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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Die Hochöfen in Saarbrücken.
erblasene Roheisen so sehr weich ist, da man doch niemals, wie wir
in der Folge sehen werden, ein gutes Stabeisen daraus erhalten kann.
Es lässt sich fast wie Stabeisen feilen und schmieden: ein Umstand,
welcher für die Herstellung allerhand Arten von Gusswaren ungemein
vorteilhaft ist. Die Anfertigung von Gusswaren ist aber auch der
Hauptgegenstand auf dieser Hütte und es werden hier, ebenso wie
auf einer sehr beträchtlichen Eisenhütte in dem Herzogtum Wales,
die grössten Cylinder zu Feuermaschinen für Schottland und England
gegossen." Das Giessen sehr grosser Stücke wurde noch durch Flamm-
öfen, in welchen Roheisen eingeschmolzen wurde, unterstützt. Man
goss aber alle Arten von Gegenständen, und Töpfe für Amerika
bildeten einen Hauptartikel. "Ein Umstand bei diesem Hüttenwerk,
den man sonst nirgends findet, ist sehr merkwürdig. Dieses ist ein
hoher Ofen, der, wie man sagt, schon vier Jahre im Gange ist, und
die Gewerken glauben, dass er noch ein Jahr gehen werde. Der
zweite ist auch schon drei Jahre im Gange, da doch sonst überall eine
solche Hüttenreise höchstens ein Jahr dauert." Die grossen Gebläse
waren den Gewerken immer noch nicht stark genug, deswegen liessen
sie damals neue Bälge von ungeheurer Grösse machen, welche 21 Fuss
(6,405 m) lang werden und aus 10 Zoll (0,255 m) dicken Bohlen be-
stehen sollten. Sie sollten sich auf über 300 £ stellen. Jars meint,
wenn sie Doppelbälge anwendeten, würden sie viel sparen können.

Man machte aber nicht nur Gusswaren, ein Teil des Roheisens
wurde zu Stabeisen verfrischt, was aber nur unter starkem Zusatz
von russischem und amerikanischem Eisen geschehen konnte.

Auf dem Kontinent gelang es zuerst in Deutschland, Eisenerze
im Hochofen mit Koks zu verschmelzen. Dies geschah zu Sulzbach
bei Saarbrücken durch den Fürsten Wilhelm Heinrich von Nassau-
Saarbrücken.

Über die Verschmelzung der Eisenerze mit Koks in Sulzbach
berichtet Genssane, dass der Hochofen ganz ähnlich den von
Courtivron und Bouchu beschriebenen französischen gewesen sei.
Auch der Betrieb war der gleiche, nur blies man etwas stärker. Die Erze,
Thoneisenstein und Bohnerze, wurden nur zum Teil geröstet. Sie waren
arm und gaben nur 30 bis 32 Proz. Eisen. Man beschickte in der Weise,
dass man erst zwei Sätze, etwa 25 kg, geröstetes Erz aufgab, darüber
fünf Körbe Koks, von denen jeder etwa 25 kg wog, darauf fünf Sätze,
etwa 50 kg, ungeröstetes Erz, auf dieses drei Sätze Kalkstein und dann
wieder fünf Sätze gerösteten Stein. Jede Charge wog etwa 250 kg
Erz, 38 bis 40 kg Kalkstein und 125 bis 130 kg Koks. Man gab in

Die Hochöfen in Saarbrücken.
erblasene Roheisen so sehr weich ist, da man doch niemals, wie wir
in der Folge sehen werden, ein gutes Stabeisen daraus erhalten kann.
Es läſst sich fast wie Stabeisen feilen und schmieden: ein Umstand,
welcher für die Herstellung allerhand Arten von Guſswaren ungemein
vorteilhaft ist. Die Anfertigung von Guſswaren ist aber auch der
Hauptgegenstand auf dieser Hütte und es werden hier, ebenso wie
auf einer sehr beträchtlichen Eisenhütte in dem Herzogtum Wales,
die gröſsten Cylinder zu Feuermaschinen für Schottland und England
gegossen.“ Das Gieſsen sehr groſser Stücke wurde noch durch Flamm-
öfen, in welchen Roheisen eingeschmolzen wurde, unterstützt. Man
goſs aber alle Arten von Gegenständen, und Töpfe für Amerika
bildeten einen Hauptartikel. „Ein Umstand bei diesem Hüttenwerk,
den man sonst nirgends findet, ist sehr merkwürdig. Dieses ist ein
hoher Ofen, der, wie man sagt, schon vier Jahre im Gange ist, und
die Gewerken glauben, daſs er noch ein Jahr gehen werde. Der
zweite ist auch schon drei Jahre im Gange, da doch sonst überall eine
solche Hüttenreise höchstens ein Jahr dauert.“ Die groſsen Gebläse
waren den Gewerken immer noch nicht stark genug, deswegen lieſsen
sie damals neue Bälge von ungeheurer Gröſse machen, welche 21 Fuſs
(6,405 m) lang werden und aus 10 Zoll (0,255 m) dicken Bohlen be-
stehen sollten. Sie sollten sich auf über 300 £ stellen. Jars meint,
wenn sie Doppelbälge anwendeten, würden sie viel sparen können.

