen ist es entschieden“, sagt er, „daſs der unmittelbare Zutritt der Kohle schon hinreicht, das Eisen in metallischer Gestalt darzustellen, daſs sich das Eisen aber ebenso schnell wieder verschlackt, oder daſs es sogleich verbrennt, wenn es nicht augenblicklich mit einer glasartigen, das Eisen in der Hitze nicht angreifenden Substanz, welche das einzige wirksame Mittel ist, um das Metall gegen das Verbrennen zu schützen, bedeckt wird.“ Manche Erze führen die Schlackenbestandteile in der richtigen Mischung mit sich, wie die von Dannemora; die meisten bedürfen aber eines Zuschlages und zwar gewöhnlich des Kalkes. Rinman warnt aber sehr vor unreinem Kalk, wozu er als Schwede besondere Veranlassung hatte, da viele schwedischen Kalke Schwefelmetalle eingesprengt enthalten. Gerhard hat zur Aufklärung über die Lehre von der Schlacken- bildung und der Beschickung der Erze beim Schmelzen beigetragen, indem er Schmelzversuche mit den Gangarten, welche die Erze gewöhnlich begleiten, anstellte 1). Er machte seine Versuche in Tiegeln 1) Berichte der Berliner Akademie, Jahrgang 1781, S. 80. 32*

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 499. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/513>, abgerufen am 22.11.2024.