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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Die Hochöfen in Schweden.
lichen Schmelzens. In den 30 Wochen wurden 2995 Gichten mit
46465 Kästchen Eisenstein aufgegeben und 4626 Ctr. Eisen geschmolzen.
Im Durchschnitt also 22 Centner in 24 Stunden, die Woche zu sieben
Tagen gerechnet.

Die Frage, ob es zweckmässig sei, die Erze geröstet oder unge-
röstet aufzugeben, beschäftigte damals die Eisenhüttenleute und hat
ein Schwede Daniel Thelaus 1757 darüber eine Abhandlung ge-
schrieben 1). Er führt darin aus, dass man in Deutschland auf vielen
Hochofenhütten vom Rösten der Erze abkomme, so zu Baruth in
Sachsen und zu Torgelow in Vorpommern, welche Raseneisensteine
verhütteten. In Schmalkalden röstete man die Erze weder beim
Eisen- noch beim Stahlschmelzen. Auf den Hütten im Trierischen
an der Lahn zu Nieborn (Nievern), Aalen, Schmitten und Hohrhein
wurden die in nussgrosse Stücke zerklopften Erze roh aufgegeben.
Auf der Ludwigshütte bei Biedenkopf wurden die reichen Erze von
Königsberg nicht geröstet, nur die ärmeren Zuschlagserze. Ebenso
erörterte man damals bereits die Frage, in wie weit der im Hochofen
zugeschlagene Kalk den Schwefel aus den Erzen auflöse 2). Ein ge-
wisser Junke hatte das behauptet; Christiernin bezweifelt, dass
man den Schwefel, den man nicht durch Röstung entfernen könne,
durch den Kalkzuschlag entferne. Er giebt aber zu, dass der Kalk-
stein beim Schmelzen der Eisenerze ein Flussmittel sei, das ein leichtes
und reines Schmelzen befördere.

Gabriel Jars besuchte Schweden im Jahre 1769; es war seine
letzte Reise. Beim Lesen der Schilderung der schwedischen Hoch-
öfen darf dieser Zeitunterschied von 10 bis 12 Jahren gegenüber den
zuvorbeschriebenen deutschen Öfen nicht ausser acht bleiben.

Die Hochöfen in Skandinavien hat Jars genauer beschrieben
als die deutschen und mit Recht, denn die neuesten derselben, die
von Laurwig in Norwegen, dürfen wohl als die besten jener Zeit
angesehen werden.

Swedenborg hatte zwar über die schwedischen Hochöfen
bereits ausführlich berichtet, und wir haben einen Auszug daraus
mitgeteilt; seit den 35 Jahren waren aber unverkennbare Ver-
besserungen in den Abmessungen und in der Bauart gemacht worden.


1) Metallurgische Abhandlung von dem Rösten des Eisenerzes, unter dem
Vorsitze Herrn Joh. Gottsch. Wallerius zu Upsala den 22. Juni 1757 der öffent-
lichen Prüfung unterworfen von Dan. Thelaus. Deutsch in Schrebers neuer
Sammlung, Bd. VI, S. 325.
2) Abhandl. d. Schwed. Akademie von J. D. Christiernin v. 19. März 1760.
23*

Die Hochöfen in Schweden.
lichen Schmelzens. In den 30 Wochen wurden 2995 Gichten mit
46465 Kästchen Eisenstein aufgegeben und 4626 Ctr. Eisen geschmolzen.
Im Durchschnitt also 22 Centner in 24 Stunden, die Woche zu sieben
Tagen gerechnet.

Die Frage, ob es zweckmäſsig sei, die Erze geröstet oder unge-
röstet aufzugeben, beschäftigte damals die Eisenhüttenleute und hat
ein Schwede Daniel Thelaus 1757 darüber eine Abhandlung ge-
schrieben 1). Er führt darin aus, daſs man in Deutschland auf vielen
Hochofenhütten vom Rösten der Erze abkomme, so zu Baruth in
Sachsen und zu Torgelow in Vorpommern, welche Raseneisensteine
verhütteten. In Schmalkalden röstete man die Erze weder beim
Eisen- noch beim Stahlschmelzen. Auf den Hütten im Trierischen
an der Lahn zu Nieborn (Nievern), Aalen, Schmitten und Hohrhein
wurden die in nuſsgroſse Stücke zerklopften Erze roh aufgegeben.
Auf der Ludwigshütte bei Biedenkopf wurden die reichen Erze von
Königsberg nicht geröstet, nur die ärmeren Zuschlagserze. Ebenso
erörterte man damals bereits die Frage, in wie weit der im Hochofen
zugeschlagene Kalk den Schwefel aus den Erzen auflöse 2). Ein ge-
wisser Junke hatte das behauptet; Christiernin bezweifelt, daſs
man den Schwefel, den man nicht durch Röstung entfernen könne,
durch den Kalkzuschlag entferne. Er giebt aber zu, daſs der Kalk-
stein beim Schmelzen der Eisenerze ein Fluſsmittel sei, das ein leichtes
und reines Schmelzen befördere.

