dingungen abhängig. Sowohl beim Sumperschlagen, als beim Reif- setzen war hauptsächlich auf die richtige Legung der "Bruststange" (Q R) acht zu geben, denn durch diese wurde der Platz der Form (O) und die "Hintersässigkeit" des Ofens bestimmt. Die Bruststange musste 2 Fuss 6 Zoll (0,79 m) hoch liegen; denn wenn solche niedriger gelegt wurde, musste man auch die Form niedriger machen, was erfahrungs- mässig einen grösseren Aufwand an Kohlen und eine schlechtere Arbeit verursachte. Ihr Abstand vom Ofenmittel wurde in folgender Weise festgestellt; man senkelte von der Mitte der Brust- (Balg-) seite der Gichtöffnung und legte die Bruststange 21 Zoll (0,563 m) von dem Lot ab, um welche 21 Zoll dann der Ofen hintersässig wurde. "Stünde der Ofen senkrecht, so würde die ganze Last des Erzes und der Kohlen auf die Form hinunterfallen und solche, da sie nur aus Leim gemacht ist, abdrücken, oder das Erz über derselben, weil dahin die Luft am wenigsten wirkt, sich anlegen und versetzen. Bei so ge- staltetem Bau des Ofens wird die Form gleichsam von der Hinter- sässigkeit geschützt und Kohle und Erz kommen vor die in den Ofen hineinragende Lehmform, wo der Wind am meisten wirken kann." Man legte gewöhnlich zwei eiserne Bruststangen in einen Abstand von 3 Zoll (0,079 m) parallel nebeneinander, sie ruhten auf den an beiden Enden gesetzten Brustmäuerchen und hielten die ganze Brust, d. h. die Wand des inneren Ofens auf der Balgseite bis zum Form- gewölbe. Die Wand unter den Bruststangen bis zur Sohle nannte man den "Krenn". Diese ganze Anordnung rührte noch von den alten Stücköfen her, wie auch die Bezeichnung Brustseite für die Blaseseite, während wir gewohnt sind, unter der Brustseite die Abstich- seite zu verstehen.
Um den Sumper zu schlagen, wurde der innere Hohlraum des Ofens mit weissem, feuerfestem Lehm, einem vorzüglichen Kaolin, der am Erzberg selbst gewonnen wurde, so ausgefüllt, dass nur die tiegel- förmige Höhlung, welche den Schmelzraum bildete, ausgespart blieb. Dieser Hohlraum lag näher nach der Brust- oder Balgseite zu, so dass die Lotlinie vom Mittelpunkte des "Eingangs" (der Gicht) der Schussseite zufiel. Übrigens war auch der Querschnitt in keiner Ofenhöhe ein vollständiger Kreis, sondern eine sich mehr oder weniger dem Kreis nähernde Ellipse, die sich nach oben hin verdrehte. Am "Boden" betrug die Entfernung der Schoppseite von der Wasserseite 3 Fuss 2 Zoll (1 m) und von der Brust- bis zur Schussseite 3 Fuss 6 Zoll (1,158 m); im "Bauch" oder Kohlensack, der sich wie bei den Stücköfen in der halben Höhe des Ofens befand, war die Weite zwischen
Die Floſsöfen in Steiermark und Kärnten.
dingungen abhängig. Sowohl beim Sumperschlagen, als beim Reif- setzen war hauptsächlich auf die richtige Legung der „Bruststange“ (Q R) acht zu geben, denn durch diese wurde der Platz der Form (O) und die „Hintersäſsigkeit“ des Ofens bestimmt. Die Bruststange muſste 2 Fuss 6 Zoll (0,79 m) hoch liegen; denn wenn solche niedriger gelegt wurde, muſste man auch die Form niedriger machen, was erfahrungs- mäſsig einen gröſseren Aufwand an Kohlen und eine schlechtere Arbeit verursachte. Ihr Abstand vom Ofenmittel wurde in folgender Weise festgestellt; man senkelte von der Mitte der Brust- (Balg-) seite der Gichtöffnung und legte die Bruststange 21 Zoll (0,563 m) von dem Lot ab, um welche 21 Zoll dann der Ofen hintersäſsig wurde. „Stünde der Ofen senkrecht, so würde die ganze Last des Erzes und der Kohlen auf die Form hinunterfallen und solche, da sie nur aus Leim gemacht ist, abdrücken, oder das Erz über derselben, weil dahin die Luft am wenigsten wirkt, sich anlegen und versetzen. Bei so ge- staltetem Bau des Ofens wird die Form gleichsam von der Hinter- säſsigkeit geschützt und Kohle und Erz kommen vor die in den Ofen hineinragende Lehmform, wo der Wind am meisten wirken kann.“ Man legte gewöhnlich zwei eiserne Bruststangen in einen Abstand von 3 Zoll (0,079 m) parallel nebeneinander, sie ruhten auf den an beiden Enden gesetzten Brustmäuerchen und hielten die ganze Brust, d. h. die Wand des inneren Ofens auf der Balgseite bis zum Form- gewölbe. Die Wand unter den Bruststangen bis zur Sohle nannte man den „Krenn“. Diese ganze Anordnung rührte noch von den alten Stücköfen her, wie auch die Bezeichnung Brustseite für die Blaseseite, während wir gewohnt sind, unter der Brustseite die Abstich- seite zu verstehen.
