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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Die Eisengiesserei um die Mitte des 18. Jahrhunderts.

Die alten Flantschenrohre hatten viereckige Flantschen mit
gebrochenen Ecken, wobei die Schraubenlöcher in den Ecken ange-
bracht waren. Zum Ausheben mussten sie etwas verjüngt werden.
Man verstärkte die Dicke der Rohrwandung nach der Flantsche zu,
wobei man gewöhnlich in 2 Zoll Entfernung begann. Das Besondere
der Formkasten bestand darin, dass zwei besondere bewegliche Kasten-
scheider
angebracht waren, auf welchen der Lehmkern, der weit
vorstehen musste, seine Auflagerung erhielt. Das Aufdrehen des Kerns
geschah in ganz entsprechender Weise, wie das oben beschriebene
Aufdrehen des Kesselkerns. Das Einformen des Modells ist leicht zu
verstehen. Die Formlöcher wurden in den Flantschen durch kleine
Lehmkerne ausgespart. Man machte in den Hütten von Dampierre
und Senonges bei Dreux nicht nur gerade, glatte Röhren, sondern

[Abbildung] Fig. 106.
auch gekrümmte und
solche mit Stutzen, mit
schiefen Flantschen u. s. w.
Fig. 106 zeigt ein Rohr-
modell mit Stutzenrohr
und schiefer Flantsche
in seinem Formkasten
gelagert. Mit solchen
Röhren konnte man Ver-
bindungen herstellen, die man früher nur durch Zwischenstücke von
Blei oder Kupferblech erreichen konnte.

Aus allen diesen Schilderungen ersehen wir, dass die Kunst der
Formerei, die ja auch eine uralte ist und im Bronzeguss schon im
Altertum zu hoher Kunst entwickelt war, in den Eisenhütten um die
Mitte des vorigen Jahrhunderts schon sehr weit vorgeschritten war,
und dass die Handarbeit schon fast ebenso wie heutzutage ausgeführt
wurde. Auch die Werkzeuge der Former, die ja sehr einfach sind,
waren ganz dieselben, wie sie heute noch in Gebrauch sind.

Das Schöpfen des flüssigen Eisens mit Handkellen (cuillers) aus dem
Vorherd des Ofens war mühselig, und wenn der Weg bis zur Form weit
war, oft unsicher, da zu einem grösseren Stücke mehrere Kellen voll
Guss nötig waren. Deparcieux rät deshalb an, wo es nur irgend
möglich sei und bei grossen Stücken immer, das Eisen in Rinnen nach
den Formen, die dann selbstredend in den Boden eingegraben sein
mussten, zu leiten. Der Abschluss der Rinne geschah durch eine
quer eingesetzte eiserne Schaufel, die man wie eine Schleuse aufzog.
Stücke von mittlerer Grösse solle man mit der Taschenkelle (la poche)

Die Eisengieſserei um die Mitte des 18. Jahrhunderts.

Die alten Flantschenrohre hatten viereckige Flantschen mit
gebrochenen Ecken, wobei die Schraubenlöcher in den Ecken ange-
bracht waren. Zum Ausheben muſsten sie etwas verjüngt werden.
Man verstärkte die Dicke der Rohrwandung nach der Flantsche zu,
wobei man gewöhnlich in 2 Zoll Entfernung begann. Das Besondere
der Formkasten bestand darin, daſs zwei besondere bewegliche Kasten-
scheider
angebracht waren, auf welchen der Lehmkern, der weit
vorstehen muſste, seine Auflagerung erhielt. Das Aufdrehen des Kerns
geschah in ganz entsprechender Weise, wie das oben beschriebene
Aufdrehen des Kesselkerns. Das Einformen des Modells ist leicht zu
verstehen. Die Formlöcher wurden in den Flantschen durch kleine
Lehmkerne ausgespart. Man machte in den Hütten von Dampierre
und Senonges bei Dreux nicht nur gerade, glatte Röhren, sondern

[Abbildung] Fig. 106.
auch gekrümmte und
solche mit Stutzen, mit
schiefen Flantschen u. s. w.
Fig. 106 zeigt ein Rohr-
modell mit Stutzenrohr
und schiefer Flantsche
in seinem Formkasten
gelagert. Mit solchen
Röhren konnte man Ver-
bindungen herstellen, die man früher nur durch Zwischenstücke von
Blei oder Kupferblech erreichen konnte.

