leichter schmelzbaren Erzen machte man die Gicht weiter, die Rast enger und das Untergestell höher. In der Kenntnis dieser Verhält- nisse lag die geheime Wissenschaft der Schmelzer. Man verwendete sowohl Sandstein als auch Kalkstein zum Ofenbau, und den Verfassern war ein aus letzterem Material erbauter Ofen bekannt, der in einer Reise 11/2 Million Pfund Eisen gemacht hatte.
In dem Aufsatz von Courtivron und Bouchu wird ferner auch ein Vergleich des Kohlenverbrauchs bei dem direkten und indirekten Verfahren angestellt. Danach war der Aufwand in den Katalanschmieden 3 Pfund Kohle auf 1 Pfund Eisen. Bei dem Hoch- ofen brauchte man 1 Pfund und 13 Unzen 1) Kohlen zu einem Pfund Guss; da man zu einem Pfund Schmiedeeisen 11/2 Pfund Guss braucht, so würde der Kohlenaufwand im Hochofen 431/2 Unzen (= 272 Proz.) auf das Pfund Eisen betragen. Nimmt man an, dass zur Umwandlung des Gusseisens in Schmiedeeisen ebenso viel Kohle verbraucht wurde, so belief sich der gesamte Kohlenverbrauch für 1 Pfund Schmiedeeisen auf 5 Pfund und 7 Unzen (= 544 Proz.). Die Verfasser nehmen rund 6 Pfund in der Periode des Anheizens des Hochofens und 5 Pfund bei vollem Gange an. In Burgund und Champagne stellte sich der Kohlenverbrauch bei der gewöhnlichen Arbeit sogar auf 71/2 Pfund, bei der verbesserten Arbeit immer noch auf 5 Pfund. Im ganzen war also die Schmiedeeisenerzeugung in Katalanschmieden hinsicht- lich des Kohlenverbrauches sparsamer.
Dieselben Verfasser stellen sodann allgemeine Betrachtungen über den Bau der Hochöfen an. Einzelne ihrer Bemerkungen verdienen vom historischen Standpunkte aus Beachtung. Das Rauhgemäuer hatte meistens eine unverhältnismässige Stärke im Vergleich zu dem inneren Ofenraum, und zwar mehr als für den Zweck der Zusammenhaltung der Wärme erforderlich war. Dafür lag kein anderer Grund vor als der, eine recht grosse Plattform auf der Gicht zu bekommen. Die Verfasser weisen mit Recht darauf hin, dass dies die Anlage verteure und man besser auf andere Weise, durch Anlehnung an einen Ab- hang u. s. w., sich helfe. Sie weisen ferner auf ein Mittel hin, das massive Rauhmauerwerk rascher und besser auszutrocknen, was da- durch geschehe, dass man lose zusammengerollte Blechrohre, in welche die Dämpfe eindringen könnten, in Abständen von je 2 Fuss einmaure. Die Verfasser vertreten dagegen die verkehrte Ansicht, dass niedrige Öfen, und zwar solche von 181/2 Fuss (6 m) Höhe, vorteilhafter seien
1) 1 Livre = 16 Unzen = 0,4895 kg.
Die Hochöfen in Frankreich.
leichter schmelzbaren Erzen machte man die Gicht weiter, die Rast enger und das Untergestell höher. In der Kenntnis dieser Verhält- nisse lag die geheime Wissenschaft der Schmelzer. Man verwendete sowohl Sandstein als auch Kalkstein zum Ofenbau, und den Verfassern war ein aus letzterem Material erbauter Ofen bekannt, der in einer Reise 1½ Million Pfund Eisen gemacht hatte.
In dem Aufsatz von Courtivron und Bouchu wird ferner auch ein Vergleich des Kohlenverbrauchs bei dem direkten und indirekten Verfahren angestellt. Danach war der Aufwand in den Katalanschmieden 3 Pfund Kohle auf 1 Pfund Eisen. Bei dem Hoch- ofen brauchte man 1 Pfund und 13 Unzen 1) Kohlen zu einem Pfund Guſs; da man zu einem Pfund Schmiedeeisen 1½ Pfund Guſs braucht, so würde der Kohlenaufwand im Hochofen 43½ Unzen (= 272 Proz.) auf das Pfund Eisen betragen. Nimmt man an, daſs zur Umwandlung des Guſseisens in Schmiedeeisen ebenso viel Kohle verbraucht wurde, so belief sich der gesamte Kohlenverbrauch für 1 Pfund Schmiedeeisen auf 5 Pfund und 7 Unzen (= 544 Proz.). Die Verfasser nehmen rund 6 Pfund in der Periode des Anheizens des Hochofens und 5 Pfund bei vollem Gange an. In Burgund und Champagne stellte sich der Kohlenverbrauch bei der gewöhnlichen Arbeit sogar auf 7½ Pfund, bei der verbesserten Arbeit immer noch auf 5 Pfund. Im ganzen war also die Schmiedeeisenerzeugung in Katalanschmieden hinsicht- lich des Kohlenverbrauches sparsamer.
