Während beim Nageleisen Kaltbruch wenig schadete, durfte für Bandeisen nur das weichste Eisen gewählt werden. Dies war auch schon deshalb nötig, weil hartes Eisen die Walzen rasch angriff und verdarb, infolgedessen dieselben immerwährend neu abgedreht werden mussten und rasch verschlissen. Aus diesem Grunde zog man in England für diese Fabrikation das weichere russische Eisen vor.
Eine Kunst des Meisters bestand darin, das Materialeisen in der gehörigen Länge abzuhauen, was nach dem Augenmass geschah.
Schneide- und Walzwerke bedurften grosser Kraft. Genügendes Aufschlagewasser war deshalb Hauptbedingung für eine solche Anlage. Auch waren gusseiserne Triebräder, statt der hölzernen, wie Rinman solche auf der Graphütte in Nerike eingeführt hatte, sehr zu empfehlen. Ebenso hatte sich für die Walzen Gusseisen am besten bewährt. Geschmiedete Walzen, deren Oberflächen durch Einsatzhärtung oder durch Aufschweissen verstählt waren, bewährten sich nicht, denn einesteils waren sie teurer, anderseits, sobald sie Furchen bekamen, was beim Walzen des Bandeisens nicht ausbleibt, nur schwer und mit grossem Zeitaufwand wieder in Stand zu setzen. Das Nachdrehen der gegossenen Walzen war dagegen leicht und einfach. Es geschah mit einem einfachen Drehstahl, ohne die Walzen auszuheben, im Walz- gerüste selbst. Die beste Vorschrift über den Guss harter Walzen hatte Polhem gegeben. Rinman beklagt nur, dass es wenige geschickte Giesser dafür in Schweden gäbe, indem die meisten den Kanonenguss gelernt hätten, zu dem man ein ganz gares Eisen verwende, weshalb sie mit hartem Guss, wie er für die Walzen nötig sei, nicht umzugehen verständen. Wegen des Gusses einzelner Walzen könne man die Beschickung des Hochofens nicht verändern und der Walzenguss aus Flammöfen hätte schlechte Resultate ergeben. Der Guss in eisernen Formen oder Koquillen sei mehrfach versucht worden, biete aber auch grosse Schwierigkeiten wegen der Genauigkeit der Herstellung der Form.
Diente das Schneidewerk nur für geschnittene Stäbe, so konnten die Walzen mehrere hundert Schiffspfund (zu 160 kg) ausdauern, ohne nachgedreht zu werden. Viel mehr litten sie, wenn feine geschnittene Stäbe zu spanischen Bändern gewalzt wurden. Die Vorsicht des Meisters konnte aber auch hierbei viel zur Schonung der Walzen beitragen, und Rinman gelang es, auf einem Walzenpaar 100 Schiffs- pfund spanisches Bandeisen zu walzen, ohne nachdrehen zu müssen. Der Vorteil der Walzen gegenüber den Hämmern war sehr beträchtlich. Die Kosten für Bandeisen betrugen unter dem Zainhammer fast
Eisen- und Stahlveredlung.
Während beim Nageleisen Kaltbruch wenig schadete, durfte für Bandeisen nur das weichste Eisen gewählt werden. Dies war auch schon deshalb nötig, weil hartes Eisen die Walzen rasch angriff und verdarb, infolgedessen dieselben immerwährend neu abgedreht werden muſsten und rasch verschlissen. Aus diesem Grunde zog man in England für diese Fabrikation das weichere russische Eisen vor.
Eine Kunst des Meisters bestand darin, das Materialeisen in der gehörigen Länge abzuhauen, was nach dem Augenmaſs geschah.
Schneide- und Walzwerke bedurften groſser Kraft. Genügendes Aufschlagewasser war deshalb Hauptbedingung für eine solche Anlage. Auch waren guſseiserne Triebräder, statt der hölzernen, wie Rinman solche auf der Graphütte in Nerike eingeführt hatte, sehr zu empfehlen. Ebenso hatte sich für die Walzen Guſseisen am besten bewährt. Geschmiedete Walzen, deren Oberflächen durch Einsatzhärtung oder durch Aufschweiſsen verstählt waren, bewährten sich nicht, denn einesteils waren sie teurer, anderseits, sobald sie Furchen bekamen, was beim Walzen des Bandeisens nicht ausbleibt, nur schwer und mit groſsem Zeitaufwand wieder in Stand zu setzen. Das Nachdrehen der gegossenen Walzen war dagegen leicht und einfach. Es geschah mit einem einfachen Drehstahl, ohne die Walzen auszuheben, im Walz- gerüste selbst. Die beste Vorschrift über den Guſs harter Walzen hatte Polhem gegeben. Rinman beklagt nur, daſs es wenige geschickte Gieſser dafür in Schweden gäbe, indem die meisten den Kanonenguſs gelernt hätten, zu dem man ein ganz gares Eisen verwende, weshalb sie mit hartem Guſs, wie er für die Walzen nötig sei, nicht umzugehen verständen. Wegen des Gusses einzelner Walzen könne man die Beschickung des Hochofens nicht verändern und der Walzenguſs aus Flammöfen hätte schlechte Resultate ergeben. Der Guſs in eisernen Formen oder Koquillen sei mehrfach versucht worden, biete aber auch groſse Schwierigkeiten wegen der Genauigkeit der Herstellung der Form.
