mit Anmerkungen vom Übersetzer 1777, die beiden anderen Teile ohne Zusätze im Jahre 1785. Gerhards Anmerkungen erhöhen noch den Wert des ersten Teiles des Werkes, so dass es, obgleich der Form nach nur Reisebericht, ein vollständiges Lehrbuch der Eisenhütten- kunde und des Steinkohlenbergbaues bildet. Die erste Abhandlung handelt von Eisen und Stahl überhaupt und ist eine allgemeine Ein- leitung zu den Reiseberichten, die aber bereits manche praktische Winke enthält; die zweite handelt von dem Eisenhüttenwesen in Steiermark, und werden darin besonders neben den alten Stücköfen die damals neu eingeführten Flossöfen beschrieben; die dritte schildert die Betriebe in Kärnten, namentlich auch die Stahlbereitung. Diesen drei ersten Abhandlungen sind ergänzende Zusätze von Dangenoust und Wendel, zwei Artillerieoffizieren, welche 1769 ebenfalls im Auf- trage der französischen Regierung Steiermark und Kärnten bereist hatten, beigefügt. Der vierte Aufsatz schildert die Eisenhütten und Stahlhämmer zu Kleinboden in Tirol; der fünfte und sechste die Eisen- werke in Sachsen und Böhmen, darunter die Weissblechfabrik zu Hein- richsgrün, in der siebenten Abhandlung sind die Harzer Hütten leider nur kurz behandelt; in der achten das Eisenhüttenwesen in Schweden, mit wichtigen Mitteilungen über die Bergwerksverwaltung, Polizei und Abgaben. Der neunte Aufsatz bezieht sich auf Norwegen, und sind darin namentlich die neuen Hochöfen zu Laurwig und Moss beschrieben. In der zehnten und elften Abhandlung berichtet Jars über die Stein- kohlengruben bei Newcastle, die Cementstahlfabrikation u. s. w. In der zwölften sind Eisen- und Steinkohlenwerke in Kumberland, Lan- cashire und Staffordshire beschrieben, zugleich auch die neuerfundene Gussstahlfabrikation, sowie die Feilenfabrikation in Sheffield; die 13. Abhandlung handelt von den Kohlen- und Eisenwerken in Schott- land, die 14. von den Kohlenwerken in Deutschland und den Nieder- landen, die 15. von der Verkokung, und die 16. von der Wetter- führung. Diese kurze Inhaltsangabe ist noch nicht erschöpfend und werden wir noch bei vielen Gelegenheiten im weiteren Verfolg Ver- anlassung haben, auf Jars metallurgische Reisen zu verweisen.
Wohl gebührt Swedenborg das Verdienst, die hohe Bedeutung von Reisen und vergleichenden Studien im Auslande für die Metal- lurgen zuerst durch sein eigenes Beispiel bewiesen zu haben, denn sein Werk "De ferro" ist in der Hauptsache ebenfalls eine Zusammenstellung von Reiseberichten; Jars' vortreffliches Buch gab aber noch unmittel- barer die Anregung zu technischen Reisen, deren Nutzen aus seinen Berichten hervorleuchtet, und so ist denn in der zweiten Hälfte
Litteratur im 18. Jahrhundert.
mit Anmerkungen vom Übersetzer 1777, die beiden anderen Teile ohne Zusätze im Jahre 1785. Gerhards Anmerkungen erhöhen noch den Wert des ersten Teiles des Werkes, so dass es, obgleich der Form nach nur Reisebericht, ein vollständiges Lehrbuch der Eisenhütten- kunde und des Steinkohlenbergbaues bildet. Die erste Abhandlung handelt von Eisen und Stahl überhaupt und ist eine allgemeine Ein- leitung zu den Reiseberichten, die aber bereits manche praktische Winke enthält; die zweite handelt von dem Eisenhüttenwesen in Steiermark, und werden darin besonders neben den alten Stücköfen die damals neu eingeführten Floſsöfen beschrieben; die dritte schildert die Betriebe in Kärnten, namentlich auch die Stahlbereitung. Diesen drei ersten Abhandlungen sind ergänzende Zusätze von Dangenoust und Wendel, zwei Artillerieoffizieren, welche 1769 ebenfalls im Auf- trage der französischen Regierung Steiermark und Kärnten bereist hatten, beigefügt. Der vierte Aufsatz schildert die Eisenhütten und Stahlhämmer zu Kleinboden in Tirol; der fünfte und sechste die Eisen- werke in Sachsen und Böhmen, darunter die Weiſsblechfabrik zu Hein- richsgrün, in der siebenten Abhandlung sind die Harzer Hütten leider nur kurz behandelt; in der achten das Eisenhüttenwesen in Schweden, mit wichtigen Mitteilungen über die Bergwerksverwaltung, Polizei und Abgaben. Der neunte Aufsatz bezieht sich auf Norwegen, und sind darin namentlich die neuen Hochöfen zu Laurwig und Moſs beschrieben. In der zehnten und elften Abhandlung berichtet Jars über die Stein- kohlengruben bei Newcastle, die Cementstahlfabrikation u. s. w. In der zwölften sind Eisen- und Steinkohlenwerke in Kumberland, Lan- cashire und Staffordshire beschrieben, zugleich auch die neuerfundene Guſsstahlfabrikation, sowie die Feilenfabrikation in Sheffield; die 13. Abhandlung handelt von den Kohlen- und Eisenwerken in Schott- land, die 14. von den Kohlenwerken in Deutschland und den Nieder- landen, die 15. von der Verkokung, und die 16. von der Wetter- führung. Diese kurze Inhaltsangabe ist noch nicht erschöpfend und werden wir noch bei vielen Gelegenheiten im weiteren Verfolg Ver- anlassung haben, auf Jars metallurgische Reisen zu verweisen.