Aus allen diesen Schilderungen ersehen wir, daſs die Kunst der
Formerei, die ja auch eine uralte ist und im Bronzeguſs schon im
Altertum zu hoher Kunst entwickelt war, in den Eisenhütten um die
Mitte des vorigen Jahrhunderts schon sehr weit vorgeschritten war,
und daſs die Handarbeit schon fast ebenso wie heutzutage ausgeführt
wurde. Auch die Werkzeuge der Former, die ja sehr einfach sind,
waren ganz dieselben, wie sie heute noch in Gebrauch sind.

Das Schöpfen des flüssigen Eisens mit Handkellen (cuillers) aus dem
Vorherd des Ofens war mühselig, und wenn der Weg bis zur Form weit
war, oft unsicher, da zu einem gröſseren Stücke mehrere Kellen voll
Guſs nötig waren. Deparcieux rät deshalb an, wo es nur irgend
möglich sei und bei groſsen Stücken immer, das Eisen in Rinnen nach
den Formen, die dann selbstredend in den Boden eingegraben sein
muſsten, zu leiten. Der Abschluſs der Rinne geschah durch eine
quer eingesetzte eiserne Schaufel, die man wie eine Schleuse aufzog.
Stücke von mittlerer Gröſse solle man mit der Taschenkelle (la poche)

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[376/0390] Die Eisengieſserei um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Die alten Flantschenrohre hatten viereckige Flantschen mit gebrochenen Ecken, wobei die Schraubenlöcher in den Ecken ange- bracht waren. Zum Ausheben muſsten sie etwas verjüngt werden. Man verstärkte die Dicke der Rohrwandung nach der Flantsche zu, wobei man gewöhnlich in 2 Zoll Entfernung begann. Das Besondere der Formkasten bestand darin, daſs zwei besondere bewegliche Kasten- scheider angebracht waren, auf welchen der Lehmkern, der weit vorstehen muſste, seine Auflagerung erhielt. Das Aufdrehen des Kerns geschah in ganz entsprechender Weise, wie das oben beschriebene Aufdrehen des Kesselkerns. Das Einformen des Modells ist leicht zu verstehen. Die Formlöcher wurden in den Flantschen durch kleine Lehmkerne ausgespart. Man machte in den Hütten von Dampierre und Senonges bei Dreux nicht nur gerade, glatte Röhren, sondern [Abbildung Fig. 106.] auch gekrümmte und solche mit Stutzen, mit schiefen Flantschen u. s. w. Fig. 106 zeigt ein Rohr- modell mit Stutzenrohr und schiefer Flantsche in seinem Formkasten gelagert. Mit solchen Röhren konnte man Ver- bindungen herstellen, die man früher nur durch Zwischenstücke von Blei oder Kupferblech erreichen konnte. Aus allen diesen Schilderungen ersehen wir, daſs die Kunst der Formerei, die ja auch eine uralte ist und im Bronzeguſs schon im Altertum zu hoher Kunst entwickelt war, in den Eisenhütten um die Mitte des vorigen Jahrhunderts schon sehr weit vorgeschritten war, und daſs die Handarbeit schon fast ebenso wie heutzutage ausgeführt wurde. Auch die Werkzeuge der Former, die ja sehr einfach sind, waren ganz dieselben, wie sie heute noch in Gebrauch sind. Das Schöpfen des flüssigen Eisens mit Handkellen (cuillers) aus dem Vorherd des Ofens war mühselig, und wenn der Weg bis zur Form weit war, oft unsicher, da zu einem gröſseren Stücke mehrere Kellen voll Guſs nötig waren. Deparcieux rät deshalb an, wo es nur irgend möglich sei und bei groſsen Stücken immer, das Eisen in Rinnen nach den Formen, die dann selbstredend in den Boden eingegraben sein muſsten, zu leiten. Der Abschluſs der Rinne geschah durch eine quer eingesetzte eiserne Schaufel, die man wie eine Schleuse aufzog. Stücke von mittlerer Gröſse solle man mit der Taschenkelle (la poche)

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/390>, abgerufen am 23.11.2024.