wurden, je gleichmässiger die Ausrüstung und Uniformierung, je massen- hafter wurden Waffenstücke nach einem und demselben Modell gebraucht. Dadurch ergab es sich von selbst, dass die fabrikmässige Herstellung die Handarbeit des einzelnen Meisters verdrängte. Am meisten war dies bei der Gewehrfabrikation der Fall. Die komplizierte Arbeit, welche ein Gewehr erforderte, zwang zur Arbeitsteilung und zu fabrik- mässiger Herstellung der einzelnen Teile. In dieser Weise war in Deutschland zu Suhl die Gewehrfabrikation zuerst betrieben worden und hatte dieselbe vor dem 30jährigen Kriege alle Länder Europas mit Gewehren versorgt. Suhl hatte unter den Stürmen des 30jährigen Krieges aber furchtbar zu leiden gehabt. Gleichzeitig hatten alle grösseren Staaten eigene Gewehrfabriken gegründet, um bei der Bewaffnung ihrer Truppen von dem unsicheren Bezug von einer aus- ländischen Fabrikstadt unabhängig zu sein. Auf diese Weise ent- standen in Deutschland die Gewehrfabriken zu Herzberg am Harz, zu Spandau und Potsdam in Preussen; ferner in Österreich: zu Wienerisch-Neustadt, Stadt Steyer, Krems, Stockerau, Karlsbad und Weinberg in Böhmen und zu Ferlach in Kärnten; in Bayern: zu Am- berg und Kemnath in der Oberpfalz; in Württemberg: zu Ludwigsburg; in Sachsen: zu Zella im Gothaischen und zu Obernhayn bei Dresden.
In England entstanden zu Birmigham bedeutende Gewehrfabriken, welche aber Privatunternehmungen waren; ferner gab es eine in Bridgenorth.
In Frankreich haben sich die Gewehrfabriken namentlich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sehr vermehrt. Am angesehen- sten war die in dem ehemaligen Hotel de la maison du Roi. In dieser waren auch die berühmten Laufschmiede Le Clair Vater und Sohn beschäftigt, deren Doppelflinten sich besonderen Rufes erfreuten und mit 100 bis 200 Louisd'or das Stück bezahlt wurden. Eine bedeutende Gewehrfabrik bestand zu Sedan; ferner wurden Gewehr- fabriken gegründet zu St. Etienne, Charleville, Abbeville und Verdun. Lüttich war schon lange berühmt durch seine Schiesswaffen und machte Suhl Konkurrenz. Es arbeitete aber mehr auf billige Ware, die dann auch entsprechend schlecht war. Eine Lütticher Flinte kostete nicht über 61/2 Livres. Ausserdem wurden in den Nieder- landen zu Mastricht Gewehre fabriziert.
Spanien hatte seine wichtigsten Gewehrfabriken zu Cordova, Bar- celona und zu Helgoybar, welche das vortreffliche Eisen von Biskaya und Guipuzcoa verarbeitete.
In Italien behauptete Brescia seinen alten Ruhm.
Amboſsschmieden und Waffenfabriken.
wurden, je gleichmäſsiger die Ausrüstung und Uniformierung, je massen- hafter wurden Waffenstücke nach einem und demselben Modell gebraucht. Dadurch ergab es sich von selbst, daſs die fabrikmäſsige Herstellung die Handarbeit des einzelnen Meisters verdrängte. Am meisten war dies bei der Gewehrfabrikation der Fall. Die komplizierte Arbeit, welche ein Gewehr erforderte, zwang zur Arbeitsteilung und zu fabrik- mäſsiger Herstellung der einzelnen Teile. In dieser Weise war in Deutschland zu Suhl die Gewehrfabrikation zuerst betrieben worden und hatte dieselbe vor dem 30jährigen Kriege alle Länder Europas mit Gewehren versorgt. Suhl hatte unter den Stürmen des 30jährigen Krieges aber furchtbar zu leiden gehabt. Gleichzeitig hatten alle gröſseren Staaten eigene Gewehrfabriken gegründet, um bei der Bewaffnung ihrer Truppen von dem unsicheren Bezug von einer aus- ländischen Fabrikstadt unabhängig zu sein. Auf diese Weise ent- standen in Deutschland die Gewehrfabriken zu Herzberg am Harz, zu Spandau und Potsdam in Preuſsen; ferner in Österreich: zu Wienerisch-Neustadt, Stadt Steyer, Krems, Stockerau, Karlsbad und Weinberg in Böhmen und zu Ferlach in Kärnten; in Bayern: zu Am- berg und Kemnath in der Oberpfalz; in Württemberg: zu Ludwigsburg; in Sachsen: zu Zella im Gothaischen und zu Obernhayn bei Dresden.