Diente das Schneidewerk nur für geschnittene Stäbe, so konnten die Walzen mehrere hundert Schiffspfund (zu 160 kg) ausdauern, ohne nachgedreht zu werden. Viel mehr litten sie, wenn feine geschnittene Stäbe zu spanischen Bändern gewalzt wurden. Die Vorsicht des Meisters konnte aber auch hierbei viel zur Schonung der Walzen beitragen, und Rinman gelang es, auf einem Walzenpaar 100 Schiffs- pfund spanisches Bandeisen zu walzen, ohne nachdrehen zu müssen. Der Vorteil der Walzen gegenüber den Hämmern war sehr beträchtlich. Die Kosten für Bandeisen betrugen unter dem Zainhammer fast
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[452/0466]
Eisen- und Stahlveredlung.
Während beim Nageleisen Kaltbruch wenig schadete, durfte für
Bandeisen nur das weichste Eisen gewählt werden. Dies war auch
schon deshalb nötig, weil hartes Eisen die Walzen rasch angriff und
verdarb, infolgedessen dieselben immerwährend neu abgedreht werden
muſsten und rasch verschlissen. Aus diesem Grunde zog man in
England für diese Fabrikation das weichere russische Eisen vor.
Eine Kunst des Meisters bestand darin, das Materialeisen in der
gehörigen Länge abzuhauen, was nach dem Augenmaſs geschah.
Schneide- und Walzwerke bedurften groſser Kraft. Genügendes
Aufschlagewasser war deshalb Hauptbedingung für eine solche Anlage.
Auch waren guſseiserne Triebräder, statt der hölzernen, wie Rinman
solche auf der Graphütte in Nerike eingeführt hatte, sehr zu empfehlen.
Ebenso hatte sich für die Walzen Guſseisen am besten bewährt.
Geschmiedete Walzen, deren Oberflächen durch Einsatzhärtung oder
durch Aufschweiſsen verstählt waren, bewährten sich nicht, denn
einesteils waren sie teurer, anderseits, sobald sie Furchen bekamen,
was beim Walzen des Bandeisens nicht ausbleibt, nur schwer und
mit groſsem Zeitaufwand wieder in Stand zu setzen. Das Nachdrehen
der gegossenen Walzen war dagegen leicht und einfach. Es geschah
mit einem einfachen Drehstahl, ohne die Walzen auszuheben, im Walz-
gerüste selbst. Die beste Vorschrift über den Guſs harter Walzen
hatte Polhem gegeben. Rinman beklagt nur, daſs es wenige
geschickte Gieſser dafür in Schweden gäbe, indem die meisten den
Kanonenguſs gelernt hätten, zu dem man ein ganz gares Eisen
verwende, weshalb sie mit hartem Guſs, wie er für die Walzen nötig
sei, nicht umzugehen verständen. Wegen des Gusses einzelner Walzen
könne man die Beschickung des Hochofens nicht verändern und der
Walzenguſs aus Flammöfen hätte schlechte Resultate ergeben. Der
Guſs in eisernen Formen oder Koquillen sei mehrfach versucht worden,
biete aber auch groſse Schwierigkeiten wegen der Genauigkeit der
Herstellung der Form.
Diente das Schneidewerk nur für geschnittene Stäbe, so konnten
die Walzen mehrere hundert Schiffspfund (zu 160 kg) ausdauern, ohne
nachgedreht zu werden. Viel mehr litten sie, wenn feine geschnittene
Stäbe zu spanischen Bändern gewalzt wurden. Die Vorsicht des
Meisters konnte aber auch hierbei viel zur Schonung der Walzen
beitragen, und Rinman gelang es, auf einem Walzenpaar 100 Schiffs-
pfund spanisches Bandeisen zu walzen, ohne nachdrehen zu müssen.
Der Vorteil der Walzen gegenüber den Hämmern war sehr beträchtlich.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/466>, abgerufen am 22.11.2024.
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