Gabriel Jars besuchte Schweden im Jahre 1769; es war seine
letzte Reise. Beim Lesen der Schilderung der schwedischen Hoch-
öfen darf dieser Zeitunterschied von 10 bis 12 Jahren gegenüber den
zuvorbeschriebenen deutschen Öfen nicht auſser acht bleiben.

Die Hochöfen in Skandinavien hat Jars genauer beschrieben
als die deutschen und mit Recht, denn die neuesten derselben, die
von Laurwig in Norwegen, dürfen wohl als die besten jener Zeit
angesehen werden.

Swedenborg hatte zwar über die schwedischen Hochöfen
bereits ausführlich berichtet, und wir haben einen Auszug daraus
mitgeteilt; seit den 35 Jahren waren aber unverkennbare Ver-
besserungen in den Abmessungen und in der Bauart gemacht worden.


1) Metallurgische Abhandlung von dem Rösten des Eisenerzes, unter dem
Vorsitze Herrn Joh. Gottsch. Wallerius zu Upsala den 22. Juni 1757 der öffent-
lichen Prüfung unterworfen von Dan. Thelaus. Deutsch in Schrebers neuer
Sammlung, Bd. VI, S. 325.
2) Abhandl. d. Schwed. Akademie von J. D. Christiernin v. 19. März 1760.
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[355/0369] Die Hochöfen in Schweden. lichen Schmelzens. In den 30 Wochen wurden 2995 Gichten mit 46465 Kästchen Eisenstein aufgegeben und 4626 Ctr. Eisen geschmolzen. Im Durchschnitt also 22 Centner in 24 Stunden, die Woche zu sieben Tagen gerechnet. Die Frage, ob es zweckmäſsig sei, die Erze geröstet oder unge- röstet aufzugeben, beschäftigte damals die Eisenhüttenleute und hat ein Schwede Daniel Thelaus 1757 darüber eine Abhandlung ge- schrieben 1). Er führt darin aus, daſs man in Deutschland auf vielen Hochofenhütten vom Rösten der Erze abkomme, so zu Baruth in Sachsen und zu Torgelow in Vorpommern, welche Raseneisensteine verhütteten. In Schmalkalden röstete man die Erze weder beim Eisen- noch beim Stahlschmelzen. Auf den Hütten im Trierischen an der Lahn zu Nieborn (Nievern), Aalen, Schmitten und Hohrhein wurden die in nuſsgroſse Stücke zerklopften Erze roh aufgegeben. Auf der Ludwigshütte bei Biedenkopf wurden die reichen Erze von Königsberg nicht geröstet, nur die ärmeren Zuschlagserze. Ebenso erörterte man damals bereits die Frage, in wie weit der im Hochofen zugeschlagene Kalk den Schwefel aus den Erzen auflöse 2). Ein ge- wisser Junke hatte das behauptet; Christiernin bezweifelt, daſs man den Schwefel, den man nicht durch Röstung entfernen könne, durch den Kalkzuschlag entferne. Er giebt aber zu, daſs der Kalk- stein beim Schmelzen der Eisenerze ein Fluſsmittel sei, das ein leichtes und reines Schmelzen befördere. Gabriel Jars besuchte Schweden im Jahre 1769; es war seine letzte Reise. Beim Lesen der Schilderung der schwedischen Hoch- öfen darf dieser Zeitunterschied von 10 bis 12 Jahren gegenüber den zuvorbeschriebenen deutschen Öfen nicht auſser acht bleiben. Die Hochöfen in Skandinavien hat Jars genauer beschrieben als die deutschen und mit Recht, denn die neuesten derselben, die von Laurwig in Norwegen, dürfen wohl als die besten jener Zeit angesehen werden. Swedenborg hatte zwar über die schwedischen Hochöfen bereits ausführlich berichtet, und wir haben einen Auszug daraus mitgeteilt; seit den 35 Jahren waren aber unverkennbare Ver- besserungen in den Abmessungen und in der Bauart gemacht worden. 1) Metallurgische Abhandlung von dem Rösten des Eisenerzes, unter dem Vorsitze Herrn Joh. Gottsch. Wallerius zu Upsala den 22. Juni 1757 der öffent- lichen Prüfung unterworfen von Dan. Thelaus. Deutsch in Schrebers neuer Sammlung, Bd. VI, S. 325. 2) Abhandl. d. Schwed. Akademie von J. D. Christiernin v. 19. März 1760. 23*

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/369>, abgerufen am 23.11.2024.