in acht genommen wird, und legt den Grund zum Verschlacken des Eisens und zu dessen reiner Absonderung von den edleren Metallen."
Brandt hatte auch Untersuchungen über den Rotbruch und den Kaltbruch des Eisens angestellt und kam zu dem falschen Resultat, dass rotbrüchiges Eisen Schwefelsäure enthalte, während dem kaltbrüchigen Eisen Arsenik, Wismut (nach anderen Zink) oder Spiess- glanz beigemischt sei. Diese Frage beschäftigte damals die schwedischen Chemiker lebhaft, denn die Königl. Akademie der Wissenschaften hatte einen Preis ausgeschrieben für das beste Mittel zur Entfernung des Kalt- bruchs. Rinman erzählt dazu folgendes Geschichtchen. Bereits 1749 habe ein schwedischer Gelehrter eine Beantwortung der Preisfrage eingereicht und ein unfehlbares Arcanum dafür mitgeteilt. Er behauptete, der Kaltbruch rühre von groben, erdartigen Salpeterteilen her. Wenn man solche Erze glühe und dann auslauge, so erhielte man Salz- krystalle aus der Lösung, deren Menge im Verhältnis zu dem Grade des Kaltbruchs stände. Man solle deshalb, um den Kaltbruch zu entfernen, die Erze pochen, sieben und in einem Reverberierofen unter fleissigem Umrühren mit Holzfeuer kalzinieren; die noch rotglühende Masse solle man dann in eine gemauerte Pfanne schütten und unter Umrühren mit Wasser auskochen, welches das schädliche Salz auflöse. Aus dem zurückbleibenden Erzpulver erhielte man dann im Hochofen das zäheste Eisen und, fügt er hinzu, um das kostspielige Verfahren verlockender zu machen, nicht nur dieses, sondern aus den ersten Erzteilen könne man das feinste Gold und aus der Lauge die vor- trefflichste Universalmedizin herstellen!
Um die Chemie der Eisenerze hat sich der berühmte Mineraloge Johann Gottschalk Waller (Wallerius) sehr verdient gemacht, der von 1750 bis 1767 als Professor der Chemie, Mineralogie und Pharmacie an der Universität zu Upsala wirkte. 1767 trat er seine Stelle kränklichkeitshalber an Bergman ab.
Wallerius' Nachfolger Torbern Bergman hat sich die grössten Verdienste um die Erkenntnis der Eisenverbindungen, namentlich aber um die chemische Analyse des Eisens und der Erze erworben. Bergman war am 20. März 1735 zu Katherinberg, Westgothland, geboren. Von seinen Eltern zum Studium der Theologie und Juris- prudenz, trotz seiner leidenschaftlichen Neigung für Mathematik und Naturwissenschaften, bestimmt, studierte er die letzteren neben seinen Fachstudien heimlich mit solchem Eifer, dass er darüber erkrankte und die Universität verlassen musste. Erst nach seiner Wieder- herstellung gab sein Vater die Erlaubnis, sich ganz seinen Lieblings-
Chemie des Eisens.
in acht genommen wird, und legt den Grund zum Verschlacken des Eisens und zu dessen reiner Absonderung von den edleren Metallen.“
Brandt hatte auch Untersuchungen über den Rotbruch und den Kaltbruch des Eisens angestellt und kam zu dem falschen Resultat, daſs rotbrüchiges Eisen Schwefelsäure enthalte, während dem kaltbrüchigen Eisen Arsenik, Wismut (nach anderen Zink) oder Spieſs- glanz beigemischt sei. Diese Frage beschäftigte damals die schwedischen Chemiker lebhaft, denn die Königl. Akademie der Wissenschaften hatte einen Preis ausgeschrieben für das beste Mittel zur Entfernung des Kalt- bruchs. Rinman erzählt dazu folgendes Geschichtchen. Bereits 1749 habe ein schwedischer Gelehrter eine Beantwortung der Preisfrage eingereicht und ein unfehlbares Arcanum dafür mitgeteilt. Er behauptete, der Kaltbruch rühre von groben, erdartigen Salpeterteilen her. Wenn man solche Erze glühe und dann auslauge, so erhielte man Salz- krystalle aus der Lösung, deren Menge im Verhältnis zu dem Grade des Kaltbruchs stände. Man solle deshalb, um den Kaltbruch zu entfernen, die Erze pochen, sieben und in einem Reverberierofen unter fleiſsigem Umrühren mit Holzfeuer kalzinieren; die noch rotglühende Masse solle man dann in eine gemauerte Pfanne schütten und unter Umrühren mit Wasser auskochen, welches das schädliche Salz auflöse. Aus dem zurückbleibenden Erzpulver erhielte man dann im Hochofen das zäheste Eisen und, fügt er hinzu, um das kostspielige Verfahren verlockender zu machen, nicht nur dieses, sondern aus den ersten Erzteilen könne man das feinste Gold und aus der Lauge die vor- trefflichste Universalmedizin herstellen!