Dieselben Verfasser stellen sodann allgemeine Betrachtungen über den Bau der Hochöfen an. Einzelne ihrer Bemerkungen verdienen vom historischen Standpunkte aus Beachtung. Das Rauhgemäuer hatte meistens eine unverhältnismäſsige Stärke im Vergleich zu dem inneren Ofenraum, und zwar mehr als für den Zweck der Zusammenhaltung der Wärme erforderlich war. Dafür lag kein anderer Grund vor als der, eine recht groſse Plattform auf der Gicht zu bekommen. Die Verfasser weisen mit Recht darauf hin, daſs dies die Anlage verteure und man besser auf andere Weise, durch Anlehnung an einen Ab- hang u. s. w., sich helfe. Sie weisen ferner auf ein Mittel hin, das massive Rauhmauerwerk rascher und besser auszutrocknen, was da- durch geschehe, daſs man lose zusammengerollte Blechrohre, in welche die Dämpfe eindringen könnten, in Abständen von je 2 Fuſs einmaure. Die Verfasser vertreten dagegen die verkehrte Ansicht, daſs niedrige Öfen, und zwar solche von 18½ Fuſs (6 m) Höhe, vorteilhafter seien
1) 1 Livre = 16 Unzen = 0,4895 kg.
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Die Hochöfen in Frankreich.
leichter schmelzbaren Erzen machte man die Gicht weiter, die Rast
enger und das Untergestell höher. In der Kenntnis dieser Verhält-
nisse lag die geheime Wissenschaft der Schmelzer. Man verwendete
sowohl Sandstein als auch Kalkstein zum Ofenbau, und den Verfassern
war ein aus letzterem Material erbauter Ofen bekannt, der in einer
Reise 1½ Million Pfund Eisen gemacht hatte.
In dem Aufsatz von Courtivron und Bouchu wird ferner
auch ein Vergleich des Kohlenverbrauchs bei dem direkten und
indirekten Verfahren angestellt. Danach war der Aufwand in den
Katalanschmieden 3 Pfund Kohle auf 1 Pfund Eisen. Bei dem Hoch-
ofen brauchte man 1 Pfund und 13 Unzen 1) Kohlen zu einem Pfund
Guſs; da man zu einem Pfund Schmiedeeisen 1½ Pfund Guſs braucht,
so würde der Kohlenaufwand im Hochofen 43½ Unzen (= 272 Proz.)
auf das Pfund Eisen betragen. Nimmt man an, daſs zur Umwandlung
des Guſseisens in Schmiedeeisen ebenso viel Kohle verbraucht wurde,
so belief sich der gesamte Kohlenverbrauch für 1 Pfund Schmiedeeisen
auf 5 Pfund und 7 Unzen (= 544 Proz.). Die Verfasser nehmen
rund 6 Pfund in der Periode des Anheizens des Hochofens und
5 Pfund bei vollem Gange an. In Burgund und Champagne stellte sich
der Kohlenverbrauch bei der gewöhnlichen Arbeit sogar auf 7½ Pfund,
bei der verbesserten Arbeit immer noch auf 5 Pfund. Im ganzen
war also die Schmiedeeisenerzeugung in Katalanschmieden hinsicht-
lich des Kohlenverbrauches sparsamer.
Dieselben Verfasser stellen sodann allgemeine Betrachtungen über
den Bau der Hochöfen an. Einzelne ihrer Bemerkungen verdienen
vom historischen Standpunkte aus Beachtung. Das Rauhgemäuer hatte
meistens eine unverhältnismäſsige Stärke im Vergleich zu dem inneren
Ofenraum, und zwar mehr als für den Zweck der Zusammenhaltung
der Wärme erforderlich war. Dafür lag kein anderer Grund vor als
der, eine recht groſse Plattform auf der Gicht zu bekommen. Die
Verfasser weisen mit Recht darauf hin, daſs dies die Anlage verteure
und man besser auf andere Weise, durch Anlehnung an einen Ab-
hang u. s. w., sich helfe. Sie weisen ferner auf ein Mittel hin, das
massive Rauhmauerwerk rascher und besser auszutrocknen, was da-
durch geschehe, daſs man lose zusammengerollte Blechrohre, in welche
die Dämpfe eindringen könnten, in Abständen von je 2 Fuſs einmaure.
Die Verfasser vertreten dagegen die verkehrte Ansicht, daſs niedrige
Öfen, und zwar solche von 18½ Fuſs (6 m) Höhe, vorteilhafter seien
1) 1 Livre = 16 Unzen = 0,4895 kg.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/345>, abgerufen am 23.11.2024.
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