Stahlfeuer (Fig. 116, a. v. S.) dem Fig. 114, 115 abgebildeten steierischen sehr ähnlich sah, war es infolge der alten Überlieferung noch einfacher und den ursprünglichen Löschherden noch ähnlicher, als die steierischen Stahlfeuer. Bei dem schmalkaldischen Stahlherd waren die drei Seiten gemauert, und nicht einmal die Arbeitsseite war durch das übliche Sinterblech geschlossen; vielmehr war der Raum B unter der Ess- bank e, welche 1 Fuss 3 Zoll (0,375 m) über dem Bodenstein lag, nur mit Kohlengestübbe zugemacht, welche zum Ablassen der Schlacke mit dem Spiess durchstochen und zum Ausbrechen des "Schreys" ganz entfernt wurde, so dass sie bei jeder Schmelzung erneuert werden musste.
Die übrigen Wände waren aus Sandstein und Lehm gemauert und auch der Bodenstein v bestand aus einer Sandsteinplatte, welche wöchentlich zweimal, am Mittwoch und Samstag, erneuert wurde. Die Tiefe des eigentlichen Stahlherdes von der Gichtplatte (n m) bis auf den Bodenstein betrug 2 Fuss (0,60 m), ebenso gross waren Breite und Länge vor der Form. Auf der Hinterseite des Herdes war eine kleine Mauer (w) aufgeführt, in der sich in der Höhe der Gichtplatte eine Öffnung z, um die Stahlstangen zum Wärmen vor dem Härten durchzustecken, befand. Das Loch f rechts diente zum Trocknen von gepulvertem Lehm, den der Stahlschmied anstatt Schweisssand ver- wendete. Die Form ragte 6 Zoll (0,15 m) in den Herd hinein, lag 5 Zoll (0,125 m) vom Bodenstein und 10 Zoll (0,25 m) von der Hinter- seite entfernt. Das Formauge war halbrund, 1 Zoll breit und 3/4 Zoll hoch (0,030 x 0,022). Die Windstrahlen, die sich kreuzten, trafen die Gichtwand 2 Zoll über dem Bodenstein, hatten also ein geringes Stechen. Die Form war um die Mitte des Jahrhunderts noch von Eisenblech und musste alle 14 Tage erneuert werden. Gegen Ende des Jahrhunderts hatte man Kupferformen, die viel länger hielten. Ebenso waren die Bälge, wie im Siegerland, von Leder. Erst nach 1760 überwand man das Vorurteil der Stahlschmiede, welche be- haupteten, Holzbälge verdürben den Stahl, weil ihr Wind zu scharf sei. Die späteren Holzbälge waren aber auch nur 8 Fuss 3 Zoll (2,49 m) lang, und mussten bei stärkerem Blasen rasch wechseln. Der Hammer war bedeutend kleiner als im Siegerland und in Steiermark und wog nur 11/2 bis 2 Centner.
Der Hammerstock hatte keine "Chavatte", sondern bestand aus einem starken Stamm, der 6 bis 7 Fuss in die Erde versenkt war. Seine obere Fläche war durch die zahreichen Köpfe eingetriebener grosser Radnägel geschützt.
Stahlfrischen um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
Stahlfeuer (Fig. 116, a. v. S.) dem Fig. 114, 115 abgebildeten steierischen sehr ähnlich sah, war es infolge der alten Überlieferung noch einfacher und den ursprünglichen Löschherden noch ähnlicher, als die steierischen Stahlfeuer. Bei dem schmalkaldischen Stahlherd waren die drei Seiten gemauert, und nicht einmal die Arbeitsseite war durch das übliche Sinterblech geschlossen; vielmehr war der Raum B unter der Eſs- bank e, welche 1 Fuſs 3 Zoll (0,375 m) über dem Bodenstein lag, nur mit Kohlengestübbe zugemacht, welche zum Ablassen der Schlacke mit dem Spieſs durchstochen und zum Ausbrechen des „Schreys“ ganz entfernt wurde, so daſs sie bei jeder Schmelzung erneuert werden muſste.