Wohl gebührt Swedenborg das Verdienst, die hohe Bedeutung von Reisen und vergleichenden Studien im Auslande für die Metal- lurgen zuerst durch sein eigenes Beispiel bewiesen zu haben, denn sein Werk „De ferro“ ist in der Hauptsache ebenfalls eine Zusammenstellung von Reiseberichten; Jars’ vortreffliches Buch gab aber noch unmittel- barer die Anregung zu technischen Reisen, deren Nutzen aus seinen Berichten hervorleuchtet, und so ist denn in der zweiten Hälfte
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Litteratur im 18. Jahrhundert.
mit Anmerkungen vom Übersetzer 1777, die beiden anderen Teile
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den Wert des ersten Teiles des Werkes, so dass es, obgleich der Form
nach nur Reisebericht, ein vollständiges Lehrbuch der Eisenhütten-
kunde und des Steinkohlenbergbaues bildet. Die erste Abhandlung
handelt von Eisen und Stahl überhaupt und ist eine allgemeine Ein-
leitung zu den Reiseberichten, die aber bereits manche praktische
Winke enthält; die zweite handelt von dem Eisenhüttenwesen in
Steiermark, und werden darin besonders neben den alten Stücköfen
die damals neu eingeführten Floſsöfen beschrieben; die dritte schildert
die Betriebe in Kärnten, namentlich auch die Stahlbereitung. Diesen
drei ersten Abhandlungen sind ergänzende Zusätze von Dangenoust
und Wendel, zwei Artillerieoffizieren, welche 1769 ebenfalls im Auf-
trage der französischen Regierung Steiermark und Kärnten bereist
hatten, beigefügt. Der vierte Aufsatz schildert die Eisenhütten und
Stahlhämmer zu Kleinboden in Tirol; der fünfte und sechste die Eisen-
werke in Sachsen und Böhmen, darunter die Weiſsblechfabrik zu Hein-
richsgrün, in der siebenten Abhandlung sind die Harzer Hütten leider
nur kurz behandelt; in der achten das Eisenhüttenwesen in Schweden,
mit wichtigen Mitteilungen über die Bergwerksverwaltung, Polizei und
Abgaben. Der neunte Aufsatz bezieht sich auf Norwegen, und sind
darin namentlich die neuen Hochöfen zu Laurwig und Moſs beschrieben.
In der zehnten und elften Abhandlung berichtet Jars über die Stein-
kohlengruben bei Newcastle, die Cementstahlfabrikation u. s. w. In
der zwölften sind Eisen- und Steinkohlenwerke in Kumberland, Lan-
cashire und Staffordshire beschrieben, zugleich auch die neuerfundene
Guſsstahlfabrikation, sowie die Feilenfabrikation in Sheffield; die
13. Abhandlung handelt von den Kohlen- und Eisenwerken in Schott-
land, die 14. von den Kohlenwerken in Deutschland und den Nieder-
landen, die 15. von der Verkokung, und die 16. von der Wetter-
führung. Diese kurze Inhaltsangabe ist noch nicht erschöpfend und
werden wir noch bei vielen Gelegenheiten im weiteren Verfolg Ver-
anlassung haben, auf Jars metallurgische Reisen zu verweisen.
Wohl gebührt Swedenborg das Verdienst, die hohe Bedeutung
von Reisen und vergleichenden Studien im Auslande für die Metal-
lurgen zuerst durch sein eigenes Beispiel bewiesen zu haben, denn sein
Werk „De ferro“ ist in der Hauptsache ebenfalls eine Zusammenstellung
von Reiseberichten; Jars’ vortreffliches Buch gab aber noch unmittel-
barer die Anregung zu technischen Reisen, deren Nutzen aus seinen
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/51>, abgerufen am 28.11.2024.
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