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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Die Eisengiesserei um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
giessen. Es war dies eine Setzpfanne von Gusseisen. Sie hatte
14 bis 16 Zoll Durchmesser und 8 bis 9 Zoll Höhe und am oberen
Teile eine Öffnung von 8 bis 9 Linien Durchmesser, die mit einem
Thonpfropf verstopft wurde. Sie fasste 6 bis 7 Kellen von je 35 bis
40 Pfund Gewicht. Die mit Lehm ausgestrichene Taschenkelle wurde
zuvor angewärmt und dann wurde das Eisen mit Handkellen ein-
getragen. War sie genügend gefüllt, so wurde die Öffnung aufgestossen
und das Eisen in die Form laufen gelassen.

Über den Geschützguss in Frankreich hat der Marquis de Mon-
talembert
eine wichtige Abhandlung in den Memoiren der Akademie
der Wissenschaften vom Jahre 1759 veröffentlicht. Der Zweck des Auf-
satzes ist, nachzuweisen, dass es nicht gut sei, die Kanonen aus übergarem
Giessereieisen (fonte bourrue), welches blätterig und locker ist, her-
zustellen, wie dies jetzt zum Nachteil der Artillerie häufig ge-
schehe, weil es für das Abdrehen und Bohren nach dem neuen Ver-
fahren von Maritz wegen seiner grossen Weichheit bequemer sei,
sondern dass das Gusseisen wie früher eine gewisse Dichtigkeit und
Festigkeit haben müsse (fonte aminee).

Der Marquis von Montalembert besass grosse Eisenwerke in
Perigord, in denen namentlich auch der Guss eiserner Geschütze für die
Marine betrieben wurde. Wir erfahren nun, dass man bereits in den
zwanziger Jahren angefangen hatte, Bronzegeschütze voll zu giessen und
die Seele aus dem Vollen zu bohren. 1744 hatte Maritz in Strass-
burg den Kernguss für Bronzegeschütze gänzlich abgeschafft, dieselben
vollgegossen und die Seele mit seiner Bohrmaschine ausgebohrt. 1752
hatte Montalembert angefangen, auch eiserne Kanonen in dieser
Weise zu giessen und zu bohren. Dies war ein grosser Fortschritt für
das Geschützwesen, denn während man vorher, als man die Seele über
einen Kern goss, selten ein Rohr erhielt, das ohne Löcher und Höhlen
(chambres) im Inneren war, so konnte Montalembert 1752 an den
Marineminister Rouille berichten, dass seine aus halbiertem Eisen
gegossenen und aus dem Vollen gebohrten Kanonen niemals Höhlen
zeigten, was sich auch in der Folge bestätigte. Dadurch kamen die
gusseisernen Geschütze wieder mehr in Aufnahme. Die Bearbeitung der
Geschütze, das Ausbohren und Abdrehen derselben wurde eine Sache
von grösserer Bedeutung. Dies gab die Veranlassung zu einer Reform
im Artilleriewesen, indem die französische Regierung den Schweizer
Maritz, der sich durch seine Erfindung verbesserter Kanonen-
bohr- und Drehbänke einen Ruf erworben hatte, 1755 als General-
inspektor der Marine-Geschützgiessereien (Inspecteur general des fontes

Die Eisengieſserei um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
gieſsen. Es war dies eine Setzpfanne von Guſseisen. Sie hatte
14 bis 16 Zoll Durchmesser und 8 bis 9 Zoll Höhe und am oberen
Teile eine Öffnung von 8 bis 9 Linien Durchmesser, die mit einem
Thonpfropf verstopft wurde. Sie faſste 6 bis 7 Kellen von je 35 bis
40 Pfund Gewicht. Die mit Lehm ausgestrichene Taschenkelle wurde
zuvor angewärmt und dann wurde das Eisen mit Handkellen ein-
getragen. War sie genügend gefüllt, so wurde die Öffnung aufgestoſsen
und das Eisen in die Form laufen gelassen.

Über den Geschützguſs in Frankreich hat der Marquis de Mon-
talembert
eine wichtige Abhandlung in den Memoiren der Akademie
der Wissenschaften vom Jahre 1759 veröffentlicht. Der Zweck des Auf-
satzes ist, nachzuweisen, daſs es nicht gut sei, die Kanonen aus übergarem
Gieſsereieisen (fonte bourrue), welches blätterig und locker ist, her-
zustellen, wie dies jetzt zum Nachteil der Artillerie häufig ge-
schehe, weil es für das Abdrehen und Bohren nach dem neuen Ver-
fahren von Maritz wegen seiner groſsen Weichheit bequemer sei,
sondern daſs das Guſseisen wie früher eine gewisse Dichtigkeit und
Festigkeit haben müsse (fonte aminée).

Der Marquis von Montalembert besaſs groſse Eisenwerke in
Perigord, in denen namentlich auch der Guſs eiserner Geschütze für die
Marine betrieben wurde. Wir erfahren nun, daſs man bereits in den
zwanziger Jahren angefangen hatte, Bronzegeschütze voll zu gieſsen und
die Seele aus dem Vollen zu bohren. 1744 hatte Maritz in Straſs-
burg den Kernguſs für Bronzegeschütze gänzlich abgeschafft, dieselben
vollgegossen und die Seele mit seiner Bohrmaschine ausgebohrt. 1752
hatte Montalembert angefangen, auch eiserne Kanonen in dieser
Weise zu gieſsen und zu bohren. Dies war ein groſser Fortschritt für
das Geschützwesen, denn während man vorher, als man die Seele über
einen Kern goſs, selten ein Rohr erhielt, das ohne Löcher und Höhlen
(chambres) im Inneren war, so konnte Montalembert 1752 an den
Marineminister Rouille berichten, daſs seine aus halbiertem Eisen
gegossenen und aus dem Vollen gebohrten Kanonen niemals Höhlen
zeigten, was sich auch in der Folge bestätigte. Dadurch kamen die
guſseisernen Geschütze wieder mehr in Aufnahme. Die Bearbeitung der
Geschütze, das Ausbohren und Abdrehen derselben wurde eine Sache
von gröſserer Bedeutung. Dies gab die Veranlassung zu einer Reform
im Artilleriewesen, indem die französische Regierung den Schweizer
Maritz, der sich durch seine Erfindung verbesserter Kanonen-
bohr- und Drehbänke einen Ruf erworben hatte, 1755 als General-
inspektor der Marine-Geschützgieſsereien (Inspecteur général des fontes

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[377/0391] Die Eisengieſserei um die Mitte des 18. Jahrhunderts. gieſsen. Es war dies eine Setzpfanne von Guſseisen. Sie hatte 14 bis 16 Zoll Durchmesser und 8 bis 9 Zoll Höhe und am oberen Teile eine Öffnung von 8 bis 9 Linien Durchmesser, die mit einem Thonpfropf verstopft wurde. Sie faſste 6 bis 7 Kellen von je 35 bis 40 Pfund Gewicht. Die mit Lehm ausgestrichene Taschenkelle wurde zuvor angewärmt und dann wurde das Eisen mit Handkellen ein- getragen. War sie genügend gefüllt, so wurde die Öffnung aufgestoſsen und das Eisen in die Form laufen gelassen. Über den Geschützguſs in Frankreich hat der Marquis de Mon- talembert eine wichtige Abhandlung in den Memoiren der Akademie der Wissenschaften vom Jahre 1759 veröffentlicht. Der Zweck des Auf- satzes ist, nachzuweisen, daſs es nicht gut sei, die Kanonen aus übergarem Gieſsereieisen (fonte bourrue), welches blätterig und locker ist, her- zustellen, wie dies jetzt zum Nachteil der Artillerie häufig ge- schehe, weil es für das Abdrehen und Bohren nach dem neuen Ver- fahren von Maritz wegen seiner groſsen Weichheit bequemer sei, sondern daſs das Guſseisen wie früher eine gewisse Dichtigkeit und Festigkeit haben müsse (fonte aminée). Der Marquis von Montalembert besaſs groſse Eisenwerke in Perigord, in denen namentlich auch der Guſs eiserner Geschütze für die Marine betrieben wurde. Wir erfahren nun, daſs man bereits in den zwanziger Jahren angefangen hatte, Bronzegeschütze voll zu gieſsen und die Seele aus dem Vollen zu bohren. 1744 hatte Maritz in Straſs- burg den Kernguſs für Bronzegeschütze gänzlich abgeschafft, dieselben vollgegossen und die Seele mit seiner Bohrmaschine ausgebohrt. 1752 hatte Montalembert angefangen, auch eiserne Kanonen in dieser Weise zu gieſsen und zu bohren. Dies war ein groſser Fortschritt für das Geschützwesen, denn während man vorher, als man die Seele über einen Kern goſs, selten ein Rohr erhielt, das ohne Löcher und Höhlen (chambres) im Inneren war, so konnte Montalembert 1752 an den Marineminister Rouille berichten, daſs seine aus halbiertem Eisen gegossenen und aus dem Vollen gebohrten Kanonen niemals Höhlen zeigten, was sich auch in der Folge bestätigte. Dadurch kamen die guſseisernen Geschütze wieder mehr in Aufnahme. Die Bearbeitung der Geschütze, das Ausbohren und Abdrehen derselben wurde eine Sache von gröſserer Bedeutung. Dies gab die Veranlassung zu einer Reform im Artilleriewesen, indem die französische Regierung den Schweizer Maritz, der sich durch seine Erfindung verbesserter Kanonen- bohr- und Drehbänke einen Ruf erworben hatte, 1755 als General- inspektor der Marine-Geschützgieſsereien (Inspecteur général des fontes

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/391>, abgerufen am 23.11.2024.