Um die Chemie der Eisenerze hat sich der berühmte Mineraloge Johann Gottschalk Waller (Wallerius) sehr verdient gemacht, der von 1750 bis 1767 als Professor der Chemie, Mineralogie und Pharmacie an der Universität zu Upsala wirkte. 1767 trat er seine Stelle kränklichkeitshalber an Bergman ab.
Wallerius’ Nachfolger Torbern Bergman hat sich die gröſsten Verdienste um die Erkenntnis der Eisenverbindungen, namentlich aber um die chemische Analyse des Eisens und der Erze erworben. Bergman war am 20. März 1735 zu Katherinberg, Westgothland, geboren. Von seinen Eltern zum Studium der Theologie und Juris- prudenz, trotz seiner leidenschaftlichen Neigung für Mathematik und Naturwissenschaften, bestimmt, studierte er die letzteren neben seinen Fachstudien heimlich mit solchem Eifer, daſs er darüber erkrankte und die Universität verlassen muſste. Erst nach seiner Wieder- herstellung gab sein Vater die Erlaubnis, sich ganz seinen Lieblings-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0499"n="485"/><fwplace="top"type="header">Chemie des Eisens.</fw><lb/>
in acht genommen wird, und legt den Grund zum Verschlacken des<lb/>
Eisens und zu dessen reiner Absonderung von den edleren Metallen.“</p><lb/><p><hirendition="#g">Brandt</hi> hatte auch Untersuchungen über den <hirendition="#g">Rotbruch</hi> und<lb/>
den <hirendition="#g">Kaltbruch</hi> des Eisens angestellt und kam zu dem falschen<lb/>
Resultat, daſs rotbrüchiges Eisen Schwefelsäure enthalte, während dem<lb/>
kaltbrüchigen Eisen Arsenik, Wismut (nach anderen Zink) oder Spieſs-<lb/>
glanz beigemischt sei. Diese Frage beschäftigte damals die schwedischen<lb/>
Chemiker lebhaft, denn die Königl. Akademie der Wissenschaften hatte<lb/>
einen Preis ausgeschrieben für das beste Mittel zur Entfernung des Kalt-<lb/>
bruchs. <hirendition="#g">Rinman</hi> erzählt dazu folgendes Geschichtchen. Bereits 1749<lb/>
habe ein schwedischer Gelehrter eine Beantwortung der Preisfrage<lb/>
eingereicht und ein unfehlbares Arcanum dafür mitgeteilt. Er behauptete,<lb/>
der Kaltbruch rühre von groben, erdartigen Salpeterteilen her. Wenn<lb/>
man solche Erze glühe und dann auslauge, so erhielte man Salz-<lb/>
krystalle aus der Lösung, deren Menge im Verhältnis zu dem Grade<lb/>
des Kaltbruchs stände. Man solle deshalb, um den Kaltbruch zu<lb/>
entfernen, die Erze pochen, sieben und in einem Reverberierofen unter<lb/>
fleiſsigem Umrühren mit Holzfeuer kalzinieren; die noch rotglühende<lb/>
Masse solle man dann in eine gemauerte Pfanne schütten und unter<lb/>
Umrühren mit Wasser auskochen, welches das schädliche Salz auflöse.<lb/>
Aus dem zurückbleibenden Erzpulver erhielte man dann im Hochofen<lb/>
das zäheste Eisen und, fügt er hinzu, um das kostspielige Verfahren<lb/>
verlockender zu machen, nicht nur dieses, sondern aus den ersten<lb/>
Erzteilen könne man das feinste Gold und aus der Lauge die vor-<lb/>
trefflichste Universalmedizin herstellen!</p><lb/><p>Um die Chemie der Eisenerze hat sich der berühmte Mineraloge<lb/><hirendition="#g">Johann Gottschalk Waller</hi> (Wallerius) sehr verdient gemacht,<lb/>
der von 1750 bis 1767 als Professor der Chemie, Mineralogie und<lb/>
Pharmacie an der Universität zu Upsala wirkte. 1767 trat er seine<lb/>
Stelle kränklichkeitshalber an <hirendition="#g">Bergman</hi> ab.</p><lb/><p><hirendition="#g">Wallerius</hi>’ Nachfolger <hirendition="#g">Torbern Bergman</hi> hat sich die gröſsten<lb/>
Verdienste um die Erkenntnis der Eisenverbindungen, namentlich<lb/>
aber um die chemische Analyse des Eisens und der Erze erworben.<lb/><hirendition="#g">Bergman</hi> war am 20. März 1735 zu Katherinberg, Westgothland,<lb/>
geboren. Von seinen Eltern zum Studium der Theologie und Juris-<lb/>
prudenz, trotz seiner leidenschaftlichen Neigung für Mathematik und<lb/>
Naturwissenschaften, bestimmt, studierte er die letzteren neben seinen<lb/>
Fachstudien heimlich mit solchem Eifer, daſs er darüber erkrankte<lb/>
und die Universität verlassen muſste. Erst nach seiner Wieder-<lb/>
herstellung gab sein Vater die Erlaubnis, sich ganz seinen Lieblings-<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[485/0499]
Chemie des Eisens.
