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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Ambossschmieden und Waffenfabriken.

In Dänemark war eine Gewehrfabrik zu Kronburg.

In Schweden wurden zu Norrtelge, Oerebro und Jönköping
Gewehre gemacht. In den nordamerikanischen Freistaaten wurde eine
Staatsfabrik bei Richmond in Virginien gegründet und eine vorzüg-
liche Privatfabrik zu New-Haven. Die grossartigsten Gewehrfabriken
waren aber um jene Zeit wohl die kaiserlich russischen. Von diesen
war Tula die älteste, denn sie war bereits 1595 mit 30 Arbeitern
begründet worden. Aber erst 1717 erhielt sie ihre spätere Gestalt
und im Jahre 1737 kam sie in eigentliche Aufnahme. Gegen Ende
des Jahrhunderts waren daselbst 5000 Arbeiter mit der Waffen-
fabrikation beschäftigt. Die zweite grosse Gewehrfabrik zu Süderbeck
wurde 1716 angelegt, die dritte war zu Petrosawodsk in der Olonetz-
schen Statthalterschaft, dann gab es eine vierte in Orel, eine fünfte
in Moskau und eine sechste in Tobolsk.

Die Gewehrfabriken waren mit Maschinenbetrieb eingerichtet und
wurden die Maschinen meist durch Wasserkraft betrieben. Die Arbeiten,
welche ein Büchsenschmied allein zu machen hatte, wurden in den
Fabriken von einer ganzen Anzahl Arbeiter ausgeführt. Da gab es
Rohrschmiede, Rohrverschrauber, Schlossmacher und Garniturmacher;
letztere waren wieder eingeteilt in Giesser, Plattenmacher, Garnitur-
Auffeiler, Graveurs und Stecher. Ferner gab es Ladestockmacher
und Bajonettschmiede. Die Schleifer zerfielen in Rohrschleifer und
Bajonettschleifer. Diesen folgten die Schmirgler. Endlich gab es noch
die Schäfter und Reparierer. Sodann kamen verschiedene Arbeits-
maschinen in Anwendung, als Bohrmühlen, Schleif- und Polierwerke,
Ziehbänke u. s. w. Zeichnungen der maschinellen Einrichtung einer
Gewehrfabrik im vorigen Jahrhundert findet sich in Rinmans
Maschinenlehre 1).

Über Verbesserungen in der Fabrikation ist noch folgendes zu
erwähnen. In Frankreich schweisste man die Platinen (lames a canon)
aus drei verschiedenen Stücken zusammen, von denen das mittlere
von der besten Beschaffenheit sein musste und erhalten blieb, dadurch,
dass die beiden äusseren es vor der Wirkung des Feuers schützten.
Die äusseren Lagen wurden von innen durch das Bohren, von aussen
durch das Schleifen wieder weggenommen. Die Platinen wurden erst

1) Afhandling rörande Mechaniken etc. af S. Rinman, T. II, p. 508 -- 526.
Blumhofs Encyklop. der Eisenhüttenkunde, Art. Gewehre. -- Über Maschinen
zum Bohren von Flintenläufen s. Luigi Chizzola, Beschreibung einer neuen
Maschine, Flintenläufe zu bohren, in Schrebers Sammlung, Bd. X, S. 225, und
Machines et Inventions approuves par l'Acad. des Sciences a Paris, III, p. 71. Machine
pour la fabrique des canons de fusil par M. Villons.
Beck, Geschichte des Eisens. 31
Amboſsschmieden und Waffenfabriken.

In Dänemark war eine Gewehrfabrik zu Kronburg.

In Schweden wurden zu Norrtelge, Oerebro und Jönköping
Gewehre gemacht. In den nordamerikanischen Freistaaten wurde eine
Staatsfabrik bei Richmond in Virginien gegründet und eine vorzüg-
liche Privatfabrik zu New-Haven. Die groſsartigsten Gewehrfabriken
waren aber um jene Zeit wohl die kaiserlich russischen. Von diesen
war Tula die älteste, denn sie war bereits 1595 mit 30 Arbeitern
begründet worden. Aber erst 1717 erhielt sie ihre spätere Gestalt
und im Jahre 1737 kam sie in eigentliche Aufnahme. Gegen Ende
des Jahrhunderts waren daselbst 5000 Arbeiter mit der Waffen-
fabrikation beschäftigt. Die zweite groſse Gewehrfabrik zu Süderbeck
wurde 1716 angelegt, die dritte war zu Petrosawodsk in der Olonetz-
schen Statthalterschaft, dann gab es eine vierte in Orel, eine fünfte
in Moskau und eine sechste in Tobolsk.