Um den Sumper zu schlagen, wurde der innere Hohlraum des Ofens mit weiſsem, feuerfestem Lehm, einem vorzüglichen Kaolin, der am Erzberg selbst gewonnen wurde, so ausgefüllt, daſs nur die tiegel- förmige Höhlung, welche den Schmelzraum bildete, ausgespart blieb. Dieser Hohlraum lag näher nach der Brust- oder Balgseite zu, so daſs die Lotlinie vom Mittelpunkte des „Eingangs“ (der Gicht) der Schuſsseite zufiel. Übrigens war auch der Querschnitt in keiner Ofenhöhe ein vollständiger Kreis, sondern eine sich mehr oder weniger dem Kreis nähernde Ellipse, die sich nach oben hin verdrehte. Am „Boden“ betrug die Entfernung der Schoppseite von der Wasserseite 3 Fuſs 2 Zoll (1 m) und von der Brust- bis zur Schuſsseite 3 Fuſs 6 Zoll (1,158 m); im „Bauch“ oder Kohlensack, der sich wie bei den Stücköfen in der halben Höhe des Ofens befand, war die Weite zwischen
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Die Floſsöfen in Steiermark und Kärnten.
dingungen abhängig. Sowohl beim Sumperschlagen, als beim Reif-
setzen war hauptsächlich auf die richtige Legung der „Bruststange“
(Q R) acht zu geben, denn durch diese wurde der Platz der Form (O)
und die „Hintersäſsigkeit“ des Ofens bestimmt. Die Bruststange muſste
2 Fuss 6 Zoll (0,79 m) hoch liegen; denn wenn solche niedriger gelegt
wurde, muſste man auch die Form niedriger machen, was erfahrungs-
mäſsig einen gröſseren Aufwand an Kohlen und eine schlechtere Arbeit
verursachte. Ihr Abstand vom Ofenmittel wurde in folgender Weise
festgestellt; man senkelte von der Mitte der Brust- (Balg-) seite der
Gichtöffnung und legte die Bruststange 21 Zoll (0,563 m) von dem
Lot ab, um welche 21 Zoll dann der Ofen hintersäſsig wurde. „Stünde
der Ofen senkrecht, so würde die ganze Last des Erzes und der
Kohlen auf die Form hinunterfallen und solche, da sie nur aus Leim
gemacht ist, abdrücken, oder das Erz über derselben, weil dahin die
Luft am wenigsten wirkt, sich anlegen und versetzen. Bei so ge-
staltetem Bau des Ofens wird die Form gleichsam von der Hinter-
säſsigkeit geschützt und Kohle und Erz kommen vor die in den Ofen
hineinragende Lehmform, wo der Wind am meisten wirken kann.“
Man legte gewöhnlich zwei eiserne Bruststangen in einen Abstand
von 3 Zoll (0,079 m) parallel nebeneinander, sie ruhten auf den an
beiden Enden gesetzten Brustmäuerchen und hielten die ganze Brust,
d. h. die Wand des inneren Ofens auf der Balgseite bis zum Form-
gewölbe. Die Wand unter den Bruststangen bis zur Sohle nannte
man den „Krenn“. Diese ganze Anordnung rührte noch von den
alten Stücköfen her, wie auch die Bezeichnung Brustseite für die
Blaseseite, während wir gewohnt sind, unter der Brustseite die Abstich-
seite zu verstehen.
Um den Sumper zu schlagen, wurde der innere Hohlraum des
Ofens mit weiſsem, feuerfestem Lehm, einem vorzüglichen Kaolin, der
am Erzberg selbst gewonnen wurde, so ausgefüllt, daſs nur die tiegel-
förmige Höhlung, welche den Schmelzraum bildete, ausgespart blieb.
Dieser Hohlraum lag näher nach der Brust- oder Balgseite zu, so
daſs die Lotlinie vom Mittelpunkte des „Eingangs“ (der Gicht) der
Schuſsseite zufiel. Übrigens war auch der Querschnitt in keiner
Ofenhöhe ein vollständiger Kreis, sondern eine sich mehr oder weniger
dem Kreis nähernde Ellipse, die sich nach oben hin verdrehte. Am
„Boden“ betrug die Entfernung der Schoppseite von der Wasserseite
3 Fuſs 2 Zoll (1 m) und von der Brust- bis zur Schuſsseite 3 Fuſs
6 Zoll (1,158 m); im „Bauch“ oder Kohlensack, der sich wie bei den
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/357>, abgerufen am 23.11.2024.
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