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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Litteratur im 18. Jahrhundert.
Bilde Gottes beschäftigt. Damit schliesst die erste Periode seines
Lebens.

Im April des Jahres 1745 hatte er in London zum ersten Male
eine Vision. Gott selbst war ihm, wie er glaubte, in menschlicher
Gestalt, von einem Lichtglanz umflossen, erschienen und hatte ihm
mitgeteilt, er habe ihn auserwählt, um den Menschen den geistigen
Inhalt der heiligen Schriften zu erklären. "Schreibe nieder, was ich
Dir sagen werde", lautete sein Ruf.

Seitdem hatte Swedenborg häufig Visionen und führte Zwie-
gespräche mit Engeln, die ihm erschienen, welche er niederschrieb.
Seine wissenschaftlichen Arbeiten hatten damit ihr Ende erreicht,
mit um so grösserem Eifer warf er sich auf die Erklärung Gottes
und der Menschennatur. Er schrieb darüber eine erstaunliche
Zahl von Schriften. Es ist nicht unsere Aufgabe, ihm auf diesem
Gebiete zu folgen oder Kritik zu üben. Bekanntlich besteht die
Kirche der Swedenborgianer oder, wie sie sich nennt, "die Kirche
des neuen Jerusalem". Anerkennen muss ein jeder die hohe sitt-
liche Auffassung des Gottesbegriffes, der Menschennatur und des
Christentums, sowie den Ernst und Eifer, mit dem Swedenborg
seine Lehre erfasste, begründete und erklärte. Hierin erweist sich
auch die Einheitlichkeit zwischen Swedenborg dem Gelehrten
und Swedenborg dem Propheten: das Suchen nach Wahrheit,
das Bekennen der Wahrheit, wie er sie sieht, das ist das Streben,
welches den Einen wie den Anderen erfüllte und so betrachtet,
erscheint der Übergang von dem Einen zum Anderen nicht so un-
begreiflich.

Uns aber berührt hier nur Swedenborg der Gelehrte; ins-
besondere der praktische Naturforscher und Metallurge. In ersterer
Beziehung erwähnen wir, dass er sich eifrig für die Einführung des
Dezimalsystems bemühte und darüber bereits 1719 eine Schrift ver-
öffentlichte 1). Von praktischen Gesichtspunkten gingen auch die
interessanten geognostischen Untersuchungen aus, worüber er die
"Miscellanea observata circa res naturales, praesertim mineralia, ignem
et montium strata" 1722 in vier Bänden veröffentlichte. Aus dieser
Arbeit erfahren wir auch, dass Swedenborg den Auftrag hatte, die
schwedische Küste im Hinblick auf Salzgewinnung zu untersuchen. --
Technisch-praktischem Zwecke sollte die kleine Schrift "Nova obser-

1) Über die Dezimalteilung der Münzen und Masse und die Vereinfachung des
Rechnens und der Abschaffung der Brüche. In schwedischer Sprache 1719 in 8°.
2*

Litteratur im 18. Jahrhundert.
Bilde Gottes beschäftigt. Damit schlieſst die erste Periode seines
Lebens.

Im April des Jahres 1745 hatte er in London zum ersten Male
eine Vision. Gott selbst war ihm, wie er glaubte, in menschlicher
Gestalt, von einem Lichtglanz umflossen, erschienen und hatte ihm
mitgeteilt, er habe ihn auserwählt, um den Menschen den geistigen
Inhalt der heiligen Schriften zu erklären. „Schreibe nieder, was ich
Dir sagen werde“, lautete sein Ruf.

Seitdem hatte Swedenborg häufig Visionen und führte Zwie-
gespräche mit Engeln, die ihm erschienen, welche er niederschrieb.
Seine wissenschaftlichen Arbeiten hatten damit ihr Ende erreicht,
mit um so gröſserem Eifer warf er sich auf die Erklärung Gottes
und der Menschennatur. Er schrieb darüber eine erstaunliche
Zahl von Schriften. Es ist nicht unsere Aufgabe, ihm auf diesem
Gebiete zu folgen oder Kritik zu üben. Bekanntlich besteht die
Kirche der Swedenborgianer oder, wie sie sich nennt, „die Kirche
des neuen Jerusalem“. Anerkennen muſs ein jeder die hohe sitt-
liche Auffassung des Gottesbegriffes, der Menschennatur und des
Christentums, sowie den Ernst und Eifer, mit dem Swedenborg
seine Lehre erfaſste, begründete und erklärte. Hierin erweist sich
auch die Einheitlichkeit zwischen Swedenborg dem Gelehrten
und Swedenborg dem Propheten: das Suchen nach Wahrheit,
das Bekennen der Wahrheit, wie er sie sieht, das ist das Streben,
welches den Einen wie den Anderen erfüllte und so betrachtet,
erscheint der Übergang von dem Einen zum Anderen nicht so un-
begreiflich.