in acht genommen wird, und legt den Grund zum Verschlacken des
Eisens und zu dessen reiner Absonderung von den edleren Metallen.“
Brandt hatte auch Untersuchungen über den Rotbruch und
den Kaltbruch des Eisens angestellt und kam zu dem falschen
Resultat, daſs rotbrüchiges Eisen Schwefelsäure enthalte, während dem
kaltbrüchigen Eisen Arsenik, Wismut (nach anderen Zink) oder Spieſs-
glanz beigemischt sei. Diese Frage beschäftigte damals die schwedischen
Chemiker lebhaft, denn die Königl. Akademie der Wissenschaften hatte
einen Preis ausgeschrieben für das beste Mittel zur Entfernung des Kalt-
bruchs. Rinman erzählt dazu folgendes Geschichtchen. Bereits 1749
habe ein schwedischer Gelehrter eine Beantwortung der Preisfrage
eingereicht und ein unfehlbares Arcanum dafür mitgeteilt. Er behauptete,
der Kaltbruch rühre von groben, erdartigen Salpeterteilen her. Wenn
man solche Erze glühe und dann auslauge, so erhielte man Salz-
krystalle aus der Lösung, deren Menge im Verhältnis zu dem Grade
des Kaltbruchs stände. Man solle deshalb, um den Kaltbruch zu
entfernen, die Erze pochen, sieben und in einem Reverberierofen unter
fleiſsigem Umrühren mit Holzfeuer kalzinieren; die noch rotglühende
Masse solle man dann in eine gemauerte Pfanne schütten und unter
Umrühren mit Wasser auskochen, welches das schädliche Salz auflöse.
Aus dem zurückbleibenden Erzpulver erhielte man dann im Hochofen
das zäheste Eisen und, fügt er hinzu, um das kostspielige Verfahren
verlockender zu machen, nicht nur dieses, sondern aus den ersten
Erzteilen könne man das feinste Gold und aus der Lauge die vor-
trefflichste Universalmedizin herstellen!
Um die Chemie der Eisenerze hat sich der berühmte Mineraloge
Johann Gottschalk Waller (Wallerius) sehr verdient gemacht,
der von 1750 bis 1767 als Professor der Chemie, Mineralogie und
Pharmacie an der Universität zu Upsala wirkte. 1767 trat er seine
Stelle kränklichkeitshalber an Bergman ab.
Wallerius’ Nachfolger Torbern Bergman hat sich die gröſsten
Verdienste um die Erkenntnis der Eisenverbindungen, namentlich
aber um die chemische Analyse des Eisens und der Erze erworben.
Bergman war am 20. März 1735 zu Katherinberg, Westgothland,
geboren. Von seinen Eltern zum Studium der Theologie und Juris-
prudenz, trotz seiner leidenschaftlichen Neigung für Mathematik und
Naturwissenschaften, bestimmt, studierte er die letzteren neben seinen
Fachstudien heimlich mit solchem Eifer, daſs er darüber erkrankte
und die Universität verlassen muſste. Erst nach seiner Wieder-
herstellung gab sein Vater die Erlaubnis, sich ganz seinen Lieblings-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 485. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/499>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.