Die übrigen Wände waren aus Sandstein und Lehm gemauert und auch der Bodenstein v bestand aus einer Sandsteinplatte, welche wöchentlich zweimal, am Mittwoch und Samstag, erneuert wurde. Die Tiefe des eigentlichen Stahlherdes von der Gichtplatte (n m) bis auf den Bodenstein betrug 2 Fuſs (0,60 m), ebenso groſs waren Breite und Länge vor der Form. Auf der Hinterseite des Herdes war eine kleine Mauer (w) aufgeführt, in der sich in der Höhe der Gichtplatte eine Öffnung z, um die Stahlstangen zum Wärmen vor dem Härten durchzustecken, befand. Das Loch f rechts diente zum Trocknen von gepulvertem Lehm, den der Stahlschmied anstatt Schweiſssand ver- wendete. Die Form ragte 6 Zoll (0,15 m) in den Herd hinein, lag 5 Zoll (0,125 m) vom Bodenstein und 10 Zoll (0,25 m) von der Hinter- seite entfernt. Das Formauge war halbrund, 1 Zoll breit und ¾ Zoll hoch (0,030 × 0,022). Die Windstrahlen, die sich kreuzten, trafen die Gichtwand 2 Zoll über dem Bodenstein, hatten also ein geringes Stechen. Die Form war um die Mitte des Jahrhunderts noch von Eisenblech und muſste alle 14 Tage erneuert werden. Gegen Ende des Jahrhunderts hatte man Kupferformen, die viel länger hielten. Ebenso waren die Bälge, wie im Siegerland, von Leder. Erst nach 1760 überwand man das Vorurteil der Stahlschmiede, welche be- haupteten, Holzbälge verdürben den Stahl, weil ihr Wind zu scharf sei. Die späteren Holzbälge waren aber auch nur 8 Fuſs 3 Zoll (2,49 m) lang, und muſsten bei stärkerem Blasen rasch wechseln. Der Hammer war bedeutend kleiner als im Siegerland und in Steiermark und wog nur 1½ bis 2 Centner.
Der Hammerstock hatte keine „Chavatte“, sondern bestand aus einem starken Stamm, der 6 bis 7 Fuſs in die Erde versenkt war. Seine obere Fläche war durch die zahreichen Köpfe eingetriebener groſser Radnägel geschützt.
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Stahlfrischen um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
Stahlfeuer (Fig. 116, a. v. S.) dem Fig. 114, 115 abgebildeten steierischen
sehr ähnlich sah, war es infolge der alten Überlieferung noch einfacher
und den ursprünglichen Löschherden noch ähnlicher, als die steierischen
Stahlfeuer. Bei dem schmalkaldischen Stahlherd waren die drei Seiten
gemauert, und nicht einmal die Arbeitsseite war durch das übliche
Sinterblech geschlossen; vielmehr war der Raum B unter der Eſs-
bank e, welche 1 Fuſs 3 Zoll (0,375 m) über dem Bodenstein lag, nur
mit Kohlengestübbe zugemacht, welche zum Ablassen der Schlacke
mit dem Spieſs durchstochen und zum Ausbrechen des „Schreys“
ganz entfernt wurde, so daſs sie bei jeder Schmelzung erneuert werden
muſste.
Die übrigen Wände waren aus Sandstein und Lehm gemauert
und auch der Bodenstein v bestand aus einer Sandsteinplatte, welche
wöchentlich zweimal, am Mittwoch und Samstag, erneuert wurde. Die
Tiefe des eigentlichen Stahlherdes von der Gichtplatte (n m) bis auf
den Bodenstein betrug 2 Fuſs (0,60 m), ebenso groſs waren Breite
und Länge vor der Form. Auf der Hinterseite des Herdes war eine
kleine Mauer (w) aufgeführt, in der sich in der Höhe der Gichtplatte
eine Öffnung z, um die Stahlstangen zum Wärmen vor dem Härten
durchzustecken, befand. Das Loch f rechts diente zum Trocknen von
gepulvertem Lehm, den der Stahlschmied anstatt Schweiſssand ver-
wendete. Die Form ragte 6 Zoll (0,15 m) in den Herd hinein, lag
5 Zoll (0,125 m) vom Bodenstein und 10 Zoll (0,25 m) von der Hinter-
seite entfernt. Das Formauge war halbrund, 1 Zoll breit und ¾ Zoll
hoch (0,030 × 0,022). Die Windstrahlen, die sich kreuzten, trafen
die Gichtwand 2 Zoll über dem Bodenstein, hatten also ein geringes
Stechen. Die Form war um die Mitte des Jahrhunderts noch von
Eisenblech und muſste alle 14 Tage erneuert werden. Gegen Ende
des Jahrhunderts hatte man Kupferformen, die viel länger hielten.
Ebenso waren die Bälge, wie im Siegerland, von Leder. Erst nach
1760 überwand man das Vorurteil der Stahlschmiede, welche be-
haupteten, Holzbälge verdürben den Stahl, weil ihr Wind zu scharf
sei. Die späteren Holzbälge waren aber auch nur 8 Fuſs 3 Zoll (2,49 m)
lang, und muſsten bei stärkerem Blasen rasch wechseln. Der Hammer
war bedeutend kleiner als im Siegerland und in Steiermark und wog
nur 1½ bis 2 Centner.
Der Hammerstock hatte keine „Chavatte“, sondern bestand aus
einem starken Stamm, der 6 bis 7 Fuſs in die Erde versenkt war.
Seine obere Fläche war durch die zahreichen Köpfe eingetriebener
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/436>, abgerufen am 22.11.2024.
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