Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Eisenhüttenbetrieb um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
betrug die Höhe 6,957 m. Die innere Form war unregelmässig und
bildeten die Querschnitte verschobene Achtecke, die Gichtöffnung da-
gegen ein Trapez. Die Masse derselben sind aus untenstehender
Fig. 66 zu ersehen. Die Masse des Kohlensacks sind nicht angegeben.
Die Form lag 18 Zoll (0,487 m) über dem Boden, darüber erhob sich
das Steinmauerwerk des Gestelles noch 51/2 Fuss (1,787 m), die eigent-
liche Rast war auf der Formseite höher als auf der Windseite, nämlich
41/2 Fuss (1,462 m) auf 31/2 Fuss (1,137 m), so dass die Rast über der
Form steiler, auf der Windseite flacher war. Das Mittel der Form
lag 21/2 Zoll (0,068 m) näher der Rückseite als der Tümpelseite. Zur
Herstellung der richtigen Profile des Ofeninneren wurden die Haupt-
querschnitte in Gestalt von Rahmen, durch deren Ecken Seile ge-
zogen wurden, eingesetzt.

Die Hochöfen für die nicht lettigen Erze waren 8,121 m hoch,
die Gichtöffnung war rechtwinkelig 0,975m auf 0,568 m. Der Quer-

[Abbildung] Fig. 66.
schnitt des Gestelles
vor den Formen war
ebenfalls ein Achteck,
dessen zwei lange Sei-
ten 0,568 m, die Hin-
terseite 0,406 m, die
Vorderseite 0,433 m,
die vier gebrochenen
Ecken 0,217 m massen.
Die Form lag 20 Zoll
(0,541 m) über dem Boden. Ein solcher Ofen stand zu Verrieres bei
Poitiers in gutem Betriebe.

In der Champagne, in Burgund u. s. w. hatten die Hochöfen
dagegen rechtwinkeligen Querschnitt, wie in Deutschland. Ihre Höhen
schwankten von 18 bis 26 Fuss (5,847 bis 8,446 m), die Gicht von
22 bis 28 Zoll (0,595 bis 0,758 m) auf 25 bis 30 Zoll (0,677 bis 0,812 m)
in Breite und Länge, im Kohlensack von 52 bis 58 Zoll (1,408 bis
1,570 m) auf 60 bis 72 Zoll (1,624 bis 1,949 m), dabei lag der Kohlen-
sack 6 bis 8 Fuss (1,949 bis 2,599 m) hoch; die Form 12 bis 20 Zoll
(0,325 bis 0,541 m) über dem Boden in 1/3 Abstand von der Hinter-
seite und 2/3 vom Tümpel, um die Hitze mehr nach hinten zu bringen,
wo der Schmelzer mit seiner Brechstange weniger gut reinigen konnte.
Die Breite des Gestelles war in der Regel gleich der Höhe der Form
vom Boden. Für schwerer schmelzbare Erze machte man die Öfen
höher als für leichter schmelzbare und setzte die Form tiefer. Bei

Der Eisenhüttenbetrieb um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
betrug die Höhe 6,957 m. Die innere Form war unregelmäſsig und
bildeten die Querschnitte verschobene Achtecke, die Gichtöffnung da-
gegen ein Trapez. Die Maſse derselben sind aus untenstehender
Fig. 66 zu ersehen. Die Maſse des Kohlensacks sind nicht angegeben.
Die Form lag 18 Zoll (0,487 m) über dem Boden, darüber erhob sich
das Steinmauerwerk des Gestelles noch 5½ Fuſs (1,787 m), die eigent-
liche Rast war auf der Formseite höher als auf der Windseite, nämlich
4½ Fuſs (1,462 m) auf 3½ Fuſs (1,137 m), so daſs die Rast über der
Form steiler, auf der Windseite flacher war. Das Mittel der Form
lag 2½ Zoll (0,068 m) näher der Rückseite als der Tümpelseite. Zur
Herstellung der richtigen Profile des Ofeninneren wurden die Haupt-
querschnitte in Gestalt von Rahmen, durch deren Ecken Seile ge-
zogen wurden, eingesetzt.