Die Gewehrfabriken waren mit Maschinenbetrieb eingerichtet und
wurden die Maschinen meist durch Wasserkraft betrieben. Die Arbeiten,
welche ein Büchsenschmied allein zu machen hatte, wurden in den
Fabriken von einer ganzen Anzahl Arbeiter ausgeführt. Da gab es
Rohrschmiede, Rohrverschrauber, Schloſsmacher und Garniturmacher;
letztere waren wieder eingeteilt in Gieſser, Plattenmacher, Garnitur-
Auffeiler, Graveurs und Stecher. Ferner gab es Ladestockmacher
und Bajonettschmiede. Die Schleifer zerfielen in Rohrschleifer und
Bajonettschleifer. Diesen folgten die Schmirgler. Endlich gab es noch
die Schäfter und Reparierer. Sodann kamen verschiedene Arbeits-
maschinen in Anwendung, als Bohrmühlen, Schleif- und Polierwerke,
Ziehbänke u. s. w. Zeichnungen der maschinellen Einrichtung einer
Gewehrfabrik im vorigen Jahrhundert findet sich in Rinmans
Maschinenlehre 1).

Über Verbesserungen in der Fabrikation ist noch folgendes zu
erwähnen. In Frankreich schweiſste man die Platinen (lames à canon)
aus drei verschiedenen Stücken zusammen, von denen das mittlere
von der besten Beschaffenheit sein muſste und erhalten blieb, dadurch,
daſs die beiden äuſseren es vor der Wirkung des Feuers schützten.
Die äuſseren Lagen wurden von innen durch das Bohren, von auſsen
durch das Schleifen wieder weggenommen. Die Platinen wurden erst

1) Afhandling rörande Mechaniken etc. af S. Rinman, T. II, p. 508 — 526.
Blumhofs Encyklop. der Eisenhüttenkunde, Art. Gewehre. — Über Maschinen
zum Bohren von Flintenläufen s. Luigi Chizzola, Beschreibung einer neuen
Maschine, Flintenläufe zu bohren, in Schrebers Sammlung, Bd. X, S. 225, und
Machines et Inventions approuvés par l’Acad. des Sciences à Paris, III, p. 71. Machine
pour la fabrique des canons de fusil par M. Villons.
Beck, Geschichte des Eisens. 31
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[481/0495] Amboſsschmieden und Waffenfabriken. In Dänemark war eine Gewehrfabrik zu Kronburg. In Schweden wurden zu Norrtelge, Oerebro und Jönköping Gewehre gemacht. In den nordamerikanischen Freistaaten wurde eine Staatsfabrik bei Richmond in Virginien gegründet und eine vorzüg- liche Privatfabrik zu New-Haven. Die groſsartigsten Gewehrfabriken waren aber um jene Zeit wohl die kaiserlich russischen. Von diesen war Tula die älteste, denn sie war bereits 1595 mit 30 Arbeitern begründet worden. Aber erst 1717 erhielt sie ihre spätere Gestalt und im Jahre 1737 kam sie in eigentliche Aufnahme. Gegen Ende des Jahrhunderts waren daselbst 5000 Arbeiter mit der Waffen- fabrikation beschäftigt. Die zweite groſse Gewehrfabrik zu Süderbeck wurde 1716 angelegt, die dritte war zu Petrosawodsk in der Olonetz- schen Statthalterschaft, dann gab es eine vierte in Orel, eine fünfte in Moskau und eine sechste in Tobolsk. Die Gewehrfabriken waren mit Maschinenbetrieb eingerichtet und wurden die Maschinen meist durch Wasserkraft betrieben. Die Arbeiten, welche ein Büchsenschmied allein zu machen hatte, wurden in den Fabriken von einer ganzen Anzahl Arbeiter ausgeführt. Da gab es Rohrschmiede, Rohrverschrauber, Schloſsmacher und Garniturmacher; letztere waren wieder eingeteilt in Gieſser, Plattenmacher, Garnitur- Auffeiler, Graveurs und Stecher. Ferner gab es Ladestockmacher und Bajonettschmiede. Die Schleifer zerfielen in Rohrschleifer und Bajonettschleifer. Diesen folgten die Schmirgler. Endlich gab es noch die Schäfter und Reparierer. Sodann kamen verschiedene Arbeits- maschinen in Anwendung, als Bohrmühlen, Schleif- und Polierwerke, Ziehbänke u. s. w. Zeichnungen der maschinellen Einrichtung einer Gewehrfabrik im vorigen Jahrhundert findet sich in Rinmans Maschinenlehre 1). Über Verbesserungen in der Fabrikation ist noch folgendes zu erwähnen. In Frankreich schweiſste man die Platinen (lames à canon) aus drei verschiedenen Stücken zusammen, von denen das mittlere von der besten Beschaffenheit sein muſste und erhalten blieb, dadurch, daſs die beiden äuſseren es vor der Wirkung des Feuers schützten. Die äuſseren Lagen wurden von innen durch das Bohren, von auſsen durch das Schleifen wieder weggenommen. Die Platinen wurden erst 1) Afhandling rörande Mechaniken etc. af S. Rinman, T. II, p. 508 — 526. Blumhofs Encyklop. der Eisenhüttenkunde, Art. Gewehre. — Über Maschinen zum Bohren von Flintenläufen s. Luigi Chizzola, Beschreibung einer neuen Maschine, Flintenläufe zu bohren, in Schrebers Sammlung, Bd. X, S. 225, und Machines et Inventions approuvés par l’Acad. des Sciences à Paris, III, p. 71. Machine pour la fabrique des canons de fusil par M. Villons. Beck, Geschichte des Eisens. 31

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 481. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/495>, abgerufen am 22.11.2024.