Man machte aber nicht nur Guſswaren, ein Teil des Roheisens
wurde zu Stabeisen verfrischt, was aber nur unter starkem Zusatz
von russischem und amerikanischem Eisen geschehen konnte.

Auf dem Kontinent gelang es zuerst in Deutschland, Eisenerze
im Hochofen mit Koks zu verschmelzen. Dies geschah zu Sulzbach
bei Saarbrücken durch den Fürsten Wilhelm Heinrich von Nassau-
Saarbrücken.

Über die Verschmelzung der Eisenerze mit Koks in Sulzbach
berichtet Genssane, daſs der Hochofen ganz ähnlich den von
Courtivron und Bouchu beschriebenen französischen gewesen sei.
Auch der Betrieb war der gleiche, nur blies man etwas stärker. Die Erze,
Thoneisenstein und Bohnerze, wurden nur zum Teil geröstet. Sie waren
arm und gaben nur 30 bis 32 Proz. Eisen. Man beschickte in der Weise,
daſs man erst zwei Sätze, etwa 25 kg, geröstetes Erz aufgab, darüber
fünf Körbe Koks, von denen jeder etwa 25 kg wog, darauf fünf Sätze,
etwa 50 kg, ungeröstetes Erz, auf dieses drei Sätze Kalkstein und dann
wieder fünf Sätze gerösteten Stein. Jede Charge wog etwa 250 kg
Erz, 38 bis 40 kg Kalkstein und 125 bis 130 kg Koks. Man gab in

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[365/0379] Die Hochöfen in Saarbrücken. erblasene Roheisen so sehr weich ist, da man doch niemals, wie wir in der Folge sehen werden, ein gutes Stabeisen daraus erhalten kann. Es läſst sich fast wie Stabeisen feilen und schmieden: ein Umstand, welcher für die Herstellung allerhand Arten von Guſswaren ungemein vorteilhaft ist. Die Anfertigung von Guſswaren ist aber auch der Hauptgegenstand auf dieser Hütte und es werden hier, ebenso wie auf einer sehr beträchtlichen Eisenhütte in dem Herzogtum Wales, die gröſsten Cylinder zu Feuermaschinen für Schottland und England gegossen.“ Das Gieſsen sehr groſser Stücke wurde noch durch Flamm- öfen, in welchen Roheisen eingeschmolzen wurde, unterstützt. Man goſs aber alle Arten von Gegenständen, und Töpfe für Amerika bildeten einen Hauptartikel. „Ein Umstand bei diesem Hüttenwerk, den man sonst nirgends findet, ist sehr merkwürdig. Dieses ist ein hoher Ofen, der, wie man sagt, schon vier Jahre im Gange ist, und die Gewerken glauben, daſs er noch ein Jahr gehen werde. Der zweite ist auch schon drei Jahre im Gange, da doch sonst überall eine solche Hüttenreise höchstens ein Jahr dauert.“ Die groſsen Gebläse waren den Gewerken immer noch nicht stark genug, deswegen lieſsen sie damals neue Bälge von ungeheurer Gröſse machen, welche 21 Fuſs (6,405 m) lang werden und aus 10 Zoll (0,255 m) dicken Bohlen be- stehen sollten. Sie sollten sich auf über 300 £ stellen. Jars meint, wenn sie Doppelbälge anwendeten, würden sie viel sparen können. Man machte aber nicht nur Guſswaren, ein Teil des Roheisens wurde zu Stabeisen verfrischt, was aber nur unter starkem Zusatz von russischem und amerikanischem Eisen geschehen konnte. Auf dem Kontinent gelang es zuerst in Deutschland, Eisenerze im Hochofen mit Koks zu verschmelzen. Dies geschah zu Sulzbach bei Saarbrücken durch den Fürsten Wilhelm Heinrich von Nassau- Saarbrücken. Über die Verschmelzung der Eisenerze mit Koks in Sulzbach berichtet Genssane, daſs der Hochofen ganz ähnlich den von Courtivron und Bouchu beschriebenen französischen gewesen sei. Auch der Betrieb war der gleiche, nur blies man etwas stärker. Die Erze, Thoneisenstein und Bohnerze, wurden nur zum Teil geröstet. Sie waren arm und gaben nur 30 bis 32 Proz. Eisen. Man beschickte in der Weise, daſs man erst zwei Sätze, etwa 25 kg, geröstetes Erz aufgab, darüber fünf Körbe Koks, von denen jeder etwa 25 kg wog, darauf fünf Sätze, etwa 50 kg, ungeröstetes Erz, auf dieses drei Sätze Kalkstein und dann wieder fünf Sätze gerösteten Stein. Jede Charge wog etwa 250 kg Erz, 38 bis 40 kg Kalkstein und 125 bis 130 kg Koks. Man gab in

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/379>, abgerufen am 23.11.2024.