Uns aber berührt hier nur Swedenborg der Gelehrte; ins-
besondere der praktische Naturforscher und Metallurge. In ersterer
Beziehung erwähnen wir, daſs er sich eifrig für die Einführung des
Dezimalsystems bemühte und darüber bereits 1719 eine Schrift ver-
öffentlichte 1). Von praktischen Gesichtspunkten gingen auch die
interessanten geognostischen Untersuchungen aus, worüber er die
„Miscellanea observata circa res naturales, praesertim mineralia, ignem
et montium strata“ 1722 in vier Bänden veröffentlichte. Aus dieser
Arbeit erfahren wir auch, daſs Swedenborg den Auftrag hatte, die
schwedische Küste im Hinblick auf Salzgewinnung zu untersuchen. —
Technisch-praktischem Zwecke sollte die kleine Schrift „Nova obser-

1) Über die Dezimalteilung der Münzen und Maſse und die Vereinfachung des
Rechnens und der Abschaffung der Brüche. In schwedischer Sprache 1719 in 8°.
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[19/0033] Litteratur im 18. Jahrhundert. Bilde Gottes beschäftigt. Damit schlieſst die erste Periode seines Lebens. Im April des Jahres 1745 hatte er in London zum ersten Male eine Vision. Gott selbst war ihm, wie er glaubte, in menschlicher Gestalt, von einem Lichtglanz umflossen, erschienen und hatte ihm mitgeteilt, er habe ihn auserwählt, um den Menschen den geistigen Inhalt der heiligen Schriften zu erklären. „Schreibe nieder, was ich Dir sagen werde“, lautete sein Ruf. Seitdem hatte Swedenborg häufig Visionen und führte Zwie- gespräche mit Engeln, die ihm erschienen, welche er niederschrieb. Seine wissenschaftlichen Arbeiten hatten damit ihr Ende erreicht, mit um so gröſserem Eifer warf er sich auf die Erklärung Gottes und der Menschennatur. Er schrieb darüber eine erstaunliche Zahl von Schriften. Es ist nicht unsere Aufgabe, ihm auf diesem Gebiete zu folgen oder Kritik zu üben. Bekanntlich besteht die Kirche der Swedenborgianer oder, wie sie sich nennt, „die Kirche des neuen Jerusalem“. Anerkennen muſs ein jeder die hohe sitt- liche Auffassung des Gottesbegriffes, der Menschennatur und des Christentums, sowie den Ernst und Eifer, mit dem Swedenborg seine Lehre erfaſste, begründete und erklärte. Hierin erweist sich auch die Einheitlichkeit zwischen Swedenborg dem Gelehrten und Swedenborg dem Propheten: das Suchen nach Wahrheit, das Bekennen der Wahrheit, wie er sie sieht, das ist das Streben, welches den Einen wie den Anderen erfüllte und so betrachtet, erscheint der Übergang von dem Einen zum Anderen nicht so un- begreiflich. Uns aber berührt hier nur Swedenborg der Gelehrte; ins- besondere der praktische Naturforscher und Metallurge. In ersterer Beziehung erwähnen wir, daſs er sich eifrig für die Einführung des Dezimalsystems bemühte und darüber bereits 1719 eine Schrift ver- öffentlichte 1). Von praktischen Gesichtspunkten gingen auch die interessanten geognostischen Untersuchungen aus, worüber er die „Miscellanea observata circa res naturales, praesertim mineralia, ignem et montium strata“ 1722 in vier Bänden veröffentlichte. Aus dieser Arbeit erfahren wir auch, daſs Swedenborg den Auftrag hatte, die schwedische Küste im Hinblick auf Salzgewinnung zu untersuchen. — Technisch-praktischem Zwecke sollte die kleine Schrift „Nova obser- 1) Über die Dezimalteilung der Münzen und Maſse und die Vereinfachung des Rechnens und der Abschaffung der Brüche. In schwedischer Sprache 1719 in 8°. 2*

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/33>, abgerufen am 22.11.2024.