Rinman empfielt, den Draht vor jedem Ausglühen in ein Gemisch von 2 Teilen Kalk und 1 Teil Thon, welches mit Wasser zu einem dünnen Brei angerührt ist, zu tauchen. Dies mit einer solchen Kalk- haut überzogene Eisen bleibt weicher und zäher. Das Entfernen des Schlackenspans nach dem Glühen geschah in Schweden in sehr unvollkommener Weise, dadurch, dass man den Draht durch ein Brett zog. Rinman empfiehlt die deutsche Art, welche darin bestand, dass die ausgeglühten Drahtringe nach dem Abkühlen über zwei aufrechtstehende Rundhölzer gehängt und abgeklopft wurden. Diese Rundhölzer sind in einem Hebel befestigt, der in einem Gewerbe sitzt und dessen anderer Arm durch Daumen einer Welle niedergedrückt wird; dadurch werden die Ringe in die Höhe gehoben und fallen, wenn die Daumen auslassen, zu Boden, indem sie gegen eine Unter- lage aufschlagen. Auf diese Weise werden sie unter beständigem Zurinnen von Wasser abgeklopft und von dem Glühspan befreit, bis sie ganz blank werden. Diese Vorrichtungen heissen Polterbänke. In England geschah das Reinigen vom Glühspan in der Weise, dass die Drahtringe in eine mit Zahnrad und Trilling umlaufende Tonne gelegt und vermittelst kleiner eingelegter Feuersteine oder Hochofen- schlacken unter beständigem Zurinnen von Wasser, durch Öffnungen in der Tonne, rein gescheuert wurden. -- Besser noch war es, die Drahtstangen oder den groben Draht, der fein ausgezogen werden sollte, nachdem er vom Glühspan befreit war, in eine Beize zu legen und darin einen oder zwei Monate schwach rosten zu lassen, wodurch sich festsitzende Glühspanteilchen ganz loslösten und die Oberfläche weicher wurde. Dies geschah in Deutschland und in England. Einen Zusatz von Holzessig zu der Beize hält Rinman dabei für zweck- dienlich.
Das Ausglühen des Drahtes wurde meistens auf offenem Kohlen- feuer in einem Schmiedeherd vorgenommen. Rinman empfiehlt sehr die Anwendung von Glühöfen. Wo man keine Gelegenheit zur Erbauung eines solchen Ofens habe, müsse das Ausglühen mit Kohlen in einem grossen gegossenen Cylinder von Gusseisen oder in einem grossen Kessel mit kleinen Zuglöchern im Boden und in der Mitte der Seiten geschehen. -- Duhamel beschreibt einen Glühofen mit Holzfeuer von 12 Fuss Länge und 4 Fuss Breite, der 200 Dutzend Ringe fasste.
Jägerschmied hat in seinen "Bemerkungen über einige Metallische Fabriken der Grafschaft Mark 1788" das Ausglühen des Drahtes mit Holzfeuer für einen verderblichen Missbrauch der Drahtfabriken West-
Drahtzieherei. Nähnadelfabrikation.
Rinman empfielt, den Draht vor jedem Ausglühen in ein Gemisch von 2 Teilen Kalk und 1 Teil Thon, welches mit Wasser zu einem dünnen Brei angerührt ist, zu tauchen. Dies mit einer solchen Kalk- haut überzogene Eisen bleibt weicher und zäher. Das Entfernen des Schlackenspans nach dem Glühen geschah in Schweden in sehr unvollkommener Weise, dadurch, daſs man den Draht durch ein Brett zog. Rinman empfiehlt die deutsche Art, welche darin bestand, daſs die ausgeglühten Drahtringe nach dem Abkühlen über zwei aufrechtstehende Rundhölzer gehängt und abgeklopft wurden. Diese Rundhölzer sind in einem Hebel befestigt, der in einem Gewerbe sitzt und dessen anderer Arm durch Daumen einer Welle niedergedrückt wird; dadurch werden die Ringe in die Höhe gehoben und fallen, wenn die Daumen auslassen, zu Boden, indem sie gegen eine Unter- lage aufschlagen. Auf diese Weise werden sie unter beständigem Zurinnen von Wasser abgeklopft und von dem Glühspan befreit, bis sie ganz blank werden. Diese Vorrichtungen heiſsen Polterbänke. In England geschah das Reinigen vom Glühspan in der Weise, daſs die Drahtringe in eine mit Zahnrad und Trilling umlaufende Tonne gelegt und vermittelst kleiner eingelegter Feuersteine oder Hochofen- schlacken unter beständigem Zurinnen von Wasser, durch Öffnungen in der Tonne, rein gescheuert wurden. — Besser noch war es, die Drahtstangen oder den groben Draht, der fein ausgezogen werden sollte, nachdem er vom Glühspan befreit war, in eine Beize zu legen und darin einen oder zwei Monate schwach rosten zu lassen, wodurch sich festsitzende Glühspanteilchen ganz loslösten und die Oberfläche weicher wurde. Dies geschah in Deutschland und in England. Einen Zusatz von Holzessig zu der Beize hält Rinman dabei für zweck- dienlich.
Das Ausglühen des Drahtes wurde meistens auf offenem Kohlen- feuer in einem Schmiedeherd vorgenommen. Rinman empfiehlt sehr die Anwendung von Glühöfen. Wo man keine Gelegenheit zur Erbauung eines solchen Ofens habe, müsse das Ausglühen mit Kohlen in einem groſsen gegossenen Cylinder von Guſseisen oder in einem groſsen Kessel mit kleinen Zuglöchern im Boden und in der Mitte der Seiten geschehen. — Duhamel beschreibt einen Glühofen mit Holzfeuer von 12 Fuſs Länge und 4 Fuſs Breite, der 200 Dutzend Ringe faſste.
Jägerschmied hat in seinen „Bemerkungen über einige Metallische Fabriken der Grafschaft Mark 1788“ das Ausglühen des Drahtes mit Holzfeuer für einen verderblichen Miſsbrauch der Drahtfabriken West-
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Drahtzieherei. Nähnadelfabrikation.
Rinman empfielt, den Draht vor jedem Ausglühen in ein Gemisch
von 2 Teilen Kalk und 1 Teil Thon, welches mit Wasser zu einem
dünnen Brei angerührt ist, zu tauchen. Dies mit einer solchen Kalk-
haut überzogene Eisen bleibt weicher und zäher. Das Entfernen des
Schlackenspans nach dem Glühen geschah in Schweden in sehr
unvollkommener Weise, dadurch, daſs man den Draht durch ein
Brett zog. Rinman empfiehlt die deutsche Art, welche darin bestand,
daſs die ausgeglühten Drahtringe nach dem Abkühlen über zwei
aufrechtstehende Rundhölzer gehängt und abgeklopft wurden. Diese
Rundhölzer sind in einem Hebel befestigt, der in einem Gewerbe sitzt
und dessen anderer Arm durch Daumen einer Welle niedergedrückt
wird; dadurch werden die Ringe in die Höhe gehoben und fallen,
wenn die Daumen auslassen, zu Boden, indem sie gegen eine Unter-
lage aufschlagen. Auf diese Weise werden sie unter beständigem
Zurinnen von Wasser abgeklopft und von dem Glühspan befreit, bis
sie ganz blank werden. Diese Vorrichtungen heiſsen Polterbänke.
In England geschah das Reinigen vom Glühspan in der Weise, daſs
die Drahtringe in eine mit Zahnrad und Trilling umlaufende Tonne
gelegt und vermittelst kleiner eingelegter Feuersteine oder Hochofen-
schlacken unter beständigem Zurinnen von Wasser, durch Öffnungen
in der Tonne, rein gescheuert wurden. — Besser noch war es, die
Drahtstangen oder den groben Draht, der fein ausgezogen werden
sollte, nachdem er vom Glühspan befreit war, in eine Beize zu legen
und darin einen oder zwei Monate schwach rosten zu lassen, wodurch
sich festsitzende Glühspanteilchen ganz loslösten und die Oberfläche
weicher wurde. Dies geschah in Deutschland und in England. Einen
Zusatz von Holzessig zu der Beize hält Rinman dabei für zweck-
dienlich.
Das Ausglühen des Drahtes wurde meistens auf offenem Kohlen-
feuer in einem Schmiedeherd vorgenommen. Rinman empfiehlt sehr
die Anwendung von Glühöfen. Wo man keine Gelegenheit zur
Erbauung eines solchen Ofens habe, müsse das Ausglühen mit Kohlen
in einem groſsen gegossenen Cylinder von Guſseisen oder in einem
groſsen Kessel mit kleinen Zuglöchern im Boden und in der Mitte
der Seiten geschehen. — Duhamel beschreibt einen Glühofen mit
Holzfeuer von 12 Fuſs Länge und 4 Fuſs Breite, der 200 Dutzend
Ringe faſste.
Jägerschmied hat in seinen „Bemerkungen über einige Metallische
Fabriken der Grafschaft Mark 1788“ das Ausglühen des Drahtes mit
Holzfeuer für einen verderblichen Miſsbrauch der Drahtfabriken West-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/470>, abgerufen am 22.11.2024.
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