In England entstanden zu Birmigham bedeutende Gewehrfabriken, welche aber Privatunternehmungen waren; ferner gab es eine in Bridgenorth.
In Frankreich haben sich die Gewehrfabriken namentlich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sehr vermehrt. Am angesehen- sten war die in dem ehemaligen Hôtel de la maison du Roi. In dieser waren auch die berühmten Laufschmiede Le Clair Vater und Sohn beschäftigt, deren Doppelflinten sich besonderen Rufes erfreuten und mit 100 bis 200 Louisd’or das Stück bezahlt wurden. Eine bedeutende Gewehrfabrik bestand zu Sedan; ferner wurden Gewehr- fabriken gegründet zu St. Etienne, Charleville, Abbeville und Verdun. Lüttich war schon lange berühmt durch seine Schieſswaffen und machte Suhl Konkurrenz. Es arbeitete aber mehr auf billige Ware, die dann auch entsprechend schlecht war. Eine Lütticher Flinte kostete nicht über 6½ Livres. Auſserdem wurden in den Nieder- landen zu Mastricht Gewehre fabriziert.
Spanien hatte seine wichtigsten Gewehrfabriken zu Cordova, Bar- celona und zu Helgoybar, welche das vortreffliche Eisen von Biskaya und Guipuzcoa verarbeitete.
In Italien behauptete Brescia seinen alten Ruhm.
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Amboſsschmieden und Waffenfabriken.
wurden, je gleichmäſsiger die Ausrüstung und Uniformierung, je massen-
hafter wurden Waffenstücke nach einem und demselben Modell gebraucht.
Dadurch ergab es sich von selbst, daſs die fabrikmäſsige Herstellung
die Handarbeit des einzelnen Meisters verdrängte. Am meisten war
dies bei der Gewehrfabrikation der Fall. Die komplizierte Arbeit,
welche ein Gewehr erforderte, zwang zur Arbeitsteilung und zu fabrik-
mäſsiger Herstellung der einzelnen Teile. In dieser Weise war in
Deutschland zu Suhl die Gewehrfabrikation zuerst betrieben worden
und hatte dieselbe vor dem 30jährigen Kriege alle Länder Europas
mit Gewehren versorgt. Suhl hatte unter den Stürmen des 30jährigen
Krieges aber furchtbar zu leiden gehabt. Gleichzeitig hatten alle
gröſseren Staaten eigene Gewehrfabriken gegründet, um bei der
Bewaffnung ihrer Truppen von dem unsicheren Bezug von einer aus-
ländischen Fabrikstadt unabhängig zu sein. Auf diese Weise ent-
standen in Deutschland die Gewehrfabriken zu Herzberg am Harz,
zu Spandau und Potsdam in Preuſsen; ferner in Österreich: zu
Wienerisch-Neustadt, Stadt Steyer, Krems, Stockerau, Karlsbad und
Weinberg in Böhmen und zu Ferlach in Kärnten; in Bayern: zu Am-
berg und Kemnath in der Oberpfalz; in Württemberg: zu Ludwigsburg;
in Sachsen: zu Zella im Gothaischen und zu Obernhayn bei Dresden.
In England entstanden zu Birmigham bedeutende Gewehrfabriken,
welche aber Privatunternehmungen waren; ferner gab es eine in
Bridgenorth.
In Frankreich haben sich die Gewehrfabriken namentlich in der
zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sehr vermehrt. Am angesehen-
sten war die in dem ehemaligen Hôtel de la maison du Roi. In
dieser waren auch die berühmten Laufschmiede Le Clair Vater und
Sohn beschäftigt, deren Doppelflinten sich besonderen Rufes erfreuten
und mit 100 bis 200 Louisd’or das Stück bezahlt wurden. Eine
bedeutende Gewehrfabrik bestand zu Sedan; ferner wurden Gewehr-
fabriken gegründet zu St. Etienne, Charleville, Abbeville und Verdun.
Lüttich war schon lange berühmt durch seine Schieſswaffen und
machte Suhl Konkurrenz. Es arbeitete aber mehr auf billige Ware,
die dann auch entsprechend schlecht war. Eine Lütticher Flinte
kostete nicht über 6½ Livres. Auſserdem wurden in den Nieder-
landen zu Mastricht Gewehre fabriziert.
Spanien hatte seine wichtigsten Gewehrfabriken zu Cordova, Bar-
celona und zu Helgoybar, welche das vortreffliche Eisen von Biskaya
und Guipuzcoa verarbeitete.
In Italien behauptete Brescia seinen alten Ruhm.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 480. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/494>, abgerufen am 22.11.2024.
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