Die Hochöfen für die nicht lettigen Erze waren 8,121 m hoch,
die Gichtöffnung war rechtwinkelig 0,975m auf 0,568 m. Der Quer-

[Abbildung] Fig. 66.
schnitt des Gestelles
vor den Formen war
ebenfalls ein Achteck,
dessen zwei lange Sei-
ten 0,568 m, die Hin-
terseite 0,406 m, die
Vorderseite 0,433 m,
die vier gebrochenen
Ecken 0,217 m maſsen.
Die Form lag 20 Zoll
(0,541 m) über dem Boden. Ein solcher Ofen stand zu Verrières bei
Poitiers in gutem Betriebe.

In der Champagne, in Burgund u. s. w. hatten die Hochöfen
dagegen rechtwinkeligen Querschnitt, wie in Deutschland. Ihre Höhen
schwankten von 18 bis 26 Fuſs (5,847 bis 8,446 m), die Gicht von
22 bis 28 Zoll (0,595 bis 0,758 m) auf 25 bis 30 Zoll (0,677 bis 0,812 m)
in Breite und Länge, im Kohlensack von 52 bis 58 Zoll (1,408 bis
1,570 m) auf 60 bis 72 Zoll (1,624 bis 1,949 m), dabei lag der Kohlen-
sack 6 bis 8 Fuſs (1,949 bis 2,599 m) hoch; die Form 12 bis 20 Zoll
(0,325 bis 0,541 m) über dem Boden in ⅓ Abstand von der Hinter-
seite und ⅔ vom Tümpel, um die Hitze mehr nach hinten zu bringen,
wo der Schmelzer mit seiner Brechstange weniger gut reinigen konnte.
Die Breite des Gestelles war in der Regel gleich der Höhe der Form
vom Boden. Für schwerer schmelzbare Erze machte man die Öfen
höher als für leichter schmelzbare und setzte die Form tiefer. Bei

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0344" n="330"/><fw place="top" type="header">Der Eisenhüttenbetrieb um die Mitte des 18. Jahrhunderts.</fw><lb/>
betrug die Höhe 6,957 m. Die innere Form war unregelmä&#x017F;sig und<lb/>
bildeten die Querschnitte verschobene Achtecke, die Gichtöffnung da-<lb/>
gegen ein Trapez. Die Ma&#x017F;se derselben sind aus untenstehender<lb/>
Fig. 66 zu ersehen. Die Ma&#x017F;se des Kohlensacks sind nicht angegeben.<lb/>
Die Form lag 18 Zoll (0,487 m) über dem Boden, darüber erhob sich<lb/>
das Steinmauerwerk des Gestelles noch 5½ Fu&#x017F;s (1,787 m), die eigent-<lb/>
liche Rast war auf der Formseite höher als auf der Windseite, nämlich<lb/>
4½ Fu&#x017F;s (1,462 m) auf 3½ Fu&#x017F;s (1,137 m), so da&#x017F;s die Rast über der<lb/>
Form steiler, auf der Windseite flacher war. Das Mittel der Form<lb/>
lag 2½ Zoll (0,068 m) näher der Rückseite als der Tümpelseite. Zur<lb/>
Herstellung der richtigen Profile des Ofeninneren wurden die Haupt-<lb/>
querschnitte in Gestalt von Rahmen, durch deren Ecken Seile ge-<lb/>
zogen wurden, eingesetzt.</p><lb/>
                <p>Die Hochöfen für die nicht lettigen Erze waren 8,121 m hoch,<lb/>
die Gichtöffnung war rechtwinkelig 0,975m auf 0,568 m. Der Quer-<lb/><figure><head>Fig. 66.</head></figure><lb/>
schnitt des Gestelles<lb/>
vor den Formen war<lb/>
ebenfalls ein Achteck,<lb/>
dessen zwei lange Sei-<lb/>
ten 0,568 m, die Hin-<lb/>
terseite 0,406 m, die<lb/>
Vorderseite 0,433 m,<lb/>
die vier gebrochenen<lb/>
Ecken 0,217 m ma&#x017F;sen.<lb/>
Die Form lag 20 Zoll<lb/>
(0,541 m) über dem Boden. Ein solcher Ofen stand zu Verrières bei<lb/>
Poitiers in gutem Betriebe.</p><lb/>
                <p>In der Champagne, in Burgund u. s. w. hatten die Hochöfen<lb/>
dagegen rechtwinkeligen Querschnitt, wie in Deutschland. Ihre Höhen<lb/>
schwankten von 18 bis 26 Fu&#x017F;s (5,847 bis 8,446 m), die Gicht von<lb/>
22 bis 28 Zoll (0,595 bis 0,758 m) auf 25 bis 30 Zoll (0,677 bis 0,812 m)<lb/>
in Breite und Länge, im Kohlensack von 52 bis 58 Zoll (1,408 bis<lb/>
1,570 m) auf 60 bis 72 Zoll (1,624 bis 1,949 m), dabei lag der Kohlen-<lb/>
sack 6 bis 8 Fu&#x017F;s (1,949 bis 2,599 m) hoch; die Form 12 bis 20 Zoll<lb/>
(0,325 bis 0,541 m) über dem Boden in &#x2153; Abstand von der Hinter-<lb/>
seite und &#x2154; vom Tümpel, um die Hitze mehr nach hinten zu bringen,<lb/>
wo der Schmelzer mit seiner Brechstange weniger gut reinigen konnte.<lb/>
Die Breite des Gestelles war in der Regel gleich der Höhe der Form<lb/>
vom Boden. Für schwerer schmelzbare Erze machte man die Öfen<lb/>
höher als für leichter schmelzbare und setzte die Form tiefer. Bei<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[330/0344] Der Eisenhüttenbetrieb um die Mitte des 18. Jahrhunderts. betrug die Höhe 6,957 m. Die innere Form war unregelmäſsig und bildeten die Querschnitte verschobene Achtecke, die Gichtöffnung da- gegen ein Trapez. Die Maſse derselben sind aus untenstehender Fig. 66 zu ersehen. Die Maſse des Kohlensacks sind nicht angegeben. Die Form lag 18 Zoll (0,487 m) über dem Boden, darüber erhob sich das Steinmauerwerk des Gestelles noch 5½ Fuſs (1,787 m), die eigent- liche Rast war auf der Formseite höher als auf der Windseite, nämlich 4½ Fuſs (1,462 m) auf 3½ Fuſs (1,137 m), so daſs die Rast über der Form steiler, auf der Windseite flacher war. Das Mittel der Form lag 2½ Zoll (0,068 m) näher der Rückseite als der Tümpelseite. Zur Herstellung der richtigen Profile des Ofeninneren wurden die Haupt- querschnitte in Gestalt von Rahmen, durch deren Ecken Seile ge- zogen wurden, eingesetzt. Die Hochöfen für die nicht lettigen Erze waren 8,121 m hoch, die Gichtöffnung war rechtwinkelig 0,975m auf 0,568 m. Der Quer- [Abbildung Fig. 66.] schnitt des Gestelles vor den Formen war ebenfalls ein Achteck, dessen zwei lange Sei- ten 0,568 m, die Hin- terseite 0,406 m, die Vorderseite 0,433 m, die vier gebrochenen Ecken 0,217 m maſsen. Die Form lag 20 Zoll (0,541 m) über dem Boden. Ein solcher Ofen stand zu Verrières bei Poitiers in gutem Betriebe. In der Champagne, in Burgund u. s. w. hatten die Hochöfen dagegen rechtwinkeligen Querschnitt, wie in Deutschland. Ihre Höhen schwankten von 18 bis 26 Fuſs (5,847 bis 8,446 m), die Gicht von 22 bis 28 Zoll (0,595 bis 0,758 m) auf 25 bis 30 Zoll (0,677 bis 0,812 m) in Breite und Länge, im Kohlensack von 52 bis 58 Zoll (1,408 bis 1,570 m) auf 60 bis 72 Zoll (1,624 bis 1,949 m), dabei lag der Kohlen- sack 6 bis 8 Fuſs (1,949 bis 2,599 m) hoch; die Form 12 bis 20 Zoll (0,325 bis 0,541 m) über dem Boden in ⅓ Abstand von der Hinter- seite und ⅔ vom Tümpel, um die Hitze mehr nach hinten zu bringen, wo der Schmelzer mit seiner Brechstange weniger gut reinigen konnte. Die Breite des Gestelles war in der Regel gleich der Höhe der Form vom Boden. Für schwerer schmelzbare Erze machte man die Öfen höher als für leichter schmelzbare und setzte die Form tiefer. Bei

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/344
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/344>, abgerufen am 